Tag 9 – Das erste Buch, das du je gelesen hast
Keine Erinnerung. Mein Vater hat uns, als wir klein waren, oft vorgelesen, Kinderbuchklassiker, Märchen, Pixiebücher, wann ich jedoch angefangen habe, Bücher selbst zu lesen, weiß ich nicht mehr. Schätzungsweise mit sechs oder sieben, kurz nach dem Schulanfang.
Woran ich mich erinnere ist, daß ich irgendwann von einer Freundin ein bunt bebildertes Buch auslieh, etwa die Hälfte jeder Seite waren nur Bilder, es hatte etwas mit Tieren zu tun, die in sehr vermenschlichter Weise etwas taten (aber nicht: "Als die Tiere den Wald verließen", das kam später). Dieses Buch war das erste von vielen, das ich an einem einzigen Abend durchlas und daran erinnere ich mich allerdings noch: es fühlte sich an wie ein durchschlagender Erfolg, ein Initiationsritus, geradezu eine Weihe. Ich empfand den Moment als etwas besonderes, ein ganzes Buch in einem Rutsch durchgelesen zu haben. Sonderbar.

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alterbolschewik, Sonntag, 10. Oktober 2010, 01:41
Komisch, ich habe ja ein verdammt schlechtes Gedächtnis, was meine eigene Vergangenheit betrifftt. Jedesmal bin ich erstaunt, was meine Geliebte aus ihrer Kindheit erinnert, während bei mir da riesige Lücken klaffen. Aber mein erstes Buch, das werde ich nie vergessen. Ich bekam es zu Weihnachten nach meiner Einschulung geschenkt. Ravensburger Taschenbuch für das erste Lesen: Die Maus und der Mond. Etwas später und ganz traumatisch dann ein Buch aus der Stadtbücherei, das ich nicht fertiglesen konnte, weil es zurückgegeben werden mußte und ich mit meinem Buchstabieren nicht schnell genug war: Die Grille Chester. Ich fürchte, es sagt einiges über meinen Charakter aus, daß ich Personen sehr schnell vergesse, aber mich auch nach Jahrzehnten immer noch an Bücher einnere.

damenwahl, Sonntag, 10. Oktober 2010, 22:04
alterbolschewik, besser Bücher als - sagen wir - Schokolade. Oder Comichefte.

berenike, Sonntag, 10. Oktober 2010, 11:20
Mein erstes richtiges Buch, nach Bilderbüchern mit ein paar Zeilen Text, war Pu der Bär. Am Anfang hat mir mein Vater noch jede Seite vorgelesen und ich habe sie dann selber gelesen. Nach ein paar Seiten gings dann allein weiter.

damenwahl, Sonntag, 10. Oktober 2010, 22:06
Liebe Berenike, Pixiebücher! "Fröhlich, Warm und Furchtlos" ist bis heute mein Liebstes, das habe ich immer noch.

energist, Sonntag, 10. Oktober 2010, 22:40
Pixiebücher hatte ich früher nie, daher fand ich sie dann bei der ersten Begegnung suspekt. So klein, das können gar keine „echten“ Bücher sein.

Heute besitze ich ein paar. Allesamt mit dem Titel „Meine Freundin ist Ingenieur“. Ich fand diesen Werbedruck irgendeines Berufsverbandes dermaßen schlecht, daß ich mir direkt alle übrigen Exemplare sicherte und sie nun an nach und nach an Absolventinnen verschenke. Bisher hat jede gut gelacht.

berenike, Montag, 11. Oktober 2010, 11:51
Pixiebücher gabs bei uns nicht. War meinen Eltern nicht gehaltvoll genug.
Aber die "Als die Tiere..." Bände habe ich heiss und innig geliebt!

energist, Montag, 11. Oktober 2010, 15:45
"Was ist was", die großen A-4-Bücher, die alles ganz genau erkärten! Da gabs jeweis zu Weihnachten und zum Geburtstag eines. Und manchmal, wenn wir zu den Großeltern fuhren und der kleine energist drei Stunden Autofahrt Ruhe geben sollte ;)

damenwahl, Montag, 11. Oktober 2010, 16:15
"Als die Tiere..." habe ich ebenfalls verschlungen, den Film fand ich eher mäßig (oder war es eine Serie). "Was ist was" gab es bei uns nicht, und die zwei oder drei, die ich irgendwann auslieh, faszinierten mich auch nicht so recht. Schon damals eine Aversion gegen Sachliterature, fürchte ich.

energist, Montag, 11. Oktober 2010, 23:03
EinE Genderforscher_In hätte seine/ihre helle Freude an der sich hier auftuenden Geschlechterdifferenz!

damenwahl, Montag, 11. Oktober 2010, 23:35
Ihre Political Correctness ist beeindruckend. Hatten Sie wieder ein Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten, Herr Energist?

mark793, Sonntag, 10. Oktober 2010, 11:29
Tja, die Erinnerung an das erste Buch ist weg. Aber meine erste richtige Lektüre, an die ich mich nich erinnere, war die lokale Tageszeitung.

ilnonno, Sonntag, 10. Oktober 2010, 12:10
Ging mir genauso. Ich sah beim Frühstück nie meine Eltern, immer nur Zeitungen. Irgendwann nahm ich mir auch einen Teil und lernte damit lesen. Immer von der ersten Seite an. Ging nicht anders. Meine Vater hatte den Sport-, meine Mutter den Lokalteil.

Folglich wußte ich in der ersten Klasse wie der Kanzler und seine Minister hießen, dass es einen dicken Mann aus Bayern gab, der die alle nicht mochte; und dass es einen gar nicht dicken Mann mit Hornbrille gab, der wiederum den Bayern nicht mochte. Und aus seiner Abneigung kein Geheimnis machte.

So ergab es sich, dass mich der Nachbar einmal fast verhauen hätte, als ich das Wahlplakat einen baden-württembergischen Ministerpräsidenten mit Anfangsbuchstaben F mit Dreck bewarf. In nachhinein betrachtet: eine revolutionäre Tat. Der Zorn des Nachbarn drehte sich dabei weniger um den MP mit F als und seinen gerade auber gekehrten Gehweg ("Trottwar" genannt).

Wahrscheinlich lernen die Kinder deswegen heute nicht mehr lesen. Es kommt nur Unsinn dabei heraus. Unsinn wie Blödsinn, nicht wie Xaver Unsinn, den gab es damals auch...

damenwahl, Sonntag, 10. Oktober 2010, 22:07
Nie Tageszeitung gelesen, immer nur die Zeit, von sporadischen Ausnahmen abgesehen. Ich habe morgens der elterlichen Zeitungslektüre (die hätten sowieso nicht geteilt) ein Buch entgegengesetzt.