Mittwoch, 28. September 2011
Hausfraulich
Die Schweiz bietet mancherlei Vorzüge, je nachdem wen man fragt auch in erstaunlicher Vielfalt. Der geschätzte Herr Nachbar erfreut sich an der Existenz von Franken und Banken, andere loben deren besondere Nummernkonten und Steuersätze. Mancher Kollege begeistert sich vor allem für unzählige Berge, die man rauf- und runterlaufen kann, mit und ohne Ski, während mir schon der Anblick von Kühen und Bimmelglöckchen das Herz erwärmt. Da ich aber tendenziell der Aufnahme von Kalorien mehr zugetan bin als deren Verbrennung, kann ich auch der Schweizer Küche einiges abgewinnen. Namentlich Käsefondue (bevor ich hier verschwinde, werde ich einen dieser roten Töpfe kaufen) und Luxemburgerli. Andernorts bekannt als Macarons.

Diese köstlichen kleinen Kekse, nein – Kekspralinen, habe ich häufiger in der Auslage am Flughafen gesehen und wäre niemals auf die Idee gekommen, sie zu kaufen, lebensmittelfarbenbunt und bröseltrocken, wie sie da lagen. Dann jedoch standen sie eines abends bei Bekannten nach dem Essen auf dem Tisch und eine ganz neue Dimension von Genuß tat sich mir auf. Was staubtrocken und knüppelhart aussah, zerging zart auf der Zunge wie Baiser, und die Cremefüllung war eine Wucht.

Völlig hingerissen wollte ich bei nächster Gelegenheit selber zuschlagen und mußte feststellen, daß die kleinen Kekse sündhaft teuer und zum Export völlig ungeeignet sind (weil schnell verderblich). Ein einziges Mal habe ich mir eine Packung gegönnt: 16 Kekse, 18 Franken. Auf den Gedanken, eine solche Köstlichkeit selbst fabrizieren zu können, wäre ich nie gekommen.

Bis ich nach längerem Aufenthalt in Deutschland ohne eigene Küche (=Kochentzug) und kürzlichen Erfolgen am Herd mit neuen Rezepten zufällig auf eine Anleitung bei der ZEIT stieß. Angefixt suchte ich mir ein besser geeignetes Rezept (gewissermaßen die Variante für Dummies) heraus, kaufte eine Küchenwaage und Spritztülle (ich! die ich sonst alle Mengen über den Daumen peile), und machte mich ans Werk. Der Zeitpunkt war günstig, sollten sie gelingen, wären sie ein prima Mitbringsel für anstehende Besuche, und wer nicht wagt, der kann bei diesen Preisen keine Macarons essen (wobei ich ganz klar vor allem vom Eigeninteresse geleitet bin - ich werde diesen Winter Macarons backblechweise essen, jawohl!)

Das Ergebnis ist durchaus noch verbesserungswürdig, ich denke, etwas mehr Eischnee würde die Baisers noch fluffiger machen. Früher aus dem Backofen holen würde auch nicht schaden.



Auch die Schokocreme ist relativ fest geraten, und nächstes Mal werde ich die Reste nicht weglöffeln, sondern noch mehr auf den Keksen verteilen.



Von der unendliche Vielfalt an Sorten und Farben und Geschmäckern, die ich noch probieren kann, gar nicht zu reden. Aber für den ersten Versuch, ganz hübsch. Für die liebste Freundin, am Wochenende.

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