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Ich will aber!
Ich mag nicht mehr Bewerbungen schreiben. Ich mag nicht länger auf Antworten warten. Ich mag nicht mehr arbeiten. Ich möchte den ganzen Tag vor meinem e-Mail Postfach sitzen, alle fünf Minuten auf "Refresh" hauen und sonst nix tun. Und ich will Antworten.
Eine Weile lang kann ich die Unsicherheit genießen, koste sie geradezu aus, denn wie in einer großen Seifenblase schafft sie viel Platz für warme Gedanken und Luftschlösser: "... wenn ich da eine Zusage bekäme, dann könnte ich mir eine Wohnung suchen und die würde ich schön einrichten und dann würde ich... und das wäre alles toll."
Aber jetzt habe ich genug Luftschlösser gebaut, sämtliche Räume meines imaginären Versailles dekoriert, noch einige kleine Chateaus errichtet, auch Hundehütten in Betracht gezogen. Jetzt reicht's. Ich_Will_Antworten. Jetzt_Sofort.
Eine Weile lang kann ich die Unsicherheit genießen, koste sie geradezu aus, denn wie in einer großen Seifenblase schafft sie viel Platz für warme Gedanken und Luftschlösser: "... wenn ich da eine Zusage bekäme, dann könnte ich mir eine Wohnung suchen und die würde ich schön einrichten und dann würde ich... und das wäre alles toll."
Aber jetzt habe ich genug Luftschlösser gebaut, sämtliche Räume meines imaginären Versailles dekoriert, noch einige kleine Chateaus errichtet, auch Hundehütten in Betracht gezogen. Jetzt reicht's. Ich_Will_Antworten. Jetzt_Sofort.
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Wochenendausflug
Ich strebe ja danach, ein gebildeter, kulturell interessierter Mensch zu werden, und widerstehe deshalb tapfer dem Impuls, das gesamte Wochenende mit Büchern, Zeitungen und Fruchtsäften in diversen Cafés auf der Av Bourguiba zu verbringen. Samstag Museum, Sonntag Karthago – so der ambitionierte Plan. Am Sonntag um halb vier verspürte ich immer noch keine Neigung, in überfüllten TGM Zügen zu sitzen und orientierungslos zwischen alten Steinen herumzustolpern. Das hier schien ein vielversprechendes Alternativprogramm zu sein: “Belvedere Park…with its green lower area kept heavily watered, is a peaceful and accessible alternative. Vegetation grows much more sparsely as you climb the hill, but there’s an excellent view from the top over Tunis… . The Cafés …. are two of the most relaxed in the city*.” Hört sich gut an? Hört sich gut an. Vor meinem inneren Auge erstanden grüne Rasenflächen, exotische Palmen und Blumenüberfluß, gekieste Wege zu einem kleinen Hügelchen und zum Abschluß ein schattiges Café mit gekühltem Fruchtsaft. Das, so dachte ich, sei ein hervorragender Plan, um den Tag nicht völlig ungenutzt verstreichen zu lassen, ohne mich selbst allzusehr in meiner Bequemlichkeit zu stören.
Kürzlich habe ich irgendwo gelesen: „Willst Du Gott zum lachen bringen, erzähle ihm Deine Pläne“. Ich war ihm sicherlich am Wochenende Anlaß, herzlich, lange und laut zu lachen. Die nächste Metro Richtung Norden habe ich knapp verpaßt, weil ich in die falsche Bahn eingestiegen war. Die richtige Abzweigung zum Park habe ich auch verpaßt und bin dafür fast eine Stunde lang durch ein sonntäglich stilles und leeres Wohnviertel marschiert. Jeder Baum in der Ferne war Anlaß zu hoffen, hier finge nun endlich der Park an und es dauerte geraume Weile, bis ich meinen Irrtum einsah. Es war heiß, ich war durstig wie ein Kamel in der Wüste, und dann stellte sich der Park zu allem Überdruß auch noch als großformatige Enttäuschung heraus. Die grünen Wiesen waren ungefähr so gepflegt wie die Flächen, auf denen deutsches Milchvieh weidet, ein nennenswerter Hügel zum Ersteigen nicht in Sicht und die gekiesten Wege meiner Phantasie waren staubige Trampelpfade durchs Unterholz. Palmen und Bäume gab es wohl, durchgängig besetzt von händchenhaltenden Pärchen oder kreischenden, kletternden Kindern. Am Rande des Parks entlang wandernd bin ich auf den deprimierend tristen Hintereingang des Zoos gestoßen und habe einige Pfauen beobachtet, die in ihrer Farbenpracht in dem staubgraubraunen Gehege wie Figuren aus einer anderen Welt wirkten.
Schließlich, endlich, das Café gefunden, auf einer künstlichen Insel gelegen, allerdings ebenso weit entfernt von meinen naiven Vorstellungen wie Tunis von Berlin: die Anlage – inklusive Kinderkarussell und Brücke – versprühte den Charme einer Minigolfanlage im Nordsee-Hinterland. Während ich den lieben Gott leise lachen zu hören vermeinte, habe ich ein Taxi ins Hotel genommen und den Tag aufgegeben.
*Zitat Rough Guide, der mit jedem neuen Ausflug in meiner Achtung sinkt.
Kürzlich habe ich irgendwo gelesen: „Willst Du Gott zum lachen bringen, erzähle ihm Deine Pläne“. Ich war ihm sicherlich am Wochenende Anlaß, herzlich, lange und laut zu lachen. Die nächste Metro Richtung Norden habe ich knapp verpaßt, weil ich in die falsche Bahn eingestiegen war. Die richtige Abzweigung zum Park habe ich auch verpaßt und bin dafür fast eine Stunde lang durch ein sonntäglich stilles und leeres Wohnviertel marschiert. Jeder Baum in der Ferne war Anlaß zu hoffen, hier finge nun endlich der Park an und es dauerte geraume Weile, bis ich meinen Irrtum einsah. Es war heiß, ich war durstig wie ein Kamel in der Wüste, und dann stellte sich der Park zu allem Überdruß auch noch als großformatige Enttäuschung heraus. Die grünen Wiesen waren ungefähr so gepflegt wie die Flächen, auf denen deutsches Milchvieh weidet, ein nennenswerter Hügel zum Ersteigen nicht in Sicht und die gekiesten Wege meiner Phantasie waren staubige Trampelpfade durchs Unterholz. Palmen und Bäume gab es wohl, durchgängig besetzt von händchenhaltenden Pärchen oder kreischenden, kletternden Kindern. Am Rande des Parks entlang wandernd bin ich auf den deprimierend tristen Hintereingang des Zoos gestoßen und habe einige Pfauen beobachtet, die in ihrer Farbenpracht in dem staubgraubraunen Gehege wie Figuren aus einer anderen Welt wirkten.
Schließlich, endlich, das Café gefunden, auf einer künstlichen Insel gelegen, allerdings ebenso weit entfernt von meinen naiven Vorstellungen wie Tunis von Berlin: die Anlage – inklusive Kinderkarussell und Brücke – versprühte den Charme einer Minigolfanlage im Nordsee-Hinterland. Während ich den lieben Gott leise lachen zu hören vermeinte, habe ich ein Taxi ins Hotel genommen und den Tag aufgegeben.
*Zitat Rough Guide, der mit jedem neuen Ausflug in meiner Achtung sinkt.
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Reibung
Ich bin wahrhaftig kein bekennender Trekkie, aber ich schaue gelegentlich Star Trek, das gebe ich zu. Ein Überbleibsel meiner prägenden Erfahrungen als Teenager in den USA, wo Fernsehen streckenweise wirklich die einzige mir zugängliche Freizeitbeschäftigung war – in der Not frißt der Teufel bekanntlich Fliegen, und manchmal kommt er dabei eben auf den Geschmack.
Meine liebste Folge ist jene, in der die Enterprise Crew mit einem Raumschiff in die Vergangenheit fliegen muß, um Wale zu retten. Sie landen mit dem Ding in San Francisco in einem Park, natürlich im Tarn-Modus, aber man sieht dennoch die Abdrücke im Gras und manchmal laufen verwirrte Passanten gegen das unsichtbare Hindernis. Überdies muß das Fluggerät mit – vergleichsweise – vorsintflutlichen technischen Mitteln repariert werden und manchmal funktioniert das nicht, dann können alle das Raumschiff aus der Zukunft versehentlich sehen und überhaupt gibt es allerlei Komplikationen wegen der Zeitverschiebung. So ähnlich kann man sich das Leben als Expat in Tunis vorstellen. Der Großteil des Alltags ist spürbar Schwellenland – mein Arbeitgeber jedoch sitzt wie ein futuristisches Raumschiff auf der grünen Wiese in meinem Alltag.
Über Mülleimer, Ampeln und deren Nichtbenutzung habe ich schon berichtet. Auf den Straßen sieht man dauernd wilde Babykätzchen*, viele Bauruinen, viele Cafés mit Männern jeden Alters, die ganz offensichtlich sonst nichts zu tun haben. Immer ordentlich und gepflegt, die Älteren zumindest, selten aufdringlich – aber immer präsent. Gelegentlich zertretenes Ungeziefer auf dem Gehsteig. Überhaupt Gehsteig – oft in desolatem Zustand. Vor meinem ersten Aufenthalt in Nordafrika wurde ich gewarnt, nicht die besten Schuhe mitzubringen, die Gehsteige seien in keinem guten Zustand. Darunter konnte ich mir – ganz ehrlich – nichts vorstellen, die Warnung war geradezu kryptisch für mich. Entweder es gibt einen Bürgersteig, oder eben nicht? Davon abgesehen – schreibe ich wie jemand, der mit weniger als fünf Paar Schuhen auskommt oder Plastiksohlen trägt? In Casablanca lernte ich: zwischen Bürgersteig und kein Bürgersteig gibt es eine unerwartete, unendliche Vielfalt von Möglichkeiten: Bürgersteige mit Unterbrechungen (mal ein Block lang keiner), Bürgersteige kaputt und uneben, Bürgersteige aus Schotter, oder geborstenen Platten. Gehwege weisen schon mal ein Gefälle von 15 cm auf einer Schrittlänge auf. Die Abflußrinne zwischen Straße und Bordstein erinnert in ihrer Tiefe gelegentlich an Freiburger Bächle, so hoch gewölbt ist der Asphalt. Und wenn mal ein richtiges Loch im Bürgersteig ist, dann kann man immer dicke Pappe drüberlegen, jawohl. Absolut gängige Praxis, hier.
Straßenverkäufer – auch so was. Zigaretten sogar an größeren Kiosken einzeln kaufen können – nicht nur als Schachtel. Verlotterte Baufälligkeit an vielen Gebäuden, darunter optische Perlen des Art-Déco und der Kolonialzeit. Morgens und abends laufe ich durch die Straßen, beobachte das Leben hinter meiner Sonnenbrille und dann stehe ich vor meinem Arbeitgeber: ein großer, teilweise glasverspiegelter Klotz, im Umkreis einige ähnliche Gebäude, gegenüber ein Café und straßab ein paar Krämerläden. Natürlich kommt hier nicht jeder rein: Zutrittskarte oder Anmeldung an der Rezeption und Abholung durch Mitarbeiter, und schon steht man in einer anderen Welt.
Alle Mitarbeiter tragen Anzüge oder zumindest gepflegte Bürokleidung. Alles ist hübsch gefliest und sauber, die Aufzüge kommen sofort und haben viele Knöpfe. Mein Büro ist vollklimatisiert (individuell regelbar, versteht sich), ausgestattet mit neuen Büromöbeln, Telekommunikation war sofort verfügbar, eigene E-Mail und Telefonanschluß hatte ich innerhalb von 48 Stunden – es könnte auch ein Frankfurter Büroturm sein. Wir arbeiten hier fleißig (8-12, 14-18), die Technik funktioniert, und wir haben einen richtigen, wichtigen Job, Meetings und Materialschränke. Post-its, Laserdrucker und Netzwerke. Auf dem Ordnerschrank gegenüber stehen sogar gläserne Tombstones – Inbegriff des Bankwesens und hier irgendwie fehl am Platz für mein Empfinden. Das hier ist schließlich keine Investmentbank.
Und doch: die Raumnummern sind mit Filzstift auf die Türen geschmiert (provisorisch, bevor die adretten Schildchen angebracht wurden?). Auf den Fluren stehen Kartons und Stapel von aufgelassenen Ordner und hinterlassen einen vermüllten Eindruck. Die Dekoration im Eingangsbereich hatte ich zuerst für die Verkleidung von Baumaßnahmen gehalten, bevor mir irgendwann aufging, daß man dabei wohl kaum Flachbildschirme integriert hätte – also doch stationäre Dekoration mit Ewigkeitsanspruch. Die Toilette? Wurde ganz sicher seit einer Woche nicht geputzt. Jadoch, ein Reinigungsplan hängt wohl an der Tür, aber nur mit einem einzigen einsamen Eintrag, der schon – nun, etwas älter ist. Und raten Sie mal: als der junge Mann von der IT die Druckersoftware mittels Stöckchen auf meinen Privat-Laptop übertragen wollte, wessen Antiviren-Programm hat da laut gejault und geblinkt? Ein Tipp: nicht das seinige. Aber die Technik funktioniert, kopieren, drucken, scannen – alles einwandfrei.
Dennoch: inmitten meines modernen und westlichen Arbeitgeber-Raumschiffs drängelt sich die Schwellenland-Realität immer wieder nach vorne und die schöne Fassade bei meiner Arbeit hat Risse, wenn man länger und genauer hinschaut. Ohne dies wäre es hier allerdings – einfach todlangweilig. Gerade diese Mischung von verschiedenen Welten, die sich manchmal laut krachend aneinander reiben, finde ich so aufregend. Deswegen bin ich hier. Auf meinem Heimweg abends um sechs habe ich einen Parkscheinautomaten gesehen (gekennzeichnete Parkplätze suchte ich vergebens, egal, habe ja kein Auto) - angezeigte Uhrzeit: 10h16.
* Babykätzchen verbinde ich mit Afrika und Schwellenländern.... in Brasilien hingegen sind mir die vielen gepflegten Rassehunde an Hundeleine aufgefallen – das wiederum ist typisch Industrieland, finde ich.
Meine liebste Folge ist jene, in der die Enterprise Crew mit einem Raumschiff in die Vergangenheit fliegen muß, um Wale zu retten. Sie landen mit dem Ding in San Francisco in einem Park, natürlich im Tarn-Modus, aber man sieht dennoch die Abdrücke im Gras und manchmal laufen verwirrte Passanten gegen das unsichtbare Hindernis. Überdies muß das Fluggerät mit – vergleichsweise – vorsintflutlichen technischen Mitteln repariert werden und manchmal funktioniert das nicht, dann können alle das Raumschiff aus der Zukunft versehentlich sehen und überhaupt gibt es allerlei Komplikationen wegen der Zeitverschiebung. So ähnlich kann man sich das Leben als Expat in Tunis vorstellen. Der Großteil des Alltags ist spürbar Schwellenland – mein Arbeitgeber jedoch sitzt wie ein futuristisches Raumschiff auf der grünen Wiese in meinem Alltag.
Über Mülleimer, Ampeln und deren Nichtbenutzung habe ich schon berichtet. Auf den Straßen sieht man dauernd wilde Babykätzchen*, viele Bauruinen, viele Cafés mit Männern jeden Alters, die ganz offensichtlich sonst nichts zu tun haben. Immer ordentlich und gepflegt, die Älteren zumindest, selten aufdringlich – aber immer präsent. Gelegentlich zertretenes Ungeziefer auf dem Gehsteig. Überhaupt Gehsteig – oft in desolatem Zustand. Vor meinem ersten Aufenthalt in Nordafrika wurde ich gewarnt, nicht die besten Schuhe mitzubringen, die Gehsteige seien in keinem guten Zustand. Darunter konnte ich mir – ganz ehrlich – nichts vorstellen, die Warnung war geradezu kryptisch für mich. Entweder es gibt einen Bürgersteig, oder eben nicht? Davon abgesehen – schreibe ich wie jemand, der mit weniger als fünf Paar Schuhen auskommt oder Plastiksohlen trägt? In Casablanca lernte ich: zwischen Bürgersteig und kein Bürgersteig gibt es eine unerwartete, unendliche Vielfalt von Möglichkeiten: Bürgersteige mit Unterbrechungen (mal ein Block lang keiner), Bürgersteige kaputt und uneben, Bürgersteige aus Schotter, oder geborstenen Platten. Gehwege weisen schon mal ein Gefälle von 15 cm auf einer Schrittlänge auf. Die Abflußrinne zwischen Straße und Bordstein erinnert in ihrer Tiefe gelegentlich an Freiburger Bächle, so hoch gewölbt ist der Asphalt. Und wenn mal ein richtiges Loch im Bürgersteig ist, dann kann man immer dicke Pappe drüberlegen, jawohl. Absolut gängige Praxis, hier.
Straßenverkäufer – auch so was. Zigaretten sogar an größeren Kiosken einzeln kaufen können – nicht nur als Schachtel. Verlotterte Baufälligkeit an vielen Gebäuden, darunter optische Perlen des Art-Déco und der Kolonialzeit. Morgens und abends laufe ich durch die Straßen, beobachte das Leben hinter meiner Sonnenbrille und dann stehe ich vor meinem Arbeitgeber: ein großer, teilweise glasverspiegelter Klotz, im Umkreis einige ähnliche Gebäude, gegenüber ein Café und straßab ein paar Krämerläden. Natürlich kommt hier nicht jeder rein: Zutrittskarte oder Anmeldung an der Rezeption und Abholung durch Mitarbeiter, und schon steht man in einer anderen Welt.
Alle Mitarbeiter tragen Anzüge oder zumindest gepflegte Bürokleidung. Alles ist hübsch gefliest und sauber, die Aufzüge kommen sofort und haben viele Knöpfe. Mein Büro ist vollklimatisiert (individuell regelbar, versteht sich), ausgestattet mit neuen Büromöbeln, Telekommunikation war sofort verfügbar, eigene E-Mail und Telefonanschluß hatte ich innerhalb von 48 Stunden – es könnte auch ein Frankfurter Büroturm sein. Wir arbeiten hier fleißig (8-12, 14-18), die Technik funktioniert, und wir haben einen richtigen, wichtigen Job, Meetings und Materialschränke. Post-its, Laserdrucker und Netzwerke. Auf dem Ordnerschrank gegenüber stehen sogar gläserne Tombstones – Inbegriff des Bankwesens und hier irgendwie fehl am Platz für mein Empfinden. Das hier ist schließlich keine Investmentbank.
Und doch: die Raumnummern sind mit Filzstift auf die Türen geschmiert (provisorisch, bevor die adretten Schildchen angebracht wurden?). Auf den Fluren stehen Kartons und Stapel von aufgelassenen Ordner und hinterlassen einen vermüllten Eindruck. Die Dekoration im Eingangsbereich hatte ich zuerst für die Verkleidung von Baumaßnahmen gehalten, bevor mir irgendwann aufging, daß man dabei wohl kaum Flachbildschirme integriert hätte – also doch stationäre Dekoration mit Ewigkeitsanspruch. Die Toilette? Wurde ganz sicher seit einer Woche nicht geputzt. Jadoch, ein Reinigungsplan hängt wohl an der Tür, aber nur mit einem einzigen einsamen Eintrag, der schon – nun, etwas älter ist. Und raten Sie mal: als der junge Mann von der IT die Druckersoftware mittels Stöckchen auf meinen Privat-Laptop übertragen wollte, wessen Antiviren-Programm hat da laut gejault und geblinkt? Ein Tipp: nicht das seinige. Aber die Technik funktioniert, kopieren, drucken, scannen – alles einwandfrei.
Dennoch: inmitten meines modernen und westlichen Arbeitgeber-Raumschiffs drängelt sich die Schwellenland-Realität immer wieder nach vorne und die schöne Fassade bei meiner Arbeit hat Risse, wenn man länger und genauer hinschaut. Ohne dies wäre es hier allerdings – einfach todlangweilig. Gerade diese Mischung von verschiedenen Welten, die sich manchmal laut krachend aneinander reiben, finde ich so aufregend. Deswegen bin ich hier. Auf meinem Heimweg abends um sechs habe ich einen Parkscheinautomaten gesehen (gekennzeichnete Parkplätze suchte ich vergebens, egal, habe ja kein Auto) - angezeigte Uhrzeit: 10h16.
* Babykätzchen verbinde ich mit Afrika und Schwellenländern.... in Brasilien hingegen sind mir die vielen gepflegten Rassehunde an Hundeleine aufgefallen – das wiederum ist typisch Industrieland, finde ich.
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Tunis
Ich sitze fast jeden Abend in meinem Stammcafé (man kennt mich dort inzwischen, die komische Europäerin, die immer mit ihrem Buch aufläuft) und probiere mich durch diverse Varianten von Crêpes. Gelegentlich drehen Blumenverkäufer ihre Runden, mal mehr mal weniger aufdringlich - Buch und Sonnenbrille (meine wichtigsten Accessoires) bewähren sich hier sehr. Gestern nun wurde mir eine dieser Blumen von den jungen Herren am Nachbartisch angedient. Etwas verlegen lehnte ich zuerst ab, habe mich dann aber doch artig bedankt - ein andere Verwendungsmöglichkeit als ich war nämlich nicht in Sicht, ich wollte nicht enttäuschen und sonst waren die beiden auch ganz zurückhaltend. Natürlich habe ich das kleine Blümchen mit aufs Zimmer genommen und dort beiläufig auf den Nachttisch gelegt. Den ganzen Abend duftete es intensiv nach Blüte und ich habe mich - ganz ehrlich - gewundert woher der Blumenduft kommen könnte, weil im Hof unter meinem Fenster nur Bauschutt lagert. Erst heute morgen, als mir die Blüte wieder ins Auge fiel, dämmerte mir der Zusammenhang. Faszinierend, wie dieses kleine Ding noch heute morgen betäubend duftete!
Avenue Bourguiba - Hauptstraße.
Seitenstraße vom Hotel.
Carthage - ich bin noch nicht überzeugt, daß das tatsächlich die Überbleibsel des punischen Hafens von Karthago sein sollen. Mein Reiseführer lügt vielleicht oder ich habe mich verlaufen?
Blick aus dem Büro, achtes Obergeschoß. Mein Chef blickt sogar auf den Lac Tunis, aber ich kann natürlich schlecht bei ihm ins Büro einbrechen, Kamera at the ready, und so...

Avenue Bourguiba - Hauptstraße.
Seitenstraße vom Hotel.
Carthage - ich bin noch nicht überzeugt, daß das tatsächlich die Überbleibsel des punischen Hafens von Karthago sein sollen. Mein Reiseführer lügt vielleicht oder ich habe mich verlaufen?
Blick aus dem Büro, achtes Obergeschoß. Mein Chef blickt sogar auf den Lac Tunis, aber ich kann natürlich schlecht bei ihm ins Büro einbrechen, Kamera at the ready, und so...

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