Mein Begleiter
Seit zwölf Jahren sind wir ein Paar. Er ist ein dunkler Typ mit kantigem Profil, seine zuverlässige Unverbrüchlichkeit wußte ich stets zu schätzen und wir haben viel zusammen erlebt. Oft habe ich befürchtet, er könne mich verlassen - auf Flügen ganz besonders, auch in Zügen hatte ich immer ein Auge auf ihn, damit ihn mir keine andere Frau wegschnappt. Jede Beziehung jedoch erfordert Investitionen, auch monetäre, und so ziehe ich gerade Erkundigungen ein, wie ich ihm zu Weihnachten eine Freude machen kann.

Kennengelernt haben wir uns 1999. Ich war eigentlich mehr an seinem kleinen Bruder interessiert, denn alle Damen meines Bekanntenkreises hatten so einen, und ich wollte mitstinken. Groß die Enttäuschung, als dem Auto meiner Eltern statt des erwarteten kleinen Modells ein Riesentrumm entstieg. Noch größer dann die Freude bei der Entdeckung, daß ich beide würde haben können, den großen und den kleinen.

Die ersten Jahre waren wir viel unterwegs, vom Westfälischen ins Hessische, auch mal nach München oder Hamburg. Der erste große Test für unsere Beziehung waren 3 Wochen USA, später dann 3 Monate Marokko, aber bei einem so verläßlichen Partner - was hätte da schiefgehen sollen? Unsere erste große Beziehungskrise erlebten wir dann während eines gemeinsamen Urlaubs an der Nordsee. Ich hatte mein Schätzchen fahrlässig überbelastet, ihm mehr aufgebürdet als er ertragen konnte und in einem zweistöckigen Regionalexpress, am oberen Ende der Treppe, riß die Beherrschung, im Sturz die Treppe runter brach er sich auch noch ein Füßchen. Großer Kummer, aber Pedantin, die ich bin, hatte ich unseren Ehevertrag ordentlich abgeheftet, und es stellte sich heraus: mit professioneller Hilfe war unsere gemeinsame Zukunft noch zu retten. Seither markiert ein roter Punkt diese Narbe, Mahnmal an meine Selbstdisziplin, sodaß ich ihn seither noch leichter erkenne. Dazu trugen auch andere Andenken bei, gesammelt während vieler Kilometer. Düsseldorf-Washington, Düsseldorf-Rio, Frankfurt-Tunis und Frankfurt-Kinshasa, letzteres mehr als einmal.

Gemeinsam sind wir erst erwachsen geworden, gemeinsam werden wir in den nächsten Jahren altern und zeigen erste Verschleißerscheinungen (meine Knie, seine... nunja, auch). Nie ließ er mich im Stich, klaglos ertrug er alle Härten, zuverlässig wußte ich - wie das bei eingespielten Teams so ist: wenn der Deckel bei leichtem Drücken schließt, bin ich bei 21 kg, also noch unter der erlaubten Gepäckgrenze für auch die kleinlichsten Fluggesellschaften.

Alte Liebe rostet nicht und daher gebe ich ihn in die besten und erfahrensten Hände (Manufaktur in Köln) und spendiere meinem Rimowa-Schätzchen zu Weihnachten ein paar neue Rollen. Das ist er mir wert.

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nnier, Freitag, 25. November 2011, 15:06
Eine stabile Beziehung. Glückwunsch!

damenwahl, Freitag, 25. November 2011, 21:41
Ja, er stand mir stets treu zur Seite.

donalphons, Sonntag, 27. November 2011, 21:30
Daran sollten sich andere Kerle ein Beispiel nehmen!

c17h19no3, Freitag, 25. November 2011, 16:03
yes! beständigkeit statt beliebigkeit! (zumindest da, wo die dinge rollen (= passives schieben/ziehen) und keine beine (= aktiv weg- oder in die falsche richtung laufen) haben.

bleiben sie glücklich!

damenwahl, Freitag, 25. November 2011, 21:41
Ja, wenn schon sonst nichts beständig ist, immerhin der Koffer. Auch was wert.

berenike, Freitag, 25. November 2011, 22:15
Bei so einem Weihnachtsgeschenk wird him nicht im Traum einfallen, Sie eines Tages doch noch zu verlassen!
Und zwölf Jahre muss man erstmal schaffen. Glückwunsch!!

vert, Dienstag, 29. November 2011, 00:01
an der kasse tränen kurz die augen, aber dann denkt man wirklich nie wieder dran. und falls doch glaubt man jeden kreuzer wohl angelegt.

doudou, Dienstag, 29. November 2011, 05:26
Glueckwunsch!!

Mein Freund hat mir 3 Jahre verbracht und wir lieben einander noch sehr tief. Hoffe dass unsere Liebe nach 10 Jahren noch wie ihre so stabil bleibt.