Donnerstag, 25. November 2010
Einkaufsbummel
Deutschland. Drei Stunden. Sechs Aufträge. Eher: Einkaufsjoggen. Einkaufsjagen. Einkaufshetzen.

1. Laufsocken kaufen. Ich bin eher der No-Nonsense-Typ, ich brauche keine ausgewählte Funktionsunterwäsche für jede Sportart, und schon gar kein High-Tech – Hauptsache ich bin praktisch angezogen. Dachte ich, bis ich nach dem Erwerb neuer Laufschuhe vor einigen Jahren regelmäßig barfuß mit kaputten Füßen nach Hause humpeln mußte. Da ich die Schuhe als wesentliche Investition betrachtete und nicht austauschen wollte, habe ich nolens volens die Tennissocken von C&A gegen Funktionszeug getauscht – und nie bereut. Treue Dienste haben sie geleistet bis vor zwei Wochen – als ich sie etwas zu beherzt aus dem Schuh hochziehen wollte und sie mit lautem Ratschen gerissen sind.
3. Kalenderblätter kaufen. Der 31. Dezember ist nämlich schon komplett vollgeschrieben mit Terminen und Notizen für 2011 und neue Einlagen, Blätter, Ferienkalender etc. waren dringend notwendig. [Edit: habe die falschen gekauft. Da muß sich eine Größe geändert haben. Mist.]
4. Päckchen zur Post bringen. Deutsche Post erspart die Zollformalitäten, Erklärungen, vom Geld gar nicht zu reden – daher wenn möglich deutsche Post. Erst recht bei Päckchen. Meine Mutter hat für mein Nikolauspäckchen 30 Euro Porto bezahlt und meinen Vater (der den Postboten gab) damit an den Rand des Herzkaspers getrieben.
5. Aldi-Einkauf. Sehr wichtig, Kühlschrank wieder vollmachen mit guten Dingen, die in der Schweiz jenseits meines Budgets sind. Gorgonzola, Dominosteine, feine Joghurts, Prosecco... solche Sachen. Dafür kaufe ich hier auch ökologisch bewußt auf dem Wochenmarkt.
6. Skier abholen. Um Punkt achtzehn Uhr Verabredung mit der Freundin eines Freundes mit deutscher Postadresse, zwecks Abholung meiner Skier, Verbringung zum Zoll für Stempel zur Steuererstattung und dann mit der Bahn Weitertransport in die steuerbegünstigte Heimat. Das war der Plan. Madame betritt die Zollstelle mit einem Riesenpaket: mannsgroß, im Ernst. Zöllner fragen: "Junge Frau, was haben Sie denn da drin? Ist da etwa ein Mann verpackt?" Ich so, etwas keck: "Nein, kein Mann... obwohl, das wäre ja gar nicht schlecht. Andererseits: der müßte doch sehr mager sein, um da reinzupassen. Skier". Woraufhin ich meine Last absetzte, das Paket öffnete, und die Papiere rausholen wollte. Bedauerlicherweise hatte der Händler das Zollformular vergessen, so daß ich wie ein begossener Pudel dastand. Beeindruckendes Riesenpaket, kein Formular. Die netten Herren haben mir dann die Rechnung gestempelt und mir damit einen Freibrief verschafft, beim Händler Theater zu machen. Vorfreu. Als Entschädigung für die Mühsal, mit dem Zeug zu Fuß durch die halbe Schweiz zu reisen. Auf der Heimfahrt viel mir auf: die waren so mit flirten beschäfigt, daß sie nicht mal nach meinem Schweizer Ausländerausweis gefragt haben. Den ich nicht dabei hatte. Ha!

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Jetzt haben Sie vielleicht gemerkt, daß ich – als Wirtschaftswissenschaftlerin! - nicht bis sechs zählen kann. Das Highlight nämlich kommt zuletzt, hier jedenfalls, war aber eigentlich Punkt 2 auf der Liste: *trommelwirbel*: ein Friseurtermin. Ich kann endlos unbekümmert und völlig uneitel tagaus tagein mit dem selben Topfschnitt rumlaufen, irgendwo um und bei schulterlang, „in den Spitzen etwas durchgestuft“, was Friseure halt so machen, damit die langweilige Einheitsfrisur etwas netter aussieht. Das wird dann in den inaktiven Phasen alle 8 Monate nachgeschnitten, damit es um und bei schulterlang bleibt, mehr nicht.

Alle zwei Jahre packt mich dann ein Rappel, es soll anders werden, ich möchte mal was Neues im Spiegel sehen, aber wenn ich erst mal beim Friseur auf dem Stuhl sitze und die Schere klappert, fehlt mir doch der Mut zu radikalen Änderungen. Zumal, wenn der Friseur meines Vertrauens bei allen von mir ausgewählten Bildchen den Kopf schüttelt, bedauernd verneint und immer wieder sagt, das sei bei meiner Haarstruktur nicht realistisch. Und am Ende auf Rückfrage verkündet: "Realistisch ist ohne Volumen". Ernüchterung. Mut zur Veränderung verflogen.

Dieses Mal nicht. Ich hatte gezielt einen Friseursalon der besseren Sorte ausgesucht, habe ausführlich mit dem Fachmann diskutiert und bin jetzt generalüberholt: Haare ungefähr wie Meg Ryan zu ihren besten Zeiten. Zopf geht nicht mehr. Gar nicht. Ob ich das dekorative Endergebnis von heute auch morgen vor dem heimischen Spiegel – mit Hilfe der neu erworbenen Haarpflegeprodukte – reproduzieren kann, werden wir sehen, aber für den Moment bin ich begeistert. Langer Tag, aber sehr erfolgreich.

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Dienstag, 23. November 2010
Gerechter Ausgleich
Letztes Jahr hatte ich viel Sommer. Von Juni bis Juli bei 30° aufwärts in Tunis. Von Juli bis September bei 25° unter grauer Wolkendecke in Kinshasa (Trockenzeit) und dann bis Dezember mit Sonnenschein (Regenzeit) und noch mehr Hitze. Der deutsche Dezember bei der Landung war ein Schock.

Dieses Jahr war es umgekehrt: ich hatte den verregnetsten Sommer meines Lebens. Ich kann mich von Mai bis Ende September an vielleicht vier Wochen ohne Regen erinnern.
Direkt vor meinem Fenster ist ein anderes Hausdach mit verstopfter Regenrinne, und so wußte ich schon beim Aufwachen, wann es ein Schirmtag werden würden. Wobei: hier sind alle Tage Schirmtage, sicher ist sicher. Anfangs war ich noch naiv, und dachte um 8h morgens: erst mal frühstücken. Es hört bestimmt gleich auf. Nach dem Frühstück dann: vielleicht mal Mails checken, es muß ja bald aufhören. Gen Mittagessen holte ich die Arbeit mit aufs Sofa und wartete weiter. Nachmittags puzzelte ich vor mich und gab den Vorsatz auf, zur Arbeit zu gehen.

Als nächstes verabschiedete ich mich von der Vorstellung, an Regentagen nicht das Haus verlassen zu wollen. Ich wäre sonst zum Einsiedler geworden und hätte inzwischen das Sprechen verlernt. Der Regelfall im Sommer war: morgens um acht Regen. Auf dem Weg zur Arbeit: Regen. Auf dem Weg zum Mittagessen um eins immer noch Regen. Bei der Kaffeepause ebenso. Und abends im Regen wieder heim. Nachts um zehn am Telefon, vor meinem Fenster: Weiter Regen. Und morgens um acht: immer noch Regen. Un_un_ter_brochen. Regen. Ich erwarb einen qualitativ hochwertigen Schirm (fünf Jahre Garantie, nix Schl*cker), Gummistiefel und eine elitessengerechte Wachsjacke.

Mittlerweile ahne ich: ich sollte auch noch das Wachsjackenmodell mit Winterkragen aus Pelz und Wollfutter anvisieren. Der Schnee im Winter verhält sich nämlich wie der Regen im Sommer: er fällt ohne Unterlaß vom Himmel. Ganze Tage ohne Pause. Zunächst jedoch habe ich Skier erworben - die kann ich demnächst möglicherweise sogar für den Heimweg bergab nutzen. Oder ich schaffe einen Rodel an. Mit Motor für bergauf fahren morgens. Das wäre mal was.

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Samstag, 20. November 2010
Keine Zeit
Ich könnte berichten, wie französische Crosstrainer aussehen - sowas gibt es im neuen Fitti. Das wird kompensiert durch die überwältigende Auswahl an Raclette-Käse, die jeder Supermarkt bietet. Kleine Heißwürstchen (im Glas) gibt es hingegen nicht. Fast so enttäuschend, wie HotDog bei I*ea ohne Gurken und Zwiebeln.

Dem obenstehenden können Sie entnehmen: hier passiert gerade gar nicht viel, außer viel Arbeit. Also bleibt es vorübergehend still. Bin im Arbeitsurlaub.

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