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Mortadella
damenwahl | 20. April 09 | Topic 'Washington'
Über die "kulinarische Diaspora"*habe ich mich ja schon öfter beklagt, heute abend war ich aber bei einem Freund zu anständigem Essen eingeladen. Dieser war nämlich vor einigen Wochen in Italien und hatte den erweiterten Bekanntenkreis zur Vernichtung der Mitbringsel aufgefordert. Das Ambiente war eher studentisch-leger, aber die Mortadella, die Salami, der Parmigiano - wunderbar! Von den Kalorien, die ich verzehrt habe, könnte man wahrscheinlich die Hungersnot eines kleinen Entwicklungslandes über Wochen bekämpfen, aber wen schert das schon? Nun, vielleicht die beiden Herren auf der Parkbank, die mir auf dem Hinweg so freundlich zulächelten - und dann, kaum war ich an ihnen vorbei, kommentierten: "What a great ass..." (Bitte die Wortwahl zu entschuldigen, ich zitiere nur). Ähem. Das war so absurd, das muß hier einfach rein.
* Hat Tip, Herr Stubenzweig
* Hat Tip, Herr Stubenzweig
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Pausenlektüre
damenwahl | 19. April 09 | Topic 'Washington'
Mit achtzehn hatte ich keine rechte Vorstellung davon, was ein Musikdramaturg eigentlich tut. Ich wußte wohl, daß Opernhäuser (wie auch Theater) meist einen Dramaturgen beschäftigen – das stand schließlich im Programmheft – aber die Abgrenzung zum Regisseur wäre mir schwergefallen. Daß diesem Mangel irgendwann abgeholfen wurde, verdanke ich meiner ehemals besten Freundin V., die inzwischen Dramaturgin an einem kleinen Opernhaus ist. Die Freundschaft gibt es nicht mehr, nach fünfzehn Jahren Zusammenhalt, über alle Stürme und Kämpfe hinweg, räumliche Distanz, diverse Beziehungen auf beiden Seiten und auseinanderdriftende Lebenswege fiel diese Zitadelle der Beständigkeit vor gut einem Jahr in sich zusammen wie eine Sandburg. Ganz ohne Kampf und letzte Zuckungen; trotzdem vergeht kein Tag, an dem sie mir nicht fehlt. Was bleibt sind viele wunderbare Erinnerungen und das Wissen, was ein Dramaturg eigentlich tut.
Je nach Größe des Opernhauses ist er Mädchen für alles und besonders für musikwissenschaftliche Belange bei der Unterstützung des unmöglichen Kunstwerks verantwortlich. Konzeption des Spielplans, Einrichtung von Werken, Programmhefte und sonstige Publikationen – in allem hat der Dramaturg seine Finger drin. V. an ihrem kleinen Provinztheater verbringt außerdem regelmäßig ihre Wochenenden morgens in der Oper, um gegebenenfalls Ersatz für kranke Sänger für abendliche Vorstellungen zu finden und übernimmt vereinzelt die Abendspielleitung. Ich stelle mir vor, daß das ein schöner Beruf ist – und jedenfalls geht V. darin auf. Leider in einem Maße, daß für überkommene Freundschaften in ihrem Leben kein Platz mehr war.
In Amerika scheint das Berufsbild jedoch ein anderes zu sein, denn ein Programmheft, das diesen Namen verdienen würde, gibt es hier nicht. In Deutschland finde ich neben einem Abriß der Handlung vielleicht Interviews mit dem Regisseur, Dirigenten oder Ensemblemitgliedern, Auszüge aus der literarischen Vorlage und erläuternde Texte von Wissenschaftlern. Hier nicht. Es gibt eine Besetzungsliste, eine Inhaltsangabe, in Konzerten noch die Vita der Künstler. Und dann: endlose Listen von Sponsoren. Sämtliche Beiräte, Aufsichtsräte, Vorstandsräte und Beratungsräte, Fördervereine, Einzelgeldgeber, Stiftungen werden aufgelistet. An der Met gibt es ein „Council for artistic excellence“, „Production Funders“, „125th Anniversary Fund“, „Golden Horseshoe Donors“, „Support the Broadcast Campaign“, sowie sieben (!) weitere (!) Arten von Sponsorengruppen. In vielen Kategorien werden die großzügigen Spender nach Spendenhöhe gestaffelt mit Namen genannt: “Mr. And Mrs. Butler J. Peterson Jr.“*. Wir reden hier natürlich nur über fünf- bis siebenstellige Beträge. Man möge mich nicht falsch verstehen: privates Engagement ist großartig, lobenswert und verdient öffentliche Anerkennung, meinethalben auch schwarz-weiß im Programmheft, damit es jeder mitbekommt. Aber müssen alle anderen möglichen Inhalte diesem Bildungsprotz-Theater zum Opfer fallen? Ich lese gerne über die Werksgeschichte und Interpretation in Texten, die ich selbst nicht gefunden hätte, lasse mir die Absichten und Einfälle von Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner erklären (sofern es sich denn um Einfälle handelt) und bilde mich in der Pause weiter. Ganz besonders wenn ich alleine gehe, ist die Lektüre außerdem ein willkommener Pausenfüller. Immerhin: das amerikanische Werbe-Programmheftchen ist umsonst. Kein Inhalt kostet nichts.
*Der Name ist natürlich erfunden.

Je nach Größe des Opernhauses ist er Mädchen für alles und besonders für musikwissenschaftliche Belange bei der Unterstützung des unmöglichen Kunstwerks verantwortlich. Konzeption des Spielplans, Einrichtung von Werken, Programmhefte und sonstige Publikationen – in allem hat der Dramaturg seine Finger drin. V. an ihrem kleinen Provinztheater verbringt außerdem regelmäßig ihre Wochenenden morgens in der Oper, um gegebenenfalls Ersatz für kranke Sänger für abendliche Vorstellungen zu finden und übernimmt vereinzelt die Abendspielleitung. Ich stelle mir vor, daß das ein schöner Beruf ist – und jedenfalls geht V. darin auf. Leider in einem Maße, daß für überkommene Freundschaften in ihrem Leben kein Platz mehr war.
In Amerika scheint das Berufsbild jedoch ein anderes zu sein, denn ein Programmheft, das diesen Namen verdienen würde, gibt es hier nicht. In Deutschland finde ich neben einem Abriß der Handlung vielleicht Interviews mit dem Regisseur, Dirigenten oder Ensemblemitgliedern, Auszüge aus der literarischen Vorlage und erläuternde Texte von Wissenschaftlern. Hier nicht. Es gibt eine Besetzungsliste, eine Inhaltsangabe, in Konzerten noch die Vita der Künstler. Und dann: endlose Listen von Sponsoren. Sämtliche Beiräte, Aufsichtsräte, Vorstandsräte und Beratungsräte, Fördervereine, Einzelgeldgeber, Stiftungen werden aufgelistet. An der Met gibt es ein „Council for artistic excellence“, „Production Funders“, „125th Anniversary Fund“, „Golden Horseshoe Donors“, „Support the Broadcast Campaign“, sowie sieben (!) weitere (!) Arten von Sponsorengruppen. In vielen Kategorien werden die großzügigen Spender nach Spendenhöhe gestaffelt mit Namen genannt: “Mr. And Mrs. Butler J. Peterson Jr.“*. Wir reden hier natürlich nur über fünf- bis siebenstellige Beträge. Man möge mich nicht falsch verstehen: privates Engagement ist großartig, lobenswert und verdient öffentliche Anerkennung, meinethalben auch schwarz-weiß im Programmheft, damit es jeder mitbekommt. Aber müssen alle anderen möglichen Inhalte diesem Bildungsprotz-Theater zum Opfer fallen? Ich lese gerne über die Werksgeschichte und Interpretation in Texten, die ich selbst nicht gefunden hätte, lasse mir die Absichten und Einfälle von Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner erklären (sofern es sich denn um Einfälle handelt) und bilde mich in der Pause weiter. Ganz besonders wenn ich alleine gehe, ist die Lektüre außerdem ein willkommener Pausenfüller. Immerhin: das amerikanische Werbe-Programmheftchen ist umsonst. Kein Inhalt kostet nichts.
*Der Name ist natürlich erfunden.

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Impressionen
damenwahl | 18. April 09 | Topic 'Washington'
Endlich macht sich das subtropische Klima in Washington bemerkbar. Während ich vorgestern immer noch im Wintermantel zur Arbeit gegangen bin, gibt es doch zunehmend hochsommerliche Tage. Heute zum Beispiel. Um zehn Uhr morgens könnte man im Bikini im Garten liegen und würde nicht frieren - wenn man denn einen richtigen Garten hätte. Und sich nachmittags ein Eis holen:
Lange her, daß ich so etwas gesehen habe. Der Wagen kündigt sich mit einer unglaublich nervtötenden Dudelmelodie an, aber er erinnert mich an meine Kindheit, als es bei uns zu Hause noch einen Wagen mit Brot und Schlickerzeug gab, der täglich zur selben Zeit in unsere Strasse kam.
Die berühmte Kirschblüte ist schon fast vorbei, dieses Foto ist zwei Wochen alt.
Ich hatte nur eine sehr vage Vorstellung vom Ablauf des "National Cherry Blossom Festival", aber als ich morgens zu meiner Laufstrecke auf der National Mall aufbrechen wollte habe ich's verstanden: Menschenmassen auf der Mall, Parade und ungefähr fünf verschiedene Marching Bands. Was Kirschblüten mit "national" zu schaffen haben, ist mir immer noch rätselhaft, aber gut. Ich bin dann andersherum nach Hause gelaufen und war so bedient von dem Getümmel, daß ich lieber auf weitere Kirschblütenfotos verzichtet habe.
Und das hier muß man kaum kommentieren, denke ich. Campen verboten? Das ist ein Kreisverkehr in bester Innenstadtlage. Aber die "Park Police" ist verantwortlich. Was der Amerikaner halt für Park hält.

Lange her, daß ich so etwas gesehen habe. Der Wagen kündigt sich mit einer unglaublich nervtötenden Dudelmelodie an, aber er erinnert mich an meine Kindheit, als es bei uns zu Hause noch einen Wagen mit Brot und Schlickerzeug gab, der täglich zur selben Zeit in unsere Strasse kam.
Die berühmte Kirschblüte ist schon fast vorbei, dieses Foto ist zwei Wochen alt.
Ich hatte nur eine sehr vage Vorstellung vom Ablauf des "National Cherry Blossom Festival", aber als ich morgens zu meiner Laufstrecke auf der National Mall aufbrechen wollte habe ich's verstanden: Menschenmassen auf der Mall, Parade und ungefähr fünf verschiedene Marching Bands. Was Kirschblüten mit "national" zu schaffen haben, ist mir immer noch rätselhaft, aber gut. Ich bin dann andersherum nach Hause gelaufen und war so bedient von dem Getümmel, daß ich lieber auf weitere Kirschblütenfotos verzichtet habe.
Und das hier muß man kaum kommentieren, denke ich. Campen verboten? Das ist ein Kreisverkehr in bester Innenstadtlage. Aber die "Park Police" ist verantwortlich. Was der Amerikaner halt für Park hält.

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