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Taxi, Taxi
Taxifahren in Nordafrika ist eine ganz eigene Angelegenheit und man kann dabei spaßige Erfahrungen machen, auch wenn Tunis noch vergleichsweise harmlos ist. In Ägypten zum Beispiel wurde im vergangenen Jahr kolportiert, der Staat wolle sämtliche Taxis älter als Baujahr 1980 aus dem Verkehr ziehen – eine Maßnahme, die drastische Konsequenzen auf der Straße gehabt hätte. Taxis werden oft völlig ausgeweidet, neue Sitze eingebaut (gerne mit einer Holzstange hinter den Vordersitzen stabilisiert) und mit einem Taxi in Kairo liegen zu bleiben, ist durchaus keine Seltenheit. In Marokko muß man außerdem auf die Größe achten: Petit Taxis (Kleinwagen) nehmen meist nur drei Personen mit, in den den Grand Taxis (Mercedes Limousinen) hingegen dürfen bis zu sieben Passagiere mitfahren - exklusive Taxifahrer. All das gibt es in Tunis nicht, die Autos sind in der Regel absolut fahrtüchtig und vor allem: sie nehmen einen auch immer mit. Sowohl in Marokko als auch in Ägypten kann man sich darauf keinesfalls verlassen: man verkündet – vor dem Einsteigen – dem Taxifahrer in fragendem Tonfall das gewünschte Ziel – wohlgemerkt: keine Adresse, sondern die nächstliegende bekannte Lokalität - und wenn dies dem Taxifahrer nicht paßt (zu weit, zu kurz, oder ihm gefällt die Nase des potentiellen Kunden nicht), rauscht er einfach davon. Das ist mir hier noch nicht passiert, dankenswerterweise. Optisch auffällig ist auch der lokale Taxifahrer-Dreßcode, dies offenbar eine tunesische Besonderheit: die Herren tragen häufig T-Shirts mit einem Hemdenärmel am linken Arm – was ich anfangs für eine etwas befremdliche modische Finesse hielt, dient aber vermutlich doch eher als Sonnenschutz, da natürlich alle mit offenen Fenster fahren.
Dafür kommen mir die Taxifahrer hier noch etwas skurriler vor als anderswo. Da war zum Beispiel der junge Mann, neulich abends: vielleicht Mitte zwanzig, holte er in aller Ruhe und Gemütlichkeit erst einmal seine CD-Box hervor, nachdem ich eingestiegen war, wählte bedachtsam nach einigem Überlegen eine Scheibe aus und als wir auf den La Marsa Highway abbogen schallte Celine Dion aus den Boxen. Der Himmel in der Abenddämmerung rosa-hellblau changierend und dazu diese Musik – sehr eigenartig. Am nächsten Tag verwickelte mich Chauffeur umgehend in ein Gespräch, wo ich herkomme, was ich arbeite, ach so.... ja, die sind ja gut bezahlt (ließ ich unkommentiert)... ob ich in Berges du Lac (Stadtteil) wohne – ein Freund seines Cousins seiner Tante habe diese fantastische Wohnung in Al-Nasr, für mich zum Sonderpreis: nur 600 Dinar. Nachdem ich dieses großzügige wie verlockende Angebot freundlich abgelehnt hatte, erzählte er mir von seiner Karriere als Chauffeur in den USA. Mit 100 km/h auf der Autobahn, kramte er aus seinem (!) Fußraum eine kleine Aktenmappe hervor und fördert diverse amerikanische Führerscheine und sogar eine Social Security Card hervor. Warum er aus den USA zurückgekehrt war, wagte ich nicht zu fragen.
Wenn ich meine Destination genau kenne, erwische ich auch meistens Taxifahrer mit ausreichend Französischkenntnissen, so daß ich mich nicht mit meinem Arabisch versuchen muß. Sobald ich jedoch selber mein Ziel nicht kenne und auf die Ortskundigkeit des Fahrers angewiesen bin, gerate ich ganz sicherlich an jene Herren, die überhaupt gar kein Wort Französisch sprechen. Sie denken jetzt vielleicht: warum nicht vorher fragen, ob mein Zielort bekannt ist? Das tue ich durchaus, aber auch totale Unkenntnis der Lokalität hält arabische Taxifahrer keineswegs davon ab, enthusiastisch zu nicken, loszufahren, und erst nach längerer Irrfahrt zuzugeben, daß sie keine Ahnung haben.
So geschehen vor einigen Jahren in Marokko: ich hatte – neu zugezogen, wenig Orientierung – Karten für eine der seltenen Opernaufführungen im Office des Changes gekauft. Beim Kauf hatte man mir versichert, jeder kenne das Office des Changes, aucune problème, ich solle nur den Taxifahrer fragen. Das tat ich. Der nickte. Ich stieg ein. Und für über eine Stunde nicht mehr aus. Wir hielten an diversen Ecken, befragten Polizisten, wurden von einem Polizisten zum nächsten straßab geschickt, mehrfach zu Wechselstuben dirigiert, sind über einen Feldweg gebrettert (mir wurde Angst und Bange – doch nur zum Wenden). Nach einer Stunde brach ich die Suche ab, ließ mich wieder nach Hause bringen, bezahlte immerhin nur einen Spottpreis für die völlig vergebliche Fahrt, und verbrachte den Abend auf meiner Terrasse mit Oper vom Band.
Besonders herzig hingegen war jener Fahrer, der sich mit teilweise gewagten Manövern durch den tunesischen Feierabendverkehr lavierte und dabei voll Überzeugung von seinen libyschen Kollegen in Tripoli berichtete: dort würde er sich in kein Taxi hineinsetzen, nur Bus fahren, dort, jawohl, denn die Taxifahrer in Libyen: fahren wie die Verrückten!
Dafür kommen mir die Taxifahrer hier noch etwas skurriler vor als anderswo. Da war zum Beispiel der junge Mann, neulich abends: vielleicht Mitte zwanzig, holte er in aller Ruhe und Gemütlichkeit erst einmal seine CD-Box hervor, nachdem ich eingestiegen war, wählte bedachtsam nach einigem Überlegen eine Scheibe aus und als wir auf den La Marsa Highway abbogen schallte Celine Dion aus den Boxen. Der Himmel in der Abenddämmerung rosa-hellblau changierend und dazu diese Musik – sehr eigenartig. Am nächsten Tag verwickelte mich Chauffeur umgehend in ein Gespräch, wo ich herkomme, was ich arbeite, ach so.... ja, die sind ja gut bezahlt (ließ ich unkommentiert)... ob ich in Berges du Lac (Stadtteil) wohne – ein Freund seines Cousins seiner Tante habe diese fantastische Wohnung in Al-Nasr, für mich zum Sonderpreis: nur 600 Dinar. Nachdem ich dieses großzügige wie verlockende Angebot freundlich abgelehnt hatte, erzählte er mir von seiner Karriere als Chauffeur in den USA. Mit 100 km/h auf der Autobahn, kramte er aus seinem (!) Fußraum eine kleine Aktenmappe hervor und fördert diverse amerikanische Führerscheine und sogar eine Social Security Card hervor. Warum er aus den USA zurückgekehrt war, wagte ich nicht zu fragen.
Wenn ich meine Destination genau kenne, erwische ich auch meistens Taxifahrer mit ausreichend Französischkenntnissen, so daß ich mich nicht mit meinem Arabisch versuchen muß. Sobald ich jedoch selber mein Ziel nicht kenne und auf die Ortskundigkeit des Fahrers angewiesen bin, gerate ich ganz sicherlich an jene Herren, die überhaupt gar kein Wort Französisch sprechen. Sie denken jetzt vielleicht: warum nicht vorher fragen, ob mein Zielort bekannt ist? Das tue ich durchaus, aber auch totale Unkenntnis der Lokalität hält arabische Taxifahrer keineswegs davon ab, enthusiastisch zu nicken, loszufahren, und erst nach längerer Irrfahrt zuzugeben, daß sie keine Ahnung haben.
So geschehen vor einigen Jahren in Marokko: ich hatte – neu zugezogen, wenig Orientierung – Karten für eine der seltenen Opernaufführungen im Office des Changes gekauft. Beim Kauf hatte man mir versichert, jeder kenne das Office des Changes, aucune problème, ich solle nur den Taxifahrer fragen. Das tat ich. Der nickte. Ich stieg ein. Und für über eine Stunde nicht mehr aus. Wir hielten an diversen Ecken, befragten Polizisten, wurden von einem Polizisten zum nächsten straßab geschickt, mehrfach zu Wechselstuben dirigiert, sind über einen Feldweg gebrettert (mir wurde Angst und Bange – doch nur zum Wenden). Nach einer Stunde brach ich die Suche ab, ließ mich wieder nach Hause bringen, bezahlte immerhin nur einen Spottpreis für die völlig vergebliche Fahrt, und verbrachte den Abend auf meiner Terrasse mit Oper vom Band.
Besonders herzig hingegen war jener Fahrer, der sich mit teilweise gewagten Manövern durch den tunesischen Feierabendverkehr lavierte und dabei voll Überzeugung von seinen libyschen Kollegen in Tripoli berichtete: dort würde er sich in kein Taxi hineinsetzen, nur Bus fahren, dort, jawohl, denn die Taxifahrer in Libyen: fahren wie die Verrückten!
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