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Es steht schlimm um die USA
damenwahl | 02. März 09 | Topic 'Washington'
... gestern Abend war ich unterwegs und das hier stand im U-Bahngleis Richtung U-Street. Die Wirtschaftskrise hat offenbar zugeschlagen und auch die Washington Metro Services müssen jetzt sparen - das Wort "Holzklasse" bekommt da eine ganz neue Bedeutung.


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Wer hat's erfunden?
damenwahl | 01. März 09 | Topic 'Washington'
In Deutschland gibt's den politische Aschermittwoch und auch hier in den USA fielen Karneval und Politik in diesem Jahr zusammen. Am Dienstag Abend stand man daher vor der Wahl, entweder die President's Address to the Congress im Fernsehen zu verfolgen oder aber sich auf einer der vielen Mardi Gras Parties zu amüsieren. Es war sogar eine deutsche Party mit kölscher Karnevalsmusik im Angebot.
Obamas Rede wäre auch gar nicht weiter erwähnenswert, hätte er nicht die Erfindung des Autos kurzerhin für Amerika in Anspruch genommen:
Zuviel zum Thema Change in den USA.
Obamas Rede wäre auch gar nicht weiter erwähnenswert, hätte er nicht die Erfindung des Autos kurzerhin für Amerika in Anspruch genommen:
As for our auto industry, everyone recognizes that years of bad decision-making and a global recession have pushed our automakers to the brink. We should not, and will not, protect them from their own bad practices. [...] And I believe the nation that invented the automobile cannot walk away from it.Man könnte natürlich spekulieren, meint er vielleicht Henry Ford als Erfinder der Massenproduktion? Irgendwelche obskuren Hobbybastler, die in europäischen Geschichtsbüchern arglistig unterschlagen wurden? Oder fällt das alles einfach unter den Generalanspruch "Those qualities that have made America the greatest force of progress and prosperity in human history we still possess in ample measure"?
Zuviel zum Thema Change in den USA.
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Studie zu Studios
damenwahl | 01. März 09 | Topic 'Washington'
Ich habe mich endlich auch hier im Fitnesstudio angemeldet. Und da fiel mir auf, daß ich bald zweijähriges Sportjubiläum feiern kann! Nach vielen Jahren als hoffnungslos unsportlicher Mensch und etlichen gescheiterten Anläufen, eine bessere, schönere und durchtrainiertere Erscheinung zu werden - meine Bücher waren einfach immer unendlich viel attraktiver als Bälle oder Fitnesstudios – habe ich die im Frühjahr 2007 begonnene Mitgliedschaft tatsächlich fast ohne Pausen durchgehalten. Kann mir vielleicht im Nachhinein eine dieser schönen Bundesjugendspiel-Urkunden zugestanden werden, die während meiner Schulzeit immer außerhalb meiner Reichweite waren?
In den zwei Jahren habe ich viele Studios von innen gesehen, in nunmehr drei Ländern, und kann daher sozusagen als berufene Quelle gelten. Mein Einstieg in Frankfurt war harmlos und eher gesteuert von einem „will auch“ Reflex. Alle meine hübschen Kolleginnen waren da, regelmäßig nach der Arbeit, und ich war irgendwie beeindruckt und wollte auch sportlich sein. Es war ein typisches Mittelklasse Studio, keine Billig-Kette, aber auch nicht übermäßig nobel, was immerhin den Vorteil hatte, daß man weniger Investmentbanker sehen mußte. Die waren nämlich alle bei der FitC*m, oder verkehrten in noch feudaleren Adressen. Das persönliche Highlight in gut einem Jahr waren die kurzen morgendlichen Flirts mit der kleinen schwarzen Bulldogge des Schlüsselwächters an der Anmeldung. Der Tiefpunkt waren die zwei Wochen, in denen die Umkleiden renoviert wurden, die Sauna als Dusche fungieren mußte und anfangs kein warmes Wasser mehr gab. Begonnen habe ich mit dem, was ein Kollege „Schnittenhopsen“ nannte. Da sich aber meine Freude über die intellektuelle Herausforderung der komplizierten Körperkoordination die Waage hielt mit der Frustration, regelmäßig nicht folgen zu können, habe ich das schnell wieder aufgegeben.
Der von Kollegen präferierte Ablauf, regelmäßig nach der Arbeit zum Geräte- und Ausdauertraining zu gehen, war meine Sache ebenfalls nicht. Nachmittags um zwei tauchte in meinem Kopf ein Teufelchen auf und flüsterte leise:
Wäre das nicht schön, heute Abend einfach nach Hause gehen zu können?
Das Buch ist doch gerade soooo spannend?
Jetzt gleich die dummen Geräte, Hamster-im-Laufrad Schema, muß das sein?
Du könntest Dir auch in Ruhe einen gesunden Salat machen...
Die Duschen, die Umkleiden sind bestimmt total überfüllt...
Kam heute abend nicht ein schöner Film?
Ich kann zu meiner Ehrenrettung anführen, daß ich das Teufelchen über drei Monate meist erfolgreich ignoriert habe. Mein Training aber leider viel zu oft mit der Motivation eines Pferdes anging, das ganz dringend in den heimischen Stall möchte. Irgendwann habe ich die widerwärtige Pflichtübung in den Morgen gelegt, vor die Arbeit. Dafür trickse ich mich selber aus, indem ich die Tasche schon abends packe. Wenn ich dann morgens nicht rechtzeitig aufstehe, schäme ich mich in Grund und Boden, wenn sie mich anklagend vom Stuhl aus anschaut. Um dieser selbstverschuldeten Demütigung zu entgehen, stehe ich auf. Mit einer nie gekannten Konsequenz. Und fühle mich unglaublich gut dabei.
Aber zurück zu den Studios. Kaum hatte ich mich in Frankfurt mit dem Sport angenehm eingerichtet, kam der Ruf nach Wien. Und dort ist diese Art des Sporttreibens sagenhaft teuer. Soviel war schon bei ersten Internetrecherchen deutlich geworden. Gleich am ersten freien Tag brach ich auf, mir vier verschieden Studios anzusehen. Das erste betrat man durch einen ziemlich schäbigen Eingang, war ein nach hinten langgezogenes Gebäude und wurde ausschließlich von jungen Männern frequentiert. Die Luft roch ganz sicher durchdringend nach Schweiß und in meiner Wahrnehmung auch intensiv nach Testosteron. Ich bin rückwärts wieder raus. Das nächste Studio auf meiner Liste war nicht auffindbar. Jedenfalls nicht sofort. Bei der dritten Runde um den Blcok sah ich ein kleines Schild, das aber offenbar nur auf die Holdinggesellschaft der Kette hinwies. Später fand ich heraus, daß das Unternehmen schon länger insolvent war. Die dritte potentielle Adresse mit dem kreativen Namen „Shape up!“ entpuppte sich als Anlaufstelle für Gewichtsreduktion durch Wickelpackungen. Ein verlockendes Angebote – aber, äh, nein. Die vierte Adresse war unwesentlich weiter entfernt, als es gemäß Stadtplan den Anschein gehabt hatte, sicher mein Sportprogramm an jenem Tag durch langen Fußmarsch, kam aber folglich nicht in Frage. Letztlich bin ich einem Hinweis von Kollegen gefolgt und habe für sündhafte 72 Euro im Monat bei einer größeren Kette unterschrieben. Und das konnte man in Wien durchaus noch als Schnäppchen betrachten. Der junge Mann, der mir das Einführungstraining war, nun ja, sehr bemüht. Die Duschen waren morgens nur nutzbar, wenn man erst einmal mindestens drei davon voll aufdrehte und wartete, fünf Minuten später kam dann warmes Wasser. Aber was tut man nicht alles für die Optik, ach nein, das Wohlbefinden.
Jetzt also Washington. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, ich könne vielleicht die Sportmöglichkeiten meines Arbeitgebers nutzen – vergeblich; dann habe ich vorsichtige Erkundigungen eingezogen, gute Vorsätze gepflegt und mich noch ein kleines bißchen gedrückt. Der Hauptgrund, der mich heute aus dem Haus getrieben hat war der Gedanke an ein nahendes Fest im Juni, bei dem ich unter allen Umständen anständig aussehen muß (Alumni Treffen). Also habe ich am Spätnachmittag meinen ersten vollwertigen Besuch im „Results Gym“ in Angriff genommen. Der Name ist ja schon vielversprechend. In der finanziellen Belastung stehe ich damit besser als im inflationär teuren Wien, aber schlechter als im spottbilligen Frankfurt – bekomme aber einen sensationellen Service. Davon abgesehen, daß sie am liebsten sofort meine sämtlichen Daten eingesammelt hätten – vom Arbeitgeber bis zur Schuhgröße – ungemein zuvorkommend. Ich durfte alles ausführlich besichtigen und habe eine Karte für eine Woche (!) Probetraining bekommen. Es gibt Whirlpool, Sauna, Dampfbad, eine wirklich beeindruckende Auswahl an Geräten und die ersten Kurse finden schon morgens um halb sieben statt – vielleicht ein neuer Anlauf zum Schnittenhopsen? Oder Yoga oder Pilates? Oder „Chisel“ – auch wenn ich schon von dem Wort Muskelkater bekomme?. Der absolute Luxus für mich, die ich danach ja direkt zur Arbeit gehe: man bekommt Handtücher, Duschgel, Shampoo UND Conditioner gestellt. Immer. Ohne Aufpreis. Das begeistert mich jetzt allerdings wirklich! So sehr, daß ich ohne weiteres Zaudern und Zögern unterschrieben habe. Und hoffentlich die Motivation finden werde, diese neue Verpflichtung in meinen Tagesablauf zu integrieren. Ähem.
In den zwei Jahren habe ich viele Studios von innen gesehen, in nunmehr drei Ländern, und kann daher sozusagen als berufene Quelle gelten. Mein Einstieg in Frankfurt war harmlos und eher gesteuert von einem „will auch“ Reflex. Alle meine hübschen Kolleginnen waren da, regelmäßig nach der Arbeit, und ich war irgendwie beeindruckt und wollte auch sportlich sein. Es war ein typisches Mittelklasse Studio, keine Billig-Kette, aber auch nicht übermäßig nobel, was immerhin den Vorteil hatte, daß man weniger Investmentbanker sehen mußte. Die waren nämlich alle bei der FitC*m, oder verkehrten in noch feudaleren Adressen. Das persönliche Highlight in gut einem Jahr waren die kurzen morgendlichen Flirts mit der kleinen schwarzen Bulldogge des Schlüsselwächters an der Anmeldung. Der Tiefpunkt waren die zwei Wochen, in denen die Umkleiden renoviert wurden, die Sauna als Dusche fungieren mußte und anfangs kein warmes Wasser mehr gab. Begonnen habe ich mit dem, was ein Kollege „Schnittenhopsen“ nannte. Da sich aber meine Freude über die intellektuelle Herausforderung der komplizierten Körperkoordination die Waage hielt mit der Frustration, regelmäßig nicht folgen zu können, habe ich das schnell wieder aufgegeben.
Der von Kollegen präferierte Ablauf, regelmäßig nach der Arbeit zum Geräte- und Ausdauertraining zu gehen, war meine Sache ebenfalls nicht. Nachmittags um zwei tauchte in meinem Kopf ein Teufelchen auf und flüsterte leise:
Wäre das nicht schön, heute Abend einfach nach Hause gehen zu können?
Das Buch ist doch gerade soooo spannend?
Jetzt gleich die dummen Geräte, Hamster-im-Laufrad Schema, muß das sein?
Du könntest Dir auch in Ruhe einen gesunden Salat machen...
Die Duschen, die Umkleiden sind bestimmt total überfüllt...
Kam heute abend nicht ein schöner Film?
Ich kann zu meiner Ehrenrettung anführen, daß ich das Teufelchen über drei Monate meist erfolgreich ignoriert habe. Mein Training aber leider viel zu oft mit der Motivation eines Pferdes anging, das ganz dringend in den heimischen Stall möchte. Irgendwann habe ich die widerwärtige Pflichtübung in den Morgen gelegt, vor die Arbeit. Dafür trickse ich mich selber aus, indem ich die Tasche schon abends packe. Wenn ich dann morgens nicht rechtzeitig aufstehe, schäme ich mich in Grund und Boden, wenn sie mich anklagend vom Stuhl aus anschaut. Um dieser selbstverschuldeten Demütigung zu entgehen, stehe ich auf. Mit einer nie gekannten Konsequenz. Und fühle mich unglaublich gut dabei.
Aber zurück zu den Studios. Kaum hatte ich mich in Frankfurt mit dem Sport angenehm eingerichtet, kam der Ruf nach Wien. Und dort ist diese Art des Sporttreibens sagenhaft teuer. Soviel war schon bei ersten Internetrecherchen deutlich geworden. Gleich am ersten freien Tag brach ich auf, mir vier verschieden Studios anzusehen. Das erste betrat man durch einen ziemlich schäbigen Eingang, war ein nach hinten langgezogenes Gebäude und wurde ausschließlich von jungen Männern frequentiert. Die Luft roch ganz sicher durchdringend nach Schweiß und in meiner Wahrnehmung auch intensiv nach Testosteron. Ich bin rückwärts wieder raus. Das nächste Studio auf meiner Liste war nicht auffindbar. Jedenfalls nicht sofort. Bei der dritten Runde um den Blcok sah ich ein kleines Schild, das aber offenbar nur auf die Holdinggesellschaft der Kette hinwies. Später fand ich heraus, daß das Unternehmen schon länger insolvent war. Die dritte potentielle Adresse mit dem kreativen Namen „Shape up!“ entpuppte sich als Anlaufstelle für Gewichtsreduktion durch Wickelpackungen. Ein verlockendes Angebote – aber, äh, nein. Die vierte Adresse war unwesentlich weiter entfernt, als es gemäß Stadtplan den Anschein gehabt hatte, sicher mein Sportprogramm an jenem Tag durch langen Fußmarsch, kam aber folglich nicht in Frage. Letztlich bin ich einem Hinweis von Kollegen gefolgt und habe für sündhafte 72 Euro im Monat bei einer größeren Kette unterschrieben. Und das konnte man in Wien durchaus noch als Schnäppchen betrachten. Der junge Mann, der mir das Einführungstraining war, nun ja, sehr bemüht. Die Duschen waren morgens nur nutzbar, wenn man erst einmal mindestens drei davon voll aufdrehte und wartete, fünf Minuten später kam dann warmes Wasser. Aber was tut man nicht alles für die Optik, ach nein, das Wohlbefinden.
Jetzt also Washington. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, ich könne vielleicht die Sportmöglichkeiten meines Arbeitgebers nutzen – vergeblich; dann habe ich vorsichtige Erkundigungen eingezogen, gute Vorsätze gepflegt und mich noch ein kleines bißchen gedrückt. Der Hauptgrund, der mich heute aus dem Haus getrieben hat war der Gedanke an ein nahendes Fest im Juni, bei dem ich unter allen Umständen anständig aussehen muß (Alumni Treffen). Also habe ich am Spätnachmittag meinen ersten vollwertigen Besuch im „Results Gym“ in Angriff genommen. Der Name ist ja schon vielversprechend. In der finanziellen Belastung stehe ich damit besser als im inflationär teuren Wien, aber schlechter als im spottbilligen Frankfurt – bekomme aber einen sensationellen Service. Davon abgesehen, daß sie am liebsten sofort meine sämtlichen Daten eingesammelt hätten – vom Arbeitgeber bis zur Schuhgröße – ungemein zuvorkommend. Ich durfte alles ausführlich besichtigen und habe eine Karte für eine Woche (!) Probetraining bekommen. Es gibt Whirlpool, Sauna, Dampfbad, eine wirklich beeindruckende Auswahl an Geräten und die ersten Kurse finden schon morgens um halb sieben statt – vielleicht ein neuer Anlauf zum Schnittenhopsen? Oder Yoga oder Pilates? Oder „Chisel“ – auch wenn ich schon von dem Wort Muskelkater bekomme?. Der absolute Luxus für mich, die ich danach ja direkt zur Arbeit gehe: man bekommt Handtücher, Duschgel, Shampoo UND Conditioner gestellt. Immer. Ohne Aufpreis. Das begeistert mich jetzt allerdings wirklich! So sehr, daß ich ohne weiteres Zaudern und Zögern unterschrieben habe. Und hoffentlich die Motivation finden werde, diese neue Verpflichtung in meinen Tagesablauf zu integrieren. Ähem.Permalink (3 Kommentare) Kommentieren
Ein Schritt weiter
Nach mehreren Hinweisen habe ich jetzt meinen Namen mit der URL verlinkt. Ich habe zugegebenermaßen ein etwas gespaltenes Verhältnis zur Öffentlichkeit. Ursprünglich war das hier als egozentrische Übung zur Disziplinierung gedacht, weil ich mein Tagebuch immer so schlampig führe und im Nachhinein bereue, wieviele Erinnerungen mir dabei entgehen. Natürlich freut es mich ungemein, daß ich scheinbar tatsächlich Leser habe (yay! sagt der Ami), andererseits ist das hier noch so neu für mich - daß ich ein bißchen verlegen bin, wenn andere mitlesen.
Aber ich freue mich aufrichtig über den Zuspruch, daher jetzt also mit Verlinkung. Danke!
Aber ich freue mich aufrichtig über den Zuspruch, daher jetzt also mit Verlinkung. Danke!
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Traumauto
damenwahl | 28. Februar 09 | Topic 'Liebschaften'
Hier in Washington gibt es erstaunlich viele Saabs. Vor kurzem stand in meiner Straße einer in hellblau. Rot steht meist um die Ecke. Und auch sonst, auf dem morgendlichen Weg zu Arbeit, sehe ich – gefühlt zumindest – mehr Saab als zum Beispiel in Frankfurt. Was immer das heißen mag. Das wird sich vielleicht bald ändern, den bekanntlich ist ja GM in großen Schwierigkeiten. Und Saab schon vor einigen Jahren über den Tisch, nein, über den Atlantik gegangen, und seither fahren Saab-Fahrer irgendwie und recht eigentlich Opel.
Dennoch wird Saab immer das Auto meiner Kindheit bleiben, mit dem sich die bleibenden Erinnerungen auf vier Rädern verbinden (vielleicht mit Ausnahme meines Bollerwagens). Ich muß etwa sechs Jahre alt gewesen sein, als wir mit dem weißen Saab 900 Turbo meiner Eltern in den Spanien-Urlaub gefahren sind. San Sebastián in Nordspanien. Was meine Eltern sich dabei gedacht haben, im Frühling nach Nordspanien zu fahren, verstehe ich bis heute nicht.
Am Anfang jeder Reise mußte mein Vater das Auto packen, und er tat es mit Leidenschaft. Sein Faible für kleine Autos erreichte mit einem Golf GTI – schwarz mit rotem Rallye Streifen – seinen Höhepunkt zu Zeiten, als er damit drei Töchter samt Ehefrau verfrachten mußte. Die Ehefrau hat ihm den Golf dann ziemlich schnell ausgetrieben.
Jedenfalls war es meinem Vater anläßlich größerer Reisen stets ein Bedürfnis, noch eine Stunde früher als alle anderen aufzustehen, um dann um acht Uhr morgens, wenn die Familie reisefertig in der Tür stand, stolz seine Leistung vorzuführen: Paßt alles rein! Phh, machte meine Mutter nur, Kosmetikkoffer und Handtasche in Händen, und wo soll das noch hin? – und hob die zwei Stücke anklagend in die Höhe. Irgendwie ging es aber doch immer rein und irgendwann ging es auch los. Damals wie heute liebe ich den Moment des Aufbruchs, den letzten Blick auf das Haus, das Prickeln kommender Abenteuer wie auch auf die Sehnsucht der Rückkehr. Vielleicht mag ich deswegen Reisen so gerne, weil im Abschied schon die Vorfreude der Heimkehr begriffen ist.
Wir Mädchen bekamen für lange Autoreisen immer eine Märchenkassette für unseren Walkman. Diesbezüglich waren wir stets auf der Höhe der Zeit, und die Märchenkassette war schon Tage vorher Anlaß für frohe Erwartungen und Vorfreude. Vielleicht habe ich bei dieser Spanienreise meine Lieblingskassette „Tausendschön“ bekommen vielleicht aber auch erst einige Jahre später. Die schwarzen Kassetten mit den tristen, rostbraunen Aufklebern stehen mir immer noch lebhaft vor Augen. Mich beschäftigt noch heute die Frage, wie meine Eltern diese Autofahrten ausgehalten haben, denn trotz der Kassetten haben wir gerne und viel gesungen. Man hat mir Jahre später aus berufener Quelle bescheinigt, ich könne überhaupt nicht singen, schief, unsauber und einfach schlimm – meine Schwester und ich haben aber im Auto stundenlang gesungen. Halleluja, am liebsten zweistimmig, oder auch „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Man muß seine Kinder schon sehr lieben, um das über Stunden zu ertragen. Ansonsten waren wir aber doch artig und brav.
San Sebastián war kein Erfolg. Meine wesentliche Erinnerung ist Kälte, Kälte, Kälte. Wir haben eigentlich nur gefroren – Nordspanien im Frühling halt. Meine Mutter berichtet, daß wir viel geweint haben, weil es so kalt war, Strand war keine Option, das Freizeitangebot wenig einladend. Die Ferienwohnung war muffig und ranzig, die Wände schienen aus Pappe zu sein, die Fenster zugig, an der Heizung hatte man auch gespart. Nach vier Tagen brachten die Vermieter immerhin einige Extra-Decken vorbei, aber der Urlaub muß eine veritable Katastrophe gewesen sein. Und auf der Rückfahrt wieder Kindergesang für meine armen Eltern. Aber nur bis Karlsruhe, nach fast 3000 km in einer Woche verabschiedete sich der Turbolader unseres heißgeliebten Gefährts aus unserer Reisegruppe. In der Werkstatt dauerte es, bis die freundlichen Herren in Blau feststellten, daß ein neuer Turbolader frühestens am nächsten Morgen verfügbar sei, und ohne Turbolader keine Weiterreise. Es war spät, wir Kinder vermutlich quengelig, meine Eltern orientierungslos und genervt. Eine Pension fand sich noch recht schnell, die Abfütterung der Kinder war jedoch zu fortgeschrittener Stunde ein Problem. Zumal unsere Mutter uns nie aus den Augen ließ und eine Trennung der Fraktionen daher nicht in Frage kam. Also landeten wir alle irgendwie in einem sehr, sehr noblen Restaurant, das eigentlich dem bescheidenen und durch die Reise schon strapaziertem Budget meiner Eltern keineswegs angemessen war. Ich erinnere mich noch an das feudale Ambiente, dezente Beleuchtung, einen großen runden Tisch und unbequeme Stühle mit hohen Lehnen. Mit Polstern wurden wir zwei Mädchen auf die richtige Sitzhöhe gebracht. Die nachhaltigste Erinnerung war jedoch ein sensationelles Schnitzel mit Pommes. Hauchdünn, fast zu groß für den Teller, der in meiner Erinnerung die Größe eines Wagenrads hat, und berückend lecker. Noch beeindruckender für mich unerfahrene Sechsjährige war allenfalls der Kellner, der mir den Stuhl zurechtrückte und das Fleisch schnitt und vorlegte. Ebenso wie meiner vierjährigen Schwester. Sicher, es war spät und das Restaurant fast leer, aber die fast durchgängige Präsenz der befrackten Herren hinter meinem Stuhl hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Am nächsten Morgen kam der neue Turbolader und irgendwann konnten wir unsere Reise fortsetzen, obwohl ich persönlich ja gerne noch länger geblieben wäre und mir noch mehr Schnitzel gewünscht hätte. In Karlsruhe bin ich seither nie wieder gewesen. Der Saab 900 wurde irgendwann gegen einen familientauglichen Saab 9000 ausgetauscht.
Eine Zeitlang fand ich in jugendlicher Verirrung die alten Modelle ganz scheußlich anzuschauen, aber heute werde ich bei ihrem Anblick wehmütig, und kann die Sehnsucht und den weichen Tonfall meiner Eltern, wenn sie von diesem Auto reden, nachempfinden.

Dennoch wird Saab immer das Auto meiner Kindheit bleiben, mit dem sich die bleibenden Erinnerungen auf vier Rädern verbinden (vielleicht mit Ausnahme meines Bollerwagens). Ich muß etwa sechs Jahre alt gewesen sein, als wir mit dem weißen Saab 900 Turbo meiner Eltern in den Spanien-Urlaub gefahren sind. San Sebastián in Nordspanien. Was meine Eltern sich dabei gedacht haben, im Frühling nach Nordspanien zu fahren, verstehe ich bis heute nicht.
Am Anfang jeder Reise mußte mein Vater das Auto packen, und er tat es mit Leidenschaft. Sein Faible für kleine Autos erreichte mit einem Golf GTI – schwarz mit rotem Rallye Streifen – seinen Höhepunkt zu Zeiten, als er damit drei Töchter samt Ehefrau verfrachten mußte. Die Ehefrau hat ihm den Golf dann ziemlich schnell ausgetrieben.
Jedenfalls war es meinem Vater anläßlich größerer Reisen stets ein Bedürfnis, noch eine Stunde früher als alle anderen aufzustehen, um dann um acht Uhr morgens, wenn die Familie reisefertig in der Tür stand, stolz seine Leistung vorzuführen: Paßt alles rein! Phh, machte meine Mutter nur, Kosmetikkoffer und Handtasche in Händen, und wo soll das noch hin? – und hob die zwei Stücke anklagend in die Höhe. Irgendwie ging es aber doch immer rein und irgendwann ging es auch los. Damals wie heute liebe ich den Moment des Aufbruchs, den letzten Blick auf das Haus, das Prickeln kommender Abenteuer wie auch auf die Sehnsucht der Rückkehr. Vielleicht mag ich deswegen Reisen so gerne, weil im Abschied schon die Vorfreude der Heimkehr begriffen ist.
Wir Mädchen bekamen für lange Autoreisen immer eine Märchenkassette für unseren Walkman. Diesbezüglich waren wir stets auf der Höhe der Zeit, und die Märchenkassette war schon Tage vorher Anlaß für frohe Erwartungen und Vorfreude. Vielleicht habe ich bei dieser Spanienreise meine Lieblingskassette „Tausendschön“ bekommen vielleicht aber auch erst einige Jahre später. Die schwarzen Kassetten mit den tristen, rostbraunen Aufklebern stehen mir immer noch lebhaft vor Augen. Mich beschäftigt noch heute die Frage, wie meine Eltern diese Autofahrten ausgehalten haben, denn trotz der Kassetten haben wir gerne und viel gesungen. Man hat mir Jahre später aus berufener Quelle bescheinigt, ich könne überhaupt nicht singen, schief, unsauber und einfach schlimm – meine Schwester und ich haben aber im Auto stundenlang gesungen. Halleluja, am liebsten zweistimmig, oder auch „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Man muß seine Kinder schon sehr lieben, um das über Stunden zu ertragen. Ansonsten waren wir aber doch artig und brav.
San Sebastián war kein Erfolg. Meine wesentliche Erinnerung ist Kälte, Kälte, Kälte. Wir haben eigentlich nur gefroren – Nordspanien im Frühling halt. Meine Mutter berichtet, daß wir viel geweint haben, weil es so kalt war, Strand war keine Option, das Freizeitangebot wenig einladend. Die Ferienwohnung war muffig und ranzig, die Wände schienen aus Pappe zu sein, die Fenster zugig, an der Heizung hatte man auch gespart. Nach vier Tagen brachten die Vermieter immerhin einige Extra-Decken vorbei, aber der Urlaub muß eine veritable Katastrophe gewesen sein. Und auf der Rückfahrt wieder Kindergesang für meine armen Eltern. Aber nur bis Karlsruhe, nach fast 3000 km in einer Woche verabschiedete sich der Turbolader unseres heißgeliebten Gefährts aus unserer Reisegruppe. In der Werkstatt dauerte es, bis die freundlichen Herren in Blau feststellten, daß ein neuer Turbolader frühestens am nächsten Morgen verfügbar sei, und ohne Turbolader keine Weiterreise. Es war spät, wir Kinder vermutlich quengelig, meine Eltern orientierungslos und genervt. Eine Pension fand sich noch recht schnell, die Abfütterung der Kinder war jedoch zu fortgeschrittener Stunde ein Problem. Zumal unsere Mutter uns nie aus den Augen ließ und eine Trennung der Fraktionen daher nicht in Frage kam. Also landeten wir alle irgendwie in einem sehr, sehr noblen Restaurant, das eigentlich dem bescheidenen und durch die Reise schon strapaziertem Budget meiner Eltern keineswegs angemessen war. Ich erinnere mich noch an das feudale Ambiente, dezente Beleuchtung, einen großen runden Tisch und unbequeme Stühle mit hohen Lehnen. Mit Polstern wurden wir zwei Mädchen auf die richtige Sitzhöhe gebracht. Die nachhaltigste Erinnerung war jedoch ein sensationelles Schnitzel mit Pommes. Hauchdünn, fast zu groß für den Teller, der in meiner Erinnerung die Größe eines Wagenrads hat, und berückend lecker. Noch beeindruckender für mich unerfahrene Sechsjährige war allenfalls der Kellner, der mir den Stuhl zurechtrückte und das Fleisch schnitt und vorlegte. Ebenso wie meiner vierjährigen Schwester. Sicher, es war spät und das Restaurant fast leer, aber die fast durchgängige Präsenz der befrackten Herren hinter meinem Stuhl hat einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Am nächsten Morgen kam der neue Turbolader und irgendwann konnten wir unsere Reise fortsetzen, obwohl ich persönlich ja gerne noch länger geblieben wäre und mir noch mehr Schnitzel gewünscht hätte. In Karlsruhe bin ich seither nie wieder gewesen. Der Saab 900 wurde irgendwann gegen einen familientauglichen Saab 9000 ausgetauscht.
Eine Zeitlang fand ich in jugendlicher Verirrung die alten Modelle ganz scheußlich anzuschauen, aber heute werde ich bei ihrem Anblick wehmütig, und kann die Sehnsucht und den weichen Tonfall meiner Eltern, wenn sie von diesem Auto reden, nachempfinden.

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Nette Amis
damenwahl | 27. Februar 09 | Topic 'Washington'
Heute haben sich endlich mal wieder einige jener netten Begebenheiten zugetragen, die das Reisen in fremde Länder so aufregend und schön machen. Selbst wenn es nur die Vereinigten Staaten von Amerika sind.
Ich war nach der Arbeit noch schnell im Supermarkt, um den Wochenendeinkauf schon mal zu erledigen. Das waren ungefähr zwölf Teile (jaja, ich lebe bescheiden) und an der Kasse war kurze Verwirrung zwischen mir und jemandem, der nur einen Sack Eiswürfel über der Schulter trug. Wer denn nun zuerst drangewesen sei. In Deutschland hätten vermutlich beide Parteien die Meinung vertreten, selbst den Vortritt verdient zu haben, hier aber nicht. Ich hatte es ja nicht eilig und er nur das eine Teil, aber nein, er sei ja bei der Schlange (rechte/linke Kasse) nicht schlüssig gewesen, ich möge doch bitte... nein, bitte, keine Eile, doch bitte, unbedingt... einfach nett.
Auf dem Heimweg passierte ich eine der unzähligen Kirchen im Viertel (wobei meine Freunde alle beanspruchen, im Viertel mit den meisten Kirchen zu wohnen) und dort lehnten einige junge Black Americans am Zaun.
Hey, how you doin'...?
Ich, inzwischen konditioniert: Fine, thanks, and you?
Good, darling. Have a good night!
Das wird mir glaube ich fehlen, wenn ich wieder in Deutschland bin, diese ganz selbstverständliche Freundlichkeit. Ist anfangs etwas gefwöhnungsbedürftig, aber dann doch auch wieder sehr nett. Und wärmt mir an abenden wie heute, wenn ich eher frustriert aus dem Büro komme, geradezu das Herz.
Ich war nach der Arbeit noch schnell im Supermarkt, um den Wochenendeinkauf schon mal zu erledigen. Das waren ungefähr zwölf Teile (jaja, ich lebe bescheiden) und an der Kasse war kurze Verwirrung zwischen mir und jemandem, der nur einen Sack Eiswürfel über der Schulter trug. Wer denn nun zuerst drangewesen sei. In Deutschland hätten vermutlich beide Parteien die Meinung vertreten, selbst den Vortritt verdient zu haben, hier aber nicht. Ich hatte es ja nicht eilig und er nur das eine Teil, aber nein, er sei ja bei der Schlange (rechte/linke Kasse) nicht schlüssig gewesen, ich möge doch bitte... nein, bitte, keine Eile, doch bitte, unbedingt... einfach nett.
Auf dem Heimweg passierte ich eine der unzähligen Kirchen im Viertel (wobei meine Freunde alle beanspruchen, im Viertel mit den meisten Kirchen zu wohnen) und dort lehnten einige junge Black Americans am Zaun.
Hey, how you doin'...?
Ich, inzwischen konditioniert: Fine, thanks, and you?
Good, darling. Have a good night!
Das wird mir glaube ich fehlen, wenn ich wieder in Deutschland bin, diese ganz selbstverständliche Freundlichkeit. Ist anfangs etwas gefwöhnungsbedürftig, aber dann doch auch wieder sehr nett. Und wärmt mir an abenden wie heute, wenn ich eher frustriert aus dem Büro komme, geradezu das Herz.
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