Dienstag, 23. November 2010
Gerechter Ausgleich
Letztes Jahr hatte ich viel Sommer. Von Juni bis Juli bei 30° aufwärts in Tunis. Von Juli bis September bei 25° unter grauer Wolkendecke in Kinshasa (Trockenzeit) und dann bis Dezember mit Sonnenschein (Regenzeit) und noch mehr Hitze. Der deutsche Dezember bei der Landung war ein Schock.

Dieses Jahr war es umgekehrt: ich hatte den verregnetsten Sommer meines Lebens. Ich kann mich von Mai bis Ende September an vielleicht vier Wochen ohne Regen erinnern.
Direkt vor meinem Fenster ist ein anderes Hausdach mit verstopfter Regenrinne, und so wußte ich schon beim Aufwachen, wann es ein Schirmtag werden würden. Wobei: hier sind alle Tage Schirmtage, sicher ist sicher. Anfangs war ich noch naiv, und dachte um 8h morgens: erst mal frühstücken. Es hört bestimmt gleich auf. Nach dem Frühstück dann: vielleicht mal Mails checken, es muß ja bald aufhören. Gen Mittagessen holte ich die Arbeit mit aufs Sofa und wartete weiter. Nachmittags puzzelte ich vor mich und gab den Vorsatz auf, zur Arbeit zu gehen.

Als nächstes verabschiedete ich mich von der Vorstellung, an Regentagen nicht das Haus verlassen zu wollen. Ich wäre sonst zum Einsiedler geworden und hätte inzwischen das Sprechen verlernt. Der Regelfall im Sommer war: morgens um acht Regen. Auf dem Weg zur Arbeit: Regen. Auf dem Weg zum Mittagessen um eins immer noch Regen. Bei der Kaffeepause ebenso. Und abends im Regen wieder heim. Nachts um zehn am Telefon, vor meinem Fenster: Weiter Regen. Und morgens um acht: immer noch Regen. Un_un_ter_brochen. Regen. Ich erwarb einen qualitativ hochwertigen Schirm (fünf Jahre Garantie, nix Schl*cker), Gummistiefel und eine elitessengerechte Wachsjacke.

Mittlerweile ahne ich: ich sollte auch noch das Wachsjackenmodell mit Winterkragen aus Pelz und Wollfutter anvisieren. Der Schnee im Winter verhält sich nämlich wie der Regen im Sommer: er fällt ohne Unterlaß vom Himmel. Ganze Tage ohne Pause. Zunächst jedoch habe ich Skier erworben - die kann ich demnächst möglicherweise sogar für den Heimweg bergab nutzen. Oder ich schaffe einen Rodel an. Mit Motor für bergauf fahren morgens. Das wäre mal was.

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