Mission: Wohnungsverschönerung
Meine Familie hält mich irrtümlich für handwerklich geschickt, weil ich schon als Kind bei jeder Bastelsitzung mit Feuereifer dabei war. Pferdeköpfe aus Gips, Salzteigfiguren zu Weihnachten, Schmuck aus Fimoknete und Halstücher auf Seide – ich habe wirklich alles probiert, allerdings, wenn man ehrlich ist, mit mehr Leidenschaft als Können. Diese Glanzzeiten der Fingerfertigkeit sind zwar lange vorbei, meine Familie hält jedoch unbeirrbar daran fest, vermutlich weil ich Weihnachten vor drei Jahren Memory Boards geradezu in Serie produzierte und alle Freunde und Geschwister damit beglückte.
Gegen handwerkliches Geschick spricht jedenfalls, daß ich in meiner ersten Wohnung die Gardinen, die ohnehin nur zu dekorativen Zwecken dienten, mit Tesafilm und kleinen Nägeln an der Wand befestigte. Alle vier Wochen kamen die Dinger 'runter, dann mußte ich neu kleben. Nach einem Jahr zog ich um, die nächste Gardine brachte mein Vater an (seines Zeichens passionierter Baumarktbesucher, von ihm kommt vermutlich das „mehr Leidenschaft als Können“ Gen). Ein paar Jahre später brachte ein wirklich patenter junger Mann meine Gardinen an und in der nächsten Wohnung hingen die Stangen schon.
Es gab außerdem genau zwei Gelegenheiten, wo ich Wände weiß streichen mußte beim Auszug, wobei meine zur Unterstützung angerückte Mutter kommentierte: „Damenwahl, machst Du auch Farbe auf die Wände oder landet das alles nur auf Dir?“ Sie sehen, ich kann leidlich schreiben, rechnen, putzen und auch Kakerlaken totmachen, aber beim Nagel in der Wand stoße ich klar an meine Grenzen.
Beim Einzug in mein Schweizer Heim zählte ich fest auf die Unterstützung eines handwerklich außerordentlich geschickten jungen Mannes, der auch pflichtschuldigst Lampen anbrachte und unter vielen Flüchen Billy-Regale schraubte, aber irgendwie waren die Wochenenden immer zu kurz und der Baumarkt so weit, und so hing der Vorhang vor meinem Bett auch vier Monate nach dem Einzug immer noch auf drei Nägeln, hinter dem Kopfende des Bettes klaffte ein Abgrund so tief wie der Grand Canyon und bei der Aufhängung der Bilder blieb es aufgrund unterschiedlicher ästhetischer Ansichten auch bei der Planung.
Das jedoch ist nichts im Vergleich zur Wohnung meiner Schwester, die ich vor einigen Wochen auf der Durchreise besichtigte. Die Kombination aus von der Vormieterin zwangsübernommenen Möbeln – namentlich einem siffigen, dunkelgrauen Sofa – und neutralen, weißen Ikea Notwendigkeiten (Schrank, Tisch, Stühle, Regale) war trostlos sondergleichen, daß es mir fast das Herz bracht. Eine patente junge Frau hätte einfach ein paar bunte Vorhänge, Kissen und Accessoires verteilt, aber die Schwester ist tatsächlich so geraten, daß ich im Vergleich dazu tatsächlich als handwerklich geschickt durchgehen kann. Guter Mensch der ich bin, machte ich mich also wenige Wochen später mit meinem – haha – Handwerkszeug auf den Weg, Hammer, Schraubendreher, eine Sammlung Schrauben und Nägel, Tacker und eine Variation Inbus-Schlüssel. Die Schwester wiederum hatte alten Gardinenstoff von zu Hause mitgebracht, stand allerding meinem Enthusiasmus bezüglich der neuen Sofa-Bezüge eher skeptisch gegenüber.
Später als erwartet und halbverhungert kam ich an, wir widmeten uns kurz dem Abendessen und der Prosecco-Flasche, als ich dann jedoch mit Tacker und Stoff dem Sofa zuleibe rücken wollte, erntete ich entgeisterte Blicke: „Heute Abend noch? Muß das sein?“
Natürlich mußte es sein, ich war schließlich der kommandierende Offizier der Aktion Wohnungsverschönerung und fing voller Begeisterung an, das Sofa auseinanderzunehmen. Die Sitzflächen gingen relativ einfach, das erste Seitenteil nach einiger Diskussion ebenso – Streifen unterschiedlicher Breite sind nicht trivial, nein – aber dann wurde mein Eifer gebremst: wir wußten nicht mehr recht, wie wir eigentlich den Stoff bei der ersten Armlehne gefaltet hatten, und die zweite sollte doch möglichst identisch sein. Bestimmt zwanzig Minuten lang überlegten wir und probierten allerlei Alternativen durch, bis wir die günstige Lösung der ersten Armlehne reproduzieren konnten. Der Rest war ein Kinderspiel, wobei ich meine Pedanterie beim Tackern, Eckenschneiden, Straffspannen und derlei Details fast ungebremst ausleben konnte – sowas muß man ordentlich machen, jawohl. Das Ergebnis übertraf dann tatsächlich alle Erwartungen inklusive meiner eigenen. Mehr noch jedoch die meiner Schwester, die mir schlagartig alle besserwisserischen Ermahnungen verzieh.
Am nächsten Morgen machten wir einen Ausflug in den Baumarkt, wo wir in typischer Mädchenmanier die Herren Berater in den Wahnsinn trieben. Welches Regal? Und wo ist da der Unterschied? Welche Farbe? Und wo ist der Unterschied zwischen Wand- und Acrylfarbe? Ach, kann man die nicht für beides nutzen? Na gut. Welche Pinsel? Und wo ist da der Unterschied, zwischen den teuren und billigen? Keiner? Na, dann nehmen wir die billigen.
Mein persönlicher Höhepunkt war der Erwerb einer Bohrmaschine. Eigentlich hatte ich ja die Schwester beauftragt, mit dem Vater im Baumarkt eine zu kaufen (für das Vergnügen, in den Baumarkt zu fahren hätte er sicher die Ausgabe auf sich genommen), aber das hatte nicht mehr geklappt. Nach zwei Stunden trabten wir mit etlichen Tüten schwer beladen und einem neon-orange leuchtenden Bohrer aus dem Baumarkt und machten erst mal Kaffeepause, uns von dieser Anstrengung zu erholen. Das war durchaus eine glückliche Entscheidung, ließ es mir doch Zeit festzustellen, daß die acht Regalwinkel alle sechs Löcher insgesamt hatten, wir also mit den erstandenen 15 Dübeln+Schrauben nicht auskommen würden. Erst zu Hause ging mir auf, daß ich mit weiteren 45 Dübeln doch etwas viele nachgekauft hatte – die Bretter werden ja nicht verschraubt. Hätte also keine 60 Schrauben gebraucht, sondern nur 24. Aber gut, ich habe jetzt genug Dübel+Schrauben für den Rest meines Lebens.
Zurück in den eigenen vier Wänden gab ich die Marschrichtung vor: Unangenehmes zuerst, bohren und dübeln also. Das erforderte etliche Telefonkonferenzen mit der Handwerkerhotline meines Herzens. Zuerst bei der Entdeckung, daß die Wandverkleidung nur Gipskarton war. Dann bei dem schrillen Kreischen, das die Bohrmaschine nach den ersten fünf Umdrehungen von sich gab. Dann bei der Frage, ob bei Regalwinkeln die lange oder die kurze Seite an die Wand (respektive das Brett) kommt. Und schließlich angesichts der Steckdosen, fünf Zentimeter neben der Bohr-Planstelle. Das habe ich dann lieber gelassen, womit sich nach dem ersten glücklich angebrachten Brett die nächsten drei von selbst erübrigten. Darunter jenes, das über der Heizung neben der Tür hätte hängen sollen, und das neben Steckdosen auch noch Heizungsrohre als besondere Herausforderung bereitgehalten hätte. Am Ende haben wir eines der abgesägten Holzklötzchenreste aus dem Baumarkt (Schwester: „Laß die doch hier. Ist doch nur Müll.“ Kommandeursschwester: „Man weiß nie, wann man's brauchen kann, das wird mitgekommen. Ins Marschgepäck und kehrtum!“), also, eines der Holzklötzchen auf die Heizung gelegt, das Regal damit abgestützt und nur einen Regalwinkel angedübelt, weit weg von Steckdosen und Wasserrohren. Dann gab es noch eine schöne, alte Lampe fürs Bett anzubringen, deren alte Kabel allerdings funkensprühend gegen den unregelmäßigen Strom der Altbauwohnung protestierten und beim Anschalten unter Feuerwerk durchbrannten und alle Sicherungen rausfliegen ließen. Den Rest des Tages klebten wir die dreißig Steckdosen in der Fernsehecke ab und machten uns blau. Und die Wand dahinter. Das Sternchen auf der Heimwerkeraktion war jedoch das Klebeband für den PVC-Boden zum Fugen abdecken (Schwester: „Ach, das brauche ich nicht.“ Kommendeur: „Du kaufst das jetzt!“ Schwester später: „Sieht toll aus.“)
Nach einem langen Arbeitstag waren wir in doppelter Hinsicht fertig, ich hatte viel Acryllack von Händen und Beinen abzukratzen, eine Blase vom Schraubendrehen in der Handfläche zu verarzten und konnte am nächsten Tag mit mir völlig unbekannten, schmerzenden Muskelpartien Bekanntschaft machen. Das Ergebnis aber war alle Mühe wert und die Schwester ist nach meinem Kenntnisstand immer noch zufrieden und hat noch keine Auszugswünsche geäußert.
Meiner eigenen Wohnung habe ich mich dann heute angenommen, mit mäßigem Erfolg, leider. Das für den Abgrund hinterm Bett erstandene Regalbrett ist zu lang, zu kurz oder zu breit, je nachdem wie man es nimmt und hinlegt. Es passt jedenfalls nicht wirklich. Die Gardinenstange macht die Gardine gleichfalls zu lang oder zu kurz – ich habe mich nun für zu lang entschieden (und beneide nicht jene Person, die die Schrauben irgendwann aus der Holzdecke wieder rausdrehen muß. Ich hoffe, das werde nicht ich sein). Die Bohrmaschine wiederum stieß nach weniger als einem Zentimeter auf irgendwas Hartes, sprühte Funken, wonach ich das Unterfangen aufgab und statt des schweren Spiegels ein leichtes Bild über das riesige Loch hängte, das ich so schön angebohrt hatte. Danach verlegte ich mich auf Nägel, der Zentner-Spiegel steht jetzt immer noch rum.
Nach diesen Kämpfen werde ich mich jetzt dem widmen, was ich wirklich kann: Putzen. Kochen. Schreiben.
Gegen handwerkliches Geschick spricht jedenfalls, daß ich in meiner ersten Wohnung die Gardinen, die ohnehin nur zu dekorativen Zwecken dienten, mit Tesafilm und kleinen Nägeln an der Wand befestigte. Alle vier Wochen kamen die Dinger 'runter, dann mußte ich neu kleben. Nach einem Jahr zog ich um, die nächste Gardine brachte mein Vater an (seines Zeichens passionierter Baumarktbesucher, von ihm kommt vermutlich das „mehr Leidenschaft als Können“ Gen). Ein paar Jahre später brachte ein wirklich patenter junger Mann meine Gardinen an und in der nächsten Wohnung hingen die Stangen schon.
Es gab außerdem genau zwei Gelegenheiten, wo ich Wände weiß streichen mußte beim Auszug, wobei meine zur Unterstützung angerückte Mutter kommentierte: „Damenwahl, machst Du auch Farbe auf die Wände oder landet das alles nur auf Dir?“ Sie sehen, ich kann leidlich schreiben, rechnen, putzen und auch Kakerlaken totmachen, aber beim Nagel in der Wand stoße ich klar an meine Grenzen.
Beim Einzug in mein Schweizer Heim zählte ich fest auf die Unterstützung eines handwerklich außerordentlich geschickten jungen Mannes, der auch pflichtschuldigst Lampen anbrachte und unter vielen Flüchen Billy-Regale schraubte, aber irgendwie waren die Wochenenden immer zu kurz und der Baumarkt so weit, und so hing der Vorhang vor meinem Bett auch vier Monate nach dem Einzug immer noch auf drei Nägeln, hinter dem Kopfende des Bettes klaffte ein Abgrund so tief wie der Grand Canyon und bei der Aufhängung der Bilder blieb es aufgrund unterschiedlicher ästhetischer Ansichten auch bei der Planung.
Das jedoch ist nichts im Vergleich zur Wohnung meiner Schwester, die ich vor einigen Wochen auf der Durchreise besichtigte. Die Kombination aus von der Vormieterin zwangsübernommenen Möbeln – namentlich einem siffigen, dunkelgrauen Sofa – und neutralen, weißen Ikea Notwendigkeiten (Schrank, Tisch, Stühle, Regale) war trostlos sondergleichen, daß es mir fast das Herz bracht. Eine patente junge Frau hätte einfach ein paar bunte Vorhänge, Kissen und Accessoires verteilt, aber die Schwester ist tatsächlich so geraten, daß ich im Vergleich dazu tatsächlich als handwerklich geschickt durchgehen kann. Guter Mensch der ich bin, machte ich mich also wenige Wochen später mit meinem – haha – Handwerkszeug auf den Weg, Hammer, Schraubendreher, eine Sammlung Schrauben und Nägel, Tacker und eine Variation Inbus-Schlüssel. Die Schwester wiederum hatte alten Gardinenstoff von zu Hause mitgebracht, stand allerding meinem Enthusiasmus bezüglich der neuen Sofa-Bezüge eher skeptisch gegenüber.
Später als erwartet und halbverhungert kam ich an, wir widmeten uns kurz dem Abendessen und der Prosecco-Flasche, als ich dann jedoch mit Tacker und Stoff dem Sofa zuleibe rücken wollte, erntete ich entgeisterte Blicke: „Heute Abend noch? Muß das sein?“
Natürlich mußte es sein, ich war schließlich der kommandierende Offizier der Aktion Wohnungsverschönerung und fing voller Begeisterung an, das Sofa auseinanderzunehmen. Die Sitzflächen gingen relativ einfach, das erste Seitenteil nach einiger Diskussion ebenso – Streifen unterschiedlicher Breite sind nicht trivial, nein – aber dann wurde mein Eifer gebremst: wir wußten nicht mehr recht, wie wir eigentlich den Stoff bei der ersten Armlehne gefaltet hatten, und die zweite sollte doch möglichst identisch sein. Bestimmt zwanzig Minuten lang überlegten wir und probierten allerlei Alternativen durch, bis wir die günstige Lösung der ersten Armlehne reproduzieren konnten. Der Rest war ein Kinderspiel, wobei ich meine Pedanterie beim Tackern, Eckenschneiden, Straffspannen und derlei Details fast ungebremst ausleben konnte – sowas muß man ordentlich machen, jawohl. Das Ergebnis übertraf dann tatsächlich alle Erwartungen inklusive meiner eigenen. Mehr noch jedoch die meiner Schwester, die mir schlagartig alle besserwisserischen Ermahnungen verzieh.
Am nächsten Morgen machten wir einen Ausflug in den Baumarkt, wo wir in typischer Mädchenmanier die Herren Berater in den Wahnsinn trieben. Welches Regal? Und wo ist da der Unterschied? Welche Farbe? Und wo ist der Unterschied zwischen Wand- und Acrylfarbe? Ach, kann man die nicht für beides nutzen? Na gut. Welche Pinsel? Und wo ist da der Unterschied, zwischen den teuren und billigen? Keiner? Na, dann nehmen wir die billigen.
Mein persönlicher Höhepunkt war der Erwerb einer Bohrmaschine. Eigentlich hatte ich ja die Schwester beauftragt, mit dem Vater im Baumarkt eine zu kaufen (für das Vergnügen, in den Baumarkt zu fahren hätte er sicher die Ausgabe auf sich genommen), aber das hatte nicht mehr geklappt. Nach zwei Stunden trabten wir mit etlichen Tüten schwer beladen und einem neon-orange leuchtenden Bohrer aus dem Baumarkt und machten erst mal Kaffeepause, uns von dieser Anstrengung zu erholen. Das war durchaus eine glückliche Entscheidung, ließ es mir doch Zeit festzustellen, daß die acht Regalwinkel alle sechs Löcher insgesamt hatten, wir also mit den erstandenen 15 Dübeln+Schrauben nicht auskommen würden. Erst zu Hause ging mir auf, daß ich mit weiteren 45 Dübeln doch etwas viele nachgekauft hatte – die Bretter werden ja nicht verschraubt. Hätte also keine 60 Schrauben gebraucht, sondern nur 24. Aber gut, ich habe jetzt genug Dübel+Schrauben für den Rest meines Lebens.
Zurück in den eigenen vier Wänden gab ich die Marschrichtung vor: Unangenehmes zuerst, bohren und dübeln also. Das erforderte etliche Telefonkonferenzen mit der Handwerkerhotline meines Herzens. Zuerst bei der Entdeckung, daß die Wandverkleidung nur Gipskarton war. Dann bei dem schrillen Kreischen, das die Bohrmaschine nach den ersten fünf Umdrehungen von sich gab. Dann bei der Frage, ob bei Regalwinkeln die lange oder die kurze Seite an die Wand (respektive das Brett) kommt. Und schließlich angesichts der Steckdosen, fünf Zentimeter neben der Bohr-Planstelle. Das habe ich dann lieber gelassen, womit sich nach dem ersten glücklich angebrachten Brett die nächsten drei von selbst erübrigten. Darunter jenes, das über der Heizung neben der Tür hätte hängen sollen, und das neben Steckdosen auch noch Heizungsrohre als besondere Herausforderung bereitgehalten hätte. Am Ende haben wir eines der abgesägten Holzklötzchenreste aus dem Baumarkt (Schwester: „Laß die doch hier. Ist doch nur Müll.“ Kommandeursschwester: „Man weiß nie, wann man's brauchen kann, das wird mitgekommen. Ins Marschgepäck und kehrtum!“), also, eines der Holzklötzchen auf die Heizung gelegt, das Regal damit abgestützt und nur einen Regalwinkel angedübelt, weit weg von Steckdosen und Wasserrohren. Dann gab es noch eine schöne, alte Lampe fürs Bett anzubringen, deren alte Kabel allerdings funkensprühend gegen den unregelmäßigen Strom der Altbauwohnung protestierten und beim Anschalten unter Feuerwerk durchbrannten und alle Sicherungen rausfliegen ließen. Den Rest des Tages klebten wir die dreißig Steckdosen in der Fernsehecke ab und machten uns blau. Und die Wand dahinter. Das Sternchen auf der Heimwerkeraktion war jedoch das Klebeband für den PVC-Boden zum Fugen abdecken (Schwester: „Ach, das brauche ich nicht.“ Kommendeur: „Du kaufst das jetzt!“ Schwester später: „Sieht toll aus.“)
Nach einem langen Arbeitstag waren wir in doppelter Hinsicht fertig, ich hatte viel Acryllack von Händen und Beinen abzukratzen, eine Blase vom Schraubendrehen in der Handfläche zu verarzten und konnte am nächsten Tag mit mir völlig unbekannten, schmerzenden Muskelpartien Bekanntschaft machen. Das Ergebnis aber war alle Mühe wert und die Schwester ist nach meinem Kenntnisstand immer noch zufrieden und hat noch keine Auszugswünsche geäußert.
Meiner eigenen Wohnung habe ich mich dann heute angenommen, mit mäßigem Erfolg, leider. Das für den Abgrund hinterm Bett erstandene Regalbrett ist zu lang, zu kurz oder zu breit, je nachdem wie man es nimmt und hinlegt. Es passt jedenfalls nicht wirklich. Die Gardinenstange macht die Gardine gleichfalls zu lang oder zu kurz – ich habe mich nun für zu lang entschieden (und beneide nicht jene Person, die die Schrauben irgendwann aus der Holzdecke wieder rausdrehen muß. Ich hoffe, das werde nicht ich sein). Die Bohrmaschine wiederum stieß nach weniger als einem Zentimeter auf irgendwas Hartes, sprühte Funken, wonach ich das Unterfangen aufgab und statt des schweren Spiegels ein leichtes Bild über das riesige Loch hängte, das ich so schön angebohrt hatte. Danach verlegte ich mich auf Nägel, der Zentner-Spiegel steht jetzt immer noch rum.
Nach diesen Kämpfen werde ich mich jetzt dem widmen, was ich wirklich kann: Putzen. Kochen. Schreiben.
berenike,
Samstag, 28. August 2010, 20:29
Lustig :)
Bei mir siehts auch immer danach aus, ob ich gerade einen handwerklich begabten Mann zur Hand habe oder nicht.
Aber sonst bin ich emanzipiert. Wirklich!
Bei mir siehts auch immer danach aus, ob ich gerade einen handwerklich begabten Mann zur Hand habe oder nicht.
Aber sonst bin ich emanzipiert. Wirklich!
nnier,
Samstag, 28. August 2010, 20:38
Da gehen die Mundwinkel nach oben. Ich kann Sie nur zu Ihrem Mut beglückwünschen - und bleiben Sie dran! Wer noch nie Blasen vom Schraubendrehen in der Handfläche hatte, darf auch keinen Akkuschrauber kaufen. Und nie werde ich vergessen, wie ich mal Bekannten auf deren Bitte bei ein paar einfachen Handwerksarbeiten helfen wollte und nach Hammer und Schraubenzieher fragte: Sie hatten nichts, keinerlei Werkzeug. (Dübel übrigens sind eine Wissenschaft für sich, Sie glauben gar nicht, was es da für tolle Lösungen gibt!)
damenwahl,
Samstag, 28. August 2010, 21:03
Herr nnier, daß mein neuer Bohren natürlich auch schrauben kann, erfuhr ich später. Als die Blase schon fast verheilt war. Aber man lernt ja nie aus.