Freitag, 29. Mai 2009
Erste Eindruecke
Eine franzoesisch- arabische Tastatur ist entsetzlich unbequem.

Es gibt richtig viele Ampeln --- und sie funktionieren ------ und manchmal werden sie auch beachtet. Manchmal allerdings zeigt die Ampel gruen fuer Fussgaenger, waehrend der Polizist davor unbeirrt den Autoverkehr drueberwinkt.

Es gibt auch Muelleimer auf der Strasse, der Zustand der Strassen laesst aber vermuten, dass selbige noch nicht konsequent genutzt werden.

In Cafes sitzen auch Frauen in Gruppen zusammen, gelegentlich sogar ohne maennlichen Schutz.

Was den Marokkanern "le Roi" ist den Tunesiern ihr Praesident - Foto haengt in jeder Imbissbude und jedem Hotelfoyer, gerne auch mehrfach nebeneinander.

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Donnerstag, 28. Mai 2009
Routine
Jiha! Ich komme mit 20 kg Koffer für vier Monate aus und bin ein Held, alles paßt rein. Mein Gepäck (Koffer - nicht in Überseegröße, wie ich betonen möchte, plus Handtasche im Reisetaschenformat) und ich sind inzwischen ein eingespieltes Gespann und es kommt mir vor, als hätte ich im vergangenen Jahr geradezu Routine im Koffer packen bekommen.
Kleine Gelfiebertierchen zirkulieren in meinem linken Arm – zartfühlend vom Tropendoktor injiziert – und im rechten tummeln sich Typhus- und Meningitisviecher. Selbige wurden von meinem Herrn Papa gespritzt mit der Verve eines professionellen Dart-Spielers beim finalen Wurf. Im Koffer außerdem zum ersten Mal was man eine Reiseapotheke nennt, inklusive kostspieliger Malaria Standby Therapie. Ich schwöre: wenn ich heute 250 Euro heute umsonst ausgegeben habe und sich keine Gelegenheit für Subsahara Afrika ergibt, beiße ich vor Wut in meine Tastatur! Bis dahin scheint es, als bekäme ich einen ersten Vorgeschmack auf Arbeit in afrikanischen Ländern: Arbeitsvertrag? Fehlanzeige. Hilfe bei der Wohnungssuche? Angekündigt, nicht umgesetzt. Arbeitsplatz? Ich soll bitte meinen Laptop mitbringen. Wo melde ich mich Montag morgen? Weiß ich noch nicht. Aber: das alles habe ich ja so gewollt!

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Mittwoch, 27. Mai 2009
Tastenspiele
Jedes Mal nutze ich die kurzen Aufenthalte daheim und bearbeite die Tasten unseres Klaviers. Nachdem ich inzwischen nur noch aus reiner Freude am Spiel für mich selbst klimpere, habe ich vor über einem Jahr schon Bachs Goldberg Variationen erworben und beiße mir daran die Zähne aus – oder besser: verknote mir die Finger. Schon klar, das ist nicht nur ambitioniert sondern definitiv weit jenseits meiner pianistischen Möglichkeiten, aber es macht Spaß. Diesmal habe ich immerhin ganze zwei Variationen zumindest so halbwegs erarbeitet, nicht im Tempo, musikalisch eine Katastrophe, Stimmführung entsetzlich, und überhaupt alles nicht präsentabel, aber Noten gelernt. Damit habe ich nun das Thema und insgesamt vier Variationen. Beim Thema haken die Verzierungen, die erste Variation ist noch lange nicht im Tempo und die dritte noch viel weniger, aber ich habe große Freude und darauf kommt es an.

Nun kam also meine post-examinös depressive Schwester, um sich im elterlichen Heim pflegen zu lassen. In unserer Kindheit unbestreitbar das pianistische Wunderkind, der Stern am Musikhimmel unserer Familie, spielt sie inzwischen eigentlich gar nicht mehr Klavier und hat auch sonst kein besonderes Interesse an Musik (und nie gehabt, ganz nebenbei). Voller Begeisterung stürzte sie sich am ersten Abend auf den Stapel sortierter Noten, förderte von Dvorak die Slawischen Tänze für vier Hände zu Tage und wollte mit mir spielen. Schön, wir quetschten uns nebeneinander auf die Bank, und haben losgelegt. Sie hat die Tänze seinerzeit für einen Wettbewerb geübt und beherrscht die Oberstimme immer noch sehr gut. Ich habe mich so gut es geht durch die Unterstimme gefingert, die meist in Akkorden und Harmonien läuft, und überhaupt recht überschaubar ist. Außerdem darf ich in aller Bescheidenheit sagen, daß ich im Vergleich zu meiner Schwester ein gewisses Talent fürs Vom-Blatt-Spiel habe und eben seit Jahren regelmäßig übe, wenn ich zu Hause bin. Unser vierhändiger Versuch der Hausmusik funktionierte daher wider Erwarten gut. Die gesamte Familie kommentierte in wohlwollend-überraschter Weise mein ordentliches Spiel, aber ich bin ja inzwischen erwachsen genug, daß ich mir sage: es ist keine Kränkung, nimm's nicht so schwer. Meine Schwester – immer noch im Überschwang – bat mich dringend, in den kommenden Tagen doch den Dvorak zu üben, so daß wir vielleicht noch einmal ernsthafter musizieren könnten. Was ich selbstverständlich mit Vergnügen getan habe, ist mir doch Kammermusik eine echte Freude. Nun habe ich also die ganzen letzten Tage die wenigen freien Minuten genutzt, die gerunzelte Stirn meiner Schwester ob der Lärmbelästigung durch mich ignoriert – aber gespielt haben wir nicht. Dafür hatte sie dann doch keine Zeit oder keine Lust oder ich weiß nicht was. Und ist heute Abend im Streit abgereist.

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