Sonntag, 1. März 2009
Wer hat's erfunden?
In Deutschland gibt's den politische Aschermittwoch und auch hier in den USA fielen Karneval und Politik in diesem Jahr zusammen. Am Dienstag Abend stand man daher vor der Wahl, entweder die President's Address to the Congress im Fernsehen zu verfolgen oder aber sich auf einer der vielen Mardi Gras Parties zu amüsieren. Es war sogar eine deutsche Party mit kölscher Karnevalsmusik im Angebot.

Obamas Rede wäre auch gar nicht weiter erwähnenswert, hätte er nicht die Erfindung des Autos kurzerhin für Amerika in Anspruch genommen:
As for our auto industry, everyone recognizes that years of bad decision-making and a global recession have pushed our automakers to the brink. We should not, and will not, protect them from their own bad practices. [...] And I believe the nation that invented the automobile cannot walk away from it.
Man könnte natürlich spekulieren, meint er vielleicht Henry Ford als Erfinder der Massenproduktion? Irgendwelche obskuren Hobbybastler, die in europäischen Geschichtsbüchern arglistig unterschlagen wurden? Oder fällt das alles einfach unter den Generalanspruch "Those qualities that have made America the greatest force of progress and prosperity in human history we still possess in ample measure"?

Zuviel zum Thema Change in den USA.

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Studie zu Studios
Ich habe mich endlich auch hier im Fitnesstudio angemeldet. Und da fiel mir auf, daß ich bald zweijähriges Sportjubiläum feiern kann! Nach vielen Jahren als hoffnungslos unsportlicher Mensch und etlichen gescheiterten Anläufen, eine bessere, schönere und durchtrainiertere Erscheinung zu werden - meine Bücher waren einfach immer unendlich viel attraktiver als Bälle oder Fitnesstudios – habe ich die im Frühjahr 2007 begonnene Mitgliedschaft tatsächlich fast ohne Pausen durchgehalten. Kann mir vielleicht im Nachhinein eine dieser schönen Bundesjugendspiel-Urkunden zugestanden werden, die während meiner Schulzeit immer außerhalb meiner Reichweite waren?

In den zwei Jahren habe ich viele Studios von innen gesehen, in nunmehr drei Ländern, und kann daher sozusagen als berufene Quelle gelten. Mein Einstieg in Frankfurt war harmlos und eher gesteuert von einem „will auch“ Reflex. Alle meine hübschen Kolleginnen waren da, regelmäßig nach der Arbeit, und ich war irgendwie beeindruckt und wollte auch sportlich sein. Es war ein typisches Mittelklasse Studio, keine Billig-Kette, aber auch nicht übermäßig nobel, was immerhin den Vorteil hatte, daß man weniger Investmentbanker sehen mußte. Die waren nämlich alle bei der FitC*m, oder verkehrten in noch feudaleren Adressen. Das persönliche Highlight in gut einem Jahr waren die kurzen morgendlichen Flirts mit der kleinen schwarzen Bulldogge des Schlüsselwächters an der Anmeldung. Der Tiefpunkt waren die zwei Wochen, in denen die Umkleiden renoviert wurden, die Sauna als Dusche fungieren mußte und anfangs kein warmes Wasser mehr gab. Begonnen habe ich mit dem, was ein Kollege „Schnittenhopsen“ nannte. Da sich aber meine Freude über die intellektuelle Herausforderung der komplizierten Körperkoordination die Waage hielt mit der Frustration, regelmäßig nicht folgen zu können, habe ich das schnell wieder aufgegeben.

Der von Kollegen präferierte Ablauf, regelmäßig nach der Arbeit zum Geräte- und Ausdauertraining zu gehen, war meine Sache ebenfalls nicht. Nachmittags um zwei tauchte in meinem Kopf ein Teufelchen auf und flüsterte leise:

Wäre das nicht schön, heute Abend einfach nach Hause gehen zu können?
Das Buch ist doch gerade soooo spannend?
Jetzt gleich die dummen Geräte, Hamster-im-Laufrad Schema, muß das sein?
Du könntest Dir auch in Ruhe einen gesunden Salat machen...
Die Duschen, die Umkleiden sind bestimmt total überfüllt...
Kam heute abend nicht ein schöner Film?

Ich kann zu meiner Ehrenrettung anführen, daß ich das Teufelchen über drei Monate meist erfolgreich ignoriert habe. Mein Training aber leider viel zu oft mit der Motivation eines Pferdes anging, das ganz dringend in den heimischen Stall möchte. Irgendwann habe ich die widerwärtige Pflichtübung in den Morgen gelegt, vor die Arbeit. Dafür trickse ich mich selber aus, indem ich die Tasche schon abends packe. Wenn ich dann morgens nicht rechtzeitig aufstehe, schäme ich mich in Grund und Boden, wenn sie mich anklagend vom Stuhl aus anschaut. Um dieser selbstverschuldeten Demütigung zu entgehen, stehe ich auf. Mit einer nie gekannten Konsequenz. Und fühle mich unglaublich gut dabei.

Aber zurück zu den Studios. Kaum hatte ich mich in Frankfurt mit dem Sport angenehm eingerichtet, kam der Ruf nach Wien. Und dort ist diese Art des Sporttreibens sagenhaft teuer. Soviel war schon bei ersten Internetrecherchen deutlich geworden. Gleich am ersten freien Tag brach ich auf, mir vier verschieden Studios anzusehen. Das erste betrat man durch einen ziemlich schäbigen Eingang, war ein nach hinten langgezogenes Gebäude und wurde ausschließlich von jungen Männern frequentiert. Die Luft roch ganz sicher durchdringend nach Schweiß und in meiner Wahrnehmung auch intensiv nach Testosteron. Ich bin rückwärts wieder raus. Das nächste Studio auf meiner Liste war nicht auffindbar. Jedenfalls nicht sofort. Bei der dritten Runde um den Blcok sah ich ein kleines Schild, das aber offenbar nur auf die Holdinggesellschaft der Kette hinwies. Später fand ich heraus, daß das Unternehmen schon länger insolvent war. Die dritte potentielle Adresse mit dem kreativen Namen „Shape up!“ entpuppte sich als Anlaufstelle für Gewichtsreduktion durch Wickelpackungen. Ein verlockendes Angebote – aber, äh, nein. Die vierte Adresse war unwesentlich weiter entfernt, als es gemäß Stadtplan den Anschein gehabt hatte, sicher mein Sportprogramm an jenem Tag durch langen Fußmarsch, kam aber folglich nicht in Frage. Letztlich bin ich einem Hinweis von Kollegen gefolgt und habe für sündhafte 72 Euro im Monat bei einer größeren Kette unterschrieben. Und das konnte man in Wien durchaus noch als Schnäppchen betrachten. Der junge Mann, der mir das Einführungstraining war, nun ja, sehr bemüht. Die Duschen waren morgens nur nutzbar, wenn man erst einmal mindestens drei davon voll aufdrehte und wartete, fünf Minuten später kam dann warmes Wasser. Aber was tut man nicht alles für die Optik, ach nein, das Wohlbefinden.

Jetzt also Washington. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, ich könne vielleicht die Sportmöglichkeiten meines Arbeitgebers nutzen – vergeblich; dann habe ich vorsichtige Erkundigungen eingezogen, gute Vorsätze gepflegt und mich noch ein kleines bißchen gedrückt. Der Hauptgrund, der mich heute aus dem Haus getrieben hat war der Gedanke an ein nahendes Fest im Juni, bei dem ich unter allen Umständen anständig aussehen muß (Alumni Treffen). Also habe ich am Spätnachmittag meinen ersten vollwertigen Besuch im „Results Gym“ in Angriff genommen. Der Name ist ja schon vielversprechend. In der finanziellen Belastung stehe ich damit besser als im inflationär teuren Wien, aber schlechter als im spottbilligen Frankfurt – bekomme aber einen sensationellen Service. Davon abgesehen, daß sie am liebsten sofort meine sämtlichen Daten eingesammelt hätten – vom Arbeitgeber bis zur Schuhgröße – ungemein zuvorkommend. Ich durfte alles ausführlich besichtigen und habe eine Karte für eine Woche (!) Probetraining bekommen. Es gibt Whirlpool, Sauna, Dampfbad, eine wirklich beeindruckende Auswahl an Geräten und die ersten Kurse finden schon morgens um halb sieben statt – vielleicht ein neuer Anlauf zum Schnittenhopsen? Oder Yoga oder Pilates? Oder „Chisel“ – auch wenn ich schon von dem Wort Muskelkater bekomme?. Der absolute Luxus für mich, die ich danach ja direkt zur Arbeit gehe: man bekommt Handtücher, Duschgel, Shampoo UND Conditioner gestellt. Immer. Ohne Aufpreis. Das begeistert mich jetzt allerdings wirklich! So sehr, daß ich ohne weiteres Zaudern und Zögern unterschrieben habe. Und hoffentlich die Motivation finden werde, diese neue Verpflichtung in meinen Tagesablauf zu integrieren. Ähem.

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Freitag, 27. Februar 2009
Nette Amis
Heute haben sich endlich mal wieder einige jener netten Begebenheiten zugetragen, die das Reisen in fremde Länder so aufregend und schön machen. Selbst wenn es nur die Vereinigten Staaten von Amerika sind.

Ich war nach der Arbeit noch schnell im Supermarkt, um den Wochenendeinkauf schon mal zu erledigen. Das waren ungefähr zwölf Teile (jaja, ich lebe bescheiden) und an der Kasse war kurze Verwirrung zwischen mir und jemandem, der nur einen Sack Eiswürfel über der Schulter trug. Wer denn nun zuerst drangewesen sei. In Deutschland hätten vermutlich beide Parteien die Meinung vertreten, selbst den Vortritt verdient zu haben, hier aber nicht. Ich hatte es ja nicht eilig und er nur das eine Teil, aber nein, er sei ja bei der Schlange (rechte/linke Kasse) nicht schlüssig gewesen, ich möge doch bitte... nein, bitte, keine Eile, doch bitte, unbedingt... einfach nett.

Auf dem Heimweg passierte ich eine der unzähligen Kirchen im Viertel (wobei meine Freunde alle beanspruchen, im Viertel mit den meisten Kirchen zu wohnen) und dort lehnten einige junge Black Americans am Zaun.

Hey, how you doin'...?
Ich, inzwischen konditioniert: Fine, thanks, and you?
Good, darling. Have a good night!

Das wird mir glaube ich fehlen, wenn ich wieder in Deutschland bin, diese ganz selbstverständliche Freundlichkeit. Ist anfangs etwas gefwöhnungsbedürftig, aber dann doch auch wieder sehr nett. Und wärmt mir an abenden wie heute, wenn ich eher frustriert aus dem Büro komme, geradezu das Herz.

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Donnerstag, 26. Februar 2009
Macro Café-
... so heißt die Kantine bei meinem Arbeitgeber. Tatsächlich bin ich hier auch kulinarisch sozusagen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Neben dem Macro Café (das eine ordinäre Kantine ist) gibt es nämlich noch ein echtes Café, außerdem in zwei benachbarten Gebäuden weitere Kantinen, die ich ebenfalls nutzen kann.

Wenn ich die Preise sehe, denke ich mit Sehnsucht an die Zeiten zurück, wo ich als Praktikantin eine tägliche Kantinengutschrift von 3 Euro zur Verfügung hatte - oder doch zumindest für 3 Euro ein anständiges Essen bekam. Hier ist das völlig hoffnungslos, unter 5 USD ist nichts zu machen. Andererseits ist das Essen qualitativ wirklich gut, durchaus mit den besseren Adressen unter meinen ehemaligen Brötchengebern zu vergleichen. Wobei es noch feine Unterschiede gibt, tendenziell bevorzuge ich die Kantine bei unseren Nachbarn. Dort esse ich am liebsten asiatische Nudeltöpfe von den Ausmaßen eines deutschen Eimers mit viel frischem Gemüse und lecker Thai-Curry. Natürlich gibt es auch Salat-, Obst- und Burgerbars (wir sind schließlich in Amerika!) und etliche andere Gerichte aus verschiedenen Ländern. Auch die Sandwich Bar frequentiere ich regelmäßig, am liebsten klassisch BLT - Bacon, Lettuce, Tomato. Leider nicht so toll wie die Sandwich Bar in der Wiener Kantine während meiner letzten Station. Den freundlichen Philippino, der mir dort das Sandwich meiner Wahl zusammengestellt hat und mich jedes Mal mit einem fröhlichen "have a nice day" an die Kasse verabschiedete, vermisse ich geradezu. Und natürlich auch mein Lieblings-Sandwich, Pinienkern Ciabatta mit Rucola, Schinken, eingelegtem Gemüse und Mozzarella.

Gestern Abend war ich mit Freunden bei Ben's Chili Bowl, das ist ein lokales Must-see seit Obama dort gesichtet wurde - allerdings vor Antritt seiner Präsidentschaft. Ich muß allerdings sagen: Chili auf Pommes ist meine Sache nicht. Chili Dog auch nicht. Zumal ich mittags schon Bison-Chili hatte, das aber auch nicht viel anders als gewöhnliches Chili schmeckte.

Ansonsten gibt es wirklich aus dem Bereich der Gaumenfreuden nicht viel zu berichten, aber wen wundert's? Ich bin schließlich in Amerika.

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Dienstag, 24. Februar 2009
Manche Plagen verfolgen einen...
Heute war ich im Laden bei meinem Handy-Provider, um mein Guthaben neu aufzuladen. Ich mußte einen Moment warten und betrachtete in der Zwischenzeit die verschiedenen Geräte, wie immer verständnislos gegenüber der Tatsache, daß andere Menschen offenbar 500 Euro für ein Stück Vollplastik ausgeben. Und während ich so warte, und warte, und warte... fängt plötzlich eines der Ausstellgeräte an zu klingeln! Blinkt aufgeregt wie ein Weihnachtsbaum, „incoming call“ inklusive Nummernanzeige, in einer Lautstärke, die den gesamten Laden beschallt. Und keinen hat’s gekümmert.

Das wäre dann auch mein Thema für heute: die Freunde von der Firma mit dem großen pinken T. Meine erste Erfahrung liegt ein Weilchen zurück, zu Studienzeiten. Für einen meiner vielen Umzüge hatte ich meinen Telefonanschluß ordnungsgemäß gekündigt – nicht aber, wie ich dann schmerzlich erfahren mußte, meinen ISDN-Anschluß. Drei lange Monate habe ich also brav eine ISDN Grundgebühr gezahlt, die ich gar nicht mehr nutzen konnte (weil verzogen).

Aus Schaden wird man klug, in der Mobiltelefonie bin ich dem Verein ohnehin immer ausgewichen und das mit den Kündigungsfristen hatte ich mir gemerkt, daher kamen wir die nächsten Jahre im Bereich Internet ganz leidlich miteinander aus.

Gleich nach der Ankunft in Washington habe ich natürlich sofort das Projekt Handy+Prepaid Karte in Angriff genommen. Ich habe eine ganz günstiges, aber sehr funktionales Gerät für 20 USD, es kann telefonieren, simsen, wecken und Geldbeträge umrechnen, mehr brauche ich ohnehin nicht. Andere Geräte wären sozusagen hoffnungslos überqualifiziert für meine bescheidenen Ansprüche. Streber der ich bin, mußte ich natürlich erst mal Auskünfte über die verfügbaren Anbieter und Tarife einholen, wobei sich herausstellte, daß die Firma mit dem pinken T finanziell definitiv der Anbieter der Wahl ist – weil günstig. Relativ gesehen. Im Vergleich. Ich habe den Verdacht, daß die SpitzelSpitzenfirma hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihre Verluste aus Österreich und Deutschland kompensieren möchte, telefonieren ist nämlich RICHTIG teuer. Und das geht so: zumindest bei Prepaid Karten zahlt nicht nur der Anrufer, sondern auch der Angerufene. Und zwar in beiden Fällen schöne, einheitliche 25 Cent pro Minute. Macht zusammen 50 Cent pro Minute für den Anbieter. Preise wie in Deutschland vor zehn Jahren, ich habe es kaum glauben wollen.

Nun habe ich den festen Vorsatz, mich nicht mehr über Dinge aufregen zu wollen, die ich nicht ändern kann, es kam aber noch besser und meine Vorsätze wurden auf eine harte Probe gestellt. Ich bin es ja nicht gewöhnt, daß mich sehr viele Leute anrufen und angesichts meines beschränkten Bekanntenkreises hier wäre alles andere auch sehr ungewöhnlich. Erstaunlicherweise klingelt mein Handy aber mindestens zwei Mal täglich, weil ich Anrufe für einen gewissen „Jamal“ (oder Janelle, oder Jamelle oder Gamal?) erhalte. Die Leute sind erstaunlich hartnäckig, oft verstehen sie gar nicht, was ich sagen will. Manche der Anrufe kommen auch von Maschinen („your license plate has expired“?!?), mit denen kann man ohnehin nicht verhandeln.

Beschwerde beim Anbieter hat leider nichts geholfen, man hat mir eine neue Nummer angeboten, aber da habe ich mir gedacht: einen Tod muß man sterben, entweder ich nehme gelegentlich weiter – kostenpflichtige – Anrufe für Jamal entgegen oder ich informiere meinen wachsenden Bekanntenkreis – kostenpflichtig – über meine neue Nummer, und habe mich für ersteres entschieden. Und wer weiß, vielleicht bekomme ich ja irgendwann noch raus, wer Jamal ist. Er könnte der Vater meiner Kinder werden, oder der nächste Präsident der USA oder so...

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Montag, 23. Februar 2009
Langweilig
Eigentlich habe ich gar nichts zu berichten. Ich war diese Woche bei einer Filmführung, im Konzert im Kennedy Center, Cocktails trinken mit Freunden und gleich gehe ich zu Freunden, Oscars gucken. Bin mal gespannt, ob die Vorhersage der LA Times zutreffen wird?
Ansonsten war ich brunchen - das war lecker, aber ich fürchte, die Rühreier waren diese komischen Eier aus der Flasche - typisch "american processed foods". Auf solche Ideen kommen wirklich nur Amerikaner.
Ansonsten verursachen die hohen Lebenshaltungskosten hier mir langsam physische Schmerzen, die Auswirkungen der Finanzkrise ebenfalls sowie die Berichterstattung darüber in den Medien. Da war zum Beispiel ein Artikel in einem deutschen Provinzblatt, das der HRE einen "Umsatz" von 400 Mrd. Euro bescheinigte. Umsatz mit Bilanzsumme verwechselt... finde ich ziemlich peinlich...

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Donnerstag, 19. Februar 2009
Schwarze Seele
Wahrhaftig einer der Abende, die meinen Glauben an das Gute im Menschen in Frage stellen. Die ganze Abteilung war heute essen in einem etwas netteren Restaurant (oder was Amerikaner so dafür halten), um den nahenden Abschied eines Kollegen zu feiern. Angesichts meiner finanziellen Möglichkeiten mit dem Stipendium und den Lebenshaltungskosten in Washington habe ich bewußt eher bescheidene Gerichte gewählt, während sich alle anderen für das Drei-Gänge-Menü entschieden.
Ich gebe auch gerne mal viel Geld für Essen aus, wirklich, Freunde können es bestätigen – aber eher dann, wenn ich mich dabei in einer Gesellschaft meiner Wahl mit erwiesenem Unterhaltungswert befinde und vor allem nicht, wenn ich dafür in einer drittklassigen amerikanischen Burgerbude doch nur Restesuppe und ein Stück Fleisch mit fettigen Pommes bekomme. Bei Salat mit Gorgonzola kann man wenig falsch machen, dachte ich – und auch diese Erwartung wurde noch unterboten. Egal, ich war mit mir und einer voraussichtlich bescheidenen Rechnung zufrieden, froh über die Möglichkeit, die lieben Kollegen etwas besser kennenzulernen.
Bis die Rechnung kam.
Die happig war.
Und gleichmäßig durch alle geteilt wurde.
Da sitzen also etliche Personen mit sehr ordentlichen Gehältern – und ich mit meinem Stipendium, die ich seit vier Wochen umsonst zur Verfügung stehe, dank der Stiftung. Nun habe ich ja eine anständige Kinderstube genossen, die Kollegen hingegen offensichtlich nur eine Krabbelecke - und folglich brav meinen Anteil gezahlt und nichts gesagt. Mir aber gedacht, daß es entweder um die amerikanische Wirtschaft oder die amerikanischen Sitten schlimm stehen muß.

Es geht mir gar nicht ums Geld, ich kann das wegstecken und spare es an einem anderen Ende ein, das ist in Ordnung. Aber es erschüttert meinen Glauben an die Anständigkeit der Menschen. So sehr, daß ich den ganzen Rückweg geschnieft habe – vor Wut und Enttäuschung.

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Montag, 16. Februar 2009
"Meet my good friend..."
Mein gestriger Abend war großartig, einfach filmreif – ich werde das in Hollywood anmelden. Einer der Abende, an denen ich mein Leben wirklich mag. Und sooooo amerikanisch!
Ich soll mich ja in diesem Jahr weiterbilden und Kontakte knüpfen, also wollte ich gestern zu einem Treffen gehen, auf das ich über eines dieser Sozialnetzwerke gestoßen war. Bin also um acht Uhr abends losgetrippelt (als nunmehr arrivierte Washingtonienne angemessen aufgebrezelt) und war um halb neun in Georgetown – schicke Bar/Lounge im asiatischen Stil, mit einem auffällig durchdringenden Geruch nach Sushi und Soja-Sauce in der Luft und sehr vielen schönen Menschen im Vollbewußtsein der eigenen Bedeutung und Coolness.

Nun ist es natürlich immer etwas sonderbar, nach einer Gruppe Ausschau zu halten, die man nicht kennt, gewissermaßen ein Blind Date im Gruppenformat. Ich habe den Barkeeper befragt, den Türsteher, wurde zu einer Gruppe verwiesen, die etwas erhöht in einer Art Chambre Separée saß und habe dort den Nächststehenden auf einer kleinen Treppe angesprochen. Ob das hier die xxx Gruppe sei. Nein, er wäre zwar auch bei xxx, aber hier würden sie den Geburtstag eines Freundes feiern – sprach’s und hielt die Kellnerin an, um mir ein Getränk zu besorgen. K. stellte sich vor, erzählte sodann, daß er türkischer Herkunft sei, seit 8 Jahren in DC – wie es mir denn hier gefiele? Wir kamen ins Gespräch, wobei sich der Verdacht erhärtete, daß der sonst durchaus nette K. das letzte Getränk besser hätte stehen lassen. Innerhalb von zehn Minuten fragte er mich ganze drei Mal, ob ich Washington mögen würde und verkündete außerdem, Istanbul sei die beste Stadt für Heiratsanträge – so romantisch. Jedes Mal, wenn sich jemand an uns vorbei über die Treppe quetschte, wurde ich vorgestellt und lernte Menschen im Minutentakt kennen.
„Hey M., meet my good friend Debutante from Germany“
M. aus New York, ihres Zeichens Einkäuferin bei Ralph Lauren, sehr amerikanisch und sehr betrunken: “Oh, you are from Germany – awesome! I work for Ralph Lauren, do you know Ralph Lauren?“ “I love your scarf, can I have a look” – wobei sie mir den Schal schon vom Hals wickelte und neu drapierte. Wilde Gestik, überschwengliche Umarmungen, und noch bevor ich mich in Sicherheit bringen konnte, zog sie mich zu einer Gruppe flaschenblonder Freundinnen, tätig im Bereich PR und Medien, wo ich tiefere Einsichten in die Unterschiede der New Yorker und Washingtoner Gesellschaft erhalten konnte. Als nächstes tauchte K. wieder auf, man würde jetzt bald weiter ins Tattoo ziehen, ob ich mitkommen wolle? Ob es mir in Washington gefalle? – was ich brav zum vierten Mal mit aller Überzeugung bestätigen konnte. Der Typ da vorne übrigens, das sei der Enkel von J.Y. Coust*eau – dem wurde ich auch vorgestellt.
"P., have you already met my new friend Debutante from Germany? She’s new to Washington…”
Von P. gefragt, ob ich als Europäer auf den Umgang mit „insane Americans“ vorbereitet sei. Was soll ich sagen, ich bin ein „insane German“, also ja, bitte, immer. Schon kam der nächste Bekannte von K., Küßchen rechts, Küßchen links:
„This is my good friend Debutante from Germany, she only just arrived“
- und zu mir im Flüsterton: “this is O., the guy who owns and runs this place, he’s from Argentina”. Später traf ich dann noch L. aus Paris und C. aus Oregon, von denen viel über die Partyszene in DC zu lernen war, insbesondere wie wichtig es ist, zu wissen, an welchen Abenden man wo zu sein habe.

Sämtliche Versuche, doch noch auf die ursprüngliche Abendplanung umzuschwenken und die xxx Gruppe zu finden, wurden durch immer neue Vorstellungsrunden und Getränke unterlaufen. In der Zwischenzeit hatten sich zwei, der hauptberufliche Enkel und die New Yorker Socialite, auf eine der Bänke im Hintergrund zurückgezogen und tauschten Intimitäten aus, als hätten sie kein Zuhause (was ja aber zumindest auf die New Yorker RL Einkäuferin zutraf). Noch etwas später stand ich dann kurz draußen, als jemand auf mich zukam und ansprach, nach nur drei Sätzen erklärte, ich sei „a very special person, such an interesting lady.“ Er wolle sich gerade ein Stück Pizza holen, ob ich mitkommen wolle? Wohlgemerkt, durchaus anständig angezogen und auch sonst kein demonstrativ dubioser Typ - aber fraglos die skurrilste Anmache meines ganzen Lebens und natürlich hoffnungslos zum Scheitern verurteilt. Ich habe ihn stattdessen wieder hineinkomplimentiert und brauchte ganze fünf Minuten, um ihn dort abzuwimmeln. Zurück zu C., der in der Zwischenzeit mein Glas gehütet hatte. Noch mehr nette Konversation, einige Shots, und etliche Neubekanntschaften später reichte es mir dann irgendwann, freundliche Verabschiedung der wenigen verbliebenen Gäste, dann Abmarsch, zusammen mit C., der auch nach Hause wollte. Nicht vorhergesehen hatte ich seine Absicht, auch mich mit nach Hause nehmen... wie sich schnell zeigte.
"So, do you want to come with me to my place?"
Entschlußfreudiger junger Mann, kann ich nur sagen, habe das freundliche Angebot aber doch abgelehnt und bin ins nächste Taxi gestiegen. Der Taxifahrer wiederum konnte erst einige Meter weiter wenden, was mir Gelegenheit gab, zu beobachten, wie mein Verehrer zurück in die Lounge ging, mutmaßlich um sich nach dem Mißerfolg mit mir einen anderen Aufriß zu besorgen. Der Taxifahrer wiederum war Libanese, mit dem ich dann noch eine sehr anregende Diskussion über die politischen Wirren im Libanon und interkulturelle Toleranz hatte.

Bilanz: fünf neue Telefonnummern im Handy, vier Visitenkarten ausgeteilt, zwei Visitenkarten erhalten, zwei Komplimente von Männern bekommen, aber kein "husband material" getroffen, leider.

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Wochenende einer Washingtonienne
Im Moment finde ich mein Leben als Washingtonienne durchaus zufriedenstellend, möchte ich sagen. Das Wetter hier ist immer noch hübsch und heute morgen war ich daher auf der National Mall endlich mal wieder laufen. Und das sah so aus:



Nervig ist nur, daß ich alleine bis dahin schon 10 Blocks über Asphalt laufen muß, und mich die ewigen roten Ampeln dauernd ausbremsen – andererseits hatte ich so Gelegenheit, mit einem Busfahrer zu flirten, also hat es auch sein Gutes.

Den dummen Valentinstag (der hier ja geradezu ein nationales Heiligtum ist), habe ich ebenfalls überstanden. Ich habe keinen der zuckrigen rosa Valentines-Cookies gegessen, keine rosa verpackte Valentines-Schokolade gekauft, leider aber auch keine hübschen rosa Valentines-Rosen bekommen. Auch keine Liebeserklärungen, Heiratsanträge oder sonstigen Komplimente. Es sei denn, man zählt meinen Flirt gestern in der 18th Street Lounge dazu... .

Bemerkenswert finde ich wirklich, wie sehr die Damen sich hier in DC aufbrezeln zum Ausgehen. Cocktailkleider sind da nicht die Ausnahme sondern die Regel und ich muß mich nach Wien erst mal wieder umgewöhnen. Und wenn die Damen dann nach Mitternacht ihr Näschen pudern wollen, erleben sie diesen Anblick:



Manche Dinge muß man einfach nicht verstehen...

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Freitag, 13. Februar 2009
Passend
Gestern Abend war ich mit Kollegen nach der Arbeit noch unterwegs, das Wetter frühlingshaft mild und die Raucherterrasse der 18th Street Lounge brechend voll - bis die ersten dicken Tropfen fielen. Das Wetter in Washington, halt. Das schöne an der Lounge ist jedoch nicht, daß sie sich über einem Matratzen (!) laden befindet, die Räume so putzig plüschig eingerichtet sind oder die Terrasse den Aufenthalt im Freien mit Drinks erlaubt. Nein, die Gruppe Thievery Corporation ist der Eigentümer, und dieser Name hat es mir wirklich angetan - einfach weil er so schön klingt. Kann ich nicht weiter erklären. Und die Musik ist natürlich auch gut.

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