Sonntag, 13. September 2009
Geldgeldgeld
Ein völlig unvorstellbares Detail, an das man sich unglaublich schnell gewöhnt, ist die Dollarisierung der Wirtschaft hier. Neben dem Franc Congolais, in 50, 100, 200 und 500 Franc-Scheinen, kann man überall auch mit Dollar bezahlen. Münzen habe ich seit acht Wochen nicht mehr in Händen gehalten. Gibt es nicht. Mehr noch: mit Dollar kommt man weiter als mit Franc. Als die Währung etabliert wurde, war der Wechselkurs ungefähr zwei zu eins, sagt mir jemand. Heute ist ein Dollar 750 oder 800 Franc wert. Wenn ich mittags ein Sandwich für 6 Dollar in der Bäckerei kaufe und mit zwanzig Dollar bezahle, bekomme ich 10 Dollar und 3.000 Francs zurück. Ungefähr, das ändert sich täglich. Franc verwendet man im Wesentlichen zum Trinkgelder geben und nach einer Woche hat man genug an Rückgeld gesammelt, daß sich das Portemonnaie kaum noch schließen läßt, zahlt einmal einen zehn Dollar Betrag mit Franc und hat wieder Luft in der Tasche. Was im Alltag eine simple Unannehmlichkeit für mich bedeutet, ist für das Land jedoch ein riesiges Problem. Läden müssen Kassen anschaffen, die Kassenzettel in beiden Währungen fakturieren können. Die Zentralbank braucht ein Zahlungssystem, das mit beiden Währungen umgehen kann. Unternehmen müssen Bilanzen in beiden Währungen aufstellen, wollen sie nicht in die Schmuddelecke abgeschoben werden. Und wirklich jeder kämpft mit der Volatilität des Franc und den sich ständig ändernden Wechselkursen. Im Supermarkt bezahle ich an der Kasse mit Dollar, dann geht einer der Hiwis dort zu einem Schalter, dort wird das große Rückgeld in Dollar abgezählt und die Kassiererin gibt mir den Rest in Franc heraus. In einem anderen, etwas bescheideneren Etablissement des Lebensmitteleinzelhandels ist die Kasse mit Dollar gefüllt, dafür hat die Kassiererin unterm Tisch einen Schuhkarton mit Franc, aus dem sie die Restbeträge auszahlt.

Kurios für den Besucher von auswärts ist der diskriminierende Umgang mit den verschiedenen Scheinen. Die Franc Scheine sehen ziemlich häufig so schmuddelig aus, daß man ihnen gerne man eine Geldwäsche angedeihen lassen, oder sie vielleicht in S*grotan einweichen wollen würde. 100er und 500er sind sich ohnehin sehr ähnlich und vor lauter Siffigkeit dann endgültig nicht mehr zu unterscheiden. Vor kurzem kam mir ausnahmsweise mal ein völlig neuer Franc Schein in die Hände – eine Serie aus dem Jahr 2002. Andere 2002er sind hingegen völlig zerfleddert. Die kongolesische Münze hat vermutlich ihre Arbeit schon vor Jahren eingestellt, schließe ich daraus, mangels Nachfrage. Dollar Scheine hingegen – müssen makellos sein. Ein Franc Schein darf gerne fünf Mal zusammengeklebt sein, das nimmt ihm nichts von seinem Wert. Einen Dollar Schein mit haarfeinem 2mm Riß hingegen können Sie genauso gut zum Zigaretten Drehen verwenden. Ich trage seit acht Wochen einen solchen mit mir herum und bin ihn nicht los geworden. Serien, die älter als 2000 sind, kommen als Zahlungsmittel ebenfalls nicht in Frage und auch wenn es sich manchmal anbieten würde, mit Ein-Dollarscheinen kleine Beträge zu bezahlen (um ein Rückgeld von 8000 Francs zu vermeiden, ein solches Päckchen würde schon fast einen Geldkoffer rechtfertigen) muß man schon gut verhandeln, um diese an den Mann zu bringen. Letztes Wochenende war ich auf einem Markt Souvenirs kaufen, am ersten Stand händigte man mir zehn Dollar in Einern als Rückgeld aus.
Am zweiten Stand wollte man diese jedoch nicht akzeptieren. Erst als ich von meinem Kauf zurücktrat und erklärte: entweder diese Scheine oder gar keine – haben sie es sich anders überlegt, und knurrend die Einer akzeptiert.
Wenn Sie mich jetzt fragen: warum der ganze Aufwand, muß ich meine völlige Unwissenheit bekennen: ich akzeptiere es einfach als eine weitere Irrationalität in diesem völlig verrückten Land.

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