Dienstag, 24. Februar 2009
Manche Plagen verfolgen einen...
Heute war ich im Laden bei meinem Handy-Provider, um mein Guthaben neu aufzuladen. Ich mußte einen Moment warten und betrachtete in der Zwischenzeit die verschiedenen Geräte, wie immer verständnislos gegenüber der Tatsache, daß andere Menschen offenbar 500 Euro für ein Stück Vollplastik ausgeben. Und während ich so warte, und warte, und warte... fängt plötzlich eines der Ausstellgeräte an zu klingeln! Blinkt aufgeregt wie ein Weihnachtsbaum, „incoming call“ inklusive Nummernanzeige, in einer Lautstärke, die den gesamten Laden beschallt. Und keinen hat’s gekümmert.

Das wäre dann auch mein Thema für heute: die Freunde von der Firma mit dem großen pinken T. Meine erste Erfahrung liegt ein Weilchen zurück, zu Studienzeiten. Für einen meiner vielen Umzüge hatte ich meinen Telefonanschluß ordnungsgemäß gekündigt – nicht aber, wie ich dann schmerzlich erfahren mußte, meinen ISDN-Anschluß. Drei lange Monate habe ich also brav eine ISDN Grundgebühr gezahlt, die ich gar nicht mehr nutzen konnte (weil verzogen).

Aus Schaden wird man klug, in der Mobiltelefonie bin ich dem Verein ohnehin immer ausgewichen und das mit den Kündigungsfristen hatte ich mir gemerkt, daher kamen wir die nächsten Jahre im Bereich Internet ganz leidlich miteinander aus.

Gleich nach der Ankunft in Washington habe ich natürlich sofort das Projekt Handy+Prepaid Karte in Angriff genommen. Ich habe eine ganz günstiges, aber sehr funktionales Gerät für 20 USD, es kann telefonieren, simsen, wecken und Geldbeträge umrechnen, mehr brauche ich ohnehin nicht. Andere Geräte wären sozusagen hoffnungslos überqualifiziert für meine bescheidenen Ansprüche. Streber der ich bin, mußte ich natürlich erst mal Auskünfte über die verfügbaren Anbieter und Tarife einholen, wobei sich herausstellte, daß die Firma mit dem pinken T finanziell definitiv der Anbieter der Wahl ist – weil günstig. Relativ gesehen. Im Vergleich. Ich habe den Verdacht, daß die SpitzelSpitzenfirma hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihre Verluste aus Österreich und Deutschland kompensieren möchte, telefonieren ist nämlich RICHTIG teuer. Und das geht so: zumindest bei Prepaid Karten zahlt nicht nur der Anrufer, sondern auch der Angerufene. Und zwar in beiden Fällen schöne, einheitliche 25 Cent pro Minute. Macht zusammen 50 Cent pro Minute für den Anbieter. Preise wie in Deutschland vor zehn Jahren, ich habe es kaum glauben wollen.

Nun habe ich den festen Vorsatz, mich nicht mehr über Dinge aufregen zu wollen, die ich nicht ändern kann, es kam aber noch besser und meine Vorsätze wurden auf eine harte Probe gestellt. Ich bin es ja nicht gewöhnt, daß mich sehr viele Leute anrufen und angesichts meines beschränkten Bekanntenkreises hier wäre alles andere auch sehr ungewöhnlich. Erstaunlicherweise klingelt mein Handy aber mindestens zwei Mal täglich, weil ich Anrufe für einen gewissen „Jamal“ (oder Janelle, oder Jamelle oder Gamal?) erhalte. Die Leute sind erstaunlich hartnäckig, oft verstehen sie gar nicht, was ich sagen will. Manche der Anrufe kommen auch von Maschinen („your license plate has expired“?!?), mit denen kann man ohnehin nicht verhandeln.

Beschwerde beim Anbieter hat leider nichts geholfen, man hat mir eine neue Nummer angeboten, aber da habe ich mir gedacht: einen Tod muß man sterben, entweder ich nehme gelegentlich weiter – kostenpflichtige – Anrufe für Jamal entgegen oder ich informiere meinen wachsenden Bekanntenkreis – kostenpflichtig – über meine neue Nummer, und habe mich für ersteres entschieden. Und wer weiß, vielleicht bekomme ich ja irgendwann noch raus, wer Jamal ist. Er könnte der Vater meiner Kinder werden, oder der nächste Präsident der USA oder so...

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