Montag, 10. Januar 2011
Ich bin die zweitbeste Grünkohlköchin der Welt!
Es ist ja bereits deutlich geworden, daß ich gutem Essen nicht abgeneigt bin. Ich mag Scampi auf Safranrisotto, Lammfilets an Rotweinsauce und Jakobsmuscheln. Meine größte Leidenschaft jedoch ist Grünkohl – auch wenn dafür nicht jeder Verständnis hat. Ich kann im Winter einmal pro Woche Grünkohl essen, natürlich mit Kohlwurst und Kartoffeln – es wird mir nie langweilig.
Im letzten Winter habe ich den Rückstand aus Kinshasa danach an Mutterns Eßtisch aufgeholt, dieses Jahr jedoch bin ich auf mich allein gestellt.

Schon vor Wochen durchkämmte ich die Tiefkühltruhen der Supermärkte, wobei sich leider heraussstellte, daß Grünkohl hier ähnlich schwer zu bekommen ist wie in Kinshasa. Keine TK-Pakete. Keine Einmachgläser.
Nach Weihnachten wurden die Entzugserscheinungen akut, mein Vater hatte mir auf den letzten Drücker vor der Abfahrt noch eine Kohlwurst besorgt (während wir Damen die Kleidungsläden durchstreiften), aber ich konnte immer noch keinen Grünkohl finden. Auf dem Wochenmarkt wurde mir bescheiden, der heiße hier Federkohl und manchmal hätten sie auch dieses Gewächs im Angebot, aber nicht heute.
Am Freitag während meiner Stippvisite, so meinte ich, mir allerdings endlich Grünkohl beschaffen zu können, strebte voller Vorfreude im Supermarkt gen Tiefkühlabteilung – ausverkauft! Am Samstag dann wieder Wochenmarkt, wo man mir zuletzt versichert hatte, Samstag gäbe es bestimmt Federkohl. Nur nicht mehr um 11h, da war nämlich schon alles ausverkauft. Fünf Stände weiter dann endlich Erfolg.

Nun ist Grünkohl ein Gemeinschaftsgericht und eignet sich nicht für Singles, das hat irgendwie etwas trostloses, und auf der Suche nach einem geeigneten Mitesser, der diese Köstlichkeit zu schätzen weiß, verfiel ich auf niemand besseren als eine alte Flamme. Die auch tatsächlich für Montag Abend zusagte. Also heute. Und dann wieder absagte.
Dabei wollte ich doch so gerne Gesellschaft für meinen ersten Kochversuch mit frischem Kohl, ein Versuchskaninchen gewissermaßen (das hatte ich so deutlich natürlich nicht gesagt). Jetzt sitze ich hier also doch alleine, aber immerhin kann ich so nachher an meinem Hausarbeits-Essay weiterarbeiten. Geschmeckt hat's trotzdem, schließlich bin ich die Tochter meiner Mutter, der weltbesten Grünkohlköchin überhaupt.



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Freitag, 7. Januar 2011
Fünf Stunden für ein Komma
Ich bin nicht ganz zu Unrecht die familiäre IT-Hotline für alle Computer-Belange: ich spiele gerne mit Technik rum. Wenig Ahnung, aber so weit es geht, helfe ich mir gerne selber.

Nach Linux ist Latec die neueste Entdeckung - fantastische Sache. Sieht man davon ab, daß ich drei Stunden brauchte um zu merken, daß bei der Einbindung von Graphen die Graphik im selben Verzeichnis liegen muß - es sei denn, man gibt den gesamten Pfad an.

Gestern dann: fünf Stunden an Bibtex gebastelt und einfach nicht begriffen, warum trotz korrekter Befehle (in 100 Kombinationen) beim Kompilieren gar keine Referenzliste entsteht. Ich habe Bibtex und Biblatec probiert, habe die Kommandos quer durchs Dokument geschoben, immer wieder F2 und F11 gedrückt. Nichts. Habe das Text-File variiert, umbenannt, alle möglichen packages geladen. Nichts. Um 0.22h dann die Entdeckung: im Text-File ein einziges, dämliches Komma hinter der Kurzreferenz vergessen. Wie konnte ich so dämlich sein, das die ganze Zeit zu übersehen?

Tröstlich ist nur, daß mir das nie wieder passieren wird und ich nebenbei die Option gefunden habe, Bibtex-Referenzen aus Google zu exportieren.

[Continued:
Ich bin zwar bodenlos faul und durchaus in der Lage, den ganzen Tage im Internet zu surfen und mir abends selbst weiszumachen, das habe der Allgemeinbildung gedient und sei produktiv gewesen. Wenn ich jedoch erst mal genug Druck habe (in der Art von: noch fünf Tage bis zur Abgabe von 15 Seiten über ein kniffeliges Thema, bei dem ich niemals die Absicht Chance hatte, die gesamte umfangreiche Literatur zu erkunden), dann kann ich auch richtig produktiv sein. Nachdem ich also gestern endlich die Regeln der Kommasetzung in Bibtex kapiert hatte, waren das Literaturverzeichnis und das Deckblatt ruckzuck fertig, und es blieb noch genug Zeit, ganze 2000 Wörter zu schreiben. Wenn ich so weitermache, werde ich doch noch pünktlich fertig. Da konnte ich es mir durchaus erlauben, abends über die Grenze zu fahren um meine neueste Neuerwerbung abzuholen: schwarze Stiefel von Hugo Boss. Die waren ohnehin schon recht günstig und der Händler hatte sogar einer Steuererstattung zugestimmt. Im flirten mit verhandeln mit Zöllnern konnte ich ja schon beim letzten Mal erste Erfahrungen machen, diesmal wieder keine Rechnung, aber ich hatte einen Mail-Ausdruck der Transaktion dabei.

Vor der Zollstation also Lipgloss aufgetragen, Haare verwuscheln, gut gelaunt lächeln. Zum Schalter, Bauch rein, Brust raus und freundlich meinen Mail-Ausdruck vorzeigen: "Gilt das hier vielleicht auch noch als Rechnung? Der Händler hat es nämlich vergessen... ?" Augenaufschlag. Zöllner guckt. Ich, übereifrig: "Meinen Ausländerausweis habe ich auch dabei!" Zöllner guckt schon milder - "haben sie die Stiefel dabei?". Natürlich hatte ich. Hat funktioniert.

Das nenne ich mal einen wirklich, wirklich produktiven Tag. 2.000 Wörter und 35 Euro Zollerstattung. Mehr kann man nicht erwarten.]

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Sonntag, 2. Januar 2011
Outdoor
Man muß vermutlich ein bißchen einen an der Waffel haben, um sich am ersten Sonntag des neuen Jahres den Wecker auf sechs Uhr früh zu stellen, und um sieben Uhr morgens am Bahnhof zu stehen.
Zumal wenn die Wettervorhersagen Nieselregen und 3 % Sonnenwahrscheinlichkeit vorhersagt.
Es hat aber durchaus Vorteile, quasi blind auf der Piste zu fahren, weil die Sicht nur drei Meter weit reicht: wenn man nicht sieht, wie steil es ist, fährt man einfach drauflos.

Und bricht sich, als Naturtalent auf den Brettern auf den Brettern am Hang wie ich es bin, natürlich nicht die Knochen, sondern segelt mehr oder minder elegant alles herunter, was sich bietet. Es war lausekalt, 70 Franken fürs Skiticket sind nicht gerade ein Schnäppchen und 6 Franken für einen Teller Bouillon mit Kichererbsen (?) drin nachgerade Wucher, aber ich bin glücklich.

Da ich nicht die sportlichen Talente meiner Mutter geerbt habe, kommt es mir immer noch wie ein Wunder vor, daß ich so schnell so viel lerne. Geradezu über Nacht werde ich jedes Mal besser, sicherer, und habe immer mehr Freude. Nennen Sie mich in Zukunft nur noch Pistensau, bitte. Letztes Mal noch habe ich rote Pisten gemieden wie der Teufel das Weihnwasser und meine Freunde mit meinen Pistenwünschen in den Wahnsinn getrieben - dieses Mal waren wir fast den ganzen Tag nur auf roten Pisten unterwegs und nur ein einziges Mal hat es mich gelegt.

Vor Heißhunger gerade eine halbe Tüte Chips gefressen, jetzt heiße Dusche, danach Safranrisotto, und noch einen letzten gemütlichen Abend. Das war trotz der unchristlichen Uhrzeit heute ein gelungener Abschluß der Weihnachtsferien.

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