Im Umkleideraum
Nachdem ich mich gestern tapfer über den Deich gequält und dabei die Entfernungen deutlich unterschätzt habe, heute schwimmen gewesen. Es ist bemerkenswert, welchen Auftrieb Meerwasser entwickelt: die ersten Bahnen kam ich mir vor wie eine Seekuh, bei der der Hintern immer oben treibt – oder eine Boje. Besäße ich einen roten Badeanzug, man hätte mich in der Fahrrinne nach Wilhelmshaven aussetzen können, ich bekam kaum die Füße ins Wasser. Das Absperrseil mit den Kugeln auf halber Strecke nahm der Bademeister umgehend und unaufgefordert hoch für mich – nehme alles zurück, was ich über unfreundliche Insulaner gesagt habe. Außer mir gab es – wie zu erwarten – kaum andere Badegäste, eine Frau, ein Papa mit seinen Kindern – warum eigentlich sind es immer die Väter, die mit ihren Kindern schwimmen gehen? Bei uns war das früher auch so.
Als ich in die Umkleide kam, traf ich auf ein kleines Mädchen, vielleicht zehn Jahre alt.
„Diesmal habe ich sogar den richtigen Schrank erwischt, nicht den von meiner Freundin.... Sind noch Jungs im Wasser?“ fragte sie. Ich mußte mich entschuldigen, bei meiner Kurzsichtigkeit würde ich nicht mal einen Seehund von einem Kind unterscheiden können, geschweige denn Jungs von Mädchen.
Sie so: „ Aber ein Mädchen ist bestimmt noch da, das ist nämlich meine Freundin“ und bevor ich erneut Unwissenheit bekennen mußte: „mit der bin ich verabredet!“
Ich so: „Ah, ja.“ Während ich mich anzog und sie sich auszog, ächzte sie:
„Morgen habe ich bestimmt einen riesengroßen blauen Fleck auf dem Knie“
Ich so: „Bist du gefallen?“
Sie so: „Ja, auf dem Schulhof, an der Rutsche.“
Ich so: „Das tat dann wohl dolle weh?“
Sie so: „Ja, aber ist gar nicht schlimm, geht schon wieder. Hoffentlich ist meine Freundin noch da.“
Ich so: „Geht ihr oft zusammen schwimmen?“
Sie so: „Ja, mein Papa arbeitet hier.... aber nicht heute, heute hat er frei.“
Ich so: „Gehst du dann heute schwimmen, weil Dein Vater frei hat, oder obwohl?“
Sie so: „Wir gehen oft schwimmen. Und dann ist ja noch DLRG, und danach Disco-Schwimmen heute Abend.“ (Erstaunlich, welche geselligen Aktivitäten das Inselleben bietet)
Ich so: „Als ich so alt war wie du, durfte ich mir aussuchen, ob ich DLRG oder Reiten möchte... ich habe Reiten genommen.“
Sie so: „Hm“
Ich so: „Macht dir DLRG denn Spaß?“
Sie so: „Ja, und reiten kann man ja auch hier nicht so oft. Aber eine Freundin von mir, die reitet, die ist aber auch schon groß. Die hat zwei Pferde.“
Ich so: „Wo stehen denn die Pferde? Am alten Deich?“
Sie so: „Ja, äh..., da hinten, am Deich. Meine Freundin, die ist ganz groß, größer als ich und größer als unsere Lehrerin.“
Ich so: „Wirklich? Dann ist Deine Freundin aber wirklich groß. Oder ist Eure Lehrerin so klein?“
Sie so: „Die Freundin ist groß. Und die Lehrerin ist klein. Aber ich bin immer noch kleiner als meine Lehrerin.“
Ich so: „Aha. Na dann, viel Spaß beim schwimmen.“
In der Zwischenzeit hatte sie ihren Bikini angezogen, immerhin keines dieser Lolita-Fetzchen, sondern etwas mit fast so viel Stoff wie meine Badeanzüge (ich trage nur Badeanzüge, den Anblick meiner Wenigkeit im Bikini möchte ich der Welt nicht zumuten). Sie verließ die Kabine, unter den Absperrwänden hindurch sah ich ein zweites Paar Mädchenfüße und ein Paar Herrenfüße in Badeschlappen, die beiden Mädchen kreischten fröhlich:
Freundin so: „Ihhhhhh, da bist Du ja, ich hab dich schon soooooo vermißt!“
Sie so: „Ohhh, ich dich auch, sind die Jungs noch da?“
Typ mit Herrenfüßen so: "Jetzt beherrscht Euch mal... ihr wart doch heute morgen noch zusammen in der Schule..."
Und dann zogen die beiden ab.
Draußen hat der Wind aufgefrischt, die See ist kabbelig sogar weit ab vom Strand. Die Wellen wären bestimmt fantastisch, könnte man nur schwimmen. Von der Art, daß sie einem von den Füßen fegen und auch magere junge Teenagerinnen lieber Badeanzüge tragen, um nicht am Ende unfreiwillig nackt wie Venus den Wellen zu entsteigen. Die Flut hat einen Teil des Strands schneefrei zurückgelassen und der Wind trieb Schaumfetzen wie kleine weiße Rennmäuse über den Sand. Die Sicht hat sich ein bißchen zugezogen und die großen Frachter auf dem Weg nach Wilhelmshaven sieht man nur noch verschwommen. Ich aber sitze jetzt gemütlich mit Händel, einer Kanne Tee und zwei Keksen (ich will ja nicht die Dimensionen einer Hochsee-Boje annehmen) in der Wohnung und werde fleißig sein.
Als ich in die Umkleide kam, traf ich auf ein kleines Mädchen, vielleicht zehn Jahre alt.
„Diesmal habe ich sogar den richtigen Schrank erwischt, nicht den von meiner Freundin.... Sind noch Jungs im Wasser?“ fragte sie. Ich mußte mich entschuldigen, bei meiner Kurzsichtigkeit würde ich nicht mal einen Seehund von einem Kind unterscheiden können, geschweige denn Jungs von Mädchen.
Sie so: „ Aber ein Mädchen ist bestimmt noch da, das ist nämlich meine Freundin“ und bevor ich erneut Unwissenheit bekennen mußte: „mit der bin ich verabredet!“
Ich so: „Ah, ja.“ Während ich mich anzog und sie sich auszog, ächzte sie:
„Morgen habe ich bestimmt einen riesengroßen blauen Fleck auf dem Knie“
Ich so: „Bist du gefallen?“
Sie so: „Ja, auf dem Schulhof, an der Rutsche.“
Ich so: „Das tat dann wohl dolle weh?“
Sie so: „Ja, aber ist gar nicht schlimm, geht schon wieder. Hoffentlich ist meine Freundin noch da.“
Ich so: „Geht ihr oft zusammen schwimmen?“
Sie so: „Ja, mein Papa arbeitet hier.... aber nicht heute, heute hat er frei.“
Ich so: „Gehst du dann heute schwimmen, weil Dein Vater frei hat, oder obwohl?“
Sie so: „Wir gehen oft schwimmen. Und dann ist ja noch DLRG, und danach Disco-Schwimmen heute Abend.“ (Erstaunlich, welche geselligen Aktivitäten das Inselleben bietet)
Ich so: „Als ich so alt war wie du, durfte ich mir aussuchen, ob ich DLRG oder Reiten möchte... ich habe Reiten genommen.“
Sie so: „Hm“
Ich so: „Macht dir DLRG denn Spaß?“
Sie so: „Ja, und reiten kann man ja auch hier nicht so oft. Aber eine Freundin von mir, die reitet, die ist aber auch schon groß. Die hat zwei Pferde.“
Ich so: „Wo stehen denn die Pferde? Am alten Deich?“
Sie so: „Ja, äh..., da hinten, am Deich. Meine Freundin, die ist ganz groß, größer als ich und größer als unsere Lehrerin.“
Ich so: „Wirklich? Dann ist Deine Freundin aber wirklich groß. Oder ist Eure Lehrerin so klein?“
Sie so: „Die Freundin ist groß. Und die Lehrerin ist klein. Aber ich bin immer noch kleiner als meine Lehrerin.“
Ich so: „Aha. Na dann, viel Spaß beim schwimmen.“
In der Zwischenzeit hatte sie ihren Bikini angezogen, immerhin keines dieser Lolita-Fetzchen, sondern etwas mit fast so viel Stoff wie meine Badeanzüge (ich trage nur Badeanzüge, den Anblick meiner Wenigkeit im Bikini möchte ich der Welt nicht zumuten). Sie verließ die Kabine, unter den Absperrwänden hindurch sah ich ein zweites Paar Mädchenfüße und ein Paar Herrenfüße in Badeschlappen, die beiden Mädchen kreischten fröhlich:
Freundin so: „Ihhhhhh, da bist Du ja, ich hab dich schon soooooo vermißt!“
Sie so: „Ohhh, ich dich auch, sind die Jungs noch da?“
Typ mit Herrenfüßen so: "Jetzt beherrscht Euch mal... ihr wart doch heute morgen noch zusammen in der Schule..."
Und dann zogen die beiden ab.
Draußen hat der Wind aufgefrischt, die See ist kabbelig sogar weit ab vom Strand. Die Wellen wären bestimmt fantastisch, könnte man nur schwimmen. Von der Art, daß sie einem von den Füßen fegen und auch magere junge Teenagerinnen lieber Badeanzüge tragen, um nicht am Ende unfreiwillig nackt wie Venus den Wellen zu entsteigen. Die Flut hat einen Teil des Strands schneefrei zurückgelassen und der Wind trieb Schaumfetzen wie kleine weiße Rennmäuse über den Sand. Die Sicht hat sich ein bißchen zugezogen und die großen Frachter auf dem Weg nach Wilhelmshaven sieht man nur noch verschwommen. Ich aber sitze jetzt gemütlich mit Händel, einer Kanne Tee und zwei Keksen (ich will ja nicht die Dimensionen einer Hochsee-Boje annehmen) in der Wohnung und werde fleißig sein.
nnier,
Freitag, 8. Januar 2010, 18:17
Lassen Sie es sich weiterhin gutgehen da oben und berichten Sie zwischendurch - so haben Ihre Leser auch etwas davon. Und ein wenig neugierig bin ich auch - Parole "Welcher Seemann liegt bei Nacht im Boot", wenn Sie verstehen. Auf jeden Fall war ich selbst schon lange nicht mehr an einem verschneiten Strand, das schmeckt der Grog sicherlich doppelt gut.
damenwahl,
Freitag, 8. Januar 2010, 18:26
Ich bitte Sie, was für eine indiskrete Frage... ich bin natürlich allein hier. Im Ernst: ich mußte gerade erst mal nachschauen, den Merksatz kannte ich nicht. Hätte ich nicht das Kamerakabel vergessen, könnten wir fröhliches Inselraten mit Wahrzeichen spielen - ich werde das Sonntag nachholen, wenn ich wieder zu Hause bin.
nnier,
Freitag, 8. Januar 2010, 22:54
Puh, jetzt bin ich aber froh, dass ich das nicht selbst aufklären musste!
ilnonno,
Samstag, 9. Januar 2010, 00:49
Sorry, nur nebenbei: "bin natürlich allein hier" stellt die Fragen, beantwortet sie nicht...
damenwahl,
Samstag, 9. Januar 2010, 00:52
Verstehe ich nicht. Habe ich zuviel oder zuwenig Martini getrunken heute Abend?
ilnonno,
Samstag, 9. Januar 2010, 10:54
Ganz einfach: wären Sie mit Schorsch Clooney unterwegs, wären alle Fragen beantwortet.
mark793,
Freitag, 8. Januar 2010, 18:26
warum eigentlich sind es immer die Väter, die mit ihren Kindern schwimmen gehen?
Ich kann da nur für unsere Kleinfamilie sprechen: Die empfindliche Haut meiner Frau kommt mit dem Chlor im Schwimmbad-Wasser nicht so gut klar. Das schmälert den Spaß nicht unerheblich (und dürfte auch kein Einzelfall sein). Ins Meer oder in einen Badesee steigt sie (entsprechende Mindesttemperaturen vorausgesetzt) genau so gern wie ich.
Ich kann da nur für unsere Kleinfamilie sprechen: Die empfindliche Haut meiner Frau kommt mit dem Chlor im Schwimmbad-Wasser nicht so gut klar. Das schmälert den Spaß nicht unerheblich (und dürfte auch kein Einzelfall sein). Ins Meer oder in einen Badesee steigt sie (entsprechende Mindesttemperaturen vorausgesetzt) genau so gern wie ich.
damenwahl,
Freitag, 8. Januar 2010, 18:28
Seit ich wieder zu Hause bin, sehe ich immer nur Väter mit Kindern planschen. Sogar in Kinshasa waren es oft Papas am Pool. Bei meiner Mutter hingegen weiß ich: sie haßt einfach schwimmen, egal welches Naß.
Aber danke - darauf wäre ich nicht gekommen.
Aber danke - darauf wäre ich nicht gekommen.
conma,
Freitag, 8. Januar 2010, 21:00
Es gibt noch einen anderen Aspekt. Kinder und Männer sind bei der Hausarbeit im Wege - da ist Schwimmen eine gute Möglichkeit, sie loszuwerden.
damenwahl,
Freitag, 8. Januar 2010, 21:02
Das mag sein - und hat bei meiner Mutter vermutlich eine Rolle gespielt.
vert,
Montag, 11. Januar 2010, 22:36
mein vater kann nicht schwimmen, meine mutter schon.
das bringt ihr gesamtes thesengebilde ins wanken, geben sie's zu!
das bringt ihr gesamtes thesengebilde ins wanken, geben sie's zu!
sable,
Samstag, 9. Januar 2010, 01:07
ich habe heute gesehen dass es vor mecklendburg eis auf der ostsee gibt. bei der nordsee wird das wohl deutlich mehr brauchen...
wie sah das denn aus in dem jahr, ich glaub es muss so 94 gewesen sein, als wir an den ostseehäfen die eisbrecher aus finnland gebraucht haben?
wie sah das denn aus in dem jahr, ich glaub es muss so 94 gewesen sein, als wir an den ostseehäfen die eisbrecher aus finnland gebraucht haben?
damenwahl,
Samstag, 9. Januar 2010, 17:32
Ich habe vor vielen Jahren mal Eis auf der Nordsee erlebt, bzw. im Watt. Zwei Tage Urlaubsverlängerung nach Silvester, weil es keinen Weg mehr von der Insel herunter gab. Schon möglich, daß das '94 war.