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Ehrlich währt am längsten...
... sagt man ja so, gemeinhin. Bei dem ein oder anderen Karrieristen aus meiner Vergangenheit, deren hervorstechendste Eigenschaft sicher nicht die Ehrlichkeit war, warte ich noch auf das Eingreifen der himmlischen Gerechtigkeit, und manchmal zweifele ich sehr an deren Existenz.
Die liebe Frau Nessy hat sachlich schon alles gesagt, was es zu unserem Nationalhelden b.a.w. zu sagen gibt und ich stimme vollumfänglich zu. Eigentlich müßte ich mich jetzt entschuldigen und auf einem Bein in die nächste Ecke stellen zum Fremdschämen – ich habe nach aktueller Zählung mindestens 6 Personen in meinem virtuellen Freundeskreis, die (in einem Anfall geistiger Umnachtung?- ich gebe die Hoffnung nicht auf) den Like-Button dieser unsäglichen FB-Unterstützergruppe geklickt haben. Wen muß ich jetzt zuerst aus meinem Netzwerk löschen? Die evangelikalen Missionare aus der amerikanischen Schulzeit, oder doch diese Hohlfritten? Eigentlich möchte man ja mit so etwas wirklich nicht befreundet sein. Bei den üblichen Verdächtigen konservativ-bayerischer Provenienz verstehe ich das noch, da sind vielleicht dreißig Jahre familiäre Prägung so übermächtig, daß man nichts anderes erwarten konnte (und einige davon würde ich bei allem Wohlwollen nicht direkt zu den hellsten Köpfen meines Freundeskreises zählen). Völlig sprachlos hinterläßt mich jedoch das Mitgefühl einer durchaus nicht dummen, höchstselbst promovierten Juristin in leitender Position für die aktuelle Bredouille für den Kerl. Daß Personen, die nie ihr Doktorandenbrot mit Tränen assen die Leistung eines echten Wissenschaftlers nicht zu schätzen wissen – gut. Daß der Handwerker Max Mustermann nach all den Berichten über plagiierende Studenten und gekaufte Titel meint, es würden eh alle Wissenschaftler voneinander abschreiben – geschenkt. Aber wie kann jemand, der selbst ein paar hundert Seiten verfasst hat, Verständnis für sowas haben?
Ich für meinen Teil habe keines, und hätte auch keines gehabt, wenn er Superman, Gandhi und der Vater meiner Kinder in Personalunion gewesen wäre. Im Rahmen meiner – seltenen – Aufgaben als universitäre Autoritätsperson mußte ich letzte Woche Aufsätze für einen Wettbewerb sichten und Vornoten verteilen. Und stieß auf ein Werk, das meine Aufmerksamkeit erregte. In Struktur und Inhalt von der durchschnittlichen Sorte (eher obere Hälfte): ein paar ganz kluge Gedanken, aber etwas kursorisch und ziellos im Aufbau. Ein längerer Verweis auf ein Beispiel aus Schwarzafrika ließ mich mutmaßen, ob es sich wohl um einen afrikanischen Studenten handeln könnte, so daß ich erst mal meine Sympathie-Reflexe zügeln mußte. Andererseits passten allerlei andere Beispiele nicht so recht dazu, namentlich ein eher unangebrachter Bezug auf die USA mit besitzanzeigendem Fürwort. Und der Wechsel zwischen einwandfreiem, sehr gediegenen Englisch und stümperhaften Fehlern in Satzbau und Rechtschreibung. In einer Einfrau-Wikiplag-Aktion stellte sich heraus: alles ganz frech von verschiedenen Homepages – Wikipedia, diversen Universitätsseiten – abgeschrieben. Genauer gesagt: ganze Abschnitte unverändert kopiert.
Es ist mir völlig rätselhaft, wie man so etwas tun kann – man lernt doch heutzutage vom ersten Semester an, daß abschreiben verboten ist und nicht mit dem obligatorischen Spicker in der Mittelstufe zu vergleichen. Eines der wenigen Dinge, die ich seinerzeit in der amerikanischen Provinz uneingeschränkt zu schätzen wußte, war die Mentalität in der Schule. Lehrer konnten bei Prüfungen tatsächlich zwischendurch einen Kaffee trinken gehen – denn spicken oder abschreiben widersprach dem Ehrgefühl und war für niemanden eine Option. So einfach. Was geht in einer Gesellschaft kaputt, wenn selbst exponierte Personen kein Unrechtsbewußtsein für solche Taten mehr haben?
Irgendein Journalist hat es heute auf den Punkt gebracht: entweder er hat es schreiben lassen – dann hat er gelogen. Oder er hat selbst geklaut – dann hat er auch gelogen. Weiterhin wird ausgerechnet ein Mitglied der Prüfungskommission als Vertrauensmann hinzugezogen (hallo?... das ist, als würde man die Frösche bitten, den Teich trockenzulegen) und große Teile der Allgemeinheit finden das alles in Ordnung und können an dem Vorgang nichts verwerfliches finden? Diese idiotische FB-Gruppe mit den Poser-Fotos im Militärdress hat inzwischen tatsächlich über 150.000 Anhänger – das verschlägt mit die Sprache. Andererseits hat der Mann möglicherweise genau die Klientel, die er verdient:
Person 1: „Also ich glaube hier haben die wenigstens Poster Ahnung von den Ausmaßen des Sachverhaltes. Ich bin selbst Dokterant und arbeite seit mehreren Jahren an meiner Dissertation und darüber hinaus habe ich mir selbst einen Eindruck verschafft un...d KT's Diss in Teilen gelesen.
Es ist das ist ein massives Plagiat, das ist offensichtlich und für jeden nachvollziehbar. Aller Vermutung nach hat er es nicht selbst geschrieben; da er so doff wahrscheinlich auch nicht ist.“
Person 2: „Als Doktorant "doff" und doktErant schreiben. Ist ja witzig. Ich halt Guttenberg für einen der fähigsten Minister zur Zeit. Und ich kann mich einigen meiner Vorpostern nur anschließen, dass es vielen Leuten unbekannt war, dass er überhaupt promoviert hat und dass ihm dieser Titel in der Politik hilft... ."
Wahrscheinlich hat er damals, als die Zeitungen sich über das „Kairos“ amüsierten, gedacht, es ginge um die Stadt am Nil.
Person 3: „Bis jetzt steht KT`s Beurteilung unter den befragten Teilnehmern allein bei t-online im Verhältnis zu seinen Gegnern prognostisch ziemlich genau im GOLDENEN SCHNITT der Kosmischen Kräfte und zwar sogar über 62 Prozent, bei 63.4 Prozent, der Teilnehmer sind seiner Sympatisanten. Das heißt, er ist auf der göttlich positiven Seite und wird diesen Prozess mit absoluter Sicherheit gewinnen, was wir ihm auch alle wünschen.“
Und wahre Fans reisen ihrem Idol eh hinterher, scheint es: „Hochachtung! Zu Guttenberg spricht gerade in Kelkheim und entschuldigt sich bei den nicht genannten Quellen. Die Doktorarbeit habe Fehler, die sich über 7 Jahren angesammelt haben. Er hat klare Worte gefunden und jetzt sehe ich Ihn noch positiver. Hut ab!“
Andererseits: in der Kürze liegt die Würze: „KTG ist und bleibt der Doktor unserer Herzen!!!!“ von Maxi. Und „Ehrlich währt am längsten (Sprichwort)“ ich hoffe er bleibt so.“ - ich fürchte, nicht ironisch gemeint. Die sehen das so. Sollte der Mann jemals Kanzler werden, heirate ich meinen ägyptischen Dauerverehrer und gebe die deutsche Staatsbürgerschaft ab. Versprochen.
Ein kläglicher Trost ist es mir, daß es am Wochenende bei einem Fest in durchaus konservativen Kreisen keiner gewagt hat, sich für den Übeltäter auszusprechen – aber 6 Personen in meinem Freundeskreis mit Sympathien für Ideenklau, Betrug und Hochstapelei sind mir immer noch 6 zuviel. Ich glaube, ich gehe mich jetzt noch eine Runde fremdschämen. Oder lösche die Kontakte aus meinem Profil – sieht ja keiner, wenn man Kontakte abbricht.
Die liebe Frau Nessy hat sachlich schon alles gesagt, was es zu unserem Nationalhelden b.a.w. zu sagen gibt und ich stimme vollumfänglich zu. Eigentlich müßte ich mich jetzt entschuldigen und auf einem Bein in die nächste Ecke stellen zum Fremdschämen – ich habe nach aktueller Zählung mindestens 6 Personen in meinem virtuellen Freundeskreis, die (in einem Anfall geistiger Umnachtung?- ich gebe die Hoffnung nicht auf) den Like-Button dieser unsäglichen FB-Unterstützergruppe geklickt haben. Wen muß ich jetzt zuerst aus meinem Netzwerk löschen? Die evangelikalen Missionare aus der amerikanischen Schulzeit, oder doch diese Hohlfritten? Eigentlich möchte man ja mit so etwas wirklich nicht befreundet sein. Bei den üblichen Verdächtigen konservativ-bayerischer Provenienz verstehe ich das noch, da sind vielleicht dreißig Jahre familiäre Prägung so übermächtig, daß man nichts anderes erwarten konnte (und einige davon würde ich bei allem Wohlwollen nicht direkt zu den hellsten Köpfen meines Freundeskreises zählen). Völlig sprachlos hinterläßt mich jedoch das Mitgefühl einer durchaus nicht dummen, höchstselbst promovierten Juristin in leitender Position für die aktuelle Bredouille für den Kerl. Daß Personen, die nie ihr Doktorandenbrot mit Tränen assen die Leistung eines echten Wissenschaftlers nicht zu schätzen wissen – gut. Daß der Handwerker Max Mustermann nach all den Berichten über plagiierende Studenten und gekaufte Titel meint, es würden eh alle Wissenschaftler voneinander abschreiben – geschenkt. Aber wie kann jemand, der selbst ein paar hundert Seiten verfasst hat, Verständnis für sowas haben?
Ich für meinen Teil habe keines, und hätte auch keines gehabt, wenn er Superman, Gandhi und der Vater meiner Kinder in Personalunion gewesen wäre. Im Rahmen meiner – seltenen – Aufgaben als universitäre Autoritätsperson mußte ich letzte Woche Aufsätze für einen Wettbewerb sichten und Vornoten verteilen. Und stieß auf ein Werk, das meine Aufmerksamkeit erregte. In Struktur und Inhalt von der durchschnittlichen Sorte (eher obere Hälfte): ein paar ganz kluge Gedanken, aber etwas kursorisch und ziellos im Aufbau. Ein längerer Verweis auf ein Beispiel aus Schwarzafrika ließ mich mutmaßen, ob es sich wohl um einen afrikanischen Studenten handeln könnte, so daß ich erst mal meine Sympathie-Reflexe zügeln mußte. Andererseits passten allerlei andere Beispiele nicht so recht dazu, namentlich ein eher unangebrachter Bezug auf die USA mit besitzanzeigendem Fürwort. Und der Wechsel zwischen einwandfreiem, sehr gediegenen Englisch und stümperhaften Fehlern in Satzbau und Rechtschreibung. In einer Einfrau-Wikiplag-Aktion stellte sich heraus: alles ganz frech von verschiedenen Homepages – Wikipedia, diversen Universitätsseiten – abgeschrieben. Genauer gesagt: ganze Abschnitte unverändert kopiert.
Es ist mir völlig rätselhaft, wie man so etwas tun kann – man lernt doch heutzutage vom ersten Semester an, daß abschreiben verboten ist und nicht mit dem obligatorischen Spicker in der Mittelstufe zu vergleichen. Eines der wenigen Dinge, die ich seinerzeit in der amerikanischen Provinz uneingeschränkt zu schätzen wußte, war die Mentalität in der Schule. Lehrer konnten bei Prüfungen tatsächlich zwischendurch einen Kaffee trinken gehen – denn spicken oder abschreiben widersprach dem Ehrgefühl und war für niemanden eine Option. So einfach. Was geht in einer Gesellschaft kaputt, wenn selbst exponierte Personen kein Unrechtsbewußtsein für solche Taten mehr haben?
Irgendein Journalist hat es heute auf den Punkt gebracht: entweder er hat es schreiben lassen – dann hat er gelogen. Oder er hat selbst geklaut – dann hat er auch gelogen. Weiterhin wird ausgerechnet ein Mitglied der Prüfungskommission als Vertrauensmann hinzugezogen (hallo?... das ist, als würde man die Frösche bitten, den Teich trockenzulegen) und große Teile der Allgemeinheit finden das alles in Ordnung und können an dem Vorgang nichts verwerfliches finden? Diese idiotische FB-Gruppe mit den Poser-Fotos im Militärdress hat inzwischen tatsächlich über 150.000 Anhänger – das verschlägt mit die Sprache. Andererseits hat der Mann möglicherweise genau die Klientel, die er verdient:
Person 1: „Also ich glaube hier haben die wenigstens Poster Ahnung von den Ausmaßen des Sachverhaltes. Ich bin selbst Dokterant und arbeite seit mehreren Jahren an meiner Dissertation und darüber hinaus habe ich mir selbst einen Eindruck verschafft un...d KT's Diss in Teilen gelesen.
Es ist das ist ein massives Plagiat, das ist offensichtlich und für jeden nachvollziehbar. Aller Vermutung nach hat er es nicht selbst geschrieben; da er so doff wahrscheinlich auch nicht ist.“
Person 2: „Als Doktorant "doff" und doktErant schreiben. Ist ja witzig. Ich halt Guttenberg für einen der fähigsten Minister zur Zeit. Und ich kann mich einigen meiner Vorpostern nur anschließen, dass es vielen Leuten unbekannt war, dass er überhaupt promoviert hat und dass ihm dieser Titel in der Politik hilft... ."
Wahrscheinlich hat er damals, als die Zeitungen sich über das „Kairos“ amüsierten, gedacht, es ginge um die Stadt am Nil.
Person 3: „Bis jetzt steht KT`s Beurteilung unter den befragten Teilnehmern allein bei t-online im Verhältnis zu seinen Gegnern prognostisch ziemlich genau im GOLDENEN SCHNITT der Kosmischen Kräfte und zwar sogar über 62 Prozent, bei 63.4 Prozent, der Teilnehmer sind seiner Sympatisanten. Das heißt, er ist auf der göttlich positiven Seite und wird diesen Prozess mit absoluter Sicherheit gewinnen, was wir ihm auch alle wünschen.“
Und wahre Fans reisen ihrem Idol eh hinterher, scheint es: „Hochachtung! Zu Guttenberg spricht gerade in Kelkheim und entschuldigt sich bei den nicht genannten Quellen. Die Doktorarbeit habe Fehler, die sich über 7 Jahren angesammelt haben. Er hat klare Worte gefunden und jetzt sehe ich Ihn noch positiver. Hut ab!“
Andererseits: in der Kürze liegt die Würze: „KTG ist und bleibt der Doktor unserer Herzen!!!!“ von Maxi. Und „Ehrlich währt am längsten (Sprichwort)“ ich hoffe er bleibt so.“ - ich fürchte, nicht ironisch gemeint. Die sehen das so. Sollte der Mann jemals Kanzler werden, heirate ich meinen ägyptischen Dauerverehrer und gebe die deutsche Staatsbürgerschaft ab. Versprochen.
Ein kläglicher Trost ist es mir, daß es am Wochenende bei einem Fest in durchaus konservativen Kreisen keiner gewagt hat, sich für den Übeltäter auszusprechen – aber 6 Personen in meinem Freundeskreis mit Sympathien für Ideenklau, Betrug und Hochstapelei sind mir immer noch 6 zuviel. Ich glaube, ich gehe mich jetzt noch eine Runde fremdschämen. Oder lösche die Kontakte aus meinem Profil – sieht ja keiner, wenn man Kontakte abbricht.
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