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Verkehrschaos und Weihnachtsfrieden
Falls ich dachte, der Kongo habe das Recht auf Katastrophen und Chaos gepachtet, wurde ich auf meiner Rückreise eines besseren belehrt. Ich war durchaus noch rechtzeitig in Heathrow, eine Stunde bis zum Abflug, aber im Check-in Bereich der Star Alliance endlose Schlangen. Nach Rücksprache mit dem Bodenpersonal durfte ich die überholen, einchecken und sollte nicht einmal meine Tasche abgeben. Das war allerdings auch das Ende aller Freuden: an der Sicherheitskontrolle wurden mir meine Christmas Cracker – zur Familienunterhaltung über die Feiertage erstanden – abgenommen. Auch mit der Tasche zusammen für den Frachtraum einchecken war verboten, wie sich auf Rückfrage nach etlichem hin und her herausstellte. In der Wartehalle setzte ich in froher Erwartung des baldigen Abflugs die letzten britischen Peso-Pfund in Bücher und Tee für Papi um und wunderte mich, daß das Gate noch nicht angekündigt war. Um 17h45, also zum Zeitpunkt des geplanten Abflugs, lernte ich, daß der Flug auf unbestimmte Zeit verschoben sei. Um sieben saß ich in der Wartehalle. Um halb acht zog ich – Wunschdenken – auf eine andere Bank um. Überlegte, mit Kreditkarte Essen zu kaufen - leider war die gesperrt weil das Limit (noch aus Kongo-Zeiten niedrig gesetzt) durch meinen Einkaufs-Wahn gesprengt worden war. Um acht ging es endlich zum Gate. Um neun wurde ein Flug zum Boarding aufgefordert, leider nicht meiner, sondern die Maschine, die schon um 17h00 hätte starten sollen. Um halb zehn ging es los – in Reihenfolge der Sitzreihen von hinten, ich leider ganz vorne. Ein überaus gesprächiger Flugkapitän informierte uns, daß schon in Frankfurt erstens zu wenig Ladepersonal fürs Gepäck verfügbar gewesen sei, zweitens zu wenig Enteisungsmaschinen und drittens die Startbahnen vereist seien – ebenso wie jetzt in London. Bis es endlich losging hörte ich der kleinen Familie in der Reihe vor mir zu: Vater Deutscher, Mutter Französin, die kleine Tochter – vielleicht drei Jahre alt – plapperte munter in allen Sprachen und drehte fast durch vor Freude, als das Flugzeug endlich rollte. Kurz nach dem Start legte sich die Maschine seitlich in die Kurve und die Kleine krähte begeistert: „landen! landen! landen!“ Um halb zwölf in Frankfurt mußten wir noch mal warten, dann wurde eine Treppe ans hintere Ende gedockt und ich auch noch um die Gunst des frühen Ausstiegs (Sitzreihe 8!) betrogen, um halb eins war ich endlich draußen. Rückblickend allerdings kann ich froh sein, nicht einen Tag später geflogen zu sein.
Am nächsten Tag habe ich mein Bestes getan, den Frankfurter Einzelhandel zu unterstützen und gleichzeitig die Empfehlung des Arbeitsamtes umgesetzt, mein Vermögen auf die Freibetragsgrenze für ALG II runterzuleben. In der Bahn herrschte ebenfalls weihnachtliche Stimmung. In jenem InterCity, der nicht nur in Städten sondern auch an jeder Hundehütte auf der Strecke hält, stiegen in einem der Provinznester drei Jugendliche nahe der Volljährigkeit zu, unterwegs in die nächste Stadt. Das Mädchen und einer der Jungs überaus wohlgenährt, alle drei bescheiden gekleidet, auf rührende Weise begeistert von ihrem Ausflug in die weite Welt. Bis die Schaffnerin sie aufklärte, mit dem Regionalticket seien sie leider im falschen Zug. Betretenes Schweigen, Rückfragen, die drei waren sichtlich überrascht und verunsichert. Die Schaffnerin sah aus wie eine typische Berufs-Ziege, schmales Gesicht, blond toupierte Haare, giftroter Lippenstift – so kann die Optik täuschen! – , war aber überaus freundlich, erklärte den dreien ihr Vergehen und ließ sie dann mit einer strengen Ermahnung ziehen. Überhaupt fühlte ich mich von Weihnachtsfrieden umgeben, junge Männer hoben alten Damen ihre Koffer in den Zug, Schaffner waren großzügig und jovial und junge Leute boten ihren Sitzplatz älteren Herrschaften an.
Am nächsten Tag habe ich mein Bestes getan, den Frankfurter Einzelhandel zu unterstützen und gleichzeitig die Empfehlung des Arbeitsamtes umgesetzt, mein Vermögen auf die Freibetragsgrenze für ALG II runterzuleben. In der Bahn herrschte ebenfalls weihnachtliche Stimmung. In jenem InterCity, der nicht nur in Städten sondern auch an jeder Hundehütte auf der Strecke hält, stiegen in einem der Provinznester drei Jugendliche nahe der Volljährigkeit zu, unterwegs in die nächste Stadt. Das Mädchen und einer der Jungs überaus wohlgenährt, alle drei bescheiden gekleidet, auf rührende Weise begeistert von ihrem Ausflug in die weite Welt. Bis die Schaffnerin sie aufklärte, mit dem Regionalticket seien sie leider im falschen Zug. Betretenes Schweigen, Rückfragen, die drei waren sichtlich überrascht und verunsichert. Die Schaffnerin sah aus wie eine typische Berufs-Ziege, schmales Gesicht, blond toupierte Haare, giftroter Lippenstift – so kann die Optik täuschen! – , war aber überaus freundlich, erklärte den dreien ihr Vergehen und ließ sie dann mit einer strengen Ermahnung ziehen. Überhaupt fühlte ich mich von Weihnachtsfrieden umgeben, junge Männer hoben alten Damen ihre Koffer in den Zug, Schaffner waren großzügig und jovial und junge Leute boten ihren Sitzplatz älteren Herrschaften an.
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