Dienstag, 26. Januar 2010
Hundeleben


Ich habe keine Ahnung, warum man vom sprichtwörtlichen Hundeleben spricht. Unsere Prinzessin jedenfalls kann nicht klagen. Morgens gegen acht dreht sie eine erste Runde in der Wohnung, kontrolliert sämtliche Betten in ihrer Reichweite, ob schon was los ist, geht notfalls noch ein Stündchen schnarchen, aber spätestens um neun kümmert sich jemand. Fressen, schlafen, spazierengehen, und wenn sie jemand ruft heißt das nicht, daß sie die Spülmaschine ausräumen oder den Computer reparieren soll, sondern daß sie gekrault wird.
Ich allerdings habe im Moment auch keinen Grund zu klagen: die letzte Woche war nämlich eine Hundwoche. Nur Fressen, Schlafen, Spazierengehen. Anders gesagt: paradiesisch.
Jetzt haben mich die Realität und die deutsche Bahn wieder. Der Regionalexpress verspätet, aber – dem Himmel sei Dank – der anschließende IC ebenfalls. Auf dem Gleis erste Verwirrung: IC auf dem Reiseplan, IC auf der Anzeigetafel, aber auf den sonstigen Plänen nur ICEs mit komplett anderer Streckenführung. Zurück am Service-Point – für solches Lustwandeln durch die Bahnhofshallen wäre ohne die Verspätung keine Zeit geblieben – informierte man mich fröhlich, es sei ja auch ein Ersatz-IC. Ich Dummchen! Wie konnte ich das nicht wissen! Bin eine sehr ungebildete Bahnfahrerin. Hätte ich mich ausnahmsweise mal darauf verlassen, daß die Bahn pünktlich sein würde und eine spätere Verbindung gewählt (was ich selbstredend nie täte), würde das Flugzeug ohne mich starten. So hatte ich noch Hoffnung. Ich werde nämlich heute meine möglicherweise zukünftige Heimat in der Schweiz besichtigen.

Bei der Gelegenheit – wo ich schon mal ausnahmsweise am Bahnhof war – die BahnCard hochgestuft. Stellen Sie sich vor: mit der BahnCard 50 kann man jetzt ein Premium Paket für 16 Euro im Jahr buchen. Darin enthalten: eine Gepäckversicherung. Die ich nicht benötige. Seit mir in Bruxelles-Midi vor einigen Jahren meine Laptoptasche mit sämtlichen Zeugnissen (im Original!) heimtückisch unter Ausnutzung meiner angeborenen Gutmütigkeit abgenommen wurden, bewache ich mein Gepäck wie Zerberus. Eher sitze ich auf den Treppenstufen im Gang oder gleich auf meinem Koffer drauf, als daß ich mein Gepäck aus den Augen ließe. Außerdem eine Laptopversicherung bis 500 Euro, für Diebstahl im Zug. Abgesehen davon, daß die vermutlich auch nicht zahlen würde, wenn man sein Arbeitgerät für einen kurzen Besuch im Bistro alleine ließe, gilt hier ebenso: brauche ich nicht, kann mir nicht passieren. Kostenlose Erstattung einer verlorenen BahnCard? Siehe oben. Das vierte Leckerli im Premium Paket jedoch ist eine Mobilitätsgarantie. Wenn einem ein Transportunternehmen eine Mobilitätsgarantie gibt, wird man natürlich hellhörig. Tatsächlich ist es so, daß die Versicherung unter allen Umständen im Falle von Verspätungen und Anschlußproblemen die Kosten für eine Übernachtung oder auch Weiterreise mit dem Taxi bis 250 Euro übernimmt. Das nun – ist ein echter Vorteil. Mit dieser Versicherung hätte ich mich wegen der gestrichenen Schiffe auf der Insel vor einigen Wochen nicht ärgern müssen – man hätte mir den Flug, das Taxi oder alternativ ein Hotelzimmer für eine Nacht bezahlt. Nicht zu reden davon, daß ich manches Mal Verbindungen gar nicht in Erwägung ziehe, um nicht irgendwo festzusitzen – was ich nun getrost tun kann. Ich muß die AGB noch einmal genau studieren, um meine neuen erweiterten Rechte als Fahrgast UND Versicherungsnehmer kennenzulernen, aber in diesem Fall sehe ich – sonst kein Freund unzähliger Versicherungen für Schadenfälle die fast nie auftreten und deren Absicherung völlig überflüssig ist – tatsächlich einen Nutzen. Zumal angesichts der atemberaubenden Preise der Bahn die 16 Euro wirklich nicht mehr ins Gewicht fallen. Nun ja, ich gedenke, die neue BahnCard soviel zu nutzen, daß die Bahn sich noch ärgern wird. So ähnlich wie abartig viel essen bei all you can eat Menus, nur ohne moralische Fragwürdigkeit und ohne dickwerden.

Und bevor Sie befürchten, dies hier wandele sich langsam zum Bahn-Blog: ich verspreche, mich zukünftig zurückzuhalten. Keine weiteren Bahngeschichten – außer das Schicksal präsentiert noch eine auf dem Silberteller.

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