Freitag, 15. Mai 2009
Realitätsverlust
Endlich zu Hause! Ich gebe ja gerne die harte Weltreisende und dank der körperlichen Konstitution eines Brauereipferdes haut mich auch so schnell nichts um, aber die Belastungen der letzten vier Wochen merke sogar ich langsam. Die letzten Wochen in Washington, vollgepackt mit arbeiten, lernen, organisieren und packen, dann die langen Flüge nach Brasilien, das Bewerbungsgespräch, die vielen Nächte im Flugzeug und Wartezeiten auf diversen Flughäfen, dazwischen endlose Tage mit Terminen und Besichtigungen in Sao Paulo und Rio und abendliche Caipirinhas – ich muß zugeben, ich bin jetzt urlaubsbedürftig. Und habe das Gefühl, ein kleines bißchen außerhalb der Realität zu stehen. Heute in Madrid eine Stunde Internet gekauft und meinem eigenen Zeitgefühl so wenig getraut, daß ich andauernd alle verfügbaren Uhren geprüft habe, wieviel Zeit zum Weiterflug bleibt. Dann in einen Buchladen reingebummelt und erst dort gemerkt, daß ich mit den spanischen Zeitungen dann doch nicht so viel anfangen kann. Zwischendurch im Wartebereich eingedöst und völlig erschrocken aufgewacht. Meine Erinnerung ist wie eine Waschmaschine, die die Bilder von all den Flughäfen, Wartebereichen und Cafés zu einem einzigen fusseligen Durcheinander vermischt.
Dann im Zug zu sitzen, draußen zieht grünes Deutschland in der Dämmerung vorbei und ich kann es nicht ganz fassen. Es ist, also wäre mein Bewußtsein nicht ganz mitgekommen und irgendwo auf halber Strecke hängen geblieben. Ich fliege wirklich unglaublich gerne und keine Anstrengung der Welt kann mir die Freude daran nehmen, aber irgendwie ist es nicht gut für die Seele, glaube ich. Nach so vielen Flügen frage ich mich, ob der Mensch zum fliegen gemacht ist? Von Umweltschäden und dergleichen mal abgesehen, ist die zurückgelegte Strecke im Verhältnis zur eingesetzten Zeit so unwirklich. Vom Flughafen nach Hause brauche ich mit der Bahn fast so lange wie ich eben von Madrid nach Düsseldorf geflogen bin. Da lobe ich mir doch Bahnfahren, wo man jeden Kilometer nachvollziehen kann, der am Fenster vorbeigleitet, jeden Berg, jedes Tal und jede Brücke. Im übrigen ist jeder DB Schaffner freundlicher als die Stewardessen bei Iberia, soviel ist sicher. Nienienie wieder werde ich mit der Gesellschaft fliegen, wenn es sich irgend vermeiden läßt! Andererseits werde ich wohl schnell auch nicht mehr in die Verlegenheit kommen nachdem mein privater Parforce-Ritt nun vorbei ist. Noch weiß ich ja nicht, wo es als nächstes hingeht, aber mehr als fünf Stunden werden es wohl nicht sein – und auf der voraussichtlichen Strecke dürfte Iberia nicht der wichtigste Anbieter sein.

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Rio
Rio de Janeiro ist wirklich eine schöne Stadt.





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