Donnerstag, 19. November 2009
Prinzessin im Turm
Selten habe ich an einem Tag so viele Facetten dieser Stadt erlebt wie gestern. Morgens war ich in den tiefsten Niederungen von Kinshasa, im Schlachthofviertel, wo mein Fahrer – immer noch der unselige Willy – und ich einem Gesprächspartner durch labyrinthisch schmale Gänge mit kaum zwei Zentimetern Platz rechts und links neben dem Geländewagen gefolgt sind, um in einem entsetzlich scheußlichen, aber überraschend feudalen und sauberen Restaurant über sein Geschäft zu sprechen. Zuerst allerdings – haben wir gebetet. Ich war so überrascht, daß ich die Absichten meines Gesprächspartners erst begriff, als er schon beim Amen angekommen war. Danach habe ich im zweifelsohne schönsten Viertel – Mont Ngaliema, seinerzeit Wohnsitz der Schönen und Reichen unter Mobutu – ein weiteres Gespräch geführt. Es gab Bürgersteige – intakt über etliche Meter und nicht unter Schutt verborgen. Es gab hübsche Grünanlagen, traumhafte Villen und natürlich eine wunderbare Aussicht über den Fluß. Abends war ich in meinem bevorzugten Fluchtrestaurant, dem „Fleur de Sel“ mit dem schönen Franzosen essen und für mein Risotto mit Waldpilzen und dreierlei Käse hätte sich kein gutes Restaurant in Europa schämen müssen. Meine Bescheidenheit – Vorspeisenportion und kein Nachtisch – war allerdings verfehlt, denn zu Hause empfingen mich völliger Stromausfall, acht Etagen Treppensteigen und das hier:



Auf jeder Treppenflucht eine. Und so thronte ich wie eine Prinzessin in ihrem Elfenbeinturm über der Stadt und erfreute mich an der nächtliche Aussicht. Zukünftig bitte: Köngliche Hoheit, statt Frau Damenwahl.

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