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Unerwartet
damenwahl | 05. November 09
Gerade mit einem meiner vielen Chefs telefoniert. Nach zwei grauenhaften Katastrophentagen Licht am Horizont. Ganz beiläufig und völlig unerwartet rückt ein Traum in greifbare Nähe.
Ohne abergläubisch zu sein halte ich es eigentlich mit Glatzen-Peer: Prahl erst, wenn Du heimreitest". Aber: es gibt da einen Ort, an dem ich immer sein wollte, der mich aber auf geradem Weg nie und nimmer reinlassen würde. Mir war gar nicht klar, daß mein Chef in DC solche Beziehungen hat, aber ganz von selbst fragte er, ob mich das nicht interessieren würde... und mit seiner Unterstützung hätte ich immerhin den Hauch einer Chance, hoffe ich.
Eieiei, huiuiui, ich bin gerade so aufgeregt!
Ohne abergläubisch zu sein halte ich es eigentlich mit Glatzen-Peer: Prahl erst, wenn Du heimreitest". Aber: es gibt da einen Ort, an dem ich immer sein wollte, der mich aber auf geradem Weg nie und nimmer reinlassen würde. Mir war gar nicht klar, daß mein Chef in DC solche Beziehungen hat, aber ganz von selbst fragte er, ob mich das nicht interessieren würde... und mit seiner Unterstützung hätte ich immerhin den Hauch einer Chance, hoffe ich.
Eieiei, huiuiui, ich bin gerade so aufgeregt!
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Eine Frage der Perspektive
Hätte mir jemand vor zehn Jahren prophezeit, ich würde heute in Afrika leben, ich hätte ungläubig den Kopf geschüttelt, laut gelacht, oder beides. Ich bin immer gerne gereist und war neugierig genug für mein Alter, aber Afrika war jenseits meiner Vorstellungskraft. In dem Provinznest, in welchem ich die ersten fünfzehn Jahre meines Lebens verbracht habe, stand am Eingang ein Schild: Partnerstadt von Kalemie, Zaire. Darunter eine Landkarte und Werbung für ein Waisenhaus. Damals war ich zehn Jahre alt und hatte keinerlei Vorstellung von Zaire, außer einer gewissen Faszination für dieses klangvolle Wort. Heute horche ich immer auf, wenn jemand hier in Kalemie war und würde gerne selbst hinfahren, aus purer Nostalgie. Leider liegt Kalemie am anderen Ende des Landes und Städtetrips sind bei den örtlichen Reiseagenturen nicht im Angebot.
Wenn ich mich in meinem Umfeld zu Hause anschaue, bin ich leider ein Verlierer. Eine Bekannte reicht gerade ihre zweite Dissertation ein. Eine ehemalige Freundin schmückt ihre Visitenkarten inzwischen mit dem Titel Vice President Global Derivates Junk - oder so ähnlich – bei einer großen Pleitierbank, die kurz vor der Zerschlagung steht. Für ein Paar Stiefel gibt sie mehr Geld aus, als ich zuletzt in Deutschland für die monatliche Miete. Meine ehemaligen Kollegen dürfen sich inzwischen immerhin alle Assistant Manager nennen. Einer der letzten verbliebenen Freunde in der Provinz ist seit kurzem stolzer Besitzer eines Eigenheims. Eine andere Freundin hat alle ihre Karriereziele bereits jetzt erreicht und einen von-und-zu-mit-Schlößchen geheiratet. Ich hingegen bin Consultant und auf meiner Visitenkarte steht nur mein Name, weil ich im vergangenen Jahr sechs verschiedene Telefonnummern in fünf verschiedenen Ländern hatte. Ich teile das Wohnzimmer mit einem bindungsunfähigen Briten Ende Dreißig, die Küche mit einer Familie Kakerlaken und im Schlafzimmer leistet mir allenfalls ein Gecko Gesellschaft. Mein Vertrag wird heute für eine Woche verlängert und morgen für zwei Wochen verkürzt, das weiß ich immer erst genau, wenn es soweit ist. Gemessen an den Maßstäben meines heimatlichen Umfelds habe ich allenfalls in Entfernungskilometern weit gebracht.
Allerdings erlebe ich jeden Abend den schönsten Sonnenuntergang der Welt und kein Tag ist wie der vorherige. Das ist immerhin etwas.
Wenn ich mich in meinem Umfeld zu Hause anschaue, bin ich leider ein Verlierer. Eine Bekannte reicht gerade ihre zweite Dissertation ein. Eine ehemalige Freundin schmückt ihre Visitenkarten inzwischen mit dem Titel Vice President Global Derivates Junk - oder so ähnlich – bei einer großen Pleitierbank, die kurz vor der Zerschlagung steht. Für ein Paar Stiefel gibt sie mehr Geld aus, als ich zuletzt in Deutschland für die monatliche Miete. Meine ehemaligen Kollegen dürfen sich inzwischen immerhin alle Assistant Manager nennen. Einer der letzten verbliebenen Freunde in der Provinz ist seit kurzem stolzer Besitzer eines Eigenheims. Eine andere Freundin hat alle ihre Karriereziele bereits jetzt erreicht und einen von-und-zu-mit-Schlößchen geheiratet. Ich hingegen bin Consultant und auf meiner Visitenkarte steht nur mein Name, weil ich im vergangenen Jahr sechs verschiedene Telefonnummern in fünf verschiedenen Ländern hatte. Ich teile das Wohnzimmer mit einem bindungsunfähigen Briten Ende Dreißig, die Küche mit einer Familie Kakerlaken und im Schlafzimmer leistet mir allenfalls ein Gecko Gesellschaft. Mein Vertrag wird heute für eine Woche verlängert und morgen für zwei Wochen verkürzt, das weiß ich immer erst genau, wenn es soweit ist. Gemessen an den Maßstäben meines heimatlichen Umfelds habe ich allenfalls in Entfernungskilometern weit gebracht.
Allerdings erlebe ich jeden Abend den schönsten Sonnenuntergang der Welt und kein Tag ist wie der vorherige. Das ist immerhin etwas.
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Malaisen
Man kann viele Schubladen für Expatriates finden – eine davon ist der Umgang mit Malaria. Die hiesige Variante kann theoretisch tödlich enden, wenn die Erreger auf das Gehirn übergreifen und natürlich ist mit diesem Risiko nicht zu spaßen. Andererseits sind Expats ja in der glücklichen Situation, jederzeit Zugang zu Medikamenten zu haben und wenn man um das Risiko weiß und entsprechend rasch reagiert, ist das Risiko überschaubar. Jeder, der zwei oder drei Jahre hier war kennt einen Kollegen, der daran gestorben ist – allerdings meist Männer, die aus Dickfälligkeit und wahre Männer leiden schweigend Attitüde den Gang zum Arzt zu spät angetreten haben. Am Umgang mit Malaria scheiden sich hier die Geister, vor allem bei Aufenthalten im Zeitfenster zwischen sechs und zehn Wochen, wo es keine eindeutige Empfehlung für oder gegen Prophylaxe gibt. Ich habe drei Wochen vor dem Ende meines letzten Aufenthalts aufgehört, mein in Tunis unter unglaublichen Umständen erworbenes Medikament zu nehmen und viele Kollegen sehen es ähnlich: man kann das Zeug nicht über Monate wie Smarties essen, das Risiko ist überschaubar, kein Grund zur Panik. Die andere Hälfte der Kollegen verspeist schon zum Frühstück die tägliche Tablette zuzüglich Vitamin C, Mineralien und meist unzähliger anderer Pillen, ich vermute beinahe, die Amerikaner haben neben Hand Sanitizer und einer Batterie antibakterieller Toiletten- und Reinigungsartikel auch antibakterielle Tabletten erfunden. Diese Kollegen schauen einen mit großen, ungläubigen Blicken an und sagen: Are you crazy?! wenn sie hören, daß man die Prophylaxe aufgegeben hat. Die Reaktion könnte nicht heftiger ausfallen, würde man eröffnen, jeden Abend mit geladenen Ebola-Injektionen Russisch Roulette zu spielen.
Davon abgesehen gibt es natürlich noch andere Unannehmlichkeiten. Eine Freundin hat erhöhte Bilharziose Werte, seit sie im Umland in einem Teich planschen war. Sie sagt aber, sie kann die Viecher nicht unter der Haut krabbeln sehen, so daß auch solche Bedrohungen ihren Schrecken verlieren. Der Gang zum Tropenarzt nach der Rückkehr zwecks vollständiger Entwurmung wurde mir schon mehrfach empfohlen (dabei verbinde ich mit Wurmkur eher die in eine Scheibe Wurst eingerollten Pillen für unsere Hunde). Neulich habe ich zum ersten Mal von acid ants gehört – kleinen Insekten, die brennendes Sekret abgeben, wenn man sie plattmacht und häßlichen Ausschlag verursachen. Wunden verheilen schlechter. Alle paar Tage sticht mich eine besonders fiese Mücke und wenn ich dann irgendwann gedankenverloren zu heftig scheuere, weil der Juckreiz unerträglich ist, sieht es einen Tag später aus, als hätte ich mir übel das Schienbein aufgeschlagen, zwei verschorfte rote Streifen, ohne daß es jemals geblutet hätte. Die Freude hält sich dann auch in der Regel über mehrere Tage.
Weniger dramatisch, aber optisch ein echtes Hindernis beim Männerfang ist der Zustand meiner Haare. Selbst mit Spülung könnte man mit meinem Schopf nach vier Wochen hier auch eine Pferdebox auslegen und das Ergebnis meines Friseurs zu Hause, den Schaden zu begrenzen, ist inzwischen wieder perdu. Parfum kann man, nebenbei bemerkt, auch gleich daheim lassen, denn angesichts des großzügigen Gebrauchs von Anti-Mücken Spray (mein Haushalt weist derzeit fünf verschiedene Sorten auf und die Flaschen werden so freizügig herumgereicht bei gemeinsamen Abendessen wie das Bier auf Binge-Drinking-Parties) riechen ohnehin alle wie ein Krankenhaus. Von derlei Petitessen abgesehen habe ich aber glücklicherweise die Konstitution eines Ackergauls und so hoffe ich, daß mir Besuche im Krankenhaus weiterhin erspart bleiben werden.
Davon abgesehen gibt es natürlich noch andere Unannehmlichkeiten. Eine Freundin hat erhöhte Bilharziose Werte, seit sie im Umland in einem Teich planschen war. Sie sagt aber, sie kann die Viecher nicht unter der Haut krabbeln sehen, so daß auch solche Bedrohungen ihren Schrecken verlieren. Der Gang zum Tropenarzt nach der Rückkehr zwecks vollständiger Entwurmung wurde mir schon mehrfach empfohlen (dabei verbinde ich mit Wurmkur eher die in eine Scheibe Wurst eingerollten Pillen für unsere Hunde). Neulich habe ich zum ersten Mal von acid ants gehört – kleinen Insekten, die brennendes Sekret abgeben, wenn man sie plattmacht und häßlichen Ausschlag verursachen. Wunden verheilen schlechter. Alle paar Tage sticht mich eine besonders fiese Mücke und wenn ich dann irgendwann gedankenverloren zu heftig scheuere, weil der Juckreiz unerträglich ist, sieht es einen Tag später aus, als hätte ich mir übel das Schienbein aufgeschlagen, zwei verschorfte rote Streifen, ohne daß es jemals geblutet hätte. Die Freude hält sich dann auch in der Regel über mehrere Tage.
Weniger dramatisch, aber optisch ein echtes Hindernis beim Männerfang ist der Zustand meiner Haare. Selbst mit Spülung könnte man mit meinem Schopf nach vier Wochen hier auch eine Pferdebox auslegen und das Ergebnis meines Friseurs zu Hause, den Schaden zu begrenzen, ist inzwischen wieder perdu. Parfum kann man, nebenbei bemerkt, auch gleich daheim lassen, denn angesichts des großzügigen Gebrauchs von Anti-Mücken Spray (mein Haushalt weist derzeit fünf verschiedene Sorten auf und die Flaschen werden so freizügig herumgereicht bei gemeinsamen Abendessen wie das Bier auf Binge-Drinking-Parties) riechen ohnehin alle wie ein Krankenhaus. Von derlei Petitessen abgesehen habe ich aber glücklicherweise die Konstitution eines Ackergauls und so hoffe ich, daß mir Besuche im Krankenhaus weiterhin erspart bleiben werden.
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