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Tag 5 – Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest
Ich bin wenig bewandert in den verwandschaftlichen Beziehungen und Skandalen der Monarchien dieser Welt - zu selten gehe ich zum Friseur (zu teuer) oder zum Arzt (zu gesund, erfreulicherweise). Geld für Zeitschriften halte ich für völlige Zeitverschwendung, viel zu wenig Text für zuviel Geld und so hapert es an meiner Allgemeinbildung. Dafür weiß ich aber, wo die Bernadottes ursprünglich herkommen, denn das Buch, das ich häufiger als jedes andere gelesen habe, ist Annemarie Selinkos "Désirée".
Als ich noch jünger war, irritierte mich die dauernde Unsicherheit der Protagonistin maßlos, aber allein für die schöne Liebesgeschichte habe ich es trotzdem immer wieder gelesen. Mein erstes Kind wollte ich als Teenager unbedingt Jean-Baptiste nennen, aber davon habe ich inzwischen Abstand genommen. Mit zunehmendem Alter jedoch wuchs das Verständnis und heute mag ich das Buch lieber denn je und bin froh, neben der völlig zerlesenen Taschenbuchausgabe vor einigen Jahren von einer alleinstehenden Tante eine hübsche gebundene Ausgabe mit Goldschrift auf dem Titel geerbt zu haben - die wird mir die nächsten 20 Jahre dienen, wenn mich der Wunsch nach totaler Flucht aus der Realität packt.
Als ich noch jünger war, irritierte mich die dauernde Unsicherheit der Protagonistin maßlos, aber allein für die schöne Liebesgeschichte habe ich es trotzdem immer wieder gelesen. Mein erstes Kind wollte ich als Teenager unbedingt Jean-Baptiste nennen, aber davon habe ich inzwischen Abstand genommen. Mit zunehmendem Alter jedoch wuchs das Verständnis und heute mag ich das Buch lieber denn je und bin froh, neben der völlig zerlesenen Taschenbuchausgabe vor einigen Jahren von einer alleinstehenden Tante eine hübsche gebundene Ausgabe mit Goldschrift auf dem Titel geerbt zu haben - die wird mir die nächsten 20 Jahre dienen, wenn mich der Wunsch nach totaler Flucht aus der Realität packt.
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Tag 4 – Dein Hassbuch
Es gibt viele Bücher, mit denen ich nicht wirklich warm geworden bin. Kafka ist mir zu surreal (Identifikationspotential, siehe oben), Gerstäcker hab ich mal probiert, die Sprache war nicht meins, kürzlich habe ich den Turm gelesen, fand ich auch nicht so doll - zuviele Gewäsch und wirre Kontemplation. "Nicht mögen" ist eine Sache, Bücher zu hassen hingegen eine andere, dazu reicht es meist nicht.
Wirklich unangenehm fand ich jedoch das Blütenstaubzimmer von Zoe Jenny, das in der Schule zur Pflichtlektüre erhoben wurde. Ich habe das Erlebnis so erfolgreich verdrängt, daß ich mich gar nicht mehr erinnere, was ich so schlimm fand, aber das war die nachhaltigste Ablehnung, die ich jemals einem Buch entgegengebracht habe.
Wirklich unangenehm fand ich jedoch das Blütenstaubzimmer von Zoe Jenny, das in der Schule zur Pflichtlektüre erhoben wurde. Ich habe das Erlebnis so erfolgreich verdrängt, daß ich mich gar nicht mehr erinnere, was ich so schlimm fand, aber das war die nachhaltigste Ablehnung, die ich jemals einem Buch entgegengebracht habe.
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Tag 3 - Dein Lieblingsbuch
Bei Musik habe ich auf die Frage nach meinen Lieblingen eine eindeutige Antwort: immer das, was ich gerade höre. Bei Büchern gilt das nicht, es gibt sehr wohl Bücher, die ich gar nicht mochte und solche, die ich bis ans Ende meiner Tage immer wieder lesen werde.
Ich muß an dieser Stelle gestehen, daß ich ein Faible für Bücher mit Handlung und Spannungsbogen haben. Allzulange lebensphilosophische Betrachtungen langeweilen mich irgendwann, auch die schönste Sprache trägt mich nur bedingt durch etliche 100 Seiten und so halte ich mich zumeist an Bücher, die mehr erzählen als betrachten. Wenn ich bekenne, historische Romane zu mögen, disqualifiziere ich mich möglicherweise, aber genauso ist es. Allerdings nicht die Massenware, die sich heutzutage auf den Tischen in Bahnhofs-Buchläden stapelt, sowas lese ich selbst dann nicht, wenn es mir geschenkt wird. Ich möchte - trotz allem Unterhaltungswunsch - solide Hintergründe und eine Sprache, die mich bereichert und sich nicht in Alltagsfloskeln auf Gossenroman-Niveau verliert. Ich mag Feuchtwanger, ich mag Heinrich Manns Henri IV, ich mag die Buddenbrooks und liebe Tolstoi, aber alle diese Bücher kann ich abends zur Schlafenszeit gut aus der Hand legen ohne das Gefühl, etwas zu verpassen - sie warten ja auch am nächsten Abend wieder auf mich.
Bei Dorothy Dunnetts historischen Romanen geht das nicht, da will ich nur lesen, lesen, lesen. Den ersten Band der Niccolo-Reihe fischte ich irgendwann aus meines Vaters Regal und verstand bald, warum ihm das zu anstrengend war als Alltagslektüre: die Hälfte der Pläne und Gedankengänge der Protagonisten bleibt unausgesprochen, wird aber später so relevant, daß man dauernd mitdenken muß und ein gutes Gedächtnis für Details braucht. Irgendwann Jahre später entdeckte ich, daß es zwei Reihen zu je sechs und acht Bänden gibt, die zweite Hälfte allerdings nur auf Englisch und so verbrachte ich meine Weihnachtsferien statt mit Seminararbeiten mit dem Oxford Dictionary und den englischen Originalen auf meinem Sofa und versuchte, die komplizierte, farbige Sprache zu entwirren, versessen auch noch auf das letzte Detail, obwohl ich normalerweise einzelne unbekannte Wörter auf Englisch einfach übergehe. In den meisten zeitgenössischen englischen Büchern ergibt sich der Sinn so oder so irgendwann - aber nicht bei Dunnett. Ein Teil dieser Detailliebe ist in den deutschen Übersetzungen verloren gegangen, weshalb ich jetzt auf die nächsten sechs Bände auf Englisch spare, obwohl ich sie auf Deutsch schon habe. Vor kurzem hat Klett-Cotta die Neuauflage nach Nummer fünf von acht Bänden eingestellt, mangels Erfolg - angesichts des grassierenden Wahns bei historischen Romanen ist das schon fast ein Qualitätsausweis für die Bücher.
Ganz nebenbei habe ich das ein oder andere Detail über die historischen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit (1400-1600) gelernt, über Handel in der Levante und politische Intrigen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie Menschen so langfristig, manipulativ und durchdacht Pläne schmieden und handeln wie es Dunnetts Charaktere tun - aber die Faszination ist bis heute ungebrochen und ich weiß, daß ich diese Bücher bis zu den nächsten Semesterferien nicht anrühren darf - weil ich dem Sog der Lektüre ganz sicher nicht würde widerstehen können und alles andere über Wochen liegen ließe.

Dieser Test bei der FAZ ist ganz spaßig, der Algorithmus scheint mir allerdings eher wankelmütig zu sein. Im ersten Versuch bescheinigte er mir den Schreibstil von der Kürthy, was ich natürlich nicht stehen lassen konnte - im zweiten und dritten Anlauf dann wurde mir Ähnlichkeit zu Kafka und Biller unterstellt. Schon besser.
Wenn ich übrigens Seminararbeiten in die englische Version eingebe, höre ich mich an wie D.F. Wallace - das läßt hoffen für die Veröffentlichung meiner Dissertation (in einer fernen Zukunft) in Buchform. Haha.
Ich muß an dieser Stelle gestehen, daß ich ein Faible für Bücher mit Handlung und Spannungsbogen haben. Allzulange lebensphilosophische Betrachtungen langeweilen mich irgendwann, auch die schönste Sprache trägt mich nur bedingt durch etliche 100 Seiten und so halte ich mich zumeist an Bücher, die mehr erzählen als betrachten. Wenn ich bekenne, historische Romane zu mögen, disqualifiziere ich mich möglicherweise, aber genauso ist es. Allerdings nicht die Massenware, die sich heutzutage auf den Tischen in Bahnhofs-Buchläden stapelt, sowas lese ich selbst dann nicht, wenn es mir geschenkt wird. Ich möchte - trotz allem Unterhaltungswunsch - solide Hintergründe und eine Sprache, die mich bereichert und sich nicht in Alltagsfloskeln auf Gossenroman-Niveau verliert. Ich mag Feuchtwanger, ich mag Heinrich Manns Henri IV, ich mag die Buddenbrooks und liebe Tolstoi, aber alle diese Bücher kann ich abends zur Schlafenszeit gut aus der Hand legen ohne das Gefühl, etwas zu verpassen - sie warten ja auch am nächsten Abend wieder auf mich.
Bei Dorothy Dunnetts historischen Romanen geht das nicht, da will ich nur lesen, lesen, lesen. Den ersten Band der Niccolo-Reihe fischte ich irgendwann aus meines Vaters Regal und verstand bald, warum ihm das zu anstrengend war als Alltagslektüre: die Hälfte der Pläne und Gedankengänge der Protagonisten bleibt unausgesprochen, wird aber später so relevant, daß man dauernd mitdenken muß und ein gutes Gedächtnis für Details braucht. Irgendwann Jahre später entdeckte ich, daß es zwei Reihen zu je sechs und acht Bänden gibt, die zweite Hälfte allerdings nur auf Englisch und so verbrachte ich meine Weihnachtsferien statt mit Seminararbeiten mit dem Oxford Dictionary und den englischen Originalen auf meinem Sofa und versuchte, die komplizierte, farbige Sprache zu entwirren, versessen auch noch auf das letzte Detail, obwohl ich normalerweise einzelne unbekannte Wörter auf Englisch einfach übergehe. In den meisten zeitgenössischen englischen Büchern ergibt sich der Sinn so oder so irgendwann - aber nicht bei Dunnett. Ein Teil dieser Detailliebe ist in den deutschen Übersetzungen verloren gegangen, weshalb ich jetzt auf die nächsten sechs Bände auf Englisch spare, obwohl ich sie auf Deutsch schon habe. Vor kurzem hat Klett-Cotta die Neuauflage nach Nummer fünf von acht Bänden eingestellt, mangels Erfolg - angesichts des grassierenden Wahns bei historischen Romanen ist das schon fast ein Qualitätsausweis für die Bücher.
Ganz nebenbei habe ich das ein oder andere Detail über die historischen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit (1400-1600) gelernt, über Handel in der Levante und politische Intrigen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie Menschen so langfristig, manipulativ und durchdacht Pläne schmieden und handeln wie es Dunnetts Charaktere tun - aber die Faszination ist bis heute ungebrochen und ich weiß, daß ich diese Bücher bis zu den nächsten Semesterferien nicht anrühren darf - weil ich dem Sog der Lektüre ganz sicher nicht würde widerstehen können und alles andere über Wochen liegen ließe.

Dieser Test bei der FAZ ist ganz spaßig, der Algorithmus scheint mir allerdings eher wankelmütig zu sein. Im ersten Versuch bescheinigte er mir den Schreibstil von der Kürthy, was ich natürlich nicht stehen lassen konnte - im zweiten und dritten Anlauf dann wurde mir Ähnlichkeit zu Kafka und Biller unterstellt. Schon besser.
Wenn ich übrigens Seminararbeiten in die englische Version eingebe, höre ich mich an wie D.F. Wallace - das läßt hoffen für die Veröffentlichung meiner Dissertation (in einer fernen Zukunft) in Buchform. Haha.
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