Donnerstag, 21. Oktober 2010
Ach und Weh
Für die Seele: laufen, auf dem Berg. In der einen Richtung bereits der Vollmond, in der anderen ein spektakulärer Sonnenuntergang, der ganze Himmel rosarot-pastell, mit glitzernden Kondensstreifen. Keine Kühe mehr. Nur Stille. Danach Mozart, Sonaten für Klavier und Violine. Auch für die Seele.
Die heute einiges einstecken mußte. Ich habe mir entschieden zuviel Arbeit aufgeladen und komme kaum noch hinterher mit Hausaufgaben, Nacharbeiten, Vorlesungen. Irgendwo sitzt außerdem jemand, der Papierpfeile auf mich abschießt, jeden Tag neue administrative Aufgaben, Erstattungen für die Bahn, Steuerfragen, Versicherungsangelegenheiten, Sommerkurse, Mails. Ein Berg von Papierkram, der nicht kleiner werden will und an meiner Aufmerksamkeit zehrt.

Ich breche alle Rekorde in meinen Bemühungen, morgens aufzustehen: drei Wecker. Den ersten ignoriere ich so vollkommen, daß ich mich an sein Klingeln meist nicht einmal erinnere. Den zweiten ebenfalls, beim dritten ist das unmöglich: ein schepperndes, altes Aufziehding. Das ist der, bei dem ich eigentlich wirklich, jetzt sofort, unbedingt aufstehen sollte. Meistens drehe ich mich trotzdem noch mal um, überlege, was ich anziehen soll, oder vielleicht doch einfach liegenbleiben. Habe ich mich endlich hochgequält, ist es so spät, daß ich die Hälfte der Tage ohne Frühstück in die Uni stürze.

Mittags kämpfe ich heroisch gegen das Postmahlzeit-Tief. Will nur den Kopf auf den Tisch legen und schlafen, aber wenn jemand reinkäme? Mich so sähe? Ruf endgültig ruiniert als Faulenzer, das geht nicht. Also stiere ich stumpf auf den Bildschirm und mühe mich weiter. Ab sechzehn Uhr kämpfe ich gegen Wunsch, heimzugehen, auch hier schlage ich mich wacker, unterstützt von etlichen Bechern Kaffee. Vorgestern hatte ich beim Anblick der Unterlagen ein Déja-vu, ich glaube, ich habe tatsächlich von Vorlesungsfolien mit Formeln geträumt, die vorige Nacht.

Vor dem Träumen jedoch kommt die Schlaflosigkeit. Abends gehe ich voller guter Vorsätze zeitig ins Bett, und liege dann wach, kreise gedanklich um dumme Probleme und die kleinen Sorgen des Alltags. Das Stipendium für den Sommerkurs. Das andere Stipendium. Die Sorge um die Versicherung. Die anstehende Klausur. Die unbeantwortete Mail. Tausend Kleinigkeiten fallen mir ein, panisch schreibe ich nachts noch Mails, stehe um Mitternacht wieder auf und sortiere Unterlagen, oder sitze am Fenster und rauche – aus Prinzip, um der Probleme Herrin zu werden.

Heute dann eine Absage nach der anderen. Die Ohrfeigen kamen so schnell – patsch! patsch! patsch! - daß ich kaum Zeit hatte, die andere Wange hinzuhalten. Immerhin: aller Sorgen solcherart auf einen Schlag enthoben, gibt es wirklich keinen Grund, heute Abend wachzuliegen. Ich werde ganz wunderbar einschlafen und von schönen Dingen Träumen, dessen bin ich gewiß.

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Tag 21 – Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Ganz klar: noch mal Zoe Jenny.

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