Samstag, 23. April 2011
Wie man einen guten Tag verbringt
Der gute Tag beginnt bereits am Vorabend, wenn man rechtzeitig daran denkt, den Wecker für morgens um sieben Uhr auszustellen, das gelingt nicht immer, ist aber eine wesentliche Voraussetzung für einen guten Start in einen guten Tag. Dann nämlich wird man erst um 10h vom Telefon geweckt, wenn Freunde anrufen, um die Uhrzeit für einen sommerlichen Ausflug an den See zu koordinieren. Die verbleibenden zwei Stunden bis dahin kann man nutzen, um ein frisches Brot fürs Frühstück zu backen und auf der Fensterbank sitzend einen Kaffee zu trinken, während man leise die Kuhglocken am Berg bimmeln hört.

Die nächste wichtige Entscheidung ist, den Bikini unter Shorts und Shirt drunterzuziehen. Im Vorjahr hat man es in vergleichbarer Situation später bitter bereut, nicht einfach ins kühle Wasser springen zu können (mangels passender Bekleidung) und daher aus dem Fehler gelernt. Gut, die angekündigten 14 Grad Wassertemperatur sind nicht so verlockend, aber man weiß ja nie.

Mit guten Freunden macht man einen Abstecher zur Tankstelle und kauft ein paar Dosen kühles Bier und Wasser, aber solange die Sonne über Mittag brennt, setzt man sich in ein Restaurant und ißt noch einen Happen. Notfalls einen Geselligkeitshappen, falls das Frühstück kaum eine Stunde zurückliegt. Rechtzeitig vor dem nachmittäglichen Kundenansturm findet man sich am Bootsverleih ein und strampelt danach aufs Wasser hinaus, aber nicht zu weit, wir sind schließlich zum genießen und trinken dort, nicht für die körperliche Ertüchtigung. Das Wasser ist wirklich bitterkalt erfrischend, aber das hält ein wahres Nordlicht nicht ab: der Sprung (jawohl, gesprungen!) ins Wasser ist die beste Entscheidung des Tages überhaupt. Schimpft man die faul herumsitzenden Männer Feiglinge, hat man auch bald Gesellschaft im Wasser, denn das können wahre Männer nicht auf sich sitzen lassen. Und gemeinsam schnappt es sich viel besser nach Luft vor Kält, während die Lippen blau anlaufen. Und die Sonne danach ist noch viel schöner und wärmer. Nur gute Seiten, die Tat.

Später gibt es Eis (Walnuß und Straciatella, Riesenkugeln), rumliegen auf eine grünen Wiese, leutegucken und noch mehr Sonne, während der Bikini wieder trocknet, so daß man ganz ohne unschöne nasse Flecken auf der Hose am Spätnachmittag den Heimweg antreten kann. Es ist gewagt, aber nachdem der Tag so wunderbar war, kann man ruhig ein Risiko eingehen und das Abendkleid in die Waschmaschine packen (Sie erinnern sich vielleicht? 55 CHF für die Reinigung finde ich immer noch unverschämt). Der Höhepunkt des Tages jedoch, bevor man mit selbstgebackenem Flammkuchen und Martini auf dem Sofa ins Urlaubskoma fällt, kommt völlig unerwartet: ein Anruf. Vom längst abgeschriebenen Tischherrn, der im Juni ohnehin in der Gegend ist und gerne vorbeikommen möchte. Warum nicht gleich so?

Warum nicht immer so?

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