Mondpreise
Gestern mußte ich nach der Arbeit für einen kurzen Abstecher zum Flughafen. Ein netter Taxiste sammelte mich auf dem Hinweg ein, obwohl er schon einen Gast hatte, was aber kein Problem war, denn:
1) der andere Fahrgast verstand offenbar nur die Hälfte
2) der Flughafen lag auf dem Weg des anderen Fahrgasts
3) die Sitte, mehrere Passagiere mitzunehmen, und alle voll bezahlen zu lassen, ist durchaus üblich in Nordafrika. Ich war in Eile und froh, so schnell Transport gefunden zu haben, also habe ich großzügig aufgerundet beim Aussteigen.

Auf der Rückfahrt am Flughafen-Taxistand begaben sich jedoch unerfreuliche Dinge. Obwohl ich ja offensichtlich kein neu eingetroffenes Touristenfrischfleisch war (nur Handtasche überm Arm), stürzten sich etliche Taxifahrer auf mich. Ich folgte dem zuvorderst stehenden, während er mir versicherte: "prix correcte...."
Beim einsteigen erklärte ich, ich wolle nach Berges du Lac, zum Monoprix (Supermarkt, Nähe Wohnung). Der Fahrer schaute verwirrt, Monoprix? Il n y a pas du Monoprix! Nun weiß ich ganz genau, daß es da einen Monoprix gibt, war ja oft genug drinnen. Bin also wieder ausgestiegen, habe noch gesagt "prix correcte, hein?" weil er mich ganz offensichtlich für dumm verkaufen wollte - jeder, wirklich jeder kennt den Monoprix in Berges du Lac.
Kaum ausgestiegen wurde ich schon wieder umschwärmt, erklärte entschlossen meine Zielwünsche, verwundertes Kopfschütteln, Gruppendummheit, meine Frage, wer denn hier wohl ortsfremd und ortsunkundig sei - sie oder ich - erntete Protest. Am Ende bin ich außerhalb der langen Schlange in ein Taxi eingestiegen, das gerade jemanden abgesetzt hatte. Die Strecke nach Hause war wirklicht nicht weit, 2,5 Dinar, ich habe einen Fünfer rnach vorne gereicht und bekam nur einen Einer zurück.
Ich habe mich beschwert und mein Rückgeld verlangt. Taxiste nuschelte "pour-boire....", ich erklärte, das pour-boire würde ich immer noch selbst bestimmen und ich wolle noch einen Dinar zurück haben... andere Taxis, schimpfte er, hätten mir zehn Dinar abverlangt.... ich sei aber keine blöde Touristin und wollle jetzt mein Geld haben.... er schmiß mir das gesamte 5-Dinar Stück vor die Füße.... ich gab es ihm zurück und forderte erneute mein Wechselgeld.... er wurde grob, schimpfte unverständliches Zeug, durchsetzt mit arabischen Schimpfwörtern,.... ich erhielt schlußendlich mein Geld und stieg aus.

Nun bin ich wirklich nicht kleinlich: ich runde immer auf, im Taxi wie im Café. Ich gebe Zakat, wenn mich die Armen auf der Straße anhalten, und auch nicht wenig. Und zwar wirklich immer. Aber ich mag mich nicht mit Mondpreisen über den Tisch ziehen lassen. Aus Prinzip.*

* Zumal ich später gelernt habe, daß die in der offiziellen Schlange wartenden Taxis tatsächlich eine Sondersteuer von 2 Dinar bezahlen müssen für diesen bevorzugten Warteplatz - mein Taxifahrer jedoch nicht, da er ja nicht in der Schlange gewartet hatte, sondern gerade erst einen Fahrgast abgesetzt hatte.

Kommentieren




jean stubenzweig, Freitag, 3. Juli 2009, 20:06
Wenn Sie so weitermachen mit Ihrem Preiskampf, wird Ihnen das örtliche Office du Tourisme noch ein Angebot für die Position als oberste Verbraucherschützerin bereiten. Aber möglicherweise liege ich da schief und die stecken unter einer Decke und haben solch ein kanzleideutsches Wort auch noch nie gehört, weshalb es auch unübersetzber bleiben wird bzw. Consumériste es als neufranzösisches Wort wohl kaum auf den Kontinent schaffen wird.

Außerdem haben Sie ja auch keine Zeit, möchten Sie doch ohnehin noch tiefer hinein, so richtig rein ins schwarze Afrika.

damenwahl, Freitag, 3. Juli 2009, 23:51
Jawohl! Gerade Joseph Conrad bestellt.