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Wintermärchen
Schneechaos in Deutschland? Habe ich erst mitbekommen, als ich in Heathrow festsaß, vorher war ich damit beschäftigt, mich zu amüsieren. Ich war in der National Gallery und im Museum of London, bin viel gebummelt, habe zwanzig Minuten damit zugebracht, rund um Cannongate nach der richtigen Haltestelle für die Linie 11 zu suchen, weil ich unbedingt Bus fahren wollte, war in der Oper und fein essen mit netten Menschen.
Der erste Abend begann später als mir lieb war, erst um kurz nach neun rief mein Bekannter an, und als ich zwanzig Minuten später im Restaurant ankam, waren seine Freunde und er schon da. Sein Freund P. klassischer Angehöriger der upper class: sehr britischer Akzent, sehr teure Manschettenknöpfe und noch teurere Uhr, und dabei doch nett und absolut understatement. Seine Freundin L. ebenso. Als ich gerade bestellen wollte, wurden die Vorspeisen der übrigen gebracht und ich bestand darauf, nur ein Hauptgericht zu bestellen. Nacheinander gab mir erst mein Freund K. von seinen Jakobsmuscheln ab, dann reichte die L. eine Gabel von ihren Ravioli über den Tisch und Minuten später versorgte sie mich auch mit Foie Gras auf Brot von P.s Teller. Wobei P. sie ermutigte und sich für sein Versäumnis entschuldigte. Meine Pappardelle mit Kalb waren hervorragend: normalerweise muß man ja bei Nudeln mit X immer sehr sparsam das X einteilen, damit es für die vielen Nudeln reicht – diesmal jedoch hatte ich am Ende immer noch großzügig Kalb auf dem Teller. Die drei unterhielten sich vorrangig über ihren Bekanntenkreis und gemeinsam verbrachte Abende oder Wochenenden in S. und P. merkte an: “that is my country house“. Dem Tonfall und Gespräch nach hätte ich mir vermutlich eine kleine Hütte vorgestellt, allerdings wußte ich von K. schon, daß das country house ein ausgewachsenes Herrenhaus, zumindest teilweise unter Protektion des National Trust, ist. Davon abgesehen erfuhr ich, daß die L. unglücklich verliebt ist in irgendeinen Snob der Oberschicht, der sie vor kurzem abgeschossen hat, weil sie nicht zur richtigen Schicht gehört, und daß das beste Dessert gar nicht auf der Karte zu finden ist, sondern nur auf Verlangen gezaubert wird: halbgefrorene rote Beeren mit flüssiger weisser Schokolade und Chantilly Crème. Sämtliche Vorurteile über idiotische Investmentbanker und britische Snobs wurden vom P. jedenfalls aufs Schönste widerlegt und die L. ist eine reizende junge Frau – hätte ich solche Freunde, könnte ich London als Wohnsitz vermutlich auch mehr abgewinnen.
Andere Einblicke erhielt ich am Freitag: während ich den Abend in der Oper verbrachte, war meine Gastgeberin zum Abendessen eingeladen: zwei junge Herren, zwei junge Damen und eine Packung Christmas Cracker mit Musikpfeifen drin. Der weinselige Abend endete damit, daß die Herrschaften aus dem Stand heraus mit den Zähnen ein Stück Pappe vom Boden aufheben sollten – und als der einen Dame die Hose dafür zu eng wurde, zog sie selbige offenbar aus. So berichtet nachts um eins, als meine Gastgeberin heimkehrte. Meine Oper hingegen war wunderbar, ich war so lange nicht mehr in Covent Garden, hatte einen hervorragenden Platz ganz weit oben, und beobachtete in den Pausen das übrige Publikum. Freundlicherweise stehen in allen Restaurants in den Pausen Karaffen mit eisgekühltem Wasser auf den Tresen - mutmaßlich fürs Fußvolk wie mich - während an hübsch gedeckten Tischen die Oberschicht kleine Snacks zu sich nimmt. Die Musik war natürlich wunderbar, der Applaus enthusiastisch und ich sehr glücklich mit meinem Abend.
Am Sonntag war ich noch mit einem anderen Freund – ebenfalls Investmentbanker, aber fröhlicher Teilhaber einer eher studentischen Wohngemeinschaft und von einem Wissensdurst, der mich jedesmal Staunen macht – frühstücken und auf dem Weihnachtsmarkt im Hyde Park Glühwein trinken. Unter strahlend blauem Winterhimmel und im kalten Sonnenschein eines perfekten Wintertags gefiel mir London ausnehmend gut.
Der erste Abend begann später als mir lieb war, erst um kurz nach neun rief mein Bekannter an, und als ich zwanzig Minuten später im Restaurant ankam, waren seine Freunde und er schon da. Sein Freund P. klassischer Angehöriger der upper class: sehr britischer Akzent, sehr teure Manschettenknöpfe und noch teurere Uhr, und dabei doch nett und absolut understatement. Seine Freundin L. ebenso. Als ich gerade bestellen wollte, wurden die Vorspeisen der übrigen gebracht und ich bestand darauf, nur ein Hauptgericht zu bestellen. Nacheinander gab mir erst mein Freund K. von seinen Jakobsmuscheln ab, dann reichte die L. eine Gabel von ihren Ravioli über den Tisch und Minuten später versorgte sie mich auch mit Foie Gras auf Brot von P.s Teller. Wobei P. sie ermutigte und sich für sein Versäumnis entschuldigte. Meine Pappardelle mit Kalb waren hervorragend: normalerweise muß man ja bei Nudeln mit X immer sehr sparsam das X einteilen, damit es für die vielen Nudeln reicht – diesmal jedoch hatte ich am Ende immer noch großzügig Kalb auf dem Teller. Die drei unterhielten sich vorrangig über ihren Bekanntenkreis und gemeinsam verbrachte Abende oder Wochenenden in S. und P. merkte an: “that is my country house“. Dem Tonfall und Gespräch nach hätte ich mir vermutlich eine kleine Hütte vorgestellt, allerdings wußte ich von K. schon, daß das country house ein ausgewachsenes Herrenhaus, zumindest teilweise unter Protektion des National Trust, ist. Davon abgesehen erfuhr ich, daß die L. unglücklich verliebt ist in irgendeinen Snob der Oberschicht, der sie vor kurzem abgeschossen hat, weil sie nicht zur richtigen Schicht gehört, und daß das beste Dessert gar nicht auf der Karte zu finden ist, sondern nur auf Verlangen gezaubert wird: halbgefrorene rote Beeren mit flüssiger weisser Schokolade und Chantilly Crème. Sämtliche Vorurteile über idiotische Investmentbanker und britische Snobs wurden vom P. jedenfalls aufs Schönste widerlegt und die L. ist eine reizende junge Frau – hätte ich solche Freunde, könnte ich London als Wohnsitz vermutlich auch mehr abgewinnen.
Andere Einblicke erhielt ich am Freitag: während ich den Abend in der Oper verbrachte, war meine Gastgeberin zum Abendessen eingeladen: zwei junge Herren, zwei junge Damen und eine Packung Christmas Cracker mit Musikpfeifen drin. Der weinselige Abend endete damit, daß die Herrschaften aus dem Stand heraus mit den Zähnen ein Stück Pappe vom Boden aufheben sollten – und als der einen Dame die Hose dafür zu eng wurde, zog sie selbige offenbar aus. So berichtet nachts um eins, als meine Gastgeberin heimkehrte. Meine Oper hingegen war wunderbar, ich war so lange nicht mehr in Covent Garden, hatte einen hervorragenden Platz ganz weit oben, und beobachtete in den Pausen das übrige Publikum. Freundlicherweise stehen in allen Restaurants in den Pausen Karaffen mit eisgekühltem Wasser auf den Tresen - mutmaßlich fürs Fußvolk wie mich - während an hübsch gedeckten Tischen die Oberschicht kleine Snacks zu sich nimmt. Die Musik war natürlich wunderbar, der Applaus enthusiastisch und ich sehr glücklich mit meinem Abend.
Am Sonntag war ich noch mit einem anderen Freund – ebenfalls Investmentbanker, aber fröhlicher Teilhaber einer eher studentischen Wohngemeinschaft und von einem Wissensdurst, der mich jedesmal Staunen macht – frühstücken und auf dem Weihnachtsmarkt im Hyde Park Glühwein trinken. Unter strahlend blauem Winterhimmel und im kalten Sonnenschein eines perfekten Wintertags gefiel mir London ausnehmend gut.
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