Mittwoch, 29. April 2009
Gut durch...
Ich hätte soviel zu sagen zu allen möglichen Themen, aber es fehlt an Zeit, meine Gedanken in Ruhe zu formulieren.

Bis halb sieben gearbeitet, mit Chef über Referenzen gesprochen, einige Paragraphen als Vorschlag entworfen, Referat für Brasilien nicht vorbereitet, Layout Probleme für Paper nicht gelöst. Fehlgeleitetes Paket mit Sprachlernbuch Nummer zwei nicht umleiten können - muß vermutlich morgen mal im Buchladen um die Ecke schauen und im Zweifel dort das Doppelte bezahlen, das immer noch halb soviel wie in Deutschland wäre.

Danach Abschiedsgeschenke für meine liebe Mitbewohnerin/Vermieterin und Klein-B. (*we take you to the airport, on friday*) besorgt, Abschiedsessen mit A., gebügelt und Wäsche sortiert (warum muß ich meinen gesamten Kleidervorrat ausgerechnet in der Woche bügeln, in der DC ohnehin ein Backofen ist?), Statement of Intent für Uni-Bewerbung entworfen, Zeugnisse rausgesucht und festgestellt, daß ich die Dateien morgen in Ruhe sortieren muß. Jetzt ist es zwanzig Minuten nach zwölf, ich würde gerne noch einmal zum Sport gehen bevor ich 48 Stunden auf Reisen gehe, aber bitte: WANN? Ich bin heute morgen schon nicht hochgekommen, die Übermüdungs-erscheinungen sieht man mir langsam an. Ich sehe für morgen keine Besserung, halte mich aber an dem Gedanken fest, daß ich Freitag bis Sonntag im Flugzeug ganz viel schlafen kann. Ich muß nur vorher alles fertig bekommen. Irgendwie.

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Montag, 27. April 2009
Ein Klotz weniger am Bein
Ich weiss nicht, soll ich mich freuen oder ärgern? Der GRE liegt hinter mir, immerhin etwas. Heute morgen um halb neun trat ich im Testcenter an zusammen mit etlichen anderen Kandidaten für diverse Tests. Identifizierung mit Reisepass, Papierkram unterschreiben, Regeln lesen und zustimmen, Habseligkeiten im Schliessfach einschliessen. Alles hochoffiziell und pedantisch, dann wird noch ein Foto gemacht, man erhält einige Bögen Schmierpapier und Bleistifte und nimmt seinen Platz im Prüfungsraum ein, zwischen den anderen armen Schweinchen an ihren Rechnern. Nach zwei Stunden Aufsatzschreiben bekommt man zehn Minuten Pause, dann noch mal zwei Stunden, inklusive eines Testteils, in dem der Veranstalter neue Methoden ausprobiert (da habe ich zugegebenermassen geschlampert, weil ich fertig werden wollte). Nach vier Stunden blinkt dann das Ergebnis auf dem Bildschirm für die beiden Multiple Choice Teile. Ich muss zugeben, ich war so auf den Matheteil konzentriert, dass ich den Englisch-Score gar nicht zur Kenntnis genommen habe, macht aber nix, ist eh irrelevant für mein Unterfangen. Und in drei Wochen bekomme ich das Ergebnis per Post offiziell bestätigt, inklusive der gleichermassen irrelevanten Aufsatzscores, die irgendwelche Teaching Assistants an irgendwelchen Provinzunis benoten werden.
Da habe ich es also geschafft, meinen Quant Score deutlich zu verbessern (und einen Rumpelstilzchen Tanz im Testcenter aufgeführt), nur um dann festzustellen, dass leider alle anderen Testteilnehmer auch besser geworden sind und ich mich relativ gesehen nur minimal verbessert habe. Das ist doch wirklich ungerecht, ganz umsonst gefreut… . Irgendwie scheint es da eine magische Schallmauer bei der eigentlich wünschenswerten Punktzahl zu geben, die ich einfach nicht durchbrechen kann.
Ist aber ohnehin nicht mehr zu ändern, mit dem Score muss ich mich jetzt bewerben und vielleicht haben die Damen im Zulassungsbüro der Uni ja noch nicht mitbekommen, dass die relativen Scores angepasst wurden *das nennt man Wunschdenken*
Draussen ist immer noch Backofen Hitze. Einziger Lichtblick neben ein bisschen virtuellem Mitleid: gestern Nachmittag kam der kleine B. angewackelt auf seinen kurzen Beinchen und sagt: "I don't want you to leave, you please stay". Hach, da geht mir das Herz auf!

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Mitleid
Weltschmerztag. Ich habe heute wirklich nichts Nettes zu sagen. Freunde sind allemiteinander treulos und unzuverlässig, mein zukünftiger Arbeitgeber verplant, Männer sind sowieso an diesen Tagen alle doof, meine Familie ruft nie an. Mein gesamtes Umfeld läßt es an Manieren fehlen, Mitbewohner B. bräuchte mehr Erziehung und überhaupt ist alles nicht schön. Mein Eiskaffee heute nachmittag schmeckte nicht, mein Konto ist zu leer, mein Buch zu Ende, Internet-TV funktioniert nicht. Außerdem ist das Wetter zu heiß, ganz ehrlich, wer will schon 30 Grad im Schatten und brennende Sonne haben, wenn er morgen wieder ins Büro muß?
Ich glaube, ich sage jetzt gar nix mehr, weil ich heute wirklich nur schimpfen und meckern kann.
Mitleid, gebt mir Mitleid, das ist das einzige, was meine Stimmung hebt. Und solange kein anderer mich bemitleidet, tue ich mir selbst leid.

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Samstag, 25. April 2009
Wiedersehen mit alten Freunden
Ich habe das Gefühl, mir rennt die Zeit davon. Mein Paper soll möglichst weitgehend fertig sein bis nächsten Freitag, ich lerne brav dämliche Rechenaufgaben und packe in Gedanken meinen Koffer. Zuviele Sachen, an die ich denken muß. Wenn ich morgen in einer Woche im Flugzeug nach Brasilien sitze, bin ich froh, dann muß ich erst mal zwei Wochen gar nicht mehr denken. Nur klären, wohin ich danach gehe. Bis dahin gibt es jetzt zehn Tage lange Abschied. Abschiedsdrinks mit L., Abschiedslunch mit Kollegen, Abschiedsessen mit Freunden. Und heute: Abschiedsbrunch mit A., der gleichzeitig Wiedersehensbrunch mit C. war.

Letzten Sommer saßen wir zusammen in Dahab, haben Fruchtcocktails genuckelt und die Aussicht auf Saudi Arabien in der flirrenden Sonne genossen – heute nun zu dritt in DC bei typisch amerikanischem Essen. Irgendwie nicht ganz von dieser Welt. Mit C. bin ich damals auf der Ladefläche eines Pick-up Trucks zum Strand getrampt, wir haben die Aussicht genossen, waren schnorcheln und haben komische Muschelschnecken gesammelt (die ich sentimentalerweise immer noch im Brillenetui bei mir trage). Wir haben gelacht, wenn unsere Handys sich zeitgleich ins saudi-arabische Netz eingebucht haben und haben Scherze über das Land gegenüber gemacht - so nah und doch so fern.
C. war ein ganzes Jahr in Kairo, spricht inzwischen bestimmt sehr gut Arabisch – und hat sich einen scheusslichen Bart stehen lassen. Ist der Akzeptanz unter Muslims förderlich, sagt er. Er arbeitet an der 30-30 Regel: dreißig Länder vor dem dreißigsten Geburtstag bereist zu haben. Nach ausgiebigen Reisen in Europa und Middle East, ist er nun bei fünfzehn, mit Mitte zwanzig. Da mußte ich gleich mal nachzählen, was ich in den kommenden 53 Wochen noch schaffen müßte. Dreizehn Länder (in fünfzehn war ich schon, in zwei komme ich demnächst) ist vielleicht ein bißchen sehr ambitioniert, das wird wohl nix mehr.

Wenn ich darüber nachdenke, daß ich A. innerhalb von sechs Monaten auf drei Kontinenten getroffen, und C. nach fast einem Jahr heute wiedergesehen habe, kann ich kaum fassen, daß das mein Leben ist. So aufregend, soviele Erfahrungen, interessante Menschen, unterschiedliche Kulturen. Das empfinde ich als unsagbares Privileg. Ob das die Einsamkeit, Frustrationen und lädierten Freundschaften zuhause allerdings aufwiegt, weiß ich nicht.
Letzte Woche hatte ich meinem ehemals besten Freund nach monatelangem Schweigen (wohl Nachlässigkeit von seiner Seite, Trotz von meiner) noch mal geschrieben und nun erfahren, daß er heiratet. Hätte er mir das gesagt, wenn ich mich nicht gemeldet hätte? Vermutlich nein. Ich versuche mir zu sagen, daß Freundschaften, die die Entfernung nicht aushalten, auch in der Nähe nichts Richtiges gewesen wären, aber der Kummer bleibt.

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