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Moderne Elitessen...
... aus der Sicht einer abgehalferten Elitesse. Ich bin ja eine Frau und da gehört es gewissermaßen zur Stellenbeschreibung, gelegentlich eine Runde zu lästern. Das ist besonders gut fürs Ego, wenn man - aus beklagenswerter Unwissenheiten in wesentlichen Fachbereichen - in einer Bachelor-Vorlesung mit lauter Kindern sitzt und sich danach entsetzlich alt fühlt. Hätte ich im Alter von 13 oder 14 Jahren schon den Vater meiner Kinder gekannt und daraus Konsequenzen gezogen, die lieben Kommilitonen und Kommilitoninnen könnten tatsächlich beinahe mein Nachwuchs sein. Entsprechend kritisch wandern die Blicke in der Runde der U-förmig aufgestellten Tische über mich hinweg, zu mir zurück, verharren kurz neugierig, und weiter, wahrscheinlich fragen die sich, ob die alten Leute jetzt schon zum Sterben in die Uni kommen. Beschämenderweise sieht sogar der Dozent kaum älter aus als ich. Mich tröstet allein der Gedanke, daß ich immerhin schon den Job habe, den der ein oder andere hier irgendwann gerne hätte.
Anfangs bin ich – ungelogen – die einzige Frau im Kurs, aber mit etwas Verspätung treffen drei Mademoisellen ein, schieben sich ohne sichtbare Verlegenheit an den schmalen Sitzreihen vorbei und gruppieren sich um mich herum, eine zu meiner Linken, zwei zu meiner Rechten. Die moderne Elitesse von heute trägt nicht unbedingt Perlenohrringe, Pashminaschals, und Longchamptäschchen, sondern kleidet sich modisch, vorbildlich orientiert an Supermodels aus Modezeitschriften, die ich nicht lese. Jeans und Ugg-Boots (das sind diese Fellstiefel, in denen auch der zarteste Mädchenfuß wie ein Rheinkahn aussieht) gehören zur Grundausstattung. Außerdem ist es offenbar so, daß die Beine keinesfalls dicker sein dürfen, als meine Arme und Augenbrauen zupft man wieder so schmal, daß die Haare einzeln zählbar sind.
Das Fräulein zur Linken trägt außerdem ein T-Shirt von Lacoste, eine Jacke von Dolce und Gabbana, eine Handtasche von Dior und eine Uhr von Nina Ricci. Ihre Freundin auf meiner anderen Seite (ich sitze sehr ungünstig, so in der Mitte, denn ich unterbinde durch meine bloße Präsenz beinahe jede Unterhaltung) trägt ein Shirt von Burberry, eine Uhr von Omega mit so vielen Glitzersteinchen, daß ich auch Stunden später noch leicht geblendet bin und eine Jacke von Girbaud. Das Mädel ganz außen war etwas weniger demonstrativ mit Modemarken behängt, aber die Uhr – kein Zweifel, für sowas habe ich ein gutes Auge – kam auch nicht aus dem Kaugummiautomaten, ebensowenig wie die restliche Bekleidung. Das ist aber noch nicht alles. Die moderne Elitesse kann es sich nicht nur erlauben, zu spät zu kommen ohne Reue (ich hingegen würde leuchtend rot wie eine Tomate in solchen Momenten und wollte vor Scham im Boden versinken), sie hat es auch nicht nötig, Notizen zu machen und kann es sich sogar leisten, auf dem neuen Handy mit Touch-Screen e-Mails zu schreiben und Kontakt zu ihren Freunden bei StudiVZ zu halten. Als ich meine, die Clichés seien kaum mehr steigerungsfähig, holt Miss D&G tatsächlich ein kleines Handspiegelchen aus ihrem Dior Täschchen und prüft, ob ihre Wimpern (!) sich noch hübsch nach oben biegen.
Habe ich mich jetzt angehört, wie eine neidische, verbitterte, alte Schachtel? Dann war ich jedenfalls sehr authentisch, denn genauso habe ich mich heute gefühlt. Immerhin: der Dozent sieht keine Notwendigkeit, mich als Senioren-Gasthörer in die wöchentlichen Präsentationen einzubinden. Ein Lichtblick.
Anfangs bin ich – ungelogen – die einzige Frau im Kurs, aber mit etwas Verspätung treffen drei Mademoisellen ein, schieben sich ohne sichtbare Verlegenheit an den schmalen Sitzreihen vorbei und gruppieren sich um mich herum, eine zu meiner Linken, zwei zu meiner Rechten. Die moderne Elitesse von heute trägt nicht unbedingt Perlenohrringe, Pashminaschals, und Longchamptäschchen, sondern kleidet sich modisch, vorbildlich orientiert an Supermodels aus Modezeitschriften, die ich nicht lese. Jeans und Ugg-Boots (das sind diese Fellstiefel, in denen auch der zarteste Mädchenfuß wie ein Rheinkahn aussieht) gehören zur Grundausstattung. Außerdem ist es offenbar so, daß die Beine keinesfalls dicker sein dürfen, als meine Arme und Augenbrauen zupft man wieder so schmal, daß die Haare einzeln zählbar sind.
Das Fräulein zur Linken trägt außerdem ein T-Shirt von Lacoste, eine Jacke von Dolce und Gabbana, eine Handtasche von Dior und eine Uhr von Nina Ricci. Ihre Freundin auf meiner anderen Seite (ich sitze sehr ungünstig, so in der Mitte, denn ich unterbinde durch meine bloße Präsenz beinahe jede Unterhaltung) trägt ein Shirt von Burberry, eine Uhr von Omega mit so vielen Glitzersteinchen, daß ich auch Stunden später noch leicht geblendet bin und eine Jacke von Girbaud. Das Mädel ganz außen war etwas weniger demonstrativ mit Modemarken behängt, aber die Uhr – kein Zweifel, für sowas habe ich ein gutes Auge – kam auch nicht aus dem Kaugummiautomaten, ebensowenig wie die restliche Bekleidung. Das ist aber noch nicht alles. Die moderne Elitesse kann es sich nicht nur erlauben, zu spät zu kommen ohne Reue (ich hingegen würde leuchtend rot wie eine Tomate in solchen Momenten und wollte vor Scham im Boden versinken), sie hat es auch nicht nötig, Notizen zu machen und kann es sich sogar leisten, auf dem neuen Handy mit Touch-Screen e-Mails zu schreiben und Kontakt zu ihren Freunden bei StudiVZ zu halten. Als ich meine, die Clichés seien kaum mehr steigerungsfähig, holt Miss D&G tatsächlich ein kleines Handspiegelchen aus ihrem Dior Täschchen und prüft, ob ihre Wimpern (!) sich noch hübsch nach oben biegen.
Habe ich mich jetzt angehört, wie eine neidische, verbitterte, alte Schachtel? Dann war ich jedenfalls sehr authentisch, denn genauso habe ich mich heute gefühlt. Immerhin: der Dozent sieht keine Notwendigkeit, mich als Senioren-Gasthörer in die wöchentlichen Präsentationen einzubinden. Ein Lichtblick.
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