Die Saudis können bald ein Altersheim für exilierte Machthaber aus der Nachbarschaft eröffnen, scheint mir. Und vielleicht noch einen Hilfsfonds gründen für jene, die ihre Paläste nicht rechtzeitig verkauft und das Vermögen in die Schweiz gerettet haben.
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Hühnchen... und andere Dinge
Die vergangenen Tage ging das Wasser hier im Gebäude nicht immer. Sehr unannehmlich, plötzlich festzustellen: spülen und Händewaschen ist gerade nicht. Gar nicht raumschiffmäßig. Bei uns auf der Etage fiel es an drei aufeinanderfolgenden Tagen fast komplett aus. In der Etage darunter nicht ganz so häufig. Heute hingegen ging es wieder, stockend und prustend, aber immerhin – sicherlich mir zu Ehren, anläßlich meines letzten Arbeitstages. Die Kollegen sind schon fast alle im Wochenende, meine Aufgaben schön abgewickelt und ordentlich übergeben. Ich könnte jetzt nach Hause gehen. Andererseits: da warten ein Berg Bügelwäsche und ein ungepackter Koffer, der ganz sicher wie immer zu klein sein wird.
Gestern abend waren der Italiener und ich noch einmal aus. Meine entzückenden Mitbewohnerinnen hatten Gäste zum Abendessen eingeladen und schon am Tag vorher Hühnchen mariniert. Dazu muß man wissen: ich würde mir hier grundsätzlich fünf Minuten länger überlegen, wo genau ich Hühnchen kaufe. Wenn ich außerdem einen Kühlschrank habe, dessen Tür nicht recht schließt, so daß das Eisfach dauernd tropft und Getränke in der Tür eher lauwarm als laukalt sind – würde ich mein Hühnchen dort sicherlich nicht über Nacht marinieren. Oder besser: ich würde dieses Hühnchen nicht mehr mit Appetit essen. Aber gut, das ist Geschmackssache. Jeder nach seiner Fasson, ich habe den Italiener dazu gebracht, mich ins „Boeuf sur le toit“* auszuführen, eine der angesagteren Lokalitäten für die bessere und schönere Gesellschaft (oder was sich dafür hält) von Tunis. La Soukra – hört sich malerischer an, als es ist, stellen Sie sich ein besseres deutsches Industriegebiet vor –, drei Restaurants auf verschiedenen Ebenen, Bar und angeblich auch eine Disco. Wir habe uns im Gartenteil niedergelassen, Musik gab es keine, dafür knackten die Mücken wie winters das Feuer im Kamin, wenn sie in die Leuchtfallen flogen. Die Vorspeise war gut, der Rosé ebenfalls, nachdem ich einige Eiswürfel reingeworfen hatte. Das war auch insofern eine sinnvolle Maßnahme, als der Wein unerwartete vierzehn Umdrehungen hatte. Wir bestellten beide Pasta, ich die "Spaghetti al Principe", mit Hühnchen und Zitrone. Précisamment: ich bestellte „Pasta al Principe“ und wurde gefragt, welche Nudeln ich denn wolle, Spaghetti, Ravioli, Tagliatelle. Tagliatelle, bat ich.
Die Nudeln kamen, sahen gut aus, allerdings: kein Hühnchen in Sicht. Nur reichlich Pilze in Sahnesauce. Nach kurzem abwägen – zusammen speisen oder mein Wunschgericht speisen – sprach ich den Kellner an: wo denn mein Hühnchen sei? Nun, so wurde mir beschieden, ich habe doch die Tagliatelle bestellt, und die kämen immer mit Pilzsauce. Ich habe aber doch ausdrücklich „al principe“ bestellt, nur mit anderen Nudeln statt Spaghetti, wandte ich ein. Half aber nichts. Der Kellner lächelte freundlich und erklärte erneut: Tagliatelle – immer mit Pilzsauce. Weiter diskutieren schien wenig zielführend, also habe ich gegessen, was auf den Tisch kam.
Das Bier hingegen, später, beim Italiener zu Hause, hätte ich besser bleiben lassen. War auch nur ein kurzes: als er zum zweiten Mal auf die großartige Klimaanlage im Schlafzimmer hinwies und selbige vorführen wollte, fing ich ganz schnell an zu gähnen, verwies auf die Arbeit, und bin geflüchtet. Immerhin: als ich heimkam, war Ruhe zu Hause. Die Küche ein Schlachtfeld. Der Balkon geflutet, weil niemand den Eimer fürs Klimaanlagenwasser geleert hatte. Alle im Bett. Immerhin das.
*G**gle Übersetzungsmaschine: „Der Büffel auf dem Dach“. Genau.
Gestern abend waren der Italiener und ich noch einmal aus. Meine entzückenden Mitbewohnerinnen hatten Gäste zum Abendessen eingeladen und schon am Tag vorher Hühnchen mariniert. Dazu muß man wissen: ich würde mir hier grundsätzlich fünf Minuten länger überlegen, wo genau ich Hühnchen kaufe. Wenn ich außerdem einen Kühlschrank habe, dessen Tür nicht recht schließt, so daß das Eisfach dauernd tropft und Getränke in der Tür eher lauwarm als laukalt sind – würde ich mein Hühnchen dort sicherlich nicht über Nacht marinieren. Oder besser: ich würde dieses Hühnchen nicht mehr mit Appetit essen. Aber gut, das ist Geschmackssache. Jeder nach seiner Fasson, ich habe den Italiener dazu gebracht, mich ins „Boeuf sur le toit“* auszuführen, eine der angesagteren Lokalitäten für die bessere und schönere Gesellschaft (oder was sich dafür hält) von Tunis. La Soukra – hört sich malerischer an, als es ist, stellen Sie sich ein besseres deutsches Industriegebiet vor –, drei Restaurants auf verschiedenen Ebenen, Bar und angeblich auch eine Disco. Wir habe uns im Gartenteil niedergelassen, Musik gab es keine, dafür knackten die Mücken wie winters das Feuer im Kamin, wenn sie in die Leuchtfallen flogen. Die Vorspeise war gut, der Rosé ebenfalls, nachdem ich einige Eiswürfel reingeworfen hatte. Das war auch insofern eine sinnvolle Maßnahme, als der Wein unerwartete vierzehn Umdrehungen hatte. Wir bestellten beide Pasta, ich die "Spaghetti al Principe", mit Hühnchen und Zitrone. Précisamment: ich bestellte „Pasta al Principe“ und wurde gefragt, welche Nudeln ich denn wolle, Spaghetti, Ravioli, Tagliatelle. Tagliatelle, bat ich.
Die Nudeln kamen, sahen gut aus, allerdings: kein Hühnchen in Sicht. Nur reichlich Pilze in Sahnesauce. Nach kurzem abwägen – zusammen speisen oder mein Wunschgericht speisen – sprach ich den Kellner an: wo denn mein Hühnchen sei? Nun, so wurde mir beschieden, ich habe doch die Tagliatelle bestellt, und die kämen immer mit Pilzsauce. Ich habe aber doch ausdrücklich „al principe“ bestellt, nur mit anderen Nudeln statt Spaghetti, wandte ich ein. Half aber nichts. Der Kellner lächelte freundlich und erklärte erneut: Tagliatelle – immer mit Pilzsauce. Weiter diskutieren schien wenig zielführend, also habe ich gegessen, was auf den Tisch kam.
Das Bier hingegen, später, beim Italiener zu Hause, hätte ich besser bleiben lassen. War auch nur ein kurzes: als er zum zweiten Mal auf die großartige Klimaanlage im Schlafzimmer hinwies und selbige vorführen wollte, fing ich ganz schnell an zu gähnen, verwies auf die Arbeit, und bin geflüchtet. Immerhin: als ich heimkam, war Ruhe zu Hause. Die Küche ein Schlachtfeld. Der Balkon geflutet, weil niemand den Eimer fürs Klimaanlagenwasser geleert hatte. Alle im Bett. Immerhin das.
*G**gle Übersetzungsmaschine: „Der Büffel auf dem Dach“. Genau.
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Carthage
Die Dame von Welt hat sich dieses Wochenende noch mal gebildet. Wäre auch wirklich beschämend gewesen, sechs Wochen in Tunis und immer noch nicht die Ruinen von Karthago gesehen. Da ist ja wirklich jeder All-Inclusive Tourist aus Hammamet kulturbeflissener, die werden nämlich an den Wochenenden busladungsweise durch Carthage gekarrt. Was immerhin eine hervorragende Orientierungshilfe war: folge den Bussen und Du findest die Sehenswürdigkeiten.
Gestern nun also war ich mit meinem italienischen Reisegefährten L.* verabredet. Carthage ist heute einer der schöneren Vororte von Tunis und so läuft man abwechselnd durch Villengebiete mit gepflasterten Straßen und überhängenden Bougainvilleen und stolpert über Ruinenfelder dazwischen. Wenn man Glück hat, findet man zwischendurch ein Hinweisschild, oder man hat eine Reisebegleitung mit gutem Orientierungssinn (und damit meine ich nicht L.). Der Gute kam ein bißchen später, weil er noch eine Maschine Wäsche waschen wollte und dabei die Entdeckung machte, daß die Maschine beim Schleudern durch die Küche wandert. Folglich war seine Anwesenheit bis zum Ende des Waschgangs erforderlich, um die Maschine am Platz zu halten.
Unser erstes Ziel war die Villa Romaine, eine Ansammlung Ruinen auf Byrsa Hill, ein paar Steine, abgebrochene Säulen, aber fantastische Aussicht.
Die Pförtner ordneten uns sogleich als deutsch-italienisches Pärchen ein, kurzer Plausch, sie freuten sich aufrichtig, unsere Nationalitäten richtig geraten zu haben.
Danach haben wir die Thermen von Antonius besichtigt, noch mehr Ruinen, noch mehr tolle Aussicht und zum Schluß sind wir zum Punischen Hafen getrabt. Das nun, ist in der Tat interessant. Wenn man den kläglichen kleinen Teich sieht, ist man arg enttäuscht und braucht viel Phantasie, aber britische Archäologen haben ein fantastisches Modell gebaut mit dessen Unterstützung man dem Vorstellungsvermögen auf die Sprünge helfen kann: sowohl auf der runden Insel in der Mitte als auch rund um den Außenrand waren zu phönizischen Zeiten Docks aneinandergereiht, die insgesamt Platz für 220 Schiffe boten. Natürlicht nicht vom Ausmaß eine QEII, aber immerhin. Sehr beeindruckend. Gleichzeitig war das ein so friedlicher und abgeschiedener Ort, daß ich mir nur mit Mühe vorstellen konnte, daß dies der militärische Heimathafen der maritimen Vormacht ihrer Zeit war.
Ich wünschte mir die ganze Zeit, statt meines gutwilligen doch mäßig interessierten Begleiters den klugen Holzkopf von letzter Woche dabei zu haben: der hätte mich nämlich ganz sicher mit endlosen Vorträgen über Geschichte, Entwicklung und Zusammenhänge unterhalten können. Was ich toll finde. Statt dessen habe ich versucht, mich an das zu erinnern, was er mir gelegentlich erzählt hat und mußte mit den kurzen Absätzen aus dem Reiseführer Vorlieb nehmen.
Um sieben Uhr waren wir so erschöpft von unseren intensiven Bildungsbemühungen in backofenartiger Hitze, daß es Zeit fürs Abendessen schien. Nachdem alle anständigen Restaurants hier natürlich erst ab 20 Uhr geöffnet habe (insbesondere solche, die alkoholische Kaltgetränke anbieten), landeten wir in einer eher touristischen Lokalität an der La Marsa Corniche. Die Kellner waren jedoch überaus bemüht, brachten zuerst L.s Salat, ganz ungefragt ein zweites Tellerchen für mich zum probieren und entschuldigten sich wortreich für die Verzögerung meiner Pasta. Die war gar nicht schlecht und großzügig mit Muscheln, Tintenfisch und Crevetten bestückt (die Monate mit r Regelung ist hier unbekannt). Bis allerdings L.s Pizza irgendwann eintraf, war ich längst fertig mit den Spaghetti und L. nicht mehr hungrig.
Ein schöner Tag, das.
*Ingenieur für eine italienische Firma, für mindestens ein Jahr in Tunis, fast zeitgleich mit mir angekommen, außerdem ein fantastischer Koch! Zaubert spätabends aus dem Stegreif Nudeln und Bruschetta. Durch und durch ein netter Kerl und prima Begleiter für Besichtigungen und Ausgehen. Allerdings: Orientierungsvermögen sechs minus.
Gestern nun also war ich mit meinem italienischen Reisegefährten L.* verabredet. Carthage ist heute einer der schöneren Vororte von Tunis und so läuft man abwechselnd durch Villengebiete mit gepflasterten Straßen und überhängenden Bougainvilleen und stolpert über Ruinenfelder dazwischen. Wenn man Glück hat, findet man zwischendurch ein Hinweisschild, oder man hat eine Reisebegleitung mit gutem Orientierungssinn (und damit meine ich nicht L.). Der Gute kam ein bißchen später, weil er noch eine Maschine Wäsche waschen wollte und dabei die Entdeckung machte, daß die Maschine beim Schleudern durch die Küche wandert. Folglich war seine Anwesenheit bis zum Ende des Waschgangs erforderlich, um die Maschine am Platz zu halten.
Unser erstes Ziel war die Villa Romaine, eine Ansammlung Ruinen auf Byrsa Hill, ein paar Steine, abgebrochene Säulen, aber fantastische Aussicht.
Die Pförtner ordneten uns sogleich als deutsch-italienisches Pärchen ein, kurzer Plausch, sie freuten sich aufrichtig, unsere Nationalitäten richtig geraten zu haben.
Danach haben wir die Thermen von Antonius besichtigt, noch mehr Ruinen, noch mehr tolle Aussicht und zum Schluß sind wir zum Punischen Hafen getrabt. Das nun, ist in der Tat interessant. Wenn man den kläglichen kleinen Teich sieht, ist man arg enttäuscht und braucht viel Phantasie, aber britische Archäologen haben ein fantastisches Modell gebaut mit dessen Unterstützung man dem Vorstellungsvermögen auf die Sprünge helfen kann: sowohl auf der runden Insel in der Mitte als auch rund um den Außenrand waren zu phönizischen Zeiten Docks aneinandergereiht, die insgesamt Platz für 220 Schiffe boten. Natürlicht nicht vom Ausmaß eine QEII, aber immerhin. Sehr beeindruckend. Gleichzeitig war das ein so friedlicher und abgeschiedener Ort, daß ich mir nur mit Mühe vorstellen konnte, daß dies der militärische Heimathafen der maritimen Vormacht ihrer Zeit war.
Ich wünschte mir die ganze Zeit, statt meines gutwilligen doch mäßig interessierten Begleiters den klugen Holzkopf von letzter Woche dabei zu haben: der hätte mich nämlich ganz sicher mit endlosen Vorträgen über Geschichte, Entwicklung und Zusammenhänge unterhalten können. Was ich toll finde. Statt dessen habe ich versucht, mich an das zu erinnern, was er mir gelegentlich erzählt hat und mußte mit den kurzen Absätzen aus dem Reiseführer Vorlieb nehmen.
Um sieben Uhr waren wir so erschöpft von unseren intensiven Bildungsbemühungen in backofenartiger Hitze, daß es Zeit fürs Abendessen schien. Nachdem alle anständigen Restaurants hier natürlich erst ab 20 Uhr geöffnet habe (insbesondere solche, die alkoholische Kaltgetränke anbieten), landeten wir in einer eher touristischen Lokalität an der La Marsa Corniche. Die Kellner waren jedoch überaus bemüht, brachten zuerst L.s Salat, ganz ungefragt ein zweites Tellerchen für mich zum probieren und entschuldigten sich wortreich für die Verzögerung meiner Pasta. Die war gar nicht schlecht und großzügig mit Muscheln, Tintenfisch und Crevetten bestückt (die Monate mit r Regelung ist hier unbekannt). Bis allerdings L.s Pizza irgendwann eintraf, war ich längst fertig mit den Spaghetti und L. nicht mehr hungrig.
Ein schöner Tag, das.
*Ingenieur für eine italienische Firma, für mindestens ein Jahr in Tunis, fast zeitgleich mit mir angekommen, außerdem ein fantastischer Koch! Zaubert spätabends aus dem Stegreif Nudeln und Bruschetta. Durch und durch ein netter Kerl und prima Begleiter für Besichtigungen und Ausgehen. Allerdings: Orientierungsvermögen sechs minus.
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Apotheke und Pharmacie
Heute die erste Malaria Tablette genommen. Wenn ich in der nächsten Woche von meinen Hochzeitsplänen mit Prinz William von England berichte oder Ambitionen entwickele, die Nachfolge von Idi Amin anzutreten, wissen Sie, woran es liegt.
In Deutschland ist aufwendig, eine Reise in tropische Gebiete vorzubereiten. Man geht zum Tropenarzt, benötigt Impfungen und Rezepte, muß im Zweifel bestimmte Medikamente in der Apotheke bestellen, dann werden vielleicht noch Eintragungen im Impfausweis vorgenommen (Gelbfieber, zum Beispiel) und auf jeden Fall ist man am Ende finanziell deutlich ärmer als vorher. Das weiß ich so genau, weil ich mich schon in Deutschland über eine eventuelle Malaria Prophylaxe gekümmert hatte, aufgrund der horrenden Preise allerdings nur zwei Packungen von dem sündhaft teuren Medikament erstanden habe – genug für den zweiwöchigen Aufenthalt, der für meinen noch-Arbeitgeber in Subsahara Afrika geplant war.
Jetzt werden es aber nahezu drei Monate und nach allgemeiner Empfehlung und eindringlichem Rat von Personen, die eine Woche mit Malaria in der afrikanischen Provinz darnieder lagen, ist Komplett-Prophylaxe bei diesem Zeitraum durchaus noch ratsam. Ich habe also schon vor einer Woche angefangen, mich in einer Pharmacie zu erkundigen, ob mein Medikament (ich benötige weitere fünf Schachteln) erhältlich oder bestellbar sei. Malaria? Ich ernte verwirrte Blicke – nein, so etwas führe man nicht, könne man auch nicht bestellen, wird umgehend verkündet. In der nächsten Apotheke habe ich mehr Glück, der Apotheker ist willens, sich den Wirkstoff zu notieren und Nachforschungen zu betreiben. „Malariamittel“ notierte er sorgsam auf seinem Zettel, bevor ich ihn darauf hinweise, daß die Wirkstoffe Atovaquon und Proguanil heißen. Ach so. Nun, ich möge am Montag anrufen, dann könne er weitere Auskünfte erteilen. Die Auskunft, als sie schließlich kam: nicht erhältlich. Aber die Apotheke am Flughafen sei bekannt für ihre besonders gute Sortierung, die möge ich probieren. Was ich tat, nur um mir dort den nächsten Korb zu holen. Diesmal von einer mißmutigen Frau mittleren Alters, die sich nicht einmal die Mühe machte, irgendwas zu kontrollieren oder nachzuschauen, dafür aber erklärte, bei der Contrôle Sanitaire im Erdgeschoß gebe es Malariaprophylaxe umsonst. Auf meine Frage, ob sie denn wenigstens ein vernünftiges Mückenrepellent habe, wurde mir das hier allgegenwärtige Citronella Spray angedient. Organischer Herkunft, taugt es keineswegs zur ernsthaften Mückenabwehr. Die insistierende Nachfrage nach stärkeren, chemischen Mitteln hätte ich besser gelassen, ich wurde geradezu vor die Tür gesetzt. Im übrigen war die Apotheke am Flughafen eher provinzieller in der Ausstattung als jene vor meiner Haustür. Fest steht: ich weiß nicht, über welche Fähigkeiten tunesische Apotheker verfügen, aber Fachkompetenz ist nicht ihre ausgeprägteste Stärke – schließe ich aus meinen Erfahrungen mit vier Repräsentanten dieser Berufsgruppe hier.
Am folgenden Tag habe ich in meiner Verzweiflung das Medical Center meines Arbeitgebers aufgesucht als letzte Hoffnung, eine qualifizierte Aussage zur Verfügbarkeit von Malaria Medikamenten zu erhalten. Im Gespräch wurde im Subtext deutlich, daß man mir notfalls auch dort aushelfen könne (obwohl ich technisch gesehen nur Praktikantin bin und nicht auf dienstlich veranlaßte Reisen gehe), ich möge es aber doch noch einmal am Flughafen in der Contrôle Sanitaire versuchen, das sei nämlich ganz offiziell die einzige Ausgabestelle für Malaria Medikamente in Tunesien. Keine Pharmacie könne oder dürfe die Präparate bestellen oder aushändigen. Da muß man sich doch fragen: hätte mir einer der pharmazeutischen Helden das nicht gleich sagen können? Abends also erneut zum Flughafen, sehr zögerlich in das völlig kahle, kleine Büro getreten, wo ein relativ junger Mann Wache hielt. Ich trug mein Anliegen vor, verwendete reichlich „désesperé“ und „je ne sais pas“ – und siehe da: anstandslos wurden mir zwei Packungen Mefloquine ausgehändigt, genug für drei Monate, mit vielen freundlichen Ermahnungen und Ratschlägen versehen. Er kopierte meine Adresse und Paßnummer, schob die Packungen über den Tisch. Fertig.
In Deutschland ist aufwendig, eine Reise in tropische Gebiete vorzubereiten. Man geht zum Tropenarzt, benötigt Impfungen und Rezepte, muß im Zweifel bestimmte Medikamente in der Apotheke bestellen, dann werden vielleicht noch Eintragungen im Impfausweis vorgenommen (Gelbfieber, zum Beispiel) und auf jeden Fall ist man am Ende finanziell deutlich ärmer als vorher. Das weiß ich so genau, weil ich mich schon in Deutschland über eine eventuelle Malaria Prophylaxe gekümmert hatte, aufgrund der horrenden Preise allerdings nur zwei Packungen von dem sündhaft teuren Medikament erstanden habe – genug für den zweiwöchigen Aufenthalt, der für meinen noch-Arbeitgeber in Subsahara Afrika geplant war.
Jetzt werden es aber nahezu drei Monate und nach allgemeiner Empfehlung und eindringlichem Rat von Personen, die eine Woche mit Malaria in der afrikanischen Provinz darnieder lagen, ist Komplett-Prophylaxe bei diesem Zeitraum durchaus noch ratsam. Ich habe also schon vor einer Woche angefangen, mich in einer Pharmacie zu erkundigen, ob mein Medikament (ich benötige weitere fünf Schachteln) erhältlich oder bestellbar sei. Malaria? Ich ernte verwirrte Blicke – nein, so etwas führe man nicht, könne man auch nicht bestellen, wird umgehend verkündet. In der nächsten Apotheke habe ich mehr Glück, der Apotheker ist willens, sich den Wirkstoff zu notieren und Nachforschungen zu betreiben. „Malariamittel“ notierte er sorgsam auf seinem Zettel, bevor ich ihn darauf hinweise, daß die Wirkstoffe Atovaquon und Proguanil heißen. Ach so. Nun, ich möge am Montag anrufen, dann könne er weitere Auskünfte erteilen. Die Auskunft, als sie schließlich kam: nicht erhältlich. Aber die Apotheke am Flughafen sei bekannt für ihre besonders gute Sortierung, die möge ich probieren. Was ich tat, nur um mir dort den nächsten Korb zu holen. Diesmal von einer mißmutigen Frau mittleren Alters, die sich nicht einmal die Mühe machte, irgendwas zu kontrollieren oder nachzuschauen, dafür aber erklärte, bei der Contrôle Sanitaire im Erdgeschoß gebe es Malariaprophylaxe umsonst. Auf meine Frage, ob sie denn wenigstens ein vernünftiges Mückenrepellent habe, wurde mir das hier allgegenwärtige Citronella Spray angedient. Organischer Herkunft, taugt es keineswegs zur ernsthaften Mückenabwehr. Die insistierende Nachfrage nach stärkeren, chemischen Mitteln hätte ich besser gelassen, ich wurde geradezu vor die Tür gesetzt. Im übrigen war die Apotheke am Flughafen eher provinzieller in der Ausstattung als jene vor meiner Haustür. Fest steht: ich weiß nicht, über welche Fähigkeiten tunesische Apotheker verfügen, aber Fachkompetenz ist nicht ihre ausgeprägteste Stärke – schließe ich aus meinen Erfahrungen mit vier Repräsentanten dieser Berufsgruppe hier.
Am folgenden Tag habe ich in meiner Verzweiflung das Medical Center meines Arbeitgebers aufgesucht als letzte Hoffnung, eine qualifizierte Aussage zur Verfügbarkeit von Malaria Medikamenten zu erhalten. Im Gespräch wurde im Subtext deutlich, daß man mir notfalls auch dort aushelfen könne (obwohl ich technisch gesehen nur Praktikantin bin und nicht auf dienstlich veranlaßte Reisen gehe), ich möge es aber doch noch einmal am Flughafen in der Contrôle Sanitaire versuchen, das sei nämlich ganz offiziell die einzige Ausgabestelle für Malaria Medikamente in Tunesien. Keine Pharmacie könne oder dürfe die Präparate bestellen oder aushändigen. Da muß man sich doch fragen: hätte mir einer der pharmazeutischen Helden das nicht gleich sagen können? Abends also erneut zum Flughafen, sehr zögerlich in das völlig kahle, kleine Büro getreten, wo ein relativ junger Mann Wache hielt. Ich trug mein Anliegen vor, verwendete reichlich „désesperé“ und „je ne sais pas“ – und siehe da: anstandslos wurden mir zwei Packungen Mefloquine ausgehändigt, genug für drei Monate, mit vielen freundlichen Ermahnungen und Ratschlägen versehen. Er kopierte meine Adresse und Paßnummer, schob die Packungen über den Tisch. Fertig.
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Katzencontent
Wenn es hier Youtube gäbe, würde ich verlinken.
Statt dessen:
Verdi, Don Carlos, Toi qui sus le neant des grandeurs de ce monde
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Mondpreise
Gestern mußte ich nach der Arbeit für einen kurzen Abstecher zum Flughafen. Ein netter Taxiste sammelte mich auf dem Hinweg ein, obwohl er schon einen Gast hatte, was aber kein Problem war, denn:
1) der andere Fahrgast verstand offenbar nur die Hälfte
2) der Flughafen lag auf dem Weg des anderen Fahrgasts
3) die Sitte, mehrere Passagiere mitzunehmen, und alle voll bezahlen zu lassen, ist durchaus üblich in Nordafrika. Ich war in Eile und froh, so schnell Transport gefunden zu haben, also habe ich großzügig aufgerundet beim Aussteigen.
Auf der Rückfahrt am Flughafen-Taxistand begaben sich jedoch unerfreuliche Dinge. Obwohl ich ja offensichtlich kein neu eingetroffenes Touristenfrischfleisch war (nur Handtasche überm Arm), stürzten sich etliche Taxifahrer auf mich. Ich folgte dem zuvorderst stehenden, während er mir versicherte: "prix correcte...."
Beim einsteigen erklärte ich, ich wolle nach Berges du Lac, zum Monoprix (Supermarkt, Nähe Wohnung). Der Fahrer schaute verwirrt, Monoprix? Il n y a pas du Monoprix! Nun weiß ich ganz genau, daß es da einen Monoprix gibt, war ja oft genug drinnen. Bin also wieder ausgestiegen, habe noch gesagt "prix correcte, hein?" weil er mich ganz offensichtlich für dumm verkaufen wollte - jeder, wirklich jeder kennt den Monoprix in Berges du Lac.
Kaum ausgestiegen wurde ich schon wieder umschwärmt, erklärte entschlossen meine Zielwünsche, verwundertes Kopfschütteln, Gruppendummheit, meine Frage, wer denn hier wohl ortsfremd und ortsunkundig sei - sie oder ich - erntete Protest. Am Ende bin ich außerhalb der langen Schlange in ein Taxi eingestiegen, das gerade jemanden abgesetzt hatte. Die Strecke nach Hause war wirklicht nicht weit, 2,5 Dinar, ich habe einen Fünfer rnach vorne gereicht und bekam nur einen Einer zurück.
Ich habe mich beschwert und mein Rückgeld verlangt. Taxiste nuschelte "pour-boire....", ich erklärte, das pour-boire würde ich immer noch selbst bestimmen und ich wolle noch einen Dinar zurück haben... andere Taxis, schimpfte er, hätten mir zehn Dinar abverlangt.... ich sei aber keine blöde Touristin und wollle jetzt mein Geld haben.... er schmiß mir das gesamte 5-Dinar Stück vor die Füße.... ich gab es ihm zurück und forderte erneute mein Wechselgeld.... er wurde grob, schimpfte unverständliches Zeug, durchsetzt mit arabischen Schimpfwörtern,.... ich erhielt schlußendlich mein Geld und stieg aus.
Nun bin ich wirklich nicht kleinlich: ich runde immer auf, im Taxi wie im Café. Ich gebe Zakat, wenn mich die Armen auf der Straße anhalten, und auch nicht wenig. Und zwar wirklich immer. Aber ich mag mich nicht mit Mondpreisen über den Tisch ziehen lassen. Aus Prinzip.*
* Zumal ich später gelernt habe, daß die in der offiziellen Schlange wartenden Taxis tatsächlich eine Sondersteuer von 2 Dinar bezahlen müssen für diesen bevorzugten Warteplatz - mein Taxifahrer jedoch nicht, da er ja nicht in der Schlange gewartet hatte, sondern gerade erst einen Fahrgast abgesetzt hatte.
1) der andere Fahrgast verstand offenbar nur die Hälfte
2) der Flughafen lag auf dem Weg des anderen Fahrgasts
3) die Sitte, mehrere Passagiere mitzunehmen, und alle voll bezahlen zu lassen, ist durchaus üblich in Nordafrika. Ich war in Eile und froh, so schnell Transport gefunden zu haben, also habe ich großzügig aufgerundet beim Aussteigen.
Auf der Rückfahrt am Flughafen-Taxistand begaben sich jedoch unerfreuliche Dinge. Obwohl ich ja offensichtlich kein neu eingetroffenes Touristenfrischfleisch war (nur Handtasche überm Arm), stürzten sich etliche Taxifahrer auf mich. Ich folgte dem zuvorderst stehenden, während er mir versicherte: "prix correcte...."
Beim einsteigen erklärte ich, ich wolle nach Berges du Lac, zum Monoprix (Supermarkt, Nähe Wohnung). Der Fahrer schaute verwirrt, Monoprix? Il n y a pas du Monoprix! Nun weiß ich ganz genau, daß es da einen Monoprix gibt, war ja oft genug drinnen. Bin also wieder ausgestiegen, habe noch gesagt "prix correcte, hein?" weil er mich ganz offensichtlich für dumm verkaufen wollte - jeder, wirklich jeder kennt den Monoprix in Berges du Lac.
Kaum ausgestiegen wurde ich schon wieder umschwärmt, erklärte entschlossen meine Zielwünsche, verwundertes Kopfschütteln, Gruppendummheit, meine Frage, wer denn hier wohl ortsfremd und ortsunkundig sei - sie oder ich - erntete Protest. Am Ende bin ich außerhalb der langen Schlange in ein Taxi eingestiegen, das gerade jemanden abgesetzt hatte. Die Strecke nach Hause war wirklicht nicht weit, 2,5 Dinar, ich habe einen Fünfer rnach vorne gereicht und bekam nur einen Einer zurück.
Ich habe mich beschwert und mein Rückgeld verlangt. Taxiste nuschelte "pour-boire....", ich erklärte, das pour-boire würde ich immer noch selbst bestimmen und ich wolle noch einen Dinar zurück haben... andere Taxis, schimpfte er, hätten mir zehn Dinar abverlangt.... ich sei aber keine blöde Touristin und wollle jetzt mein Geld haben.... er schmiß mir das gesamte 5-Dinar Stück vor die Füße.... ich gab es ihm zurück und forderte erneute mein Wechselgeld.... er wurde grob, schimpfte unverständliches Zeug, durchsetzt mit arabischen Schimpfwörtern,.... ich erhielt schlußendlich mein Geld und stieg aus.
Nun bin ich wirklich nicht kleinlich: ich runde immer auf, im Taxi wie im Café. Ich gebe Zakat, wenn mich die Armen auf der Straße anhalten, und auch nicht wenig. Und zwar wirklich immer. Aber ich mag mich nicht mit Mondpreisen über den Tisch ziehen lassen. Aus Prinzip.*
* Zumal ich später gelernt habe, daß die in der offiziellen Schlange wartenden Taxis tatsächlich eine Sondersteuer von 2 Dinar bezahlen müssen für diesen bevorzugten Warteplatz - mein Taxifahrer jedoch nicht, da er ja nicht in der Schlange gewartet hatte, sondern gerade erst einen Fahrgast abgesetzt hatte.
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Taxi, Taxi
Taxifahren in Nordafrika ist eine ganz eigene Angelegenheit und man kann dabei spaßige Erfahrungen machen, auch wenn Tunis noch vergleichsweise harmlos ist. In Ägypten zum Beispiel wurde im vergangenen Jahr kolportiert, der Staat wolle sämtliche Taxis älter als Baujahr 1980 aus dem Verkehr ziehen – eine Maßnahme, die drastische Konsequenzen auf der Straße gehabt hätte. Taxis werden oft völlig ausgeweidet, neue Sitze eingebaut (gerne mit einer Holzstange hinter den Vordersitzen stabilisiert) und mit einem Taxi in Kairo liegen zu bleiben, ist durchaus keine Seltenheit. In Marokko muß man außerdem auf die Größe achten: Petit Taxis (Kleinwagen) nehmen meist nur drei Personen mit, in den den Grand Taxis (Mercedes Limousinen) hingegen dürfen bis zu sieben Passagiere mitfahren - exklusive Taxifahrer. All das gibt es in Tunis nicht, die Autos sind in der Regel absolut fahrtüchtig und vor allem: sie nehmen einen auch immer mit. Sowohl in Marokko als auch in Ägypten kann man sich darauf keinesfalls verlassen: man verkündet – vor dem Einsteigen – dem Taxifahrer in fragendem Tonfall das gewünschte Ziel – wohlgemerkt: keine Adresse, sondern die nächstliegende bekannte Lokalität - und wenn dies dem Taxifahrer nicht paßt (zu weit, zu kurz, oder ihm gefällt die Nase des potentiellen Kunden nicht), rauscht er einfach davon. Das ist mir hier noch nicht passiert, dankenswerterweise. Optisch auffällig ist auch der lokale Taxifahrer-Dreßcode, dies offenbar eine tunesische Besonderheit: die Herren tragen häufig T-Shirts mit einem Hemdenärmel am linken Arm – was ich anfangs für eine etwas befremdliche modische Finesse hielt, dient aber vermutlich doch eher als Sonnenschutz, da natürlich alle mit offenen Fenster fahren.
Dafür kommen mir die Taxifahrer hier noch etwas skurriler vor als anderswo. Da war zum Beispiel der junge Mann, neulich abends: vielleicht Mitte zwanzig, holte er in aller Ruhe und Gemütlichkeit erst einmal seine CD-Box hervor, nachdem ich eingestiegen war, wählte bedachtsam nach einigem Überlegen eine Scheibe aus und als wir auf den La Marsa Highway abbogen schallte Celine Dion aus den Boxen. Der Himmel in der Abenddämmerung rosa-hellblau changierend und dazu diese Musik – sehr eigenartig. Am nächsten Tag verwickelte mich Chauffeur umgehend in ein Gespräch, wo ich herkomme, was ich arbeite, ach so.... ja, die sind ja gut bezahlt (ließ ich unkommentiert)... ob ich in Berges du Lac (Stadtteil) wohne – ein Freund seines Cousins seiner Tante habe diese fantastische Wohnung in Al-Nasr, für mich zum Sonderpreis: nur 600 Dinar. Nachdem ich dieses großzügige wie verlockende Angebot freundlich abgelehnt hatte, erzählte er mir von seiner Karriere als Chauffeur in den USA. Mit 100 km/h auf der Autobahn, kramte er aus seinem (!) Fußraum eine kleine Aktenmappe hervor und fördert diverse amerikanische Führerscheine und sogar eine Social Security Card hervor. Warum er aus den USA zurückgekehrt war, wagte ich nicht zu fragen.
Wenn ich meine Destination genau kenne, erwische ich auch meistens Taxifahrer mit ausreichend Französischkenntnissen, so daß ich mich nicht mit meinem Arabisch versuchen muß. Sobald ich jedoch selber mein Ziel nicht kenne und auf die Ortskundigkeit des Fahrers angewiesen bin, gerate ich ganz sicherlich an jene Herren, die überhaupt gar kein Wort Französisch sprechen. Sie denken jetzt vielleicht: warum nicht vorher fragen, ob mein Zielort bekannt ist? Das tue ich durchaus, aber auch totale Unkenntnis der Lokalität hält arabische Taxifahrer keineswegs davon ab, enthusiastisch zu nicken, loszufahren, und erst nach längerer Irrfahrt zuzugeben, daß sie keine Ahnung haben.
So geschehen vor einigen Jahren in Marokko: ich hatte – neu zugezogen, wenig Orientierung – Karten für eine der seltenen Opernaufführungen im Office des Changes gekauft. Beim Kauf hatte man mir versichert, jeder kenne das Office des Changes, aucune problème, ich solle nur den Taxifahrer fragen. Das tat ich. Der nickte. Ich stieg ein. Und für über eine Stunde nicht mehr aus. Wir hielten an diversen Ecken, befragten Polizisten, wurden von einem Polizisten zum nächsten straßab geschickt, mehrfach zu Wechselstuben dirigiert, sind über einen Feldweg gebrettert (mir wurde Angst und Bange – doch nur zum Wenden). Nach einer Stunde brach ich die Suche ab, ließ mich wieder nach Hause bringen, bezahlte immerhin nur einen Spottpreis für die völlig vergebliche Fahrt, und verbrachte den Abend auf meiner Terrasse mit Oper vom Band.
Besonders herzig hingegen war jener Fahrer, der sich mit teilweise gewagten Manövern durch den tunesischen Feierabendverkehr lavierte und dabei voll Überzeugung von seinen libyschen Kollegen in Tripoli berichtete: dort würde er sich in kein Taxi hineinsetzen, nur Bus fahren, dort, jawohl, denn die Taxifahrer in Libyen: fahren wie die Verrückten!
Dafür kommen mir die Taxifahrer hier noch etwas skurriler vor als anderswo. Da war zum Beispiel der junge Mann, neulich abends: vielleicht Mitte zwanzig, holte er in aller Ruhe und Gemütlichkeit erst einmal seine CD-Box hervor, nachdem ich eingestiegen war, wählte bedachtsam nach einigem Überlegen eine Scheibe aus und als wir auf den La Marsa Highway abbogen schallte Celine Dion aus den Boxen. Der Himmel in der Abenddämmerung rosa-hellblau changierend und dazu diese Musik – sehr eigenartig. Am nächsten Tag verwickelte mich Chauffeur umgehend in ein Gespräch, wo ich herkomme, was ich arbeite, ach so.... ja, die sind ja gut bezahlt (ließ ich unkommentiert)... ob ich in Berges du Lac (Stadtteil) wohne – ein Freund seines Cousins seiner Tante habe diese fantastische Wohnung in Al-Nasr, für mich zum Sonderpreis: nur 600 Dinar. Nachdem ich dieses großzügige wie verlockende Angebot freundlich abgelehnt hatte, erzählte er mir von seiner Karriere als Chauffeur in den USA. Mit 100 km/h auf der Autobahn, kramte er aus seinem (!) Fußraum eine kleine Aktenmappe hervor und fördert diverse amerikanische Führerscheine und sogar eine Social Security Card hervor. Warum er aus den USA zurückgekehrt war, wagte ich nicht zu fragen.
Wenn ich meine Destination genau kenne, erwische ich auch meistens Taxifahrer mit ausreichend Französischkenntnissen, so daß ich mich nicht mit meinem Arabisch versuchen muß. Sobald ich jedoch selber mein Ziel nicht kenne und auf die Ortskundigkeit des Fahrers angewiesen bin, gerate ich ganz sicherlich an jene Herren, die überhaupt gar kein Wort Französisch sprechen. Sie denken jetzt vielleicht: warum nicht vorher fragen, ob mein Zielort bekannt ist? Das tue ich durchaus, aber auch totale Unkenntnis der Lokalität hält arabische Taxifahrer keineswegs davon ab, enthusiastisch zu nicken, loszufahren, und erst nach längerer Irrfahrt zuzugeben, daß sie keine Ahnung haben.
So geschehen vor einigen Jahren in Marokko: ich hatte – neu zugezogen, wenig Orientierung – Karten für eine der seltenen Opernaufführungen im Office des Changes gekauft. Beim Kauf hatte man mir versichert, jeder kenne das Office des Changes, aucune problème, ich solle nur den Taxifahrer fragen. Das tat ich. Der nickte. Ich stieg ein. Und für über eine Stunde nicht mehr aus. Wir hielten an diversen Ecken, befragten Polizisten, wurden von einem Polizisten zum nächsten straßab geschickt, mehrfach zu Wechselstuben dirigiert, sind über einen Feldweg gebrettert (mir wurde Angst und Bange – doch nur zum Wenden). Nach einer Stunde brach ich die Suche ab, ließ mich wieder nach Hause bringen, bezahlte immerhin nur einen Spottpreis für die völlig vergebliche Fahrt, und verbrachte den Abend auf meiner Terrasse mit Oper vom Band.
Besonders herzig hingegen war jener Fahrer, der sich mit teilweise gewagten Manövern durch den tunesischen Feierabendverkehr lavierte und dabei voll Überzeugung von seinen libyschen Kollegen in Tripoli berichtete: dort würde er sich in kein Taxi hineinsetzen, nur Bus fahren, dort, jawohl, denn die Taxifahrer in Libyen: fahren wie die Verrückten!
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Sorgen 1-5
Morgen wird kein schöner Tag.
Erstens muß ich meinen Chef über die anstehende Fahnenflucht informieren.
Zweitens klären, ob ich mein Visum hier bekommen kann - auf Französisch. Vielleicht sollte ich noch einige Vokabeln nachschlagen, damit ich mich eloquenter als eine Fünjährige ausdrücken kann.
Drittens, wenn das klappt Papierkrieg.
Viertens, wenn das nicht klappt, noch mehr Papierkrieg.
Fünftens, habe ich Angst vor der eigenen Courage. Aber das gibt sich hoffentlich.
Erstens muß ich meinen Chef über die anstehende Fahnenflucht informieren.
Zweitens klären, ob ich mein Visum hier bekommen kann - auf Französisch. Vielleicht sollte ich noch einige Vokabeln nachschlagen, damit ich mich eloquenter als eine Fünjährige ausdrücken kann.
Drittens, wenn das klappt Papierkrieg.
Viertens, wenn das nicht klappt, noch mehr Papierkrieg.
Fünftens, habe ich Angst vor der eigenen Courage. Aber das gibt sich hoffentlich.
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Noch mehr Reibung
Über die manchmal surreale Realität als Expatriate in einem Land wie Tunesien und die Diskrepanzen zwischen Arbeit und Alltag, Europa und Afrika, habe ich ja schon vor einiger Zeit laut nachgedacht. Ich werde mich vermutlich bis in alle Ewigkeit über die Widersprüche und Verschiebungen wundern können. Das erlebe ich allerdings nicht nur im Umgang mit meinem Gastland, sondern auch mit den Expats. Da es sagenhaft schwierig ist, in arabischen Ländern Einheimische kennenzulernen (Männer geht nicht, weil man deren Hintergedanken nie einschätzen kann, Frauen bleiben eher für sich und sind oft unzugänglich), beschränkt sich mein soziales Umfeld hier auf diverse Expats. Aus Amerika, Europa, aber auch Afrika. Gestern war ich zum Fußball gucken eingeladen, einige Deutsche, einige Italiener und ich als völlig leidenschaftsloser Beobachter und Friedensengel in der Mitte.
Nach dem Spiel saßen wir in trauter Runde beisammen, ein Weinglas in Händen und das Gespräch war frappierend in seiner Vielfalt – ebenso wie die Gesellschaft. Die Alteingesessenen gaben Tips zum Umgang mit Hauspersonal, wer gut ist, wer nicht, warum die gebildeten Schwarzafrikaner ihre eigenen Hausmädchen mitbringen* und ob es wirklich Hausmädchen im engeren (oder doch eher im weiteren?) Sinne seien. Welche Preise in Ordnung sind, was ihnen am Hauspersonal gefällt und was nicht. Einerseits weiß ich wohl, daß es in Ländern wie diesem selbstverständlich ist, viel mehr alltägliche Aufgaben zu delegieren und Häuser zu bewohnen, die die meisten Deutschen nicht einmal im Urlaub mieten würden. Ich kenne zwar niemanden hier mit eigenem Chauffeur, aber eine Haushälterin für bügeln, putzen und gelegentliches kochen sowie Portier und Poolreiniger – das ist durchaus selbstverständlich. Angesichts des Lohnniveaus ist es nur praktisch und mal ehrlich: jeden Morgen frischen Obstsalat zum Frühstück – daran kann man sich gewöhnen. Mehr noch: es wird geradezu erwartet, daß Expats möglichst viel Personal beschäftigen, stellt das doch einen Wirtschaftsfaktor dar. Mir jedoch ist es trotzdem noch sehr fremd und vor allem bei den Diskussionen darüber bekomme ich leichtes Magengrimmen. Nicht daß irgend jemand sich übermäßig chauvinistisch geäußert hätte, keineswegs.... trotzdem. Ich fühle mich unwohl dabei.
*Araber sind offenbar gegenüber ihrem sub-saharischen Nachbarn keinesfalls tolerant und würden diese allenfalls als Personal in Erwägung ziehen, kaum jemals jedoch selbst für einen Schwarzafrikaner der Oberschicht putzen oder fahren - sagen Freunde, die schon länger hier sind.
Nach dem Spiel saßen wir in trauter Runde beisammen, ein Weinglas in Händen und das Gespräch war frappierend in seiner Vielfalt – ebenso wie die Gesellschaft. Die Alteingesessenen gaben Tips zum Umgang mit Hauspersonal, wer gut ist, wer nicht, warum die gebildeten Schwarzafrikaner ihre eigenen Hausmädchen mitbringen* und ob es wirklich Hausmädchen im engeren (oder doch eher im weiteren?) Sinne seien. Welche Preise in Ordnung sind, was ihnen am Hauspersonal gefällt und was nicht. Einerseits weiß ich wohl, daß es in Ländern wie diesem selbstverständlich ist, viel mehr alltägliche Aufgaben zu delegieren und Häuser zu bewohnen, die die meisten Deutschen nicht einmal im Urlaub mieten würden. Ich kenne zwar niemanden hier mit eigenem Chauffeur, aber eine Haushälterin für bügeln, putzen und gelegentliches kochen sowie Portier und Poolreiniger – das ist durchaus selbstverständlich. Angesichts des Lohnniveaus ist es nur praktisch und mal ehrlich: jeden Morgen frischen Obstsalat zum Frühstück – daran kann man sich gewöhnen. Mehr noch: es wird geradezu erwartet, daß Expats möglichst viel Personal beschäftigen, stellt das doch einen Wirtschaftsfaktor dar. Mir jedoch ist es trotzdem noch sehr fremd und vor allem bei den Diskussionen darüber bekomme ich leichtes Magengrimmen. Nicht daß irgend jemand sich übermäßig chauvinistisch geäußert hätte, keineswegs.... trotzdem. Ich fühle mich unwohl dabei.
*Araber sind offenbar gegenüber ihrem sub-saharischen Nachbarn keinesfalls tolerant und würden diese allenfalls als Personal in Erwägung ziehen, kaum jemals jedoch selbst für einen Schwarzafrikaner der Oberschicht putzen oder fahren - sagen Freunde, die schon länger hier sind.
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Ihre Meinung, bitte
Ich muß Sie, liebe Leser, mal was fragen. Eine Herzensangelegenheit. Da ist dieser nette nicht mehr ganz junge Mann, der mir wirklich gut gefällt. Er hat im Moment Besuch aus der Heimat, den er abseits der langen Arbeitszeiten so gut wie möglich zu unterhalten versucht, vor allem in Form ausgiebiger Abendessen in den besseren Restaurants der Stadt – mehrfach in meiner Gesellschaft. Ich war bis gestern Abend durchaus optimistisch, daß die Etwas-Mehr-Als-Sympathie auf Gegenseitigkeit beruhe, nicht nur aufgrund längerer Blicke oder flüchtig-beiläufiger Berührungen, die ich mir ja in meiner mädchenhaften Phantasie auch zusammengesponnen haben könnte.
Nein, immer wenn wir zu Tisch sitzen, nebeneinander, wenn es sich ergibt (und es ergibt sich, dafür sorge ich) berühren sich irgendwann unsere Knie. Und keiner von uns beiden macht einen Rückzieher oder setzt sich wieder aufrechter hin eher das Gegenteil.
Als nun für Freitag Abend eine Einladung zum kochen in seiner Küche ausgesprochen wurde, war ich voller Vorfreude, habe ausgiebig über in Frage kommende Rezepte mit Freundinnen beraten und in Gedanken schon die Sonntagsgarderobe ausgewählt. Bis zu folgenden Gespräch gestern:
Er: Ja, also, wie stellst Du Dir das denn vor, morgen Abend?
-Weiß ich nicht?
-Wen hast Du denn so eingeladen?
-Niemanden?! Das ist Dein Haus, da kann ich doch nicht einfach Leute einladen.
-Ach so, ja ich dachte... also, möchtest Du denn jemanden einladen?
-Ich bin ja noch nicht lange hier – aber ich kann natürlich meine Telefonnummernsammlung tunesischer Jünglinge nutzen.
Hier haben wir das Telefonat vertragt, uns zum Abendessen verabredet mit seiner deutschen Besucherin und dort dann irgendwann fortgeführt (Knie an Knie, wie es sich ergab). Es war also reichlich Zeit, über unsere unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der Größe der Abendgesellschaft zu reflektieren... aber nein:
Er: Wegen morgen Abend: würde Dir eigentlich auch Samstag passen? Dann könnte ich nämlich noch einige Freunde einladen, das habe ich noch gar nicht gemacht.
-Natürlich paßt mir auch Samstag, ich bin ganz flexibel.
-Morgen kommt nämlich auch Fußball. Hast Du mal überlegt, wen Du noch einladen möchtest?
-Wie schon gesagt, ich kann doch nicht einfach über Dein Haus verfügen.... aber ich kann L. fragen, das ist der einzige, den ich kenne....
-Prima, mach das doch, B. (sein Untermieter) ist bestimmt auch da...
-Gut, dann frage ich L., DER freut sich jedenfalls bestimmt.
Und jetzt frage ich Sie: Warum verhält derHolzkopf Mann sich so? Er ist an vierzig näher als an dreißig. Er ist weit gereist, studiert, klug, und ungemein vielseitig interessiert. Keine offensichtlichen soziopathischen Tendenzen. Keine offensichtlichen Gründe, sich so ausgesprochen sonderbar zu verhalten. Die einzige Erklärung, die mir einfällt ist möglicherweise Angst vor der Tratschigkeit seines Untermieters – immerhin sind wir alle beim selben Arbeitgeber beschäftigt. Dann gäbe es aber doch wahrlich noch andere Möglichkeiten ein Treffen entre deux zu arrangieren. Ich wüßte also gerne: fallen Ihnen noch Gründe ein, warum man bei offensichtlichem gegenseitigen Interesse par tout eine ganze Kompanie als Abendgesellschaft einladen möchte? Handlungsanweisungen werden ebenfalls gerne entgegen genommen, ich bin nämlich ratlos. Sehe aber keinesfalls ein, mich noch weiter aus dem Fenster zu lehnen als ich es bisher getan habe - das hier ist schließlich Damenwahl nicht Emanzenwahl.
Nein, immer wenn wir zu Tisch sitzen, nebeneinander, wenn es sich ergibt (und es ergibt sich, dafür sorge ich) berühren sich irgendwann unsere Knie. Und keiner von uns beiden macht einen Rückzieher oder setzt sich wieder aufrechter hin
Als nun für Freitag Abend eine Einladung zum kochen in seiner Küche ausgesprochen wurde, war ich voller Vorfreude, habe ausgiebig über in Frage kommende Rezepte mit Freundinnen beraten und in Gedanken schon die Sonntagsgarderobe ausgewählt. Bis zu folgenden Gespräch gestern:
Er: Ja, also, wie stellst Du Dir das denn vor, morgen Abend?
-Weiß ich nicht?
-Wen hast Du denn so eingeladen?
-Niemanden?! Das ist Dein Haus, da kann ich doch nicht einfach Leute einladen.
-Ach so, ja ich dachte... also, möchtest Du denn jemanden einladen?
-Ich bin ja noch nicht lange hier – aber ich kann natürlich meine Telefonnummernsammlung tunesischer Jünglinge nutzen.
Hier haben wir das Telefonat vertragt, uns zum Abendessen verabredet mit seiner deutschen Besucherin und dort dann irgendwann fortgeführt (Knie an Knie, wie es sich ergab). Es war also reichlich Zeit, über unsere unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der Größe der Abendgesellschaft zu reflektieren... aber nein:
Er: Wegen morgen Abend: würde Dir eigentlich auch Samstag passen? Dann könnte ich nämlich noch einige Freunde einladen, das habe ich noch gar nicht gemacht.
-Natürlich paßt mir auch Samstag, ich bin ganz flexibel.
-Morgen kommt nämlich auch Fußball. Hast Du mal überlegt, wen Du noch einladen möchtest?
-Wie schon gesagt, ich kann doch nicht einfach über Dein Haus verfügen.... aber ich kann L. fragen, das ist der einzige, den ich kenne....
-Prima, mach das doch, B. (sein Untermieter) ist bestimmt auch da...
-Gut, dann frage ich L., DER freut sich jedenfalls bestimmt.
Und jetzt frage ich Sie: Warum verhält der
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