Mittwoch, 9. Juni 2010
Hausputz
Ich mag Computer. Schon immer. Im Jahre 1995 wünschte und bekam ich eine eigene Festplatte für den Computer meines Vaters, im Laufe der Jahre habe ich von beflisseneren Freunden das ein oder andere aufgeschnappt und bekomme die meisten alltäglichen Probleme inzwischen alleine in der Griff. Ich habe Festplatten formatiert unter diversen Betriebssystemen, Viren rausgeschmissen aus der virtuellen Wohnung und an besonders guten Tagen repariere ich sogar den Computer meines Vaters mit klugen Ratschlägen à la steck doch mal den Stecker wieder rein. Ich weiß was ich will und brauche, für mich sind ein matter Bildschirm, manche Anschlüsse und solide Qualität im Alltag wichtiger als ein paar Gigabyte mehr Speicher oder ein paar Gigahertz höhere Taktung und natürlich weiß ich schon länger, daß Windoze nicht das Maß aller Dinge ist. Aber so ein Wechsel ist aufwendig, welche Distribution, wie installieren, konfigurieren, umgewöhnen... . Mir alles zu anstrengend, bei den Fenstern kenne ich mich aus, und die nutzte ich, solange es lief.

Letzte Woche dann lief es leider nicht mehr. Sicherheitsparanoid wie ich bin, habe ich selbstverständlich Nutzerprofile angelegt, Virensoftware laufen, scanne regelmäßig alle Speichermedien, aber wenn es die Hacker aus China der Teufel will, hilft das alles nichts. Zumal, wenn man gelegentlich fremde Medien einstöpselt. Dann piepst der Virenscanner, man löscht die Malware und denkt: Gut is'. Oder auch nicht, wenn der Virenscanner danach zu den unmöglichsten Zeiten piepst wie die Vöglein vor meinem Fenster frühmorgens. Ein Passwort-Sammler, nein, viele Passwort-Sammler in immer neuen Konfigurationen. Und, wie ich nach und nach lernte, mit immer neuen Registry-Einträgen. Die nicht von immer neuen Anti-Malware Programmen aufgespürt wurden. Aber sie waren da, ich habe es genau gesehen und selbst auf polnisch (Gugel-Treffer) konnte ich begreifen, daß es immer noch Malware ist, immer noch derselbe Stamm. Nach zwei Tagen war ich mit meiner Weisheit am Ende, die Malware selbst war im Explorer nicht mehr aufzutreiben, aber die Einträge in der Registry blieben, an mysteriösen Stellen. Nun habe ich kein Problem damit, in der Registry rumzuwühlen, auch nicht damit, Funktionen nach Anleitung zu aktivieren oder deaktivieren, aber einfach Schlüssel zu löschen, nein, das traute ich mich nicht. Bedauerlicherweise, katastrophalerweise liegen die Recovery CDs in der Heimat, aber mein Rechner und ich sitzen in der Schweiz. Meine Eltern auf CD Finding Mission zu schicken ist ebenso undenkbar wie wenig erfolgversprechend. Lenovo weigerte sich, einen neuen Satz CDs zu schicken, der Händler weigerte sich, meine Anfrage zu beantworten und so blieb nur, aus der Not eine Tugend zu machen und ein neues Betriebssystem zu installieren. Möglichst unter Beibehaltung von XP, zwecks spezieller Software, die ich nicht für Linux bekommen kann (jedenfalls nicht im Rahmen meiner finanziellen Verhältnisse, von den theoretischen Kosten könnte ich einen Monat leben).
Also habe ich alle Dateien doppelt gesichert, die Partitionierung aufs Geratewohl geändert, und dann Ubuntu installiert. Bin ja noch Einsteiger, zwecks langsamer Umgewöhnung. Alpträume hatte ich: das Internet könne nicht funktionieren. Der Router. Das W-Lan. In der Uni. Die Einstellungen. Die Festplatte mounten. Drucker. Software.

Sorgen ohne Ende, bisher alle unbegründet. Ich habe kein einziges Bit Daten verloren, Ubuntu läuft einwandfrei, Internet ging sofort, nur die Schriften sind etwas unscharf, aber es kann sich jetzt nur noch um Wochen handeln, bis ich das Prinzip der manuellen Konfiguration übers Terminal begreifen werde, und dann wird auch das, da bin ich sicher. Falls natürlich einer meiner geschätzten Leser erklären kann, warum die Schriften im Firefox minimal unschärfer sind als unter Windoze, manchmal auch kleiner, und die Optik der Seiten manchmal etwas schräg ist, nehme ich gerne Erklärungen zur Konfigurierung entgegen. Bis dahin muß ich mir, wenn man denn den Jubelnerds glauben darf, um Viren, Malware und Systemabstürze keine Gedanken mehr machen und fahre im Büro schneller hoch als jeder andere. Wir werden ja sehen.

Permalink (19 Kommentare)   Kommentieren