Kundenunterschiede
Der Deutsche ist ja bekanntlich ein sehr sensibler Supermarktkunde. Für zwei Pfennig Preisunterschied geht er statt zu R*we zum Ed*ka, und für drei fährt er sogar zum Discounter ins Industriegebiet hinaus. Er kauft Duschgel palettenweise, so es dafür Mengenrabatt gibt, und stürzt sich auf rabattierte, weil abgelaufene Lebensmittel, wenn er sie bekommen kann. Da muß man als LeMi-Anbieter vorsichtig sein und so beflissen wie möglich, und so billig wie möglich.
Bei meinem ersten Auslandsaufenthalt dachte ich noch: wie teuer hier alles ist! Beim zweiten ebenfalls, beim dritten dämmerte mir: nicht Österreich und die USA sind teuer - Deutschland ist einfach billig. Weil die Kunden so sensibel auf Preise reagieren. Das muß man nicht gut finden, ich bin genug eingeschweizert, um für Qualität zahlungswillig zu sein, und wünschte, mehr Menschen dächten wie ich, aber am Ende, so zeigt sich, bin ich doch sehr deutsch.

Schweizer sind da anders. Nie kämen sie auf die Idee, für 40 Euro Ersparnis 30 km über die Grenze zu fahren (na gut, bis vor kurzem jedenfalls nicht), Discounter sind ohnehin pfui, nur für Unterschichten und seiner LeMi-Kette ist der Schweizer treu, habe ich mir sagen lassen. Entweder man geht immer zu C*op, oder immer zur Migr*s. Ich als Deutsche fühlte mich da ungebunden, beide liegen günstig auf dem Heimweg, beide bieten ähnliche Waren (aber viel weniger Dosenfrass und Tütensuppen als deutsche Märkte) - meist habe ich spontan entschieden. Möglicherweise hatte ich eine kleine Vorliebe für den C*op, weil das Obst mir besser gefiel, die Joghurtdeckel praktischer sind, und man dort Wein bekommt. Vielleicht, ganz vielleicht hatte ich auch einfach etwas weniger Sympathie übrig für den anderen Laden, der systematisch keine Alkohol anbietet - in der Medina von Marrakech verstehe ich das, hier eher weniger.

Ab heute jedoch werde ich beim C*op nur noch das nötigste einkaufen, also den Wein. Diese deutsche Kundin nämlich hat sich geärgert. Vor längeren Abwesenheiten hamstere ich immer haltbare Lebensmittel, so daß ich, sollte ich erst nach Ladenschluß wieder in der bergigen Heimat eintreffen, trotzdem ein Frühstück und ein Abendessen machen kann (auswärts essen ist im Budget nicht vorgesehen und außerdem ist es ein schönes Gefühl, zu vollen Schränken heimzukehren). Das Aufbackbrot jedoch, bei der Heimkehr einen Tag vorm Ablaufdatum: übel verschimmelt. Und am übernächsten Tag, die gerade erst gekaufte Nektarine ebenfalls. Einen Einzelfall hätte ich ignoriert, zwei nicht. Das Brot trug einen fetten C*op-Aufdruck, die Nektarine sogar das Kleberchen mit dem Datum - allein es half mir alles nichts, da ich keinen Einkaufszettel vorlegen konnte. Auch die sonst so erfreuliche Schweizer Freundlichkeit war wie weggeblasen, jedenfalls erinnere ich mich an nichts, was nach Ausdruck des Bedauerns klang (dabei hätte das nicht mal was gekostet).

Auch das schöne Weinregal tröstet mich über diese Enttäuschung nicht hinweg, nur leider kann ich darauf nicht verzichten - aber ich kann meine sonstigen Lebensmittel zukünftig in der Migr*s kaufen. Nicht, daß das C*op sonderlich jucken würde, fürchte ich, aber das: ist eine Frage des Prinzips.

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mark793, Freitag, 23. September 2011, 20:56
Da ist es von Vorteil, Stammkunde zu sein. Bei Edeka hebe ich nie Kassenzettel auf, aber die paar Retouren/Reklamationen waren noch nie ein Problem. Im Bioladen gab es chon mehr zu reklamieren, aber solange an der Kasse jemand sitzt, der mich vom Sehen kennt, ist es in Regel auch ohne Bon kein Drama, Sachen umzutauschen - zumal das auch der einzige Laden ist, in dem ich eine Kundenkarte habe). Damit könnte man meinen letzten Einkauf auch nachvollziehen, wenns drauf ankäme.

Aber ich würde das an Ihrer Stelle auch so handhaben. Ich bin in aller Regel ein sehr loyaler Kunde und renne auch nicht wegen ein paar Cent Preisunterschied zum Discounter, aber meine Leidensfähigkeit hat auch Grenzen. Und nach so einer Nummer wäre ich definitv auch angefressen.

damenwahl, Samstag, 24. September 2011, 02:47
Ich hatte in Deutschland selten Probleme, aber die zwei Mal war es eben dann kein Problem, Ware umzutauschen. Oder wenigstens eine Entschuldigung zu bekommen.
Tröstlich zu hören, daß Sie auch angefressen wören - ich frage mich dann immer, ob ich zu kleinlich bin?

Außerdem verunsichert es mich... Gifte entstehen ja meist, lange bevor man sie sieht, und ich habe gar kein Gefühl dafür, was ich noch essen kann (bei Mozzarella war ich mal zu großzügig mit dem Verfallsdatum, das hat mir 3 Tage Kummer beschert). Aber wegschmeißen tut mir auch weh. Schwierige Frage.

energist, Samstag, 24. September 2011, 14:27
Auch in Läden, in denen ich kein Stammkunde bin, habe ich bisher die Erfahrung gemacht, daß der Schlüssel zu positiven Erlebnissen bei der Reklamation in der Auswahl des richtigen Ansprechpartners liegt. Durchweg gute Erfahrungen habe ich mit jungen (aber nicht zu jung, das sind Aushilfen) und leicht unsicheren (aber nicht zu unsicher, dann rufen Sie die renitente Kollegin) Kassiererinnen gemacht. Setzt man dann noch ein gewinnbringendes Lächeln auf und und schildert einen Tick naiv das Problem ist die eigentliche Rückgabe nur noch Formsache.

ilnonno, Samstag, 24. September 2011, 14:35
Gibt es in der Gegend keinen dieser M*gros Nachtläden? Ich meine, ich hätte in einem dieser Läden Wein und Bier gesehen (und gekauft).

Was verdorbene Lebensmittel betrifft: ich mache dafür immer mich selbst bzw. meine lotterige Lagerung verantwortlich. Wenn ich zum Beispiel vergesse, Milch in den Kühlschrank zurückzustellen und diese dann den ganzen Nachmittag in der Sonne steht...

Gefühl für Eßbarkeit erwirbt man sich übrigens durch: Kummer.

arboretum, Samstag, 24. September 2011, 14:56
Ich kenne das eigentlich auch nur so, dass die Lebensmittelläden da kulant sind. Selbst wenn ich keinen Kassenbon hatte. Und ich musste mir auch nicht einen bestimmten Typ von Kassierer/in aussuchen, um erfolgreich zu reklamieren. Die fragen immer sofort, ob man sich Ersatz holen oder das Geld zurück haben möchte. Ich habe vor ein paar Monaten bei t*gut mal eine Halbliterflasche Buttermilch an der Kasse fallen lassen, passierte durch eigene Blödheit und war eine Riesensauerei. Als ich mich entschuldigte und sagte, dass ich die Flasche selbstverständlich bezahle, lehnten die ab. Es sei kein Problem, sie müsste nur wissen, was es war, damit sie es buchen kann, es käme gleich jemand, der es aufwischt. Und dann hat sie sich noch bedankt, dass ich die Scherben aufgesammelt hatte.

Dass Mindesthaltbarkeitsdatum ist keine Obergrenze, ich teste dann einfach, ob es noch OK aussieht und schmeckt. Bei Fleisch - wo ja "verzehren bis" darauf steht -, ist das etwas anderes, das sollte man dann auch entsorgen, wenn es abgelaufen ist. Und schimmelige Lebensmittel auch, komplett.

damenwahl, Samstag, 24. September 2011, 15:32
Tja. Vielleicht habe ich erste Erfahrungen mit den vielzitierten deutsch-schweizer Spannungen gemacht.
Was die Verderblichkeit betrifft: ich habe bei Käse oder Marmelade auch schon mal großzügig weggeschnitten/weggelöffelt, aber brauche den Rest dann zeitnah auf. Wenn ich Sachen warm verkoche, habe ich auch weniger Bedenken. Der Mozarella damals hingegen war optisch und geschmacklich einwandfrei - hätte ich ex ante vermutet. Ex post war ich schlauer.

energist, Mittwoch, 28. September 2011, 00:26
Deshalb bevorzugt der Kenner Hartkäse – da kratzt man verdorbene Stücke leicht weg, der Rest bleibt genießbar.

c17h19no3, Samstag, 24. September 2011, 16:28
tipp: brot als tk-ware kaufen, des weiteren niederländisches (genmanipuliertes) und spanisches (überdüngetes) obst und gemüse. meine tomaten halten länger als einen monat.
natürlich hat deutschland den vorteil eines aldi- oder lidlmarktes. aber vielleicht fragen sie mal dezidiert nach entsprechender ware. allein schon der dummen gesichter wegen. "was?! wie?! sie haben KEIN genmanipuliertes gemüse?! bei ihnen kaufe ich NIE WIEDER!" ;)

damenwahl, Sonntag, 25. September 2011, 23:03
Bei den Schweizern gibt es nur öko, denke ich. Was ja eigentlich gut ist. Schmeckt übrigens auch besser, stelle ich regelmäßig fest.

vert, Montag, 26. September 2011, 23:26
dann kaufen sie den wein halt bei d*nner. die haben grade in dem bereich sowieso die besseren angebote.

damenwahl, Montag, 26. September 2011, 23:42
Der ist aber so weit weg. Seufz. In der Innenstadt war das immer eine gute Möglichkeit, aber es gibt ja noch den T*ngelmann - da sind nur alle übrigen Produkte so teuer.

vert, Mittwoch, 28. September 2011, 21:47
tja, dann weiß ich auch nicht. oder doch: sie abonnieren den d*nner-newsletter und werden mitglied bei m*bility. und wenn es dann soweit ist, holen sie die voiture und packen sie randvoll. so wird es gehen.