Samstag, 6. März 2010
Berge ohne Rodeln
Schon an meiner Alma Mater im süddeutschen Raum habe ich die Berge gehasst und verflucht. Ich erinnere mich noch an den Tag meiner Wohnungssuche, bergauf, bergab, über einen Berg hinüber, und wieder zurück, bergauf, bergab, den ganzen Tag. Am Folgenden hatte ich dann - ungelogen! - tatsächlich Muskelkater, da wo andere einen Knackhintern haben. Mit der Zeit wurde es besser, man gewöhnt sich an vieles. Das hier jedoch - ist viel schlimmer. Auf dem einen Berg die Uni, auf dem anderen die Wohngebiete und dazwischen das soziale Leben. Jede Tüte Milch, jedes Glas Wein mit Kommilitonen, jedes vergessene Buch in der Uni bedeuten Training für den Allerwertesten. Ich noch im Zweifel ob die Anlage der Stadt - sie nimmt lange, gewundene Straßen und gibt dem Fußgänger lange Treppen - wirklich ein Segen ist. Gefühlt besteige ich (manchmal mehrmals am Tag) den Kölner Dom, um nach Hause respektive ins Büro zu kommen. Gestern Abend mit einem Kommilitonen zusammen aufgestiegen, der forsch voranschritt. Als unsere Wege sich trennten, war ich kurz vorm Zusammenbruch, länger hätte ich sein Tempo wahrhaftig nicht durchhalten können. Milchtüten und andere Lebensmittel, die sich im Supermarkt noch überschaubar schwer anfühlen, gewinnen mit jedem Schritt ein paar Gramm und jede weitere Stufe scheint etwas steiler als die Vorige - es ist ein Alptraum. Einkäufe plane ich inzwischen vorausschauend und treppenweg-minimierend. Aufrecht hält mich einzig die Aussicht, durch diese Qualen vielleicht irgendwann in den Club derer Eintritt zu finden, die eine dekorative, knackige Rückseite haben. Daran ziehe ich mich hoch, Tag für Tag, Stufe für Stufe, Schritt für Schritt. Ächz.

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