Grrrrr
Der Büronachbar schlürft. Und schmatzt. Allnachmittäglich kommt er mit dem Pott Tee aus der Mittagspause. Und oft holt er sich noch Stück Obst.
Jedes Mal, wenn die Zähne geräuschvoll das Fruchtfleisch durchschneiden und zermahlen, will ich aufspringen und schreien. Oder umgehend meine Sachen packen und heimgehen. Das ist dumm, es sind ja nur fünf Minuten, zehn für den Tee, dann ist wieder Ruhe. Aber mein Aggressionslevel erklimmt jeden Tag neue Höhen. Ist weiß, ich bin nicht normal, aber es macht mich so wütend. Wütend. *schnaub*

[Edit: Nächster Tag, 10h17, Auftritt der Büromitbewohner, Brötchen in Händen. Tief durchatmen, es wird vorbeigehen. Vielleicht fällt ja dafür das Obst heute aus. Gestern jedenfalls bin ich nach Hause geflüchtet, wo die Nachbarin einen Urlaubstag zu Hause mit Kuschelrock genossen hat. Auch keine Option. Seufz.]

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ilnonno, Mittwoch, 11. August 2010, 15:53
Wenn die genüßlich Schlürfenden und Schmatzenden immer wüßten, dass sie in Gedanken längst eines langsamen grausamen Todes gestorben sind...

nnier, Mittwoch, 11. August 2010, 18:16
Ich kannte mich selbst nicht wieder, als auch ich täglich Mordphantasien entwickelte, bloß weil ein Büronachbar schmatzte. Er wird es auch irgendwie gemerkt haben, nach ein paar Monaten, denn irgendwann hatte ich beschlossen, immer und sofort das Büro zu verlassen, wenn er mit seinem Apfel ankam - doch es änderte einfach nichts. Ich litt dermaßen, dass ich zu Hause stets als allererstes davon erzählte, Tag für Tag. Und dabei war es ein eigentlich geschätzter Kollege, niemand also, gegen den ich insgeheim ganz andere Aggressionen hegte (wie man damals in meinem Umfeld vermutete, dessen Blicke langsam sorgenvoller wurden).

Ganz tief hinten drin hoffe ich ja sehr, dass ich nicht meinerseits durch etwas, das mir einfach nicht bewusst ist, meine Mitmenschen so peinige.

mmmb, Mittwoch, 11. August 2010, 18:27
Ihr Leiden kommt mir leider sehr bekannt vor. Ich vermeide es, neben einem bestimmten Kollegen zu sitzen, wenn dieser seine Mahlzeiten einnimmt. Geräuschkulisse und Verhalten (inklusive Schmatzen, Kauen und Sprechen mit offenem Mund, FINGER ABLECKEN, etc.) lassen bei mir immer Mordgelüste aufkommen und arge Verwunderung, denn der Herr hat seine Hochschulzugangsberechtigung damals auf einem britischen Eliteinternat (kein Scherz!) erworben und entstammt eigentlich einem Elternhaus von durchaus gehobenem Stand.
Im Büro: Ohrenstöpsel?

jean stubenzweig, Mittwoch, 11. August 2010, 19:30
Aus den Sechzigern heraus gehörte es für einige Menschen zur mitteleuropäischen (Kultur-)Revolution, alles unters Fallbeil zu legen, was sie einmal an elterlichem Benimm eingebleut bekommen hatten. Bis weit in die Siebziger hin versuchte manch einer, das bäuerliche Benehmen aus der Zeit Luthers wiederzuerlangen. Ich in Benimmqualen Übererfahrener hatte zwar Verständnis dafür, habe es dennoch nicht ertragen. Hätte mich meine sogenannte gute Erziehung nicht zurückgehalten, ich säße seither wegen mehrfachen Mordes im Knast. Und ich vermute, das Geschilderte könnten sich bis in die Enkelgeneration ausgewirkt haben. Aber es gibt schließlich auch junge Menschen, deren Urgroßeltern schon nicht wußten, wie man sich anderen gegenüber rücksichtsvoll benimmt. Erwähne ich den «toleranten» Weg: Die Erwähnten sind in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen. In asiatischen Gebieten gehört es zum guten Ton, während des Essens laute Geräusche von sich zu geben.

damenwahl, Donnerstag, 12. August 2010, 00:36
Mordgelüste ist genau das richtige Wort. Ich mag ihn ansonsten sehr, aber bei Tischmanieren setzt bei mir in der Ratio was aus. Sie beruhigen mich jedenfalls, ich bin vielleicht doch nicht so unnormal.