Männercontent
Ich befinde mich inzwischen geradezu auf der Flucht vor arabischen Männern. Als offensichtlich europäische Frau hat man auf der Straße nie wirklich seine Ruhe. „Bonjour la gazelle“, „Salut mademoiselle“, „Comment allez-vous, welcome!„ - Blicke folgen einem auf Schritt und Tritt, in Cafés und Restaurants wird man von der Seite oder gleich direkt von vorne beäugt. Dafür setzt Madame ihre Sonnenbrille auf, vermeidet jeglichen Blickkontakt und geht einfach weiter. Souverän.
Manchmal funktioniert das allerdings nicht: im Schatten sitzend, ein Buch lesend, ist die Sonnenbrille eher hinderlich. Neben mir am Tisch sitzen zwei Herren, einer sehr jugendlich, der andere ergraut aber dennoch jugendlich – die Haarfarbe wirkt ganz fremd an ihm. Mit großem Feingefühl für den rechten Moment sprechen sie mich an, als gerade meine Crèpe gebracht wird. Ob ich mich mit ihnen unterhalten wolle? Nun, gerade jetzt ist etwas ungünstig. Aber danach? Peut-être... . Als ich später versuche, unauffällig zu verschwinden, leihen sie sich meinen Kugelschreiber aus, reißen den Kopf von einer Arztrechnung (!) ab und geben mir ihre Nummer.
Dann ist da der Syrer, der mich inzwischen geradezu hartnäckig verfolgt. Ich war abends eine letzte Zigarette auf dem Balkon rauchen, abends im Hotel, er saß im angrenzenden Frühstücksraum. Folgte mir nach draußen. Suchte nach englischen Wörtern. Linste verstohlen auf meinen Zimmerschlüssel. Und klopfte zehn Minuten später zaghaft an meine Zimmertür – ob ich eine Zigarette habe – ob wir nicht zusammen... die Zigarette... meine Gesellschaft. Alles ein bißchen verdruckst und verlegen. Eine Zigarette konnte er gerne haben, meine Gesellschaft ganz sicher nicht. Am nächsten Abend saß er schon bereit, als ich ins Hotel kam, erwartungsvoll im Frühstücksraum – und ich bin unten vor die Tür geflüchtet. Ich genieße die gelegentlichen fünf Minuten geistiger Einkehr, lasse meine Gedanken schweifen, träume von der Zukunft, wie sie sein sollte – und mag Gesellschaft dabei überhaupt nicht. Also Flucht.
Kaum hatte ich den ersten Zug eingeatmet, schon sprach mich ein Passant an: Er sei Tunesier... sein Leben lang in Paris gelebt... Deutschland so schön... so ordentlich..... so effektiv und gründlich, wie sich im 2. Weltkrieg gezeigt habe... ich sei merveilleuse, ... schön, klug, und so einige andere schmeichelhafte Adjektive. Ganz offensichtlich ein Mann rascher Entschlüsse – oder zumindest rascher Beurteilung, nicht wahr?
Zu meiner großen Erleichterung scheint der verdächtig anhängliche Syrer inzwischen abgereist – nicht ohne zuvor noch einige Male an meine Tür geklopft zu haben – dafür wurde ich gestern im fraglichen Frühstücksraum von einem anderen Hotelgast um Rat gefragt: er studiere in Tunesien Geographie und wolle diese seine Studien nun in Deutschland oder Frankreich fortsetzen, aber ach!, die bürokratischen Hürden.... ob ich nicht helfen und beraten könne? Konnte ich nicht. Kenne mich weder mit Geographie noch mit Uni Bewerbungen aus. Nein, wirklich nicht.
Mal ehrlich? Was denken sich die Herren dabei? Bin ich ein Reisepaß auf zwei Beinen? Die wandelnde Eintrittskarte ins gelobte Land Europa? Glauben sie ehrlich, ich sei hier auf Männersuche? Oder würde mich auf der Straße so einfach aufreißen lassen, mit einigen lumpigen (und, nebenbei bemerkt, unglaubwürdigen) Komlimenten? Ich weiß, es gibt europäische Damen, die mit anderen Absichten in Afrika auf Reisen gehen, und dennoch – ich stehe dem völlig ratlos und verständnislos gegenüber.
Manchmal funktioniert das allerdings nicht: im Schatten sitzend, ein Buch lesend, ist die Sonnenbrille eher hinderlich. Neben mir am Tisch sitzen zwei Herren, einer sehr jugendlich, der andere ergraut aber dennoch jugendlich – die Haarfarbe wirkt ganz fremd an ihm. Mit großem Feingefühl für den rechten Moment sprechen sie mich an, als gerade meine Crèpe gebracht wird. Ob ich mich mit ihnen unterhalten wolle? Nun, gerade jetzt ist etwas ungünstig. Aber danach? Peut-être... . Als ich später versuche, unauffällig zu verschwinden, leihen sie sich meinen Kugelschreiber aus, reißen den Kopf von einer Arztrechnung (!) ab und geben mir ihre Nummer.
Dann ist da der Syrer, der mich inzwischen geradezu hartnäckig verfolgt. Ich war abends eine letzte Zigarette auf dem Balkon rauchen, abends im Hotel, er saß im angrenzenden Frühstücksraum. Folgte mir nach draußen. Suchte nach englischen Wörtern. Linste verstohlen auf meinen Zimmerschlüssel. Und klopfte zehn Minuten später zaghaft an meine Zimmertür – ob ich eine Zigarette habe – ob wir nicht zusammen... die Zigarette... meine Gesellschaft. Alles ein bißchen verdruckst und verlegen. Eine Zigarette konnte er gerne haben, meine Gesellschaft ganz sicher nicht. Am nächsten Abend saß er schon bereit, als ich ins Hotel kam, erwartungsvoll im Frühstücksraum – und ich bin unten vor die Tür geflüchtet. Ich genieße die gelegentlichen fünf Minuten geistiger Einkehr, lasse meine Gedanken schweifen, träume von der Zukunft, wie sie sein sollte – und mag Gesellschaft dabei überhaupt nicht. Also Flucht.
Kaum hatte ich den ersten Zug eingeatmet, schon sprach mich ein Passant an: Er sei Tunesier... sein Leben lang in Paris gelebt... Deutschland so schön... so ordentlich..... so effektiv und gründlich, wie sich im 2. Weltkrieg gezeigt habe... ich sei merveilleuse, ... schön, klug, und so einige andere schmeichelhafte Adjektive. Ganz offensichtlich ein Mann rascher Entschlüsse – oder zumindest rascher Beurteilung, nicht wahr?
Zu meiner großen Erleichterung scheint der verdächtig anhängliche Syrer inzwischen abgereist – nicht ohne zuvor noch einige Male an meine Tür geklopft zu haben – dafür wurde ich gestern im fraglichen Frühstücksraum von einem anderen Hotelgast um Rat gefragt: er studiere in Tunesien Geographie und wolle diese seine Studien nun in Deutschland oder Frankreich fortsetzen, aber ach!, die bürokratischen Hürden.... ob ich nicht helfen und beraten könne? Konnte ich nicht. Kenne mich weder mit Geographie noch mit Uni Bewerbungen aus. Nein, wirklich nicht.
Mal ehrlich? Was denken sich die Herren dabei? Bin ich ein Reisepaß auf zwei Beinen? Die wandelnde Eintrittskarte ins gelobte Land Europa? Glauben sie ehrlich, ich sei hier auf Männersuche? Oder würde mich auf der Straße so einfach aufreißen lassen, mit einigen lumpigen (und, nebenbei bemerkt, unglaubwürdigen) Komlimenten? Ich weiß, es gibt europäische Damen, die mit anderen Absichten in Afrika auf Reisen gehen, und dennoch – ich stehe dem völlig ratlos und verständnislos gegenüber.
arboretum,
Samstag, 13. Juni 2009, 18:08
Sie sind allein unterwegs - da denken die gar nicht groß nach, sondern probieren es halt auf die ein oder andere Tour. Sollten Sie auch noch zufälligerweise blond sein, kommt das noch erschwerend dazu.
Falls Sie dort noch länger bleiben, kann ich Ihnen nur raten, über einheimische Frauen etwas Familienanschluss zu suchen (vorzugsweise über solche ohne unverheiratete Brüder).
Falls Sie dort noch länger bleiben, kann ich Ihnen nur raten, über einheimische Frauen etwas Familienanschluss zu suchen (vorzugsweise über solche ohne unverheiratete Brüder).
damenwahl,
Sonntag, 14. Juni 2009, 15:05
Blond bin ich gottseidank nicht. Aber man sieht mir die Provenienz natürlich an. Ich habe mir das Leben allerdings auch selbst schwergemacht, indem ich seit zwei Wochen in der Innenstadt residiere, statt in den hübschen Vororten - wo die anderen Expats sind. Umzug kommt hoffentlich nächste Woche.
arboretum,
Sonntag, 14. Juni 2009, 15:29
Vor 20 Jahren war ich mal drei Wochen in Marokko. Zum Glück hatte ich Familienanschluss, denn ich bin blond. War mitunter auch so schon noch schwierig genug.
Einmal erkundigte sich der Milchmann diskret bei meiner 14-jährigen Begleitung, ob ich verheiratet sei. Wie er mir dann mitteilte, habe er einen jüngeren Bruder in Holland, der suche eine Frau. Ich habe sofort das Brautgeld in astronomische Höhen gesetzt.
Anstrengender wurde es, wenn man mich mal für halbe Minute auf der Straße alleine oder mit etwas Abstand gehen ließ. Als ich wieder auf dem spanischen Festland war, musste ich mir erst einmal wieder abgewöhnen, dauernd auf den Boden zu schauen.
Einmal erkundigte sich der Milchmann diskret bei meiner 14-jährigen Begleitung, ob ich verheiratet sei. Wie er mir dann mitteilte, habe er einen jüngeren Bruder in Holland, der suche eine Frau. Ich habe sofort das Brautgeld in astronomische Höhen gesetzt.
Anstrengender wurde es, wenn man mich mal für halbe Minute auf der Straße alleine oder mit etwas Abstand gehen ließ. Als ich wieder auf dem spanischen Festland war, musste ich mir erst einmal wieder abgewöhnen, dauernd auf den Boden zu schauen.
nnier,
Sonntag, 14. Juni 2009, 00:52
Mademoiselle la gazelle: Dass die Komplimente gar so unglaubwürdig sind, mag ich nun nicht so sehr glauben. Aber ich erzähle auch mal von aufdringlichen Menschen. Zunächst mal all die Kopfschmerzgeplagten. Irgendwoher hatte ich als Jugendlicher vor meinem letzten Urlaub mit den Eltern, welcher uns nach Marokko führte, den Tipp bekommen, nur ja ausreichend Aspirintabletten mitzunehmen, und zwar weitaus mehr als für den Eigenbedarf, und zwar keine Generika, also nicht etwa ein billiges Präparat aus der Schmiede desjenigen Herrn, dem alles nie genug sein konnte und der deshalb am Ende den Überblick verlor, sondern das überteuerte Original. Und so besorgte ich einige Päckchen in der Apotheke, bevor wir die Reise antraten.
Auf dem Parkplatz: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
Auf der Fähre: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
In der Wüste: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
Auf der Straße: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
Und stets schnappten sie freudig grinsend nach dem Behälter, so dass ich später dazu überging, das Trägermaterial in Einzelportionen zu zerschneiden. Noch heute weiß ich nicht, was die damit gemacht haben. Aber medizinischen Zwecken schien es eindeutig nicht zu dienen.
Wissen Sie was, ich erzähle das mal irgendwann bei mir drüben, statt hier alles vollzuschreiben.
Auf dem Parkplatz: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
Auf der Fähre: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
In der Wüste: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
Auf der Straße: Ah, monsieur, j'ai mal de tête ...
Und stets schnappten sie freudig grinsend nach dem Behälter, so dass ich später dazu überging, das Trägermaterial in Einzelportionen zu zerschneiden. Noch heute weiß ich nicht, was die damit gemacht haben. Aber medizinischen Zwecken schien es eindeutig nicht zu dienen.
Wissen Sie was, ich erzähle das mal irgendwann bei mir drüben, statt hier alles vollzuschreiben.
damenwahl,
Sonntag, 14. Juni 2009, 15:07
Gnihihii - Aspirin... das ist wirklich komisch. Ich bin gespannt auf die lange Version in Ihrem Wohnzimmer - Sie sind allerdings herzlich willkommen, hier soviel zu schreiben, wie Sie mögen!
dergeschichtenerzaehler,
Sonntag, 14. Juni 2009, 20:11
Oh ja das ist typisch für diese Länder. Diese Männer können einfach nicht verstehen, wie eine Frau alleine unterwegs sein kann.
Man muss gerade den Syrern zu gute halten, dass sie uns Deutsche wirklich respektieren. Doch wenn sie dann zu Verfolgern werden ist das natürlich eine blöde Sache...
Man muss gerade den Syrern zu gute halten, dass sie uns Deutsche wirklich respektieren. Doch wenn sie dann zu Verfolgern werden ist das natürlich eine blöde Sache...
txxx666,
Sonntag, 21. Juni 2009, 02:04
Also, aus einem lang zurückliegenden (1990) Marokko-Urlaub mit meiner damaligen türkischen (!!) Freundin kann ich berichten, dass diese maghrebinische Kontaktfreude sich nicht auf alleinreisende Nordeuropäerinnen beschränkt... ; )
damenwahl,
Sonntag, 21. Juni 2009, 02:46
Mich beschäftigt einfach die Frage: Warum? Aber da müßte ich wohl die Herren hier vor Ort befragen.
txxx666,
Sonntag, 21. Juni 2009, 17:50
Vielleicht sind die Leute ja einfach generell aufgeschlossener, weil sie nicht so viel vor dem TV/PC/Handy hängen? ; )
Na gut, gewisse finanzielle und/oder sexuelle Interessen dürften meistens schon auch mit reinspielen...
Na gut, gewisse finanzielle und/oder sexuelle Interessen dürften meistens schon auch mit reinspielen...
damenwahl,
Montag, 22. Juni 2009, 23:50
Ohhhh nein, in Nordafrika sind Handys inzwischen sehr verbreitet - in Tunesien haben 55 % der Einwohner ein Handy, auch weil telefonieren hier relativ günstig ist. Das kann also der Grund nicht sein. Andererseits stimmt es natürlich: die Menschen hier sind aufgeschlossener und kommunikativer.