Donnerstag, 18. Juni 2009
Eingezogen
Endlich wieder ein bißchen mehr eigenes Reich in der Fremde. Drei Praktikantinnen, hunderte Mücken, eine Handvoll Kakerlaken und ich wohnen nun zusammen in einem Apartment, das alle funktionalen Erfordernisse erfüllt.
Es gibt vier Zimmer, alle mit Einbauschrank, Bett und Nachttisch: zwei zum Hinterhof, zwei zur Strasse, eines hat Klimaanlage, eines eine Nachttischlampe und eines eine Kommode. Funktional, eben.
Wir haben uns hübsch aufgeteilt, ich habe in völliger Anspruchslosigkeit das Zimmer ohne Annehmlichkeiten genommen, dafür allerdings die weichste Matratze für meinen wehen Rücken erbeten und wurde für meine Großmut im Nachhinein von höheren Mächten belohnt: ich habe die einzige europäische Steckdose der gesamten Wohnung in meinem Zimmer (alle anderen sind schmaler, so daß dicke Laptopstecker und dergleichen nicht passen).

Vom Fenster und Balkon aus kann man den Lac Tunis sehen, die Wohnung liegt günstig und das tote Katzenbaby, das bei der Besichtigung im Hof lag, wurde auch entsorgt. Kakerlaken sind hier leider ein beinahe unvermeidliches Übel und angesichts der sich abzeichnenden Unzulänglichkeiten meiner Mitbewohnerinnen in hausfraulichen Angelegenheiten scheint ein Kampf aussichtslos. Einfach gesagt: wer nicht putzen und lüften will, muß mit Ungeziefer leben. Ich tröste mich, daß es nicht für lange ist und ich jetzt einen eigenen Balkon habe, auf dem ich nicht mit ungebetenen Verehrern konversieren muß. Sondern ganz in Ruhe das verrückte Luftkarussell der Sperlinge in der Abenddämmerung beobachten kann.

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