Welt gewaschen
Das Wetter verändert sich. Ich habe keine Ahnung, wie Sie sich die Tropen vorgestellt haben, in der Realität – und in der Trockenzeit – ist es hier jedenfalls grau. Den ganzen Tag, von morgens früh bis abends spät, war der Himmel ein fettiges, ungewaschenes, graues Bettlaken, von einem Horizont zum nächsten. Nur wenige Male war soviel Sonnenschein Licht, daß die Blumentöpfe auf unserer Terrasse Schatten warfen – und auch in jenen Fällen mußte ich erst mühsam den Himmel nach dem helleren Grau absuchen.
Manchmal habe ich Samstags ungläubig meine Fotos aus Tunesien studiert und konnte nicht fassen, daß andernorts der Himmel so strahlendintensivleuchtendswimmingpoolpostkartenhellblau sein kann.
Die lieben Kollegen versprachen Besserung, mit Beginn der Regenzeit würde das Einheitsgrau gegen abwechselnd Regengrau und Sonnenschein ausgetauscht. Darauf warte ich nun und bin sehr gespannt. Tatsächlich merke ich in den letzten zwei Wochen kleine Änderungen. Einen Abend war der Himmel graublau, oder sagen wir: zartblau, das klingt hübscher und erklärt auch besser meinen Freudenausbruch beim Verlassen des Büros (die Wachleute haben vermutlich mal wieder gedacht: die komische weiße Schnalle).
Heute morgen nun war meine Nase schneller als die Augen. Anfangs dachte ich noch: es riecht nach Herbst, aber dann stellte sich heraus: es riecht nach Regen. Der erste richtige Regen der Saison. Es muß eine ganze Menge gewesen sein, denn die Straßen sind nun keine staubigen Schotterpisten mehr, sondern Schlammpisten und überall stehen Pfützen. Vor allem aber roch die Luft wie daheim nach einem Herbstregen, sehr grün, irgendwie. Und der Himmel über dem Fluß war blaßblau und strahlte wie noch nie zuvor. Gerührt stelle ich fest, daß dieses Land geradezu schön sein kann.
Man sagt mir im Büro, das sei natürlich noch kein richtiger Regen gewesen, allenfalls ein kleiner nächtlicher Schauer – ein Vorgeschmack gewissermaßen. Im Winter mache ich hübsche Fotos von den Wasserwänden, die hier angeblich herunterkommen in der Regenzeit. Unsere Terrasse scheint sich für solche Beobachtungen anzubieten – Sie dürfen gespannt sein.

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pathologe, Montag, 31. August 2009, 12:11
Passt sich dann die Fahrerei der Einheimischen dem Wetter an? Im Sudan war es so, dass nur noch Schrittgeschwindigkeit nach Regen gefahren wurde. Nicht aufgrund profilloser, abgefahrener Reifen, was auch eine Ursache haette sein koennen, sondern weil niemand weiss, wie tief die naechste Pfuetze ist. Schlagloecher von einem halben Meter oder mehr Tiefe, bis zum Rand mit Wasser gefuellt, koennen da aeusserst tueckisch sein. Und bei meist ungeteerten Strassen kommen die eben haeufig vor.

Bezueglich der Wasserwaaende: die werden Sie vermutlich auch im Haus haben. Die Schiebefenster sind nicht sehr dicht. Und bei Starkregen kann es vorkommen, dass, den Bauarbeitern sei Dank, das Gefaelle des Fensterbrettes nach innen zeigt und sich der aussen stattfindende Regenguss als Wasserader im Zimmerinneren wiederfindet. Ebenso muss mit Pfuetzen an Aussentueren gerechnet werden oder dunklen Stellen an der abgehaengten Decke.

Aber so ein Starkregen ist auch ein Erlebnis, wenn man auf einer halbwegs trockenen Terrasse sitzen kann und dem Ganzen zuschaut.

damenwahl, Montag, 31. August 2009, 16:18
Das kann ich noch nicht beurteilen, ich denke aber schon. Mit und ohne Regen ist Fahren hier in Schlangenlinien angesagt.
Fensterbretter gibt es bei uns nicht, wir haben eine umlaufende Terrasse - allerdings hat mein Mitbewohner schon darauf hingewiesen, daß man in der Regenzeit die Fenstertüren gut schließen muß. Ich bin wirklich gespannt, was mich da erwarten wird!
Sudan... da möchte ich auch unbedingt irgendwann hin. Khartoum? Juba?

pathologe, Dienstag, 1. September 2009, 09:26
Nur Khartoum. Hier und dann mal in die Krankenakten gehen und von Juli bis Dezember 2005 lesen.

Was mir noch bluehen koennte mit dem aktuellen Arbeitgeber, das waere Merowe. Aber das ist eher unwahrscheinlich fuer meinen Fachbereich.

damenwahl, Dienstag, 1. September 2009, 11:30
Spannend. Das schöne Wort nachlesen bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Allerdings habe ich das komplexe Netz von Zusammenhängen zwischen Ihren diversen Blogs immer noch nicht begriffen...

Merowe: Umschulung? Von Pathologe auf Ingenieur?

pathologe, Dienstag, 1. September 2009, 12:08
Komplexes Netz? Ist ingenieurmaessig ganz einfach:
1) Das erste, nach Zugriffsproblemen aus dem Ausland und diversen Spamattacken stillgelegt.
2) Das Darauffolgende, in dem ich aber momentan recht selten unterwegs bin. Mangels Vorkommnissen.
3) Der Bloedsinn zum Austoben. Um das Hirn zu putzen und sich abzulenken.
4) Das themenbezogen Kritische, fuer das ich schon wieder eine neue Idee, aber wenig Zeit habe. Auch eher mit einem schmunzelnden Auge zu lesen.

Umschulung? Wieso?

damenwahl, Dienstag, 1. September 2009, 17:09
Jetzt habe ich es endlich begriffen. Wenn ich irgendwann mal arbeitslos werde, weil man meinen Vertrag nicht verlängert, werde ich all die schönen Blogs von vorne bis hinten durchlesen, von Ihnen und anderen.