Sonntag, 5. April 2009
Noch eine Männerstory
.... ich hatte heute Sprachunterricht mit meiner etwas sonderbaren Lehrerin. Die Sprache kann sie natürlich – Muttersprachlerin –, aber ihre pädagogischen Fähigkeiten wären noch ausbaufähig. Gut, daß ich genau weiß, wo es langgehen soll. Was aber den unfassbaren Luxus des Einzelunterrichts keineswegs mindert.

Danach war ich gleichermaßen aufgekratzt und erschlagen, so daß ich lieber zu Fuß nach Hause laufen wollte, 10 Blocks durchs Wohngebiet. Und mir ausnahmsweise eine Zigarette gegönnt habe – normalerweise rauche ich nie im Gehen, das ist schließlich ein Genußmittel. Junger Mann in Gegenrichtung unterwegs, schon einige Meter bevor sich unsere Wege kreuzen, sieht man ihm an, wie er beim Anblick meiner Zigarette einen Gedanken faßt. Und mich munter fragt:
- Hey, sorry, could I ask you for a cigarette, maybe, please?
- Yes, sure, always… Dame kramt in ihrer Tasche.
- Oh man, thank you so much, I love you for that!
- Can I hear that again please?

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Samstag, 4. April 2009
Drum prüfe, wer sich lange bindet...
- ähem, binden will. Ich habe sequentiell Phasen, in denen ich von bestimmten Themen geradezu besessen bin. Bis vor kurzem war es die Blogosphäre (schöne neue Welt), jetzt gerade der Traum vom PhD. Nun habe ich mit Bewerbungen für das, was im angloamerikanischen Sprachraum als „postgraduate studies“ bezeichnet wird, ja schon vor zwei Jahren Erfahrungen sammeln dürfen und bei der Gelegenheit ein studentisches Monatseinkommen investiert, nur um am Ende doch auf den derzeiten Abweg zu kommen. Aber zurück zu den leidigen Bewerbungen. Zuerst wäre da der Kampf mit den Formalien. Formulare, Kopien, Beglaubigungen, Übersetzungen – ein papiergewordener Alptraum. In dreifacher Ausfertigung für drei verschiedene Universitäten, hat mich der Aufwand schon an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht. Für einen PhD müßte man mindestens zehn Universitäten angehen. Andere Bewerber schreiben bis zu zwanzig Universitäten an - wie machen die das? Haben die kein Leben?
Die Krone des Grauens jedoch ist der GRE – Graduate Record Examinations. Ein standardisierter Test, in speziellen Prüfungszentren mit dem Charme eines Krankenhaus-Wartezimmers in klaustrophobischen Zellen am Computer abzulegen. Das Pferdchen muß dabei über drei Hürden springen: Analytical Writing, Verbal und Maths. Auf Englisch, versteht sich. Unter Zeitdruck. Gegen viel gutes Geld.*
Die beiden zu schreibenden Aufsätze interessieren im Allgemeinen niemanden, man könnte sich diesen Teil also auch schenken oder eine Kurzgeschichte für Kinder verfassen. Der Verbal Teil ist nicht ganz einfach (Grammatik, Vokabeln und Leseverständnis), aber hier lassen selbst hervorragende Schulen ausdrücklich Gnade walten, wer den ohnehin obligatorischen Englischtest besteht, muß hier nicht glänzen. [Obwohl ich das durchaus tue.] Nein, wenn man sich für einen Master oder Doktor in Economics bewirbt, verpflichtet man sich zu zwei Jahren Mathematikstudium und dem Arbeitspensum eines Investmentbankers vor der Finanzkrise – da zählt nur der Quants Teil. Man kann sich schon fragen, welche Aussagekraft ein gutes Abschneiden in Aufgaben mit Grundrechenarten, Kopfrechnen und der Umrechnung vom metrischen ins englische System für die Fähigkeit hat, eine Dissertation in VWL zu schreiben, aber hinterfragen nutzt hier nichts. Man muß lernen. Und die Meßlatte liegt hoch: die meisten Kandidaten, die an Topschulen genommen werden, schaffen 800 Punkte – von 800 möglichen. Ich leider nicht. Ich habe brav gelernt, drei lange Monate jeden Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag. Meinen Jahresrlaub über den blöden Büchern verbracht. Ich bin leidlich gut im Kopfrechnen. Ich habe mir auch sämtliche Test-Taking-Strategies angeeignet (geschicktes Raten und Schätzen, pythagoreische Dreiecke (3-4-5, 5-12-13, 9-40-41) auswendig gelernt und derlei Schnickschnack). Reichte leider alles nicht. Ich habe sogar einen zweiten Anlauf gemacht - und mich verschlechtert, vor Nervosität. Prüfungsangst und ich gehören eigentlich nicht in einen Satz, aber dieses Ding macht mir Angst. Ich sehe nicht, wie ich jemals einen Score von 800 Punkten schaffen kann. Unrealistisch. Selbst wenn ich die nächsten fünf Monate im saudi-arabischen Niemandsland jeder Vergnügung entsagen würde, könnte ich nie so viel lernen, um einen „stellar score“ zu erreichen. Alternative Eintrittskarten in solche Programme: Referenzen von Top-Wissenschaftlern. Zwar habe ich von vielen dieser Koryphäen gehört oder Aufsätze gelesen, aber leider nicht bei ihnen studiert. Ich könnte natürlich Montag loslaufen und mich bei einem vor die Bürotür setzen und jahrelange Autowäsche anbieten, um eine Referenz zu bekommen – aber auch das wird wohl nicht funktionieren.
Erfolgreiche Bewerber haben häufig schon Mathematikkurse auf dem Niveau des üblichen deutschen Statistik-Doktoranden belegt – ich leider alle zahlenlastigen Fächer im Studium weiträumig gemieden, auch damit kann ich also nicht glänzen. Sommerkurse an guten Universitäten? Kosten soviel wie ein Monatseinkommen und die Bewerbungen sind kaum weniger aufwendig. Bisherige Veröffentlichungen? Fehlanzeige, habe zwar einiges geschrieben, aber am Ende stand immer der Name meines jeweiligen Chefs drauf. Bleiben noch schönes Foto und extravagantes Anschreiben – ach, nein, extravagant und kreativ bin ich leider auch nicht. Also Foto. Ich fürchte, das wird nix, mit mir und dem PhD. Kein Land in Sicht. Werde zu Plan B übergehen und reich heiraten.

*Nebenbei bemerkt: das Pendant für den Management-Aspiranten mit Destination Business School, der GMAT, gilt als deutlich einfacher als der GRE.

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Freitag, 3. April 2009
Kleines Highlight
Ich praktiziere seit einiger Zeit im Büro eine “closed door policy” – das gibt mir Gelegenheit, Webradio zu hören und schon fühlt sich Arbeit weniger wie Arbeit an. Ausserdem ist die Freude über bestimmte Werke besonders gross, wenn sie im Radio kommen – obwohl ich sie vielleicht jederzeit genausogut zu Hause hören könnte.
Wäre heute allerdings jemand zum falschen Zeitpunkt hereingekommen, hätte sich ihm ein spassiges Bild geboten: ich hing halb über dem Schreibtisch, das Ohr dicht am Lautsprecher des Rechners und die Hand klickbereit auf der Maus – um jederzeit die Lautstärke dämpfen zu können – bei alldem ein seliges Grinsen auf dem Gesicht. Auf Bayern Vier wurde nämlich ein Konzert des Orchestra of the Age of Enlightenment von Beethovens Pastorale übertragen, laut Kommentar gespielt auf besonders historischen Instrumenten, was immer das heissen mag im Vergleich zur sonstigen HIP. Jedenfalls konnte man das ganz wunderbar deutlich hören. Die Bläser waren streckenweise fast so schief wie damals in meinem Jugendorchester - - aber trotzdem wunderschön! Haben-Wollen eine Aufnahme davon!

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Augenweide
Nachdem ich die letzten Tage auf dem Bildungsangeber Trip war, mal ein bißchen Abwechslung. Heute war Abteilungstreffen und ein junger Kollege ist immer ausgesprochen adrett angezogen - einfach eine Freude fürs Auge. Der Anzug: sitzt perfekt, keine Falten, keine Verwerfungen und immer schöne Stoffe. Fast bin ich versucht, mal anfassen zu wollen (den Stoff, nicht den Mann darin), aber das wäre ungehörig, also lasse ich es. Hemden meist mit Doppelmanschette und stets wirklich schöne Manschettenknöpfe. Klassisch, schlicht, edel. Krawatte richtige Länge. Und Gürtel - Hosenträger mag ich ja auch, aber an jungen Männern ist das doch ein bißchen albern. Einen leeren Hosenbund finde ich hingegen ein bißchen kahl. Die Schuhe auch immer fein, oft Budapester, immer rahmengenäht. Außerdem trägt er Strümpfe, richtige. Wenige Dinge disqualifizieren in meinen Augen so sehr, wie ein Streifen haariges, nacktes Herrenbein über zu kurzen Strümpfen - brrrrr. Aber nicht bei ihm, nein. Und ganz nebenbei: der Inhalt der schönen Verpackung ist so schlecht auch nicht.

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