Freitag, 15. Januar 2010
Arbeiten - oder auch nicht
Für mich war der Arbeitsalltag in Kinshasa wenig spektakulär. Wer etwas auf sich hält als Arbeitgeber, schafft sich einen starken Generator und eine eigene Satellitenschüssel fürs Internet an und ist damit von all den alltäglichen Unwägbarkeiten dieses Landes abgekoppelt. Mein Mitbewohner, bei einer kleinen kongolesischen NGO arbeitend, war regelmäßig schon um zwei oder drei Uhr nachmittags zu Hause, weil es im Büro keinen Strom gab – das kongolesische Äquivalent von Hitzefrei, das mir leider nie zuteil wurde. Ähnlich wie seinerzeit im tunesischen Raumschiff war ich immer in der privilegierten Situation, das Umfeld zumindest hinsichtlich der Hardware ausblenden zu können. Weniger Glück haben die geschätzten 59 Millionen Kongolesen, die keine feste, sozialversicherungspflichtige Stelle in einem der großen Unternehmen oder beim Staat haben.

Der in Deutschland sprichwörtliche Taxifahrer mit Doktortitel in Philosophie ist hier Realität. Im Gespräch mit den Wachleuten vorm Haus kann man lernen, daß sie angesichts der katastrophal hohen Arbeitslosigkeit froh sein können, für 100 USD im Monat das Haus bewachen zu dürfen, im Hof zu schlafen, in der Abwasserrinne ihre Zähne zu putzen, auf Campingkochern ihren Reis kochen und hinter den Autos ihre Wäsche zum Trocknen aufhängen zu können, denn eine angemessen Stelle für einen diplomierten Ingenieur ist ein unrealistischer Wunschtraum. Trotz des Aufschwungs im Minensektor – der durch die Finanzkrise einen deutlichen Dämpfer erhalten hat – kann das nicht verwundern. Erstens haben die großen Staatsunternehmen eher zuviele als zuwenig Mitarbeiter und stellen kaum ein, zweitens bringen die ausländischen Joint Venture Partner lieber ihre eigenen Ingenieure mit und drittens reicht ein Besuch der staatlichen Universität von Kinshasa aus, um zu begreifen, warum das so ist.

Die Universität könnte eine der schönsten der Welt sein, gleichauf mit der Pepperdine University in Los Angeles oder der Idylle am Cam. Der Campus liegt hoch über der Stadt auf einem Hügel, erstreckt sich großzügig über die gesamte Kuppe und bietet eine fantastische Aussicht über Stadt und Fluß. Das Gelände ist weitläufig, breite Schotterpisten könnten großzügige Boulevards sein, Professorenhütten könnten Professorenvillen sein und statt der schäbigen Gemüsestände und Telefonkartenverkäufer unter ihren zerfetzten Sonnenschirmen könnte man sich nette Cafés und flanierende Studenten vorstellen. Die Wohnheime waren möglicherweise vor vierzig Jahren architektonisch state of the art - heute möchte man in solchen Baracken nicht einmal mehr Tiere hausen lassen, aber die in den Fenstern aufgehängte Wäsche und Bettlaken zeugen von studentischen Bewohnern. Dem Lernen zuträglich wäre es sicher, würde der Regen nicht bei jedem Schauer in kleinen Teichen in den Fluren stehen. Möchte man sichergehen, für mehrere Stunden ununterbrochen Strom zu haben, muß man einen Generator mieten. Während die deutsche Universität sich von papierhaften Aushängen zunehmend verabschiedet, sind selbige hier ein Ausweis vorbildlichen Organisationsgrades einer Fakultät. Stundenpläne sind als Papierkärtchen in Steckbrettern einsehbar. Die Labore sehen aus wie in einem Katastrophenfilm aus den siebziger Jahren, nachdem die Bombe explodiert ist. Hier werden also statische Messungen von Baumaterialien ausgeführt? Und nebenan befindet sich das Nuklearforschungszentrum, auf das Kongolesen so stolz sind wie die Amerikaner auf die Mondlandung und die Russen auf den Sputnik? Wer es sich leisten kann, schickt die Kinder lieber auf die deutlich besser instandgehaltenen privaten Universitäten oder gleich ins Ausland. Davon abgesehen scheint jeder zu wissen, daß ein Abschluß von der staatlichen Universität entweder von außerordentlichem Durchhaltewillen zeugt, oder aber von tiefen Taschen und enormer Bereitwilligkeit zu allerlei Gefälligkeiten – jedenfalls ist er kein Beleg für eine solide Ausbildung.

Wer die Universität gesehen hat, wundert sich nicht mehr, daß Bewerber für administrative Posten in der Wirtschaft manchmal kaum wissen, was eine Bank eigentlich tut. Beauftragt man einen Absolventen der besten, privaten Universität des Landes mit fünf Jahren universitärer Ausbildung im Gepäck damit, detaillierte Protokolle zu verfassen, erhält man eine wörtliche Abschrift des Gesprächs – mit sämtlichen Fragen und Antworten, garniert mit Füllwörtern und Höflichkeiten. Bittet man ihn, einen Termin zu vereinbaren, darf man nicht damit rechnen, daß er sich im Vorfeld kundig macht, wo genau dieser stattfinden soll und wie lange die Anfahrt dauert – was schön illustriert, warum Verspätungen die Regel und nicht die Ausnahme bei Terminen ist. Überhaupt wird er im Zweifelsfall eben nicht mehr als notwendig machen. Man könnte sagen: er macht soliden Dienst nach Vorschrift – aber auch nicht mehr. Er kommt um acht oder neun, macht von zwei bis vier Mittagspause, geht zwischen sechs und sieben – das in einem Büro, wo viele die Mittagspause vorm Bildschirm verbringen und nicht vor acht oder neun Uhr abends heimgehen.

Andererseits ist der Absolvent um seine Position nicht zu beneiden: eine Stelle als administrativer Angstellter mit Universitätsabschluß wird in vielen Unternehmen mit kaum 400 Dollar im Monat entlohnt, genug für ein bescheidenes Auskommen, aber kein Anreiz für jemanden, der auch genauso gut zu Hause bei den leidlich vermögenden Eltern seinem Privatvergnügen nachgehen könnte. Berufserfahrung und Aufstiegschancen sind damit ohnehin nur verbunden, wenn man gleichzeitig jemanden kennt, der einen dem Chef andienen kann – Leistung alleine reicht jedenfalls nicht. Junge Leute, die man aufgrund ihrer Position und Verantwortung in Deutschland wohl als High Potential bezeichnen würde, entstammen vorwiegend den alten, einflußreichen Familien. Vor diesem Hintergrund fällt jungen Leuten aus gutem Elternhaus die Wahl meist leicht und sie bewegen sich lieber irgendwo im Schattenreich semi-formeller Selbständigkeit als im Korsett der Anstellung. Import-Export von Fahrzeugen, Import-Export von irgendwas anderem, Transportunternehmen mit ein oder zwei kleinen Lastwagen, oder Schwarztaxi und Botendienste auf Anfrage für ausgewählte Privatkunden – der Möglichkeiten gibt es viele und solche Optionen (wenn sie von der Familie finanziert werden) bergen immerhin eine Chance für Erfolg und Wohlstand aus eigener Kraft – während eine Position im großen Unternehmen sich nur lohnt, wenn man Beziehungen hat. Vorteil einer festen Stelle ist allenfalls der Zugang zur firmeneigenen Gesundheitsversorgung (Krankenversicherungen gibt es selbstverständlich nicht) und bestenfalls sogar firmeneigenen Schulen für die kleinen Kinder, falls der Arbeitgeber groß genug ist, mit derlei Leistungen in die Pflicht genommen zu werden. Die Sozialversicherung? Altersabsicherung? Eine zu vernachlässigende Größe. Die Rente ist lächerlich gering und im Zweifel muß man für deren Barauszahlung in der Filiale auch noch den Schalterbeamten bestechen. Die Berufsunfallversicherung? Selbständige Beitragszahler wissen oft nicht einmal, daß sich aus der Beitragszahlung Rechte ableiten, viel weniger welche Art Rechte.

Schwieriger ist die Situation für jene, deren Familien ihre Kinder nicht unbegrenzt aushalten können. Familienväter sparen sich oft die Ausbildung der Kinder – von der Grundschule bis zur Universität kostet alles Geld – vom Munde ab, in der Hoffnung, die Kinder mögen irgendwann mehr erreichen als eine subalterne Position als Fahrer oder Arbeiter. Wie bitter muß es sein, am Ende der langen Ausbildungszeit festzustellen, daß die erhoffte Zukunft ein Traum ist? Und der Junge am Ende doch nur als Wachmann ohne nennenswerte soziale Absicherung in einem schäbigen Innenhof wohnt, sich die Miete für ein Zimmer im Quartier Populaire für 15 USD im Monat zwar leisten könnte, aber niemals das Geld für die sechs Monatsmieten Kaution wird zusammensparen können? Angesichts solcher Umstände nicht zu verzweifeln, nicht die Hoffnung aufzugeben und morgens unverzagt jedem Hausbewohner einen fröhlichen Gruß zukommen zu lassen - das ist möglicherweise das Beeindruckendste, was das Land zu bieten hat.

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Freitag, 1. Januar 2010
Warum?
Herr Stubenzweig hat gefragt, warum. Warum dieses Ausmaß an Korruption, und wer ist schuld? Wir? Die entwicklungspolitische Forschung hat sich der Frage schon angenommen und zwei sich überschneidende Erklärungsansätze helfen beim Verständnis, wenn man annimmt, daß politische Institutionen und Korruption einen Gesamtkomplex darstellen, und Korruption ein Teilproblem schlechter Regierungsführung und mangelhafter Institutionen (im Sinne von Gesetzen, Mechanismen, Sanktionen) ist.

Erstens wäre da die juristische Tradition eines Landes, die sich aus der kolonialen Geschichte herleitet. In Abhängigkeit von der Kolonialmacht wird die Rechtstradition eines Landes auch heute noch entweder von den Prinzipien des britischen common law oder des kontinentaleuropäischen civil law bestimmt. Das britische common law legt – wie man nach all den Juristen-Thrillern im Fernsehen weiß – großes Gewicht auf Rechtsprechung in spezifischen Fällen, welche fast gleichrangig neben dem kodifizierten Gesetzestext stehen. Gleichzeitig gilt common law als flexibler, anpassungsfähiger an wechselnde Umstände und legt vor allem im Wirtschafsrecht mehr Gewicht auf Anlegerschutz und die Rechte des Individuums. Die Tradition des civil law geht zurück auf den römischen corpus iuiris civilis, germanische Rechtstraditionen und den franzöischen Code Civil. Der entscheidende Unterschied zum britischen Rechtskreis ist die ausgeprägte Kodifizierung des Rechts bis ins Detail, die Richtern lediglich eingeschränkte Interpretation und Auslegung erlaubt, darüber hinaus gilt civil law allerdings auch als dirigistischer, zentralistischer und räumt dem Individuum weniger Rechte ein als wesentlichen Organen oder Entitäten. Klassisches Beispiel hierfür sind im Wirtschaftsrecht die Schutzrechte von Kleinaktionären: das britische common law sieht ausgeprägte Rechte vor, das französische civil law vertraut darauf, daß Management, Großaktionäre und der Staat den Schutz gewährleisten. Zurück zur Korruption: empirische Wirtschaftsforschung zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen der Rechtstradition und wirtschaftlicher Entwicklung, vor allem im Finanzsektor. Kausale Zusammenhänge nachzuweisen ist außerordentlich schwierig, aber die gängige Theorie fußt darauf, daß das britischstämmige System einzelne wirtschaftliche Akteure besser schützt, berechenbarer und flexibler ist, und daher wirtschaftlicher Betätigung förderlicher ist als die französische Tradition.

Eines der innovativsten Forschungsprojekte der letzten Jahre denkt in ähnlicher Richtung, stellt allerdings stärker auf das von den Kolonialmächten hinterlassene Regierungskonzept ab. Die Autoren stellen die Hypothese auf, daß die europäischen Kolonialmächte zweierlei Typen von Kolonien etablierten: Nachbildungen ihrer europäischen Heimat in Regionen, die dauerhaft angenehm bewohnbar waren (z.B. die Vereinigten Staaten, Australien, Indien) und den dafür notwendigen vernünftigen, gewaltenteiligen, administrativen Bürokratie- und Staatsorganen. In so lebensfeindlichen Regionen wie Zentralafrika hingegen beschränkten sich die Kolonialmächte auf das absolut notwendige Minimum an Verwaltungsapparaten, um die Reichtümer der Kolonie auszubeuten – hier ist Belgisch-Kongo unter Leopold II. das Paradebeispiel. Die Argumentationskette ist etwas umständlich, die Autoren weisen jedoch nach, daß es einen Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit europäischer Siedler in verschiedenen Kolonien und heutigem Pro-Kopf Einkommen gibt – vermutlich, weil die Qualität der etablierten Regierungsapparate und Kontrollen bis heute nachwirkt.* Unabhängig von der wissenschaftlichen Qualität – und den hochkomplexen mathematischen Grundlagen empirischer Wirtschaftsforschung – ist der Zusammenhang zumindest intuitiv nachvollziehbar: in Südafrika kamen Siedler, um zu bleiben, bauten Straßen, Schulen und etablierten einen Verwaltungsapparat, den die erste Unabhängigkeitsregierung übernehmen konnte. Im lebensfeindlichen Kongo hingegen blieb die Kolonialgesellschaft klein, Siedler kamen für einige Jahre um reich zu werden, lieber ohne als mit Familie und entsprechend wenig wurde in das Land investiert und an die erste nationale Regierung unter Lumumba und später Mobutu übergeben.

Wer sich mit Kongolesen über Mobutu und Korruption unterhält, bekommt eine von zwei Versionen zu hören:
1) Unter Mobutu war alles besser. Kinshasa war noch La Belle, die Straßen waren gut erhalten und von Bäumen gesäumt, die staatlichen Unternehmen funktonierten, es gab genug zu essen, Schulen, Bildung, Infrastruktur und der Flughafen N’Djili war eines der großen Drehkreuze für Afrika. Allenfalls – so wird der Gesprächspartner konzedieren – gegen Ende der Mobutu Herrschaft Anfang der neunziger Jahre begann der Abstieg, als dem Diktator die persönliche Gesundheit und der Einfluß im Land gleichermaßen abhanden kamen. Freie Rede? Menschenrechte? Korruption?... wen schert das schon, wenn man genug zu beißen hat.
2) Mobutu war die Saat allen Übels. Das gesamte Regime war eine oligarchisch organisierte Kleptokratie, 140 Millionen Hektar Selbstbedienungsladen für die Elite, welche die von den belgischen Kolonialherren zur Unabhängigkeit überreichte Infrastruktur systematisch heruntergewirtschaftet hat und – schlimmer noch – sämtliche 60 Millionen Einwohner mit dem Korruptionsvirus infizierte, dessen Folgen heute allgegenwärtig sind.
Daran orientiert sich in der Regel auch die Beurteilung der heutigen Situation: erstere können einer leidlich freien Presse (Zeitungsartikel mit mäßiger Kritik kann man gegen Geld bei Journalisten und den einschlägigen Blättern mit gewünschtem Inhalt platzieren) und den in Europa gerühmten freien Wahlen wenig abgewinnen, solange der Magen knurrt. Zweitere sind in der Regel frei von existentiellen Sorgen und hegen auch zehn Jahre nach dem Ende der Alleinherrschaft Mobutus noch Hoffnung für ihr Land.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: wer ist schuld? Wir? Sicherlich – unter anderem. Die Kolonialisierung zerstörte die gesellschaftlichen Grundlagen der Stammessysteme in vielen afrikanischen Ländern, ohne einen adäquaten Ersatz zu schaffen und die Bevölkerung beim Umbruch zu begleiten und unterstützen. Ein Freund erzählte mir, in vielen Bantusprachen gebe es kein Wort für „stehlen“ – der Eigentumsbegriff sei einfach ein anderer. Konflikte und Unabhängigkeitskriege in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinterließen oftmals überforderte Persönlichkeiten und Machthaber – man schaue sich nur die Vita von Mobutu oder Samuel Doe an – in den verantwortlichen Regierungspositionen, die mit dem administrativen Erbe wenig anfangen konnten und ihr Land in die Katastrophe führten. Andererseits: nachher ist man immer schlauer und wer hätte damals – mit viel weniger sozialwissenschaftlicher und anthropologischer Forschung, dafür reichlich rassistischen Vorurteilen im Gepäck – vorhersehen können, wohin diese Nachlässigkeit führen würde. Darüber hinaus muß man sich schon fragen, warum es trotz jahrzehntelanger Bemühungen im Kampf gegen die Korruption nur wenige Fortschritte gibt. Von einzelnen Leuchttürmen der Redlichkeit abgesehen – gerne zitiert ein inzwischen abgesetzer oberster Korruptionskämpfer in Nigeria – muß man ehrliche Machthaber in den meisten Ländern suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Bei allem Verständnis für das menschliche Bedürfnis, Reichtümer für zukünftige Absicherung anhäufen zu wollen, ist die Maßlosigkeit, die nach oben kein Ende und keine Scham kennt immer wieder erstaunlich – bei europäischen Investmentbankern und Wirtschaftsgrößen aber ebenso wie bei afrikanischen Politikern. Womit wir wieder bei den Institutionen wären: Europa hat Schranken, die die menschliche Gier im Zaum halten und Grenzen setzen – das war ja allerdings auch nicht immer so. Im Mittelalter waren Bankiers und Fürsten in ein Netz aus Verpflichtungen, Gefallen und finanziellen Zuwendungen verstrickt, im Gefängnis konnte und mußte für jede Annehmlichkeit bezahlt werden und der Begriff des öffentlichen Eigentums war auch ein anderer. Der gemeinsame Nenner ist möglicherweise eine kleine, gut vernetzte Elite, die sich gegenseitig stützt. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, und so wie sich im Mittelalter Adel, Fürsten und Kirche die Macht aufteilten und in einem fragilen Gleichgewicht hielten, agieren auch die heutigen Eliten in Afrika. Die Oberschicht im Kongo ist keineswegs eine homogene Einheit: es gibt die Anhänger des Mobutu Regimes, Anhänger des aktuellen Präsidenten wie auch jene der Opposition (deren Galionsfigur Urlaub im schönen Den Haag macht), es gibt Provinzgouverneure und Prätendenten auf einflußreiche Positionen und viel Geschacher um die Zuwendungen für die verschiedenen Provinzen – aber letztlich begegnen sich alle auf denselben Hochzeiten und Taufen, die Kinder gehen in dieselbe Schule, man begegnet sich im Urlaub und im Restaurant und über allem politischem Schacher gibt es doch ein gemeinsames Interesse: ein System zu erhalten, von dem die Oberschicht profitiert. Das jedoch ist keineswegs typisch afrikanisch, sondern typisch menschlich. Der Kongo ist korrupter als Deutschland, weil es im Kongo so viel leichter ist - eine Versuchung, der ja schon mancher Konzern erlegen ist.
Bei den Gesellschaften jedoch stößt jede Entwicklungszusammenarbeit an ihre Grenzen: man kann Anti-Korruptionsagenturen und –kommissionen schaffen, Richter schulen und ausbilden, Konventionen verabschieden und verbalen Druck ausüben: eine Gesellschaft zu transformieren hingegen ist praktisch nicht möglich, es sei denn man wollte zur Kolonialherrschaft zurückkehren. Der Aufbau von funktionierenden Institutionen hingegen braucht Zeit und Geduld.

* Das Problem bei empirischer Wirtschaftsforschung ist, daß ein statistischer Zusammenhang mittels Korrelation oder Regressionsanalysen leicht nachzuweisen ist, die Kausalität hingegen nur sehr schwer. Man nehme zum Beispiel Maßzahlen für die Qualität der Institutionen (im Sinne von Gewaltenteilung, Gesetzen, Rechtsstaatlichkeit) eines Landes und GDP/Capita, wie im obigen Beispiel. Einwandfrei belegen läßt sich ein positiver statistischer Zusammenhang, aber bewirken gute Institutionen wirtschaftliche Entwicklung, oder fördern wirtschaftliche Entwicklung und Reichtum Institutionen, zum Beispiel weil sich wohlhabende Länder eher aufwendige Staatsapparate leisten können? Um die Richtung des Wirkungsmechanismus zu isolieren, suchen Wissenschaftler nach geeigneten instrumental variables - zum Beispiel Siedlersterblichkeit als Indikator für heutige Institutionsqualität, der aber eben tatsächlich nur in eine Richtung wirken kann. Nachteil der Methode ist, daß mit der Auswahl der Instrumentalvariablen die Qualität der Forschung steht und fällt und man unter Umständen mit einfach Argumenten die gesamte Hypothese aushebeln kann, wenn der Wissenschaftler eine angreifbare Instrumentalvariable gewählt hat.

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Mittwoch, 30. Dezember 2009
Jedem Mißstand seine Lobby
Die Beamten der EU-Kommission kämpfen derzeit für ihre regelmäßige Gehaltserhöhung. Da EU-Beamten, wie allgemein bekannt und leicht zu verifzieren ist, nicht schlecht verdienen, kann man die Angemessenheit der Gehaltserhöhung durchaus hinterfragen, andererseits wurden die jährlichen Erhöhungen ja nicht umsonst in eine verbindliche Formel verpackt und wenn diese Formel in gerade diesem Jahr unangemessen scheint ist das wirklich dumm. Andererseits ist es nie sehr elegant, einmal gemachte Zusagen zurückzunehmen und am Ende – unbeachtet aller finanziellen Konsequenzen – wird das ohnehin nicht gerade glänzende Image aller Streitparteien wohl weiteren Schaden genommen haben. Und die Bevölkerung der EU-Staaten wieder einmal Grund haben, über die ausufernde EU-Bürokratie und die verkrusteten Lobbying Strukturen zu lamentieren. Interessante Lektüre zu diesem Thema ist das Büchlein Postdemokratie von Colin Crouch, der Wirtschaftsunternehmen und Lobbyismus als Strippenzieher im modernen Staat sieht. Auch in unserer schönen Heimat gibt es viele sichtbare– und vermutlichen noch mehr unsichtbare – Fälle von Interessenpolitik und Lobbyismus: Beamtengehälter, wirtschaftliche Interessen großer Industrien, Krankenkassen und Gesundheitspolitik und sowieso machen ja die meisten Politiker nicht das, was sinnvoll wäre, sondern das, was am wahrscheinlichsten zur Wiederwahl führt.

Es liegt vermutlich in der Natur des Menschen, immer das eigene Interesse ohne Rücksicht auf andere durchzusetzen, sofern er irgend kann. Besonders gut kann man im Kongo. Fast immer fallen hier kollektives, gesamtgesellschaftliches und individuelles Interesse auseinander. Fast alle wesentlichen Dienstleister (Energie, Wasser, Transport...) sind seit jeher Staatsunternehmen: Dienstleister, Beschäftigungsmaßnahme und Wirtschaftsmotor in einem. Inklusive sämtlicher Behörden und Wirtschaftsunternehmen hält der Staat zumindest Teileigentum an über fünfzig Entitäten, und jede davon hat mindestens zwei Interessengruppen: die gutbezahlten Kader und die mäßig oder gar nicht bezahlten niederen Angestellten. Von Kundenlobbies hört man selten, jedoch gilt es noch die Interessen der vierzig verschiedenen Ministerien miteinzubeziehen, die allein oder gemeinsam für die Aufsicht verantwortlich sind. Alle dieser Gruppen – und ohnehin jeder einzelne für sich – denken zuallererst an sich selbst, maximieren den eigenen Vorteil und vermutlich noch den der näheren Verwandtschaft oder der eigenen Interessengruppe. Ein kollektives Interesse darüber hinaus oder Solidarität jenseits der eigenen Wohlfahrt gibt es nicht. Niemand fragt sich: welche Auswirkungen hat mein Handeln auf die Gesellschaft als Ganzes? Und leider gibt es kein Gesetz, kein Gericht und keine Institutionen, die das kollektive Interesse wirksam zu schützen vermöchten. Aus Eigennutz erwachsen harte Lebensumstände und ständiger Überlebenskampf, die wiederum den Eigennutz zur einzigen Überlebensstrategie machen. Jeder Mißstand hat eine Lobby, die von deren Erhalt profitiert, und so steckt das gesamte Land in einem kollektiven Dilemma.

Natürlich wäre es gesamtwirtschaftlich sinnvoll, hoffnungslos ineffiziente Staatsunternehmen zu reformieren, überbordende Personalbestände zu reduzieren und vergreisende Mitarbeiter in die Rente zu schicken. Dagegen sind sämtliche Mitarbeiter, die Entlassung und Arbeitslosigkeit für den Rest ihres Lebens fürchten, sogar Mitarbeiter anderer Unternehmen, und bereits Entlassene, die auf gleichwertigen Konditionen für alle Entlassenen beharren, dagegen sind diverse Gewerkschaften und natürlich – letzten Endes – Politiker, die unpopuläre Entscheidungen vermeiden. Sinnvoll wäre es auch, das Land würde sein juristisches Rahmenwerk neu strukturieren und demjenigen anderer Länder der Subregion angleichen, zum Beispiel mittels Beitritt zur Organisation pour l'Harmonisation en Afrique du Droit des Affaires. Trotz aller politischen, finanziellen, und internationalen Unterstützung jedoch hängt das Projekt immer noch in administrativen Prozessen fest, dies nun schon seit 2004. Man kann sich schon fragen, ob es möglicherweise Juristen im Lande gibt, die keine Lust haben, von einem Tag auf den anderen mit nutzlosem Wissen dazustehen und noch einmal neu lernen zu müssen, und welche Macht eine solche Lobby möglicherweise entfalten könnte in einem Land, in dem die gut ausgebildete Elite sehr klein und sehr gut vernetzt ist.

Was für große Gruppen gilt, läßt sich auch auf einzelne Mitglieder der Eliten übertragen: Ein amerikanischer Ex-Präsident kann sich als Redner oder politischer Aktivist engagieren, ein deutscher ex-Bundeskanzler als Berater der Wirtschaft oder Aufsichtsratsmitglied und im Notfall bliebe immer noch die normale Verrentung mitsamt diverser Doktortitel ehrenhalber. Diese Optionen stehen dem afrikanischen Politiker nur begrenzt zur Verfügung. Möchte er eine vernünftige Rente haben, die ihm den gewohnten Lebensstil – mitsamt regelmäßiger Flüge für die gesamte Familie in die westeuropäische Zivilisation – finanziert, muß er sich zu Amtszeiten bemühen, ein enstprechendes Gesetz auf den Weg zu bringen. Ehrenhafte Tätigkeiten für Rentner in der Wirtschaft sind angesichts des desolaten bzw. kaum existenten Privatsektors dünn gesät und sollte sich die Transition aufs Altenteil aufgrund außergewöhnlicher, gewalttätiger Umstände ergeben – in Afrika nicht eben die Ausnahme – bleibt ohnehin nur noch die Flucht ins teure Exil. Unter solchen Umständen würde jeder Wirtschaftswissenschaftler bescheinigen, daß rechtzeitige Anhäufung größtmöglicher Reichtümer auf Schweizer Bankkonten eine vernünftige Strategie darstellt, solange keine Sanktionen drohen. In jedem Fall aber eine gute Altersabsicherung für schlechte Zeiten. Ähnliches gilt für jede einflußreiche Person im Einflußkreis der Machthaber: die Kombination aus fehlender Alterssicherung, politischer Fragilität und hochgradig unsicheren Zukunftsaussichten machen es für den verantwortungsbewußten Pater Familias geradezu notwendig, in guten Zeiten für die schlechten vorzusorgen. Da dies nicht nur für das Staatsoberhaupt sondern für einen wesentlichen Teil des politischen Regierungsapparats gilt, hat niemand ein Interesse daran, entschlossen gegen derartige Mechanismen zu kämpfen. Vor die Wahl gestellt, staatliche Gelder dem Erhalt der Infrastruktur oder dem Bildungswesen zuzuführen oder den privaten Kassen, fällt die Wahl nicht schwer. Infolgedessen muß aber auch der mittlere Angestellte oder Beamte für die Schuldbildung seiner Kinder bezahlen und angesichts desolter Straßen ist ein solider Geländewagen der Mittelklasse-Limousine stets vorzuziehen. Diese Ausgaben sind von einem durchschnittlichen Gehalt nicht zu bezahlen und so hält sich jeder an der nächstschwächeren Partei schadlos, um den eigenen Vorteil zu maximieren, statt die Lebensumstände für alle zu verbessern.

Das System, sich an der nächsten schwächeren oder abhängigen Partei bei fast jeder Transaktion schadlos zu halten, zieht sich bis ganz hinunter in die untersten Ränge: auch der letzte Zollbeamte oder LKW-Fahrer nutzt seine – wie auch immer beschränkte – Macht aus, das erbärmliche Hungergehalt aufzubessern. Polizisten drangaslieren die Autofahrer in der Stadt ebenso wie LKW-Fahrer und Transportunternehmen, um aus deren erbärmlichen Löhnen ihre eigenen – ebenso bescheidenen – Gehälter aufzustocken. Der LKW-Fahrer läßt Verwandte und Bekannte unter lebensgefährlichen Umständen schwarz mitfahren und beklaut außerdem noch seinen Arbeitgeber, wenn sich die Möglichkeit bietet. Zollbeamte bessern ihr Einkommen mit Naturalentnahmen von Importen auf, wer Arbeitsplätze zu vergeben hat orientiert sich nicht nur an der Qualifikation der Bewerber sondern auch dem Nutzen im weitverzweigten Beziehungsnetzwerk.
Kollektiv wäre es sinnvoll, diesen Teufelskreis zu durchbrechen: ohne die allgegenwärtige Korruption und Schikane könnte der Staat bessere Gehälter zahlen, Bildung könnte billiger und Betrug teurer werden, die Unternehmen anständige Löhne anbieten und das Leben würde berechenbarer für alle. Tatsächlich hält sich jedoch das desolate System des Eigennutzes selbst am Leben. Gehälter werden eben nicht pünktlich oder gar nicht bezahlt, Renten sind lächerlich niedrig und so muß sich jeder um Nebenverdienste bemühen, zumeist auf Kosten seiner Mitbürger. Im Kongo hat Korruption eine ganz eigene Dimension: gemeinhin ist ein Schaden der Korruption, daß sie die Preiskalkulation für Unternehmen erschwert und die Preisbildung auf Märkten verzerrt. Hier hingegen fließen informelle Zahlungen ganz selbstverständlich bei allen Beteiligten in die Preisfindung ein. Wirtschaftsteilnehmer wissen recht gut, wieviel bei welcher Transaktion an Schmiergeldern und Geschenken zu zahlen ist, fakturieren dies in den Preis mit ein, reichen die Kosten an die Kunden weiter. 85 % der kongolesischen Unternehmen gaben in 2006 an, für Transaktionen inoffizielle Zahlungen zu leisten – aber nur 20 % empfanden dies als wesentliches wirtschaftliches Hindernis. Wer einen neuen LKW für sein Transportunternehmen anschaffen möchte, weiß aus Erfahrung, wieviel an Zollbeamten bei der Einfuhr zu zahlen ist, wieviel städtische Beamte für die Zulassung erhalten und wieviel für einen durchschnittlichen Transport in Polizistentaschen landet – das gehört einfach dazu. Der gesamtgesellschaftliche Schaden hingegen – betrifft ja nicht den einzelnen. Der Einzelne kann auch nichts dagegen ausrichten. Unternehmerische Tätigkeit im Kongo ist nicht legal zu machen – es wird immer einen Wettbewerber geben, der seine Waren mit Extrazahlungen früher aus dem Zoll holt, seinen LKW schneller zuläßt dank Zuwendungen an die Beamten, seine Umsätze unterbewertet, um Steuern zu sparen. Jeder kennt die Spielregeln, jeder macht es, viele profitieren davon und für sich genommen möchte niemand etwas daran ändern, weil die Einkommensquelle bitter fehlen würde – beim LKW-Fahrer, beim Zollbeamten und auch beim Politiker oder Unternehmer. In aller Konsequenz zieht hier eine Gesellschaft an einem Strang – leider dem falschen.

Wer solche Zustände gesehen hat – ohne jedoch jemals den Finger auf das Problem legen zu können, immer nur basierend auf vermuteten Interessen und Verbindungen – ist geradezu dankbar für die Transparenz und Öffentlichkeit im europäischen System, wo Öffentlichkeit zumindest ein breites Bewußtsein für das Problem und seine Konsequenzen geschaffen hat. Wenn man sich fragt, warum Politiker in Afrika so außerordentlich und sichtbar korrupt und untreu sind, lautet die mutmaßliche Antwort: weil sie es können. Es fehlt an verantwortungsvollen Eliten, es fehlt an verläßlichen Gesetzen, vor allem aber fehlt es an Gerichten und Institutionen, Regeln durchzusetzen in einer Welt, in der sich kaum jemand jemals an Regeln hält. Minister erlassen ministerielle Dekrete in Bereichen, wo eigentlich zwei Ministerien verantwortlich wären und ein interministerielles Dekret notwendig wäre. Botschafter im Ausland verkaufen ihre Botschafterresidenz unter dubiosen Umständen und Rechtfertigungen, und die Unterscheidung zwischen öffentlichen, zu Dienstzwecken geliehenen Gütern und Privatvermögen scheint allgemeine Schwierigkeiten zu bereiten. Politikergattinnen reisen mit Millionen in Bargeldkoffern aus und mit Reisetaschen voll Mobiltelefonen wieder ein, ohne jemals auch nur das kleinste Problem mit nationalen Behörden zu haben – weil sie es können. Jeder ist mit jedem verwandt und das wird auch so bleiben, denn nur wer Geld hat, kann seinen Kindern eine anständige Ausbildung bezahlen und so bleiben die Machthaber unter sich – jede Generation aufs Neue mit allen Verbindlichkeiten, Verpflichtungen und gegenseitigen Loyalitäten. Folglich hat der Gesamtzustand eine Lobby all jener, die davon profitieren. Wie soll man da dem Polizisten auf der Straße erklären, daß er für seine Tätigkeit bereits bezahlt wurde und daher kein Anrecht auf zusätzliche Zahlungen hat?

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Sonntag, 13. Dezember 2009
Neue Aussicht
Im Kongo dampften die Eiswürfel manchmal, wenn man das Tonic Water drüberlaufen ließ – hier dampfte gestern Abend der Rotwein im Glas, als ich kurz auf der Terrasse saß. Im Kongo beschlug die Brille beim Verlassen des klimatisierten Autos. Hier hat mich die Normalität wieder, die Brille beschlägt, wenn ich Räume betrete. Vergessen hatte ich, wie früh es im Winter dunkel wird, wie dunkel es überhaupt den ganzen Tag ist, vergessen das Gefühl, ständig kalte Füße zu haben und vergessen auch das feuchtkalte Wetter. Andererseits kann man im Winter Kleidung über die Heizung legen und vorgewärmt aneziehen – ein glücklicher Zufallstreffer gestern Abend im Bad. Ebenso verdrängt hatte ich das wunderbare Gefühl, in einem kalten Schlafzimmer das Federbett bis zur Nase hochzuziehen – die letzten Monate hatte ich allenfalls ein Laken, allenfalls über den Füßen.
Manchmal halte ich inne und wundere mich. Die Zahnbürste in der Hand, ärgere ich mich, daß die Wasserflasche neben dem Bett steht, bevor mir einfällt, daß ich Wasser aus dem Hahn nehmen kann. In der Stadt kaufe ich Noten, drei verschiedene Ausgaben gibt es von dem Werk das ich möchte, neben mir steht ein Ehepaar, das eine Querflöte für die Tochter kauft und endlos mit dem Verkäufer diskutiert. Dieser Überfluß! Zwischen all dem Weihnachtstrubel in der Stadt, mit Glühweinständen, Lichterketten und vielzuvielen Menschen komme ich mir fremd und deplaziert vor. Meine Mitmenschen kommen mir feist, zu wohlgenährt, zu zufrieden vor und ich frage mich, wie oft sie an jene Milliarden Menschen denken, denen es schlechter geht. Ein Mann auf Stelzen verteilt Werbezettel, ein zehnjähriges Kind streckt sich jauchzend danach, hüpft auf und ab, um ihm einen der Zettel abzunehmen und ich kämpfe mich den Tränen, weil ich an die beiden kongolesischen Jungs in ähnlichem Alter denken muß, die ich nachts auf der Straße im Dreck haben schlafen sehen, ineinander gerollt, der Ältere den Jüngeren im Arm. Kein Kind sollte so aufwachsen müssen, keines.

Freitag Abend hatten meine Eltern langjährige Freunde zu Besuch, beide Lehrer, politisch und sozial sehr engagiert, keine Kinder. Kongo verorten sie – ganz richtig – irgendwo in Afrika, über „Kinshasa“ stolpern sie einige Male, und die interessierten Rückfragen versiegen irgendwann – was ich zu erzählen habe ist zu fremd. Die Tischgespräche über Bildung und Familienpolitik, den Umgang mit Suchtkranken und Familienstreits an Weihnachten führen mir vor Augen, wie weit weg mein Leben – nicht nur räumlich – von meinem ursprünglichen Umfeld ist. Ich habe Kollegen, die Langstreckenflüge nach Dubai oder Washington hinnehmen wie die Freunde meiner Eltern eine Fahrt in die nächstgrößere Stadt und die Ex-Kollegen in Frankfurt den Flug nach London. Auch mir geht die naive Unschuld bei Langstreckenflügen langsam verloren: ein Flug ist ein Flug ist ein Flug, und nicht mehr der Anfangspunkt eines großen Abenteuers. Im heimatlichen Umfeld bin ich ein Exot, der weiter und länger gereist ist als die meisten anderen, und erlebt hat, was andere in Büchern lesen. Und damit bin ich die einzige. Es gibt sonst niemanden mit meinem Lebensweg im Bekanntenkreis meiner Eltern, keine ehemaligen Schulkameraden, keine Kinder von Freunden, keine entfernten Verwandten. Mit Details halte ich mich zurück, denn sonst ernte ich verwunderte Blicke und hochgezogene Augenbrauen. Kakerlaken in der Küche? Vierundzwanzig Stunden ohne Strom? Ein eigener Fahrer, tagtäglich? Ich bin dankbar für das Privileg meiner Erfahrungen, aber hier zu Hause macht es mich einsam – ich habe Heimweh nach Kinshasa und nach Kollegen, die meine Erfahrungen teilen.

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Donnerstag, 10. Dezember 2009
Kampfplaudern
Letzter Tag, letztes Meeting. Ein völlig desolates Büro – und das soll ein Ministerium sein? Leere Tische, ein paar Regale mit wenigen Ordnern. Zwei Computer, gesprungene Fliesen, Dreck in allen Ecken, mit Tesa befestigte Papierzettel weisen den Weg. Man sagt mir, mein Gesprächspartner sei noch nicht gesichtet worden, und plaziert mich in einem Büro mit einem weiteren leeren Schreibtisch. Ein mageres Bürschchen mit dreistem Gesicht fläzt sich im Stuhl gegenüber. Das Hemd am Kragen zu weit, der Krawattenknoten schief, die Schuhe aus Plastik, so hängt er auf der anderen Seite des Tisches in einem klapperigen Bürosessel.
Er sei IT-Mitarbeiter hier im Hause, habe aber auch Entwicklungspolitik studiert, und jetzt arbeite er hier im Cabinet de Ministre, für die Computer sei er verantwortlich. Und ich?
Ich habe keine Lust auf Gespräche, noch viel weniger mit ihm, und nenne knapp meinen Arbeitgeber. Ach!... da wolle er ja auch gerne arbeiten, er habe sich auch schon oft beworben, leider immer erfolglos. Ich kommentiere, daß perfektes Englisch unbedingte Voraussetzung sei und fixiere wieder die trostlose Aussicht draußen. Er wolle aber wirklich sehr gerne dort arbeiten.... und mit Kontakten sei es bestimmt viel leichter. Er habe aber doch schon Arbeit, hier im Ministerium, erkundige ich mich? Das sei ja nicht mehr als ein Zeitvertreib... und wenn er nur von jemandem eine Empfehlung bekommen könne... . Ich bedauere und entschuldige mich. Überhaupt, führt er nun in aller Länge aus, möge er sich gerne mit Menschen unterhalten, Kontakte knüpfen, mit Ausländern ganz besonders – das sei ja so erbaulich und spannend und nützlich.
Jetzt fragt er nach meiner Nationalität, Amerikanerin vielleicht, rät er? Nein, ich sei Deutsche. Ah! Deutschland - ein so schönes Land. Und würde ich Weihnachten also in Deutschland verbringen? Ja, bestätige ich, ebenso wie mein Mann und die Kinder, und hole mein Handy raus und fange an, Nachrichten zu tippen. Also, Deutschland, das sei ja ein sehr schönes Land, da habe er schon immer mal hinreisen wollen... sei es denn sehr schwierig, ein Visum zu bekommen? Ich bekenne meine Unwissenheit. Er läßt nicht locker, fragt nach Prozeduren und Dokumenten, unbeirrt davon, daß ich mich vollständig von meinem Handy einnehmen lasse. Ich erkläre, daß Dokumente und Prozeduren als Inhaberin eines deutschen Passes nun wirklich nicht mein Problem seien.
Einen Moment verstummt er. Überlegt. Reitet dann die nächste Attacke: ob Deutsch eine schwere Sprache sei.... er würde ja so ungemein gerne Deutsch lernen... ob ich ihm nicht Deutsch beibringen könne. Ich bedauere, ich sei keine Sprachlehrerin. So langsam werden die Pausen größer zwischen seinen Einlassungen, während ich wahllos Nachrichten an alle möglichen Leute schreibe, um das Gespräch zu unterbinden. Was mir an Kinshasa denn besonders gefallen habe? Das nun, ist eine schwierige Frage: die Geldgier der Einwohner? Die kaputten Straßen? Die schikanösen Polizisten? Die Notwendigkeit, bei der Arbeit hinter allem und jedem herlaufen zu müssen? Die Dreistigkeit, aus allem Nutzen schlagen zu wollen? Alles keine guten Antworten. Ich rette mich in die Schönheit des Landes.
Nach einer weiteren Pause versucht er es erneut: er würde ja wirklich so besonders gerne für meinen Arbeitgeber arbeiten! Ich erkläre, inzwischen schnippisch und genervt: da würde aber morgens um neun schon hart gearbeitet – keine Zeit für angenehme Plaudereien. Ha! Das passe perfekt, er sei ein sehr fleißiger Arbeiter und lange Überstunden gewohnt, stets sei er der erste im Büro, schon morgens um sieben, und auch der letzte, der abends geht.
Ich schaue ihn zweifelnd an, wie er so in seinem Stuhl hängt, konzentriere mich wieder auf mein Telefon und werde endlich von meinen eintreffenden Gesprächspartner erlöst.

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Mittwoch, 9. Dezember 2009
Trouvaillen
Vorgestern mit einer Freundin Picknick am Pool veranstaltet – da ich kein Zuhause mehr habe, hatten wir Brot, Käse und Wurst, Oliven, Hommos und Wein gekauft und uns damit an den Pool gesetzt. Die Frösche quakten immer lauter, der Himmel leuchtete unter Blitzen immer schöner, bis das Gewitter mit schweren Regentropfen bei uns ankam, aber da hatten wir zwei Flaschen schon fast geleert und uns blendend unterhalten. Unter anderem darüber, daß Kinshasa einem der Männergeschmack verwirrt. Aber das wissen Sie ja schon, die Sie andauernd über erfolglose Dates mit dem schönen Franzosen lesen müssen. Heute Abend ein letztes Mal.
Davon abgesehen kämpfe ich mit Abreisestress, nachdem ich im Gefolge der Kreditkartenprobleme letzte Woche mein Limit gesenkt hatte, konnte ich heute meine Hotelrechnung nicht bezahlen, ich habe noch zwei Termine, muß meine neuen Kleider bei C. abholen, habe bereits alte Kleider meinem ehemaligen Chauffeur D. gegeben – der mit den sieben Kindern, einem wird’s schon passen – und weil so beschäftigt bin, heute nur Stilblüten.

Auf diversen Ausfahrten in den letzten Wochen gesammelt: Perlen im Shopping- und Dienstleistungsparadies Kinshasa.

Habillement Bitshilux

Ommellette

Alimentation Magnificat

Clinique Vétérinaire „Le Bourgois“

Minibus "Cherche Bataille"

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Montag, 7. Dezember 2009
Frühstücksgespräche
Stellen Sie sich vor, Sie sind Gast in einem Hotel in einem Land mit einer größeren UN Peacekeeping Mission und schätzungsweise 1,4 Millionen Internally Displaced Persons, also nationalen Flüchtlingen. Sie betreten morgens den Frühstücksraum, lichtdurchflutet, afrikanische Dekoration, ein nettes Frühstücksbuffet. Sie setzen sich in die letzte freie Ecke, nebenan sitzt ein junger Mann, gegenüber dem Buffett ein Pärchen jenseits der fünfzig, in der letzten Ecke ein sehniger, durchtrainierter Amerikaner in Cargo-Hosen und T-Shirt, markante Gesichtszüge, Bürstenhaarschnitt, der in Ruhe sein Frühstück verzehrt. Auftritt Amerikaner Nummer Zwei, auch großgewachsen aber kräftiger, mit einer kleinen Pancake-Hamburger-Speckschicht über den Muskeln, gleichfalls Bürstenhaarschnitt, Freizeitkleidung. Zielstrebig begrüßt er Amerikaner Nr. 1 und eröffnet nach kurzer Begrüßung das Gespräch in einer Lautstärke, die einem amerikanischen Kasernenhof angemessen gewesen wäre:

Nr 2: I was wondering, are you an endurance type of guy?
Nr. 1: ahem…
Nr. 2: I mean, are you an endurance type of guy, are you doing marathon, workouts, endurance sports?
Nr 1: Yeah, I do, I do marathon, running, swimming…
Nr 2: Because, I have this idea that I would like to explain to you and hear your opinion, so, let me tell you. […], the insurgents, I have been thinking about how to track them down […] have been wondering how long one could endure in such a country, being on the run. What do you think?
Nr 1: Well, I don’t know, that would probably depend on the situation and […]
Nr 2: Yeah, but, with all the strains, heat, hunger and thirst and no food, being hunted and the constant fear of being identified and killed, how long could an insurgent run and hide and evade military forces?
Nr 1: Ah, I really don’t know, considering circmstances… .
Nr 2: Well, according to your experience, what could our guys endure in training, how far and how long could they run and hold out in such a situation?
Nr 1: That’s hard to say, I mean, the fear of being tracked down and killed makes one endure longer, so forces in training camp are really not comparable to that …
Nr 2: I understand, but, you see, I have been thinking about this plan to include the villages in the identification of insurgents. … I mean, those guys are on the run, so if they come to a new village where they don’t know anyone, if you could only get the villagers to help identify them […]
Nr 1: Correct.
Nr 2:. […] considering the villages, if they had a legal force outside of them – I mean, villagers should be able to identify […] either they don’t belong there or are absolutely legimitate […] now: the guiltier they are, the more they’ll run! Out of fear.
Nr. 1: Hahaha,… out of fear
Nr. 2 So to me it’s like this: if you run, then you’re guilty
Nr. 1 Well […]
Nr. 2 My idea is, this is a model, we’re talking about power in this country– and how much power does a village chief have, how much does he know… the question is, if he had a force, so to speak , his own police, could he […] each village is different… don’t want the bad guys in the family… the bad ones…
[…]
Nr 1: Correct. […] That’s what I was thinking […]
Nr 2: You’re right, you’re absolutetly right, if you get a bunch of them apart […] Part of the identification process depends on that the village creates a council, the elders on the village council, so that you can separate the wheat from the chaff?
Nr 1: […]
Nr 2: Also, we should consider influence for money, what they get out of going out there, cause, all there is is danger and death, here at least there is hope for life, […] so we need a mechanism for us to exploite the village knowledge, get money to a village, have a bottom-up approach…
Nr 1: Correct [...] village [...] problem... .

Weiterhin kann man sich vorstellen, ein solches Gespräch würde sich irgendwann kolumbianischen Drogenbaronen und Guerilla Taktiken zuwenden, und außerdem wären Sie irgendwann mit dem Frühstück fertig und hätten eine Verabredung zum Souvenir-Shopping auf dem lokalen Andenkenmarkt. Einen Moment allerdings hätten Sie sich gefragt: sollte den Herren vielleicht jemand erklären, daß es keine übermäßig gute Idee ist, in einem Hotelfrühstücksraum derartige Ansichten zu äußern? Andererseits wäre ein solches Gespräch - hätte es denn stattgefunden - natürlich hervorragend geeignet gewesen, Vorurteile zu bestätigen, vom Unterhaltungswert ganz abgesehen.

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Freitag, 4. Dezember 2009
Lauter kleine Abenteuer
Habe ich schon mal erwähnt, daß es hier nie langweilig wird? Also: es wird hier nie langweilig. Anfang der Woche zum Beispiel hatten mein Fahrer und ich ein weiteres freudiges Zusammentreffen mit unserem Freund und Helfer, der Polizei. Schande auf sein Haupt, er hatte nicht geblinkt beim Spurwechsel! Flugs wurden seine Papiere einkassiert, wir parkten auf dem Seitenstreifen und die Polizisten begannen zu betteln verhandeln. Ich erklärte, kraft meines Arbeitgebers sei es mir leider unmöglich, hier einzugreifen, nach zehn Minuten stieg ich aus, und stöckelte mit meinen Pumps durch den Dreck. Das macht Eindruck und hilft oft schon etwas, die Herren entschuldigten sich wortreich für die Unannehmlichkeit, aber es kostete mich trotzdem eine Zigarette, die Papiere zurückzuerhalten. Eine deutliche Verbesserung im Vergleich mit den ursprünglichen Forderungen, aber im Nachhinein fühlte es sich doch wie eine Niederlage an.
Mittwoch Abend dann Besuch von meinem ehemaligen Fahrer, der seit Wochen ein Geschenk übergeben möchte. Erst habe ich es aufgeschoben, dann war ich tatsächlich verhindert, dann sagte er ab, dann sagte ich ab, gestern Abend nun endlich auf ein Bier bei mir. Das Geschenk war hübsch verpackt in einer Plastiktüte mit Leo-Print, pinkfarbenem Geschenkpapier, einer wunderbar scheußlichen Karte – in gebrochenem Deutsch! – und einem Kästchen. Darin ein Armband mit Aufschrift – nicht ganz mein Name, aber fast und über die paar Buchstaben mehr will ich mich nicht beklagen. Während ich mich noch wunderte, womit ich das verdient habe, erklärte er wortreich, er wolle nunmehr sein Import-Export Geschäft mit Autos aus Kanada ausweiten, und deutsche Autos seien ja so! gefragt in Kinshasa. Ich bin hoffentlich seinen Erwartungen gerecht geworden, habe meine Hilfe bei zukünftigen Fragen angeboten und einige Hinweise gegeben, dann kamen schon deutsche Freunde zum Abendessen. Der Abend wurde entschieden zu spät und Termine morgens um acht sind auch keine gute Idee nach einem solchen Abend. Mein derzeitiger Fahrer kennt Kinshasa-Gombe wie üblich schlechter als ich, aber inzwischen habe ich gelernt, meine Gesprächspartner nach genauen Wegbeschreibungen zu fragen und so gelange ich doch ans Ziel. Morgens dann beeindruckende Sicherheitsvorkehrungen, man hätte sich beinahe in Kabul wähnen können. Das Auto fuhr in eine Schleuse, die Reifen wurden mit einem Gerät geprüft, das Innenleben unterhalb der Motorhaube inspiziert, bevor wir einfahren durften. Meine Handtasche wurde ebenfalls kontrolliert, meine Kamera mußte ich abgeben und mein Gastkärtchen ordentlich an den Ausschnitt heften. Das Gespräch war dann leider weniger spektakulär, aber leidlich informativ.
Spektakulär war dafür ein Termin am Nachmittag mit jemandem, der in einem der ärmeren Viertel einen Straßenhandel betreibt. Nach der morgendlichen Sintflut kämpfte unser Fahrer sich klug durch die verschlammten Straßen, vor uns verschwand ein Minibus bis über die Räder in einer teichgroßen Pfütze, bis wir auf einer kleinen Kreuzung hielten. Nach dem morgendlichen Regenguß befürchtete ich schon das schlimmste, aber der Geschäftsmann schlug ein kleines Resto um die Ecke vor. Ob Madame nicht lieber mit dem Auto die Straße überqueren wolle? Ich lehnte ab, hüpfte tapfer über riesige Pfützen und bedauerte wieder einmal, keine Gummistiefel mitgebracht zu haben. Ein schäbiger Innenhof, halb überdacht, ein Getränkehändler, zwei Geschäftspartner in Bürokleidung beim mittäglichen Bier, nebenan eine Tür, aus der laufend junge Männer mit Gitarren und Lautsprechern kamen und unterm Vordach eine ganze Gruppe junger Leute, die sangen. Einfach so, für sicherlich zwanzig Minuten. Von irgendwoher kam Musik vom Band und die zehn saßen im Kreis und sangen laut mit. Für uns wurden neue Stühle aufgebaut, ich bestellte eine Runde Getränke auf meine Rechnung, und beschränkte mich im übrigen aufs Zuhören und protokollieren: mein Gesprächspartner sprach so wenig Französisch, daß mein kongolesischer Kollege alle Antworten übersetzte – aber das Gespräch war sehr interessant und nett. Nebenbei tätige Entwicklungshilfe geleistet und erklärt, wie man ein Bankkonto eröffnet.
Gestern Abend dann Koffer gepackt, heute ziehe ich um ins Hotel, ein letztes Glas Wein auf meiner wunderbaren Terrasse, und ansonsten: Planung von Abschiedsessen. Am Freitag mit Freunden, am Samstag Party, am Sonntag Weihnachtsglühwein, am Montag mit der I., am Dienstag mit der J. und am Mittwoch – hoffe ich auf Herrenbegleitung.
Heute morgen nach dem ersten Termin noch schnell im Supermarkt Milch kaufen – der Kaffeekonsum steigt mit der Ermüdung – und bei der Gelegenheit Geld abheben. Bei der Ankunft am Supermarkt war der Automat defekt. Beim Verlassen funktionierte er wieder, also schob ich meine Karte ein, forderte Geld an – und dann hing der Rechner. Die Karte noch drin, das Geld ebenso. Eine Telefonnummer gab es nicht, die Sicherheitsleute wußten auch nicht weiter und mein Handy war leer. Beim Popcorn-Verkäufer um die Ecke durfte ich mein Telefon anschließen, versuchte, jemanden mit Beziehungen anzurufen, leider erfolglos. Ich schickte meinen Chauffeur los in die Bankzentrale zur Berichterstattung und wartete vor dem Automaten – stets darauf gefaßt, der Rechner möge sich erholen und meine Karte doch noch ausspucken. Unverrichteter Dinge kehrte mein Fahrer wieder, aber schließlich hatte ich am Telefon Erfolg, der Automat sei nun abgeschaltet und könne meine Karte keinesfalls zugunsten zufälliger Passanten plötzlich wieder herausgeben. Der Techniker jedoch habe erst nachmittags Zeit, solange möge ich mich bitte gedulden und später in die Hauptstelle kommen.
Daraus gelernt: keinesfalls am Tag vor dem Abflug Geld abheben wollen. Außerdem guten Vorsatz engelsgleicher Geduld trotz aller Unannehmlichkeiten eingehalten.

[Edit: Umziehen ist nicht. Ich trage meinen Koffer ganz sicher keine acht Etagen zu Fuß hinunter, und möchte diese Schwerstarbeit auch meinem Fahrer nicht zumuten. Stromausfall. Wann der Strom wiederkommt? Weiß man nicht. Haha. Auf dem Rückweg im Telefonladen vorbeigeschaut und Nummer registriert, damit man mir das Telefon nicht abschaltet. Warum ein Staat, der nicht mal ein verläßliches GDP berechnen kann, die Nummern und Daten sämtlicher Prepaid-Karten Besitzer braucht, erschließt sich mir nicht, aber sei's drum.]

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Donnerstag, 3. Dezember 2009
Flug umgebucht auf den 10.12. Weihnachtskekse, Tee und Kerzenschein, ich komme!
Jetzt kann ich wahrhaftig und endlich die Tage abzählen, bis ich wieder zu Hause bin. Sie dürfen mir die Daumen drücken, daß ein guter Engel mich auf dem Langstreckenflug in die Business Class hochstuft, das habe ich nach alle den Flügen in 2009 wahrhaftig verdient.

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Zur Ablenkung
Zu schreiben gäbe es genug, allein mir fehlt die Zeit.

In der Zwischenzeit: als mir ein Kollege von diesem Projekt erzählte, vermutete ich zuerst einen Scherz. Dann fragte ich mich: leben wir in derselben Stadt, die Bauherren und ich? Und nun: wie sich wohl der Dubai Crash auf die Finanzierung auswirken mag? Besonders empfehlenswert das kleine Video. Aber Sie sehen: es gibt im Kongo Menschen mit Visionen.

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