Samstag, 23. Oktober 2010
Tag 23 – Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat
Schwierig. Ich mag dünne Bücher grundsätzlich nicht - davon hat man so wenig. Kaum hat man sich angefreundet, ist das Vergnügen wieder vorbei. Es gibt durchaus Tage, wo ich im Buchladen systematisch alles anschaue, was mehr als vielversprechende 500 Seiten hat.

Wenn ich jetzt also ein sehr schmales Buch suchen soll, ist die Auswahl begrenzt. Ich habe einige Novellen (Fontanes Grete Minde in einer sehr schön illustrierten Ausgabe, Tolstois Kreutzersonate). Vermutlich ist das dünnste Buch irgendwas von Khalil Gilbran, aber das fand ich so doof, daß es in eine Schmuddelecke verbannt wurde.
Nach eingehender Prüfung der Kandidaten: William Shakespeare, Einundzwanzig Sonette. 95 Seiten. Deutsch in der Übersetzung von Celan, aber auch auf Englisch. Ich glaube, ich habe das mal gekauft auf der verzweifelten Suche nach einem Sonett, das ich liebe und seit der ersten Lektüre in der Schule nicht wiedergefunden habe. Gerade dieses ist nicht in dem Bändchen, aber das macht nichts. Shakespeare ist einfach großartig. Man muß den Inhalt gar nicht verstehen, kann man sich doch in Worten verlieren:

All days are nights to see till I see thee,
And nights bright days when dreams do show thee me.


Und hier nun jenes, welches ich nie finden konnten, aber das I*net weiß einfach alles:

My mistress' eyes are nothing like the sun;
Coral is far more red than her lips' red:
If snow be white, why then her breasts are dun;
If hairs be wires, black wires grow on her head.
I have seen roses damask'd, red and white,
But no such roses see I in her cheeks;
And in some perfumes is there more delight
Than in the breath that from my mistress reeks.
I love to hear her speak, yet well I know
That music hath a far more pleasing sound.
I grant I never saw a goddess go:
My mistress, when she walks, treads on the ground.
And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare.

Permalink (5 Kommentare)   Kommentieren