Montag, 18. Mai 2009
Schaulaufen
Mein Leben in den heimischen vier Wänden ist so unspektakulär, daß ich nichts Rechtes zu schreiben weiß. Ich war beim Zahnarzt, habe meine Großtanten im Altenheim besucht, Koffer ausgepackt, Reisekostenabrechnungen zusammengesucht, derlei Zeugs. Allerdings war ich gestern Abend mit meinen Eltern in der Hochschule im Konzert. Mehrere Sonaten für Cello und Klavier, fantastische Musiker und viele Bekannte aus meiner Kindheit und Jugend. Meine alte Klavierlehrerin mit ihrem Mann, die sich immer so herzlich freuen, mich zu sehen. Natürlich werde ich in den nächsten Tagen noch anrufen und mich mit ihr zum Kaffee treffen. Bei der Gelegenheit auch die Dozentin Frau T. getroffen, bei der ich vor Jahren ein Seminar über Bach gehört habe. Ich habe sich nicht wiedererkannt (so lange her), sie konnte mich hingegen sehr wohl zuordnen - entweder hat meine Klavierlehrerin so oft von mir erzählt oder ich habe damals Eindruck hinterlassen? Mein alter Mathelehrer Herr L. war auch da, der mir seinerzeit regelmäßig völlig unzureichende mathematische Fähigkeiten bescheinigte und sich immer so frech in private familiäre Angelegenheit einmischte. Die Architektin meiner Eltern samt Ehemann, welche die Blumendekoration zu Recht mit Adventskränzen verglich. Die Ehefrau von Prof. B. gesehen, der – ganz nebenbei bemerkt – ein ziemliches Schnitzel ist. Dazu korrespondierend eilt ihm der Ruf voraus, ein rechter Charmeur zu sein, was wiederum gut zu der flaschenblonden Schreckschraube von Ehefrau passen würde. Etliche Dozenten der Hochschule, die ich flüchtig oder vom sehen kenne, Eltern von ehemaligen Mitschülern (Schulbank oder Klavierbank) und natürlich die lokale Prominenz.

Und so wunderbare Musik! Ich liebe Kammermusik. Es ist so lange her, daß ich selbst das letzte Mal Duo gespielt habe – 2003 mit einer Flötistin, wenn ich mich recht erinnere. Meine geigende Schwester ist leider nie zu motivieren, wenn wir mal gleichzeitig zu Hause sind. Würde meine Ruhelosigkeit mich nicht immerfort weitertreiben, von einem Land ins nächste, dann hätte ich gerne ein schönes Zuhause mit einem netten kleinen Flügel drin, einen Beruf, der mir Zeit zum Üben läßt, und den passenden Freundeskreis für Kammermusik. Das wäre fein.

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