Samstag, 17. April 2010
Journalismus so und so
Wer Kongo hört, denkt an Völkermord, Massaker, manche auch an den dritten Weltkrieg, weil so viele zentralafrikanische Lände involviert waren. Fünf bis sechs Millionen Tote, laute manche Schätzungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen als systematischer Terror. Von mir, sicher aufgehoben in Kinshasa-la-Belle, ist das über tausend Kilometer weit entfernt.

Im Kongo leben hunderte von Ethnien, es gibt vier Amtssprachen plus Französisch und auch wenn ich mir afrikanischen Gesichter immer noch schlecht merken kann - die Unterschiede sehe ich manchmal durchaus. Provinzpolitik, Verteilungskämpfe und regionale Machtverhältnisse spielen eine große Rolle, welche Eliten ursprünglich aus welcher Provinz stammen, wer welches Stück vom Kuchen bekommt, auch spricht der Präsident nicht die in seiner Kapitale am gebräuchlichsten Sprache und umgekehrt die Chefs der großen Unternehmen im Osten, gebürtige Kinois, nicht die Sprache an den Produktionsstätten - aber von ethnischen Spannungen merke ich hier wenig. Nicht in Kinshasa jedenfalls.

Das will aber nichts heißen, im Osten gab es vor kurzem neue Massaker, und in dieser Woche wurden mehrere ICRC Mitarbeiter von Mai-Mai Rebellen entführt. Meistens reichen solche Meldungen nur für eine Spalte auf Seite 10. Oder für eine tränenrührige Reportage. Es geht aber auch sehr viel schonungsloser. Lesenswert, notfalls mit Hilfe von Gugl Translate.

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