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Alter Kaffee
Eigentlich mag ich keine Bücher, bei denen verschriftlichte Umgangssprache ein prägendes Stilmittel ist. " Catcher in the Rye" habe ich gehasst und weitgehend verdrängt, mit "Grapes of Wrath" bin ich auch nicht wirklich warm geworden und wenn möglich, meide ich solche Bücher. Da allerdings eine geschätzte Nachbarin das Buch vor einiger Zeit empfohlen hatte, und ich am Flughafen gerne noch ein Buch für die Reise kaufen wollte, habe ich ohne lange Überlegungen zugegriffen. Und bin begeistert.
"The Help" beschreibt die Zustände im Mississippi der 60er Jahre, Rassentrennung mit allem, was dazu gehört, und drei Frauen, die etwas unternehmen. Eine über die alte Heimat hinausgewachsene College-Absolventin schreibt ein Buch, zusammen mit zwei schwarzen Hausmädchen, gemeinsam gehen sie durch harte Zeiten und mischen am Ende die provinzielle Kleinstadt gewaltig auf mit ihrem Werk.
Bücher funktionieren für mich vor allem über Identifizierung, und bei diesem Buch konnte ich den schwarzen und weißen Südstaaten-Tonfall geradezu hören. Ich war ja selbst - lange her - im tiefsten Süden und bei allem, was ich theoretisch damals über das Civil Rights Movement gelernt habe, dieses Buch war lehrreicher als alle Schulstunden. Obwohl es das sicherlich gar nicht sein will, denn die Geschichte berührt die historischen Ereignisse nur am Rande – immerhin weiß ich jetzt, daß der Jackson-Evers Flughafen nach dem Aktivisten Medgar Evers benannt wurde.
Vor allem aber höre ich wieder meine afro-amerikanische Geschichtslehrerin, wie sie in epischer Länge, über underground Railroads, Harriet Tubman, und Dr. Martin Luther King berichtet. Niemals sprach sie von Martin Luther King, stets von Doctor Martin Luther King, in voller Länge, mit Ehrfurcht in der Stimme. Es ist ihre Stimme, ihr Akzent und Singsang, den ich in dem Buch höre, vielleicht etwas verwaschen durch die Jahre seither. Ich sehe vor mir die Schulkantine, in der die Schüler – ganz freiwillig – weitgehend nach schwarz und weiß getrennt saßen. Ich sehe, wie wir kurz vorm Englischunterricht bereits in die engen Stühle mit angebautem Tischchen gezwängt sitzen, und mich einer der Mitschüler, schwarz, Quarterback, fragt, ob ich mit einem schwarzen Jungen ausgehen würde. Die erstaunten Blicke, als ich uneingeschränkt bejahe. Die Konföderierten-Flaggen in den Vorgärten, der beliebte Mittelname „Lee“ für Mädchen – ein Schelm, wer an den Südstaaten-General Robert E. Lee denkt. Ein Schelm, wer denkt, das sei alter Kaffee. Nur gehen die Amerikaner mit diesem Teil ihrer Geschichte anders um - der Stolz auf die eigene, große Vergangenheit à la "Vom Winde verweht" war für mich in den Südstaaten damals immer noch spürbar. Kein Wunder, daß die da unten GW auch ein drittes Mal wählen würden.
Bei der Lektüre von „The Help“ wurden soviele Details für mich in eine neue Perspektive gerückt – dabei ist das Buch humorvoll, witzig, warmherzig, klug, und unglaublich spannend. So spannend, daß ich es kaum aus der Hand legen mochte und gerade zutiefst bedauere, fertig zu sein. Aber es gibt ja noch den Film.
"The Help" beschreibt die Zustände im Mississippi der 60er Jahre, Rassentrennung mit allem, was dazu gehört, und drei Frauen, die etwas unternehmen. Eine über die alte Heimat hinausgewachsene College-Absolventin schreibt ein Buch, zusammen mit zwei schwarzen Hausmädchen, gemeinsam gehen sie durch harte Zeiten und mischen am Ende die provinzielle Kleinstadt gewaltig auf mit ihrem Werk.
Bücher funktionieren für mich vor allem über Identifizierung, und bei diesem Buch konnte ich den schwarzen und weißen Südstaaten-Tonfall geradezu hören. Ich war ja selbst - lange her - im tiefsten Süden und bei allem, was ich theoretisch damals über das Civil Rights Movement gelernt habe, dieses Buch war lehrreicher als alle Schulstunden. Obwohl es das sicherlich gar nicht sein will, denn die Geschichte berührt die historischen Ereignisse nur am Rande – immerhin weiß ich jetzt, daß der Jackson-Evers Flughafen nach dem Aktivisten Medgar Evers benannt wurde.
Vor allem aber höre ich wieder meine afro-amerikanische Geschichtslehrerin, wie sie in epischer Länge, über underground Railroads, Harriet Tubman, und Dr. Martin Luther King berichtet. Niemals sprach sie von Martin Luther King, stets von Doctor Martin Luther King, in voller Länge, mit Ehrfurcht in der Stimme. Es ist ihre Stimme, ihr Akzent und Singsang, den ich in dem Buch höre, vielleicht etwas verwaschen durch die Jahre seither. Ich sehe vor mir die Schulkantine, in der die Schüler – ganz freiwillig – weitgehend nach schwarz und weiß getrennt saßen. Ich sehe, wie wir kurz vorm Englischunterricht bereits in die engen Stühle mit angebautem Tischchen gezwängt sitzen, und mich einer der Mitschüler, schwarz, Quarterback, fragt, ob ich mit einem schwarzen Jungen ausgehen würde. Die erstaunten Blicke, als ich uneingeschränkt bejahe. Die Konföderierten-Flaggen in den Vorgärten, der beliebte Mittelname „Lee“ für Mädchen – ein Schelm, wer an den Südstaaten-General Robert E. Lee denkt. Ein Schelm, wer denkt, das sei alter Kaffee. Nur gehen die Amerikaner mit diesem Teil ihrer Geschichte anders um - der Stolz auf die eigene, große Vergangenheit à la "Vom Winde verweht" war für mich in den Südstaaten damals immer noch spürbar. Kein Wunder, daß die da unten GW auch ein drittes Mal wählen würden.
Bei der Lektüre von „The Help“ wurden soviele Details für mich in eine neue Perspektive gerückt – dabei ist das Buch humorvoll, witzig, warmherzig, klug, und unglaublich spannend. So spannend, daß ich es kaum aus der Hand legen mochte und gerade zutiefst bedauere, fertig zu sein. Aber es gibt ja noch den Film.
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