Freitag, 13. Februar 2009
Passend
Gestern Abend war ich mit Kollegen nach der Arbeit noch unterwegs, das Wetter frühlingshaft mild und die Raucherterrasse der 18th Street Lounge brechend voll - bis die ersten dicken Tropfen fielen. Das Wetter in Washington, halt. Das schöne an der Lounge ist jedoch nicht, daß sie sich über einem Matratzen (!) laden befindet, die Räume so putzig plüschig eingerichtet sind oder die Terrasse den Aufenthalt im Freien mit Drinks erlaubt. Nein, die Gruppe Thievery Corporation ist der Eigentümer, und dieser Name hat es mir wirklich angetan - einfach weil er so schön klingt. Kann ich nicht weiter erklären. Und die Musik ist natürlich auch gut.

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Risikofreude
Sicherheit wird völlig überbewertet. Wirklich, ein bißchen Risikofreude macht das Leben doch erst interessant. Das hier darf meine Mama nicht lesen. Andere Leute gehen Fallschirmspringen, schmuggeln Bargeld außer Landes oder besichtigen Kulturdenkmäler im ländlichen Jemen – ich wohne in einer, nett gesagt, „transitional area“. Transitional muß man sich so vorstellen, daß hier zwischen etlichen Kirchen (Washington ist die gefühlte Hochburg der Gottesdienste) von drei Häusern eines hübsch renoviert ist, eines in passablem Zustand und eines schon länger keine instandhaltenden Maßnahmen mehr genossen hat. Um die eine Ecke sind die Hauptstraße, ein Supermarkt der besseren Sorte (für amerikanische Verhältnisse) und ein Öko-Bio-Organic-Fair-trade-Bistro-Laden. Um die nächste Ecke zieht sich der transitional Charakter einige Blocks weit – und in die andere Richtung habe ich noch nicht zu gehen gewagt. Ach, und dann ist da noch ein Polizeiquartier. Ich hoffe, das ist die Erklärung für das andauernde Sirenengeheul.

Zwar hat Washington den Ruf als Stadt mit der höchsten Mordrate in den USA inzwischen abgegeben, aber Erkundigungen zur Qualität der Wohngegend schienen mir im Vorfeld angebracht. Nicht, daß ich in Gated Communities wohnen möchte, aber zu Fuß nach Hause zu laufen ist doch immer schön. Gelegenheit zur Bewegung nach der Arbeit und zum Ausnüchtern, wenn es abends mal später wird. Leider war mein ortskundiger Ratgeber (der von den ersten zwanzig potentiellen Zimmern energisch abriet) gerade nicht verfügbar, als ich zunehmenden Entscheidungsdruck verspürte. Was in der Folge (nach dem Einzug hier) zu ungefähr folgendem Gespräch mit ihm führte:

So, where are you living now, are you happy there? Yeah, it’s a nice place, decent home, great room near XXX Centre. Oh, where exactly do you live? X and Y3 Street. ah. Is that bad? Well, uh, oh… it’s a transitional area – it’s alright… eh, but you might want to take a cab if you are out late. Ohhh – there is a police station just around the corner, should I consider that to be a warning sign or is it reassuring? In that area, it’s definitely reassuring!!! *bloggergirl is really scared and contemplates immediate relocation* So, do you think I can stay there? Yeah, sure, it’s an ok area, just don’t walk east. West is okay, but don’t walk east, especially not after dark…

Was soll ich sagen. Umziehen lohnt sich ja nicht wirklich. Und wenn ich da an einige Schriftwechsel mit potentiellen Vermietern zurückdenke...

„we are a merry bunch of church-going christians and are looking for someone equal-minded“
“please fill out the attached form” (die wollten von meiner Schuhgröße bis zum Gehalt alles wissen)
„great room, must be willing to accept no guest policy“
“renting out sunroom in studio” und nachträglich: “will buy furniture next week”

Nein, da habe ich es doch ganz gut getroffen und kann mich mental schon mal auf meinen nächsten Sommerurlaub im Jemen einstimmen… oder im Dreiländereck für Risikofreudige, Sudan-Libyen-Ägypten.

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