Donnerstag, 15. Oktober 2009
Babylon
Ich liebe es, in Fremdsprachen zu arbeiten. Am letzten Samstag Abend war ich mit den – vorwiegend ältlichen – Kollegen Abendessen, ein Franzose, ein Belgier, ein Brite und ich und das gesamte Gespräch hindurch wechselten wir von Französisch zu Englisch und wieder zurück, manchmal mitten im Satz. Je pense que c’est vraiment utile de,... il faut considérer, … we should consider to see … . Non, c’est pas comme ca, I have to correct you there…. So ungefähr. Ich liebe es, mehrere Sprachen auf dem Flur zu hören, ich liebe es, mit den Kollegen Französisch oder Englisch zu sprechen, ich liebe die Eigenheiten jeder Sprache. Vor allem die blumigen französischen Floskeln sind mir ein steter Quell der Freude. Hätte ich nicht immer große Sorge um meine vielen Fehler, das Mails schreiben in Französisch wäre ein reiner Spaß.

Madame l’Administrateur Directeur Générale,
merci beaucoup pour prendre le temps de nous recevoir… . Je serais très reconnaissante si vous pouvez… . Je vous prie de.... .Veuillez agréer, Madame l’Administrateur Directeur Générale, mes sentiments le plus distinguées.


Sicherheitshalber bitte ich bei wichtigen Korrespondenten einen muttersprachlichen Kollegen um Korrektur, damit ich mich nicht allzu sehr blamiere. Auf Gespräche bereite ich mich sorgfältig vor, schreibe mir meine Fragen auf, suche Vokabeln vorher raus und notfalls muß ich Dinge eben zwei Mal sagen. Oder zwei mal fragen, bis ich’s verstanden habe. Kongolesen wachsen in der Regel mit einem oder mehreren der afrikanischen Dialekte auf (Amtssprachen im Kongo: Lingala und Kikongo in der Gegend um Kinshasa, Swahili im Osten und Tshiluba in der Mitte, bei irgendwas zwischen 200 und 300 weiteren Dialekten), während Französisch die erste Fremdsprache ist und in der Schule gelernt wird – wenn auch früher als wir mit Englisch anfangen. Während die Eliten meistens ein sehr gutes und eloquentes Französisch sprechen, habe ich mit Wächtern, Taxifahrern und Verkäufern manchmal zu kämpfen, vor allem der Aussprache wegen. Mit Belgiern komme ich gut zurecht, aber Franzosen sind mir ein ständiges Ärgernis. Mit dem schönen Franzosen habe ich es eine Weile versucht, mittlerweile sprechen wir allerdings meistens Englisch. Als ich ihn irgendwann bat, doch mehr Französisch mit mir zu reden erklärte, er müsse ja auf Französisch alles zwei Mal sagen, weil ich es nicht verstehe. Das war das.
Wirklich schlimm ist jedoch der französische Kollege in meinem Team. Er spricht unangenehm leise, so daß ich schon akustisch sehr die Ohren spitzen muß. Außerdem – typisch französisch – sehr schnell und zieht die Wörter ineinander, so daß ich sie nicht mehr unterscheiden kann. Und obendrein – auch typisch französisch – weigert er sich, Englisch zu sprechen. Ihm scheint reichlich egal zu sein, daß ich allenfalls die Hälfte verstehe, und vor einigen Tagen hat er bei mir endgültig alle Sympathien verspielt. Ich hatte im Gespräch eine Vokabel – Fachterminus! – nicht richtig verstanden und der ältliche Kollege Team-Chef korrigierte meine Aussprache. Und der fiese Franzose lachte. Nicht laut, für sich, aber sehr sichtbar.

Nun werde ich gerne korrigiert von Personen, die ich mag. Ich wünschte, der schöne Franzose oder der nette Belgier würden mich öfter berichtigen, das ist nur gut für mich. Ich kann damit leben, daß mich jemand korrigiert, der zwar einen schauderhaften Akzent hat, aber grundsätzlich sehr gut spricht. Aber ich habe innerlich getobt, als dieser Idiot, der kaum fünf Sätze auf Englisch von sich gegeben hat – vermutlich weil sein Englisch Lichtjahre von unserem entfernt ist, keine Ahnung ob er zufällig noch fließend Deutsch oder Chinesisch spricht um sich zu rehabilitieren –, über mich gelacht hat. Gar nicht nett. Ganz schlechte Kinderstube.

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