Faulheit hat einen Namen:
Damenwahl. Gestern ausgeschlafen bis zehn. Ich weiß kaum noch, wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe. Einkaufen gewesen, ausgiebig gefrühstückt (Frühstücksei am Montagmorgen - Luxus!). Den ganzen Tag im Sofa gesessen, gelesen, kurz gebloggt, das fühlte sich schon wie Arbeit an. Um vier habe ich mich immerhin aufgerafft, eine Stunde auf dem Deich laufen zu gehen, der Schnee knirschte unter meinen Füßen, der Blick so weit ins Grau hinaus, das letzte Stück im Dunkeln und die ganze Zeit keine Menschenseele gesehen bis ich wieder im Dorf war. Abendbrot genossen, Pretty Woman geguckt, noch mehr gelesen. Zu lange im Internet gesurft, weil mir plötzlich auffiel, daß mir noch gerade zwei Tage für eine komplexe, mehrdimensionale Entscheidung bleiben, die vermutlich völlig irrelevant für meine Zukunft ist, aber man weiß ja nie. Wer so lange wach ist, kann natürlich kein Frühaufsteher sein (jedenfalls nicht mehr in meinem Alter).
Heute daher wieder lange geschlafen, noch mehr gelesen, noch mehr süßes Nichtstun genossen. Ich fühle mich geradezu sündhaft müßiggängerisch und habe schon eine ganze Seite geschrieben für meinen Chef. So wird das nix mit dem Arbeitsurlaub, fürchte ich. Nie, niemals könnte ich selbständig arbeiten, viel zu faul und undiszipliziniert dafür. Ich brauche ein Büro, ein wachsames Chef-Auge und Druck von außen. Sehen Sie, ich tue es schon wieder: sollte eigentlich arbeiten, wenigstens zwei Seiten heute schreiben und nicht mit hungrigen Blicken das Bücherregal anstarren, zum Kühlschrank dölmern, und vor achtzehn Uhr schon Martini trinken. Andererseits: warum nicht. Arbeitsurlaub. Im Moment noch in der Urlaubsphase. Aber morgen.* Ganz bestimmt.
*Ich war schon immer so. Als ich klein war, erzählte mein Vater mir die Geschicht von einem Restaurant in Frankreich, wo sich jeden Tag eine große Menschenmenge unter dem Aushang versammelte: Demain on mange ici gratisse.
Heute daher wieder lange geschlafen, noch mehr gelesen, noch mehr süßes Nichtstun genossen. Ich fühle mich geradezu sündhaft müßiggängerisch und habe schon eine ganze Seite geschrieben für meinen Chef. So wird das nix mit dem Arbeitsurlaub, fürchte ich. Nie, niemals könnte ich selbständig arbeiten, viel zu faul und undiszipliziniert dafür. Ich brauche ein Büro, ein wachsames Chef-Auge und Druck von außen. Sehen Sie, ich tue es schon wieder: sollte eigentlich arbeiten, wenigstens zwei Seiten heute schreiben und nicht mit hungrigen Blicken das Bücherregal anstarren, zum Kühlschrank dölmern, und vor achtzehn Uhr schon Martini trinken. Andererseits: warum nicht. Arbeitsurlaub. Im Moment noch in der Urlaubsphase. Aber morgen.* Ganz bestimmt.
*Ich war schon immer so. Als ich klein war, erzählte mein Vater mir die Geschicht von einem Restaurant in Frankreich, wo sich jeden Tag eine große Menschenmenge unter dem Aushang versammelte: Demain on mange ici gratisse.
jean stubenzweig,
Dienstag, 5. Januar 2010, 23:52
Auch ich gehöre zu denen, die den Müßiggang für das höchste aller Güter halten. Deshalb habe ich immer ganz konzentriert und diszipliniert gearbeitet, um tagtäglich rascher an das zu gelangen, was meiner Vorstellung von bequemem Leben entsprach. Trödeleien habe ich aus diesem Grund strikt abgelehnt, mir beispielsweise die übliche Praxis morgendlicher Zeitungslektüre nie gegönnt. Nie wollte ich am Abend sagen «müssen» (und schon gar nicht anderen gegenüber): Meine Güte, ich habe wieder zwölf oder vierzehn Stunden gearbeitet. Allerdings hat mir dieses rigide Vorgehen gegenüber mir selbst auch irgendwann den Status erbracht, allenfalls einmal im Jahr zum Rapport in die oberste Etage zu müssen.
Nun und wohl deshalb darf ich das Gebummle genießen. Und da bin ich ganz bei Ihnen – an der Nordsee. Dorthin bin ich nämlich früher ebenfalls des öfteren gefahren, immer wieder auch mal mit einem Päckchen Arbeit und alleine und sehr gerne im Winter. Das ist schon einzigartig zu dieser Zeit und fast als Freiheit zu bezeichnen, jedenfalls die der Landschaft – und vor allem vor Touristen. Denn diejenigen, die trotz Sturm und Eis dorthin fahren und dabei lächeln, sind keine. Sie gehören dazu.
Nun und wohl deshalb darf ich das Gebummle genießen. Und da bin ich ganz bei Ihnen – an der Nordsee. Dorthin bin ich nämlich früher ebenfalls des öfteren gefahren, immer wieder auch mal mit einem Päckchen Arbeit und alleine und sehr gerne im Winter. Das ist schon einzigartig zu dieser Zeit und fast als Freiheit zu bezeichnen, jedenfalls die der Landschaft – und vor allem vor Touristen. Denn diejenigen, die trotz Sturm und Eis dorthin fahren und dabei lächeln, sind keine. Sie gehören dazu.
damenwahl,
Mittwoch, 6. Januar 2010, 00:11
Wurde auf dem Schiff als alleinreisende junge Dame mit wenig Gepäck zu dieser Jahreszeit automatisch für eine Insulanerin gehalten - ob das allerdings ein Kompliment ist, wo doch die Insulaner als unfreundlich und versoffen gelten?
Und, oh ja: wunderbar hier.
Und, oh ja: wunderbar hier.
jean stubenzweig,
Mittwoch, 6. Januar 2010, 00:32
Während meiner vielen Reisen auf die Inseln oder an die Küste ist mir Unfreundlichkeit noch nie entgegengekommen, in keinem Land. Jedenfalls nicht von Einheimischen, selbst dann nicht, wenn die Urlauber sommers sich aufführten, als wollten sie Ballermann in den Norden verlegen. Aber ich gehe davon aus, daß Sie das ähnlich geht.
Und das mit dem Saufen. Da ich viele Jahre in Skandinavien gelebt habe, sind mir eventuelle Ursachen bekannt. Und deshalb dürfte es mir auch nicht schwergefallen sein, einfach mitzusaufen. Das kann sehr lustig sein. Auch in der Melancholie.
Und das mit dem Saufen. Da ich viele Jahre in Skandinavien gelebt habe, sind mir eventuelle Ursachen bekannt. Und deshalb dürfte es mir auch nicht schwergefallen sein, einfach mitzusaufen. Das kann sehr lustig sein. Auch in der Melancholie.
conma,
Mittwoch, 6. Januar 2010, 10:20
Ich könnte auch nicht effektiv zu Hause oder gar in einem Ferienhaus arbeiten, sondern würde mich dagegen effektiv davon ablenken können.
Dazu gibt es übrigens wissenschaftliche Untersuchungen, die ich beim schnellen googlen aber nicht gefunden habe. Die besagen, dass man im Büro besser arbeitet, schon allein, weil die Kollegen einen motivieren.
Dazu gibt es übrigens wissenschaftliche Untersuchungen, die ich beim schnellen googlen aber nicht gefunden habe. Die besagen, dass man im Büro besser arbeitet, schon allein, weil die Kollegen einen motivieren.
damenwahl,
Mittwoch, 6. Januar 2010, 13:40
Rekord! Sitze um 12h35 am Computer und bin fest entschlossen, weitere vier Gesetze zu übersetzen. Werde heute sehr diszipliniert und produktiv sein. Dennoch, Frau Conma, gehöre ich zweifellos zu den Büroarbeitern.
Herr Stubenzweig, mit dem Saufen komme ich ebenfalls gut zurecht, heute morgen eine neue Flasche Martini gekauft, nur für mich, nachdem ich gestern Abend irgendwann so beschwingt war - aber immerhin hoch produktiv, am Ende. Vorfreude auf heute Abend: Martini mit Eis und Zitrone, danach Hähnchen Italienisch und ein gutes Buch. Damit aber niemand auf falsche Gedanken kommt: nachmittags trinke ich Tee.
Herr Stubenzweig, mit dem Saufen komme ich ebenfalls gut zurecht, heute morgen eine neue Flasche Martini gekauft, nur für mich, nachdem ich gestern Abend irgendwann so beschwingt war - aber immerhin hoch produktiv, am Ende. Vorfreude auf heute Abend: Martini mit Eis und Zitrone, danach Hähnchen Italienisch und ein gutes Buch. Damit aber niemand auf falsche Gedanken kommt: nachmittags trinke ich Tee.
donalphons,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 01:34
Meine Grosstante arbeitete während der NS-Zeit als Gesellschaftsdame einer nach England verheirateten Schweizerin, und die Herrin des Hauses war auch faul. Bis 1939 muss das ein Heidenleben gewesen sein. Wäre das vielleicht nicht ein passender Beruf?
conma,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 08:57
Es war hoffentlich ein trockener Martini. Dann passt es zu den Gesetzestexten.
damenwahl,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 11:10
Lieber Don, ich bin nicht sicher, ob ich dafür die Richtige bin, ich nehme an man muß gesellig und unterhaltsam sein - beides bin ich nur begrenzt. Ich dachte eher: reich heiraten und das Geld meines Mannes durchbringen?
Der Martini, Frau Conma, war trocken, aber die Gesetzestexte noch mehr.
Der Martini, Frau Conma, war trocken, aber die Gesetzestexte noch mehr.
conma,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 12:12
Ja, Geld durchbringen ist die natürliche Bestimmtheit der Frau. Wie war das doch mit der Dame, die ihren Mann zum Millionär gemacht hat? Was wer er den vorher? Milliardär (der Witz ist alt, aber immer wieder richtig).
donalphons,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 22:28
Gerüchte besagen, dass um reichere Herren ganze Heerscharen von bestens gelaunten, geselligen und unterhaltsamen Frauen zu finden sind, die genau das wollen - und dabei reden wir erst über die Eintrittshürden und noch nicht über die, äh, Zusatzqualifikationen. Ich kenne da einen Fall eines Rechtsanwaltes (Ü60) mit Geliebter (U40), bei der er sich über ihre unausreichende Oberweite auf den Fluren des gerichts beschwerte, und sie ihm den Laufpass gab, als er den Urlaub nur Economy buchen wollte. Ich stelle mir das alles nicht so arg einfach vor.
damenwahl,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 22:34
Na wunderbar, Plan B auch tot, gescheitert an unerreichbaren Einstellungsvoraussetzunge. So ähnlich ging es mir bei M*Kinsey und Cambridge - bleibt nur noch Hartz IV. Oder das Lotterleben in Afrika.
nnier,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 23:01
Seien Sie dem Schicksal dankbar, was die "Berater"-Firma angeht. Ich hatte mehrfach mit Menschen zu tun, die sich als "ehemalige McKinsey-Berater" anpriesen. Und die hätte ich allesamt lieber nicht kennengelernt.
donalphons,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 23:01
Dann können die wohlerzogenen Schwestern ihren Töchtern mal sagen, wenn sie nicht spuren, enden sie wie Tante Damenwahl im Kongo.
damenwahl,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 23:16
Herr nnier, bin ich ja auch. Würde ich heute nicht mehr für erstrebenswert halten. Ich betreibe gerade psychologisch unkluges Rumstochern in alten Wunden, und habe eben eine Stunde Salz in neue Wunden gerieben, das macht mich unleidlich.
Der Kongo wiederum, donalphons, ist schon heute das Schreckgespenst der Familie, alle anderen sind wohlgeraten und haben keine derartigen Ambitionenmehr.
Der Kongo wiederum, donalphons, ist schon heute das Schreckgespenst der Familie, alle anderen sind wohlgeraten und haben keine derartigen Ambitionen
ilnonno,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 23:54
Das geht auch andersrum. War es nicht der Charly aus den Münchner Gschichten, der seine Freundin als verantwortungslos beschimpfte? Weil sie ihn heiraten wollte ohne ihn ernähren zu können...
damenwahl,
Freitag, 8. Januar 2010, 00:48
Die Männer, die ich hätte aushalten müssen, habe ich ebenso abgeschossen wie jene, die mich hätten aushalten können. Ich diskriminiere da nicht, wenn es an anderen Enden hapert.
conma,
Freitag, 8. Januar 2010, 12:43
Vielleicht wäre dann der Beruf als Talkshowgast - oder heißt es "Gästin" - erstrebenswert?